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Karl Ove Knausgård

Im Winter

Luchterhand

22,00 €, E-Book 17,99 €

Nach seinem großen autobiographischen Projekt erscheinen jetzt auch die vier Jahreszeiten-Bände von Karl Ove Knausgård in Deutschland. Den Anlass zu diesem Schreibprojekt bildete die vierte Schwangerschaft seiner Frau. Indem Knausgård seiner ungeborenen Tochter die Welt beschreibt, macht er sie sich selbst greifbar und begreiflich. Von August bis Oktober reflektiert der Autor in „Im Herbst“ sowohl über herbstliche Beobachtungen, als auch über allgemeine und alltägliche Phänomene der Welt. Es ist dieser besondere Blick, der es vermag, den inhärenten Zauber der Welt heraufzubeschwören und dem Leser die Tiefe des Banalen wieder zu Bewusstsein zu führen. „Im Winter“ setzt mit den folgenden drei Monaten direkt an den ersten Band an und beschreibt den Schnee, Weihnachten, Silvester und weitere winterliche Phänomene bis zur Geburt der Tochter. Im März 2018 wird der dritte Band folgen, der einen einzigen Frühlingstag mit dem neuesten Familienmitglied umfassen soll.
War Knausgårds autobiographisches Projekt noch von einer ausufernden Textmasse gekennzeichnet, die einiges an Lesezeit abverlangte, zeigt sich in diesen Miniaturen ein entgegengesetzter Weg. Man kann die neuen Bücher entweder am Stück lesen oder sich von den kurzen Reflexionen dazu anregen lassen, hin und wieder einen oder mehrere Texte zu lesen und sich somit von den Büchern durch die einzelnen Jahreszeiten begleiten zu lassen. Egal für welche Lesart man sich entscheidet, ein Blick hinein lohnt sich definitiv.

 

Carmen Korn

Zeiten des Aufbruchs

Kindler Verlag
19,95 €, E-Book 16,99 €

Die Geschichte um Lina, Käthe, Henny und Ida geht weiter. 1949 Hamburg: Deutschland ist in Aufbruchsstimmung. Endlich geht es nach zwei Weltkriegen aufwärts: Lina gründet eine Buchhandlung, Ida hat ihre Berufung gefunden und die Kinder von Henny gehen ihren Weg. Aber die drei Freundinnen wissen immer noch nicht, wohin der Krieg Käthe verschlagen hat, wissen nicht, ob sie noch lebt.
Mitreißend erzählt Carmen Korn im zweiten Teil der Trilogie von der Nachkriegszeit, dem Wirtschaftswunder, Rock’n’Roll und dem Schicksal der vier Frauen und ihrer Familien.

 

Sabrina Janesch

Die goldene Stadt

Rowohlt Verlag
22,95 €, E-Book 19,99 €

„Die goldene Stadt“ ist die Geschichte des deutschstämmigen Ingenieurs, Abenteurers und Hochstaplers Rudolph August Berns und seiner Suche nach dem südamerikanischen Eldorado. Bereits in ihren ersten beiden Romanen „Katzenberge“ und „Ambra“ hat sich Sabrina Janesch auf Reisen begeben und ihr Verhältnis zu Osteuropa beleuchtet. Für die Recherchen zu „Die goldene Stadt“ hat sie sich nun auf den Weg in die Anden gemacht. Auf den Spuren ihres Helden reiste sie nach Machu Picchu – um möglichst genau nachzuvollziehen, was dieser damals empfunden haben könnte. Diese empathische Nähe, die sich durch das gesamte Buch zieht, ist eine der Stärken des neuen Romans von Sabrina Janesch. Anschaulich und mitreißend erzählt sie von Berns Getriebenheit und den Strapazen, die er für sein Ziel auf sich nahm. Manche Schilderung erinnert unwillkürlich an „Aguirre“ und „Fitzcarraldo“. Aber das Buch ist in seinen genauen Beobachtungen und Beschreibungen auch voller Charme und Humor. Natürlich ist „Die goldene Stadt“ mehr als eine Biografie. Sabrina Janesch füllt mit großer Fantasie und erzählerischer Finesse die Lücken der Recherche und ihrer Darstellung des widersprüchlichen Charakter und facettenreichen Lebens von Rudolph August Berns zu folgen, ist ein großes Leseabenteuer.

 

Sabine Bode

Mädchen im Strom

Klett-Cotta
20,00 €, E-Book 15,99 €

Gudrun ist ein wagemutiges und hübsches Mädchen. Gern verdreht sie den Männern den Kopf. Aber ihr Nachname Samuel und die jüdische Herkunft verheißen im Dritten Reich nichts Gutes. Hineingeboren in wohlhabende Verhältnisse erlebt Gudrun eine glückliche Kindheit. Aber als die Nazis an die Macht kommen, muss sie fliehen. Eine Odyssee beginnt, die bis in das Judenghetto von Shanghai führt.
Es ist eine wahre, dramatische, ergreifende Geschichte, die Sabine Bode erzählt ohne dabei schablonenhaft zu werden. Denn die Protagonistin hat auch dunkle Seiten und nutzt alle Chancen. Die sachliche und distanzierte Erzählweise macht es möglich, den schweren Lebensweg Gudruns zu verfolgen.
Berührend sind auch die in die Erzählung eingebundenen Briefe Gudruns und ihrer Freundin Margot, ein Kontakt, der nie abriss.

 

Rick Riordan

Percy Jackson – Diebe im Olymp – Sonderausgabe

Carlsen
10,00 €

Über die 5-teilige Percy-Jackson-Saga muss wohl eigentlich nicht mehr allzu viel gesagt werden. In der abenteuerlichen Jugend-Fantasy-Reihe sind die antiken Mythen nicht einfach nur Geschichten, sondern sie entsprechen der Wirklichkeit. Die antiken griechischen Götter existieren und wie in der Mythologie beschrieben, haben einige der Götter mit Menschen Kinder gezeugt. Percy, der von seiner Mutter aufgezogen wird, ist einer solcher Halbblute und erfährt erst im Jugendalter, dass er der Sohn des Poseidon ist. Im „Camp Halfblood“ lernt er seine Fähigkeiten zu nutzen und zieht gemeinsam mit seinen Halbblutfreunden gegen Giganten, Titanen und diverse andere Wesen der antiken Mythologie in den Kampf, um nicht zuletzt die Menschheit zu retten.
Bei der Serie handelt es sich nicht nur um äußerst spannende Jugendliteratur, sondern es werden den jungen Lesern ab 12 Jahren auch viele Teile des antiken mythologischen Kulturguts auf unterhaltsame Art und Weise vermittelt. Abenteuerliche Unterhaltung mit Lerneffekt. Im Augenblick gibt es die einzelnen Bände im festen Einband als Sonderausgaben für jeweils nur 10 €.

 

Weihnachtliches im Reclam-Verlag

8,80 € – 14,00 €

Der Reclam Verlag hat auch in diesem Jahr eine Reihe von weihnachtlichen Geschenkbüchern herausgegeben. Von Klassikern wie Adalbert Stifter über Erzählbände verschiedener Autoren und Gedichten bis zu Liedern ist alles zu finden, gebunden und schön illustriert.

 
Noll - Halali

Ingrid Noll

Halali

Diogenes
22,00 €, E-Book 18,99 €

Der neue Roman von Ingrid Noll versetzt uns in die 50er Jahre, nach Bonn. Bonn ist Hauptstadt geworden und nun werden Ministerien aus dem Boden gestampft, der Wohnraum ist knapp. Doch das Männerangebot steigt. Das kommt Karin und Holda gerade recht. Die beiden jungen Frauen sind häuslichen Zwängen entkommen und arbeiten im Innenministerium als Sekretärinnen. Sie suchen privates Glück und Geborgenheit, aber auch Abenteuer und Selbstverwirklichung. Und jetzt sind sie auf Männerjagd. Aber was als Spaß begann, wird schnell Ernst, denn Holda und Karin geraten in einen echten Spionagefall.
Ingrid Nolls Zeitreise ist spannend, kreativ und mit ihrem typischen Schuss Humor und Ironie erzählt.

 

Jana Hensel

Keinland

Wallstein
20,00 €, E-Book 15,99 €

Eine Qualität von Literatur ist es, dass sie in der Lage ist, Empathie zu erzeugen. Eine Nähe zu erzeugen, die vorher nicht da war. Eine Sprache zu finden, die als verbindendes Element funktionieren kann. Eine Qualität, die in „Keinland“ auf jeden Fall zum Tragen kommt. Denn die beiden Protagonisten versuchen genau das – sie versuchen sich einander anzunähern. Und die Voraussetzungen scheinen zunächst gut, da zwischen beiden schnell Nähe entsteht. Aber gerade Martin, der als Jude in Frankfurt a.M. aufgewachsen ist, nun aber schon seit geraumer Zeit in Israel lebt, ist immer wieder abweisend gegenüber Nadja. Sie ist in der DDR aufgewachsen, musste dann aber im vereinigten Deutschland groß werden. Somit hätten sie in gewisser Weise beide kein Land, findet Nadja und somit eine Gemeinsamkeit, zumindest eine gemeinsame Basis für Verständnis. Eine Vorstellung, die Martin klar zurückweist, schließlich seien „ihre Leute“ nicht in den Öfen zu Asche verbrannt worden. Dennoch ringen beide um Verständnis füreinander, kommen sich immer wieder näher und entfernen sich wieder weiter voneinander…
Als Leser können wir diese Bewegungen nachvollziehen und uns so in zwei Menschen einfühlen, die – jeder auf die eigene Art – mit sich, ihrer persönlichen Geschichte und mit Geschichte ringen.

 

Marc-Uwe Kling

QualityLand

Ullstein
18,00 €, E-Book 14,99 €

Der Liedermacher und Kabarettist Marc-Uwe Kling ist vielen seit den Känguru-Chroniken ein Begriff. Mit „QualityLand“ liegt uns nun sein erster Roman vor – und dieser gleich in zweifacher Form. Doch zunächst zum Inhalt: „QualityLand“ ist eine Zukunftssatire, die das Leben im digitalen Zeitalter auf die Spitze treibt. QualityPartner weiß, wer am besten zu dir passt und TheShop weiß, was du willst und brauchst – noch bevor du es selber weißt – und schickt dir alles dementsprechend ohne Bestellung sofort per Drohne zu. Autos fahren die Einwohner selbstständig wohin sie wollen, „Ohrwürmer“ übermitteln dem Träger Mails, Nachrichten und Informationen, die sie benötigen. Da alle Daten im Netz sind – ob freiwillig oder nicht – werten Algorithmen diese aus und erstellen das Persönlichkeitsprofil eines jeden Einwohners und stufen sie in ein entsprechendes Level ein. Das System kümmert sich um alles. Alles, was du tun musst, ist „okay“ zu sagen. Doch eine Lieferung von TheShop, mit der der Maschinenverschrotter Peter rein gar nichts anfangen kann, lässt ihn am System zweifeln. Und mit diesem Zweifel wächst sein Aufbegehren gegen das System…
Marc-Uwe Kling beweist wieder einmal, dass er es gekonnt vermag, witzige und leichte Unterhaltung geistreich zu gestalten. Neben unzähligen intertextuellen und interkulturellen Anspielungen, Verweisen und Wortspielen, hat er sich auch zur Form seine Gedanken gemacht. Wie eingangs erwähnt, gibt es das Buch in zwei verschiedenen Ausgaben. Die Handlung beider Versionen ist identisch, jedoch sind die Einschübe in Form von Nachrichten, Werbeanzeigen etc. zwischen den Kapiteln unterschiedlich. Sie sind an den Gedanken des Buches angelehnt, dass in QualityLand jeder seine personalisierten Nachrichten, Werbungen etc. empfängt. Da der Aufwand, einem jeden Leser sein personalisiertes Buch zu schreiben, zu aufwendig gewesen wäre, sollen diese zwei Versionen das Prinzip veranschaulichen. Und keine Sorge: Die im jeweiligen Buch fehlenden Anzeigen können im Internet nachgelesen werden.

P.S. Wer das Känguru vermisst, kann sich auf das ausrangierte pinke QualityPad freuen.

 

Colson Whitehead

Underground Railroad

Hanser
24,00 €, E-Book 17,99 €

Colson Whiteheads „Underground Railroad“, mit den wichtigsten amerikanischen Buchpreisen ausgezeichnet, mischt in guter amerikanischer Erzähltradition historische Wirklichkeit mit Fiktion. Er beschreibt das tatsächlich existierende Netzwerk, das gegen Mitte des 19. Jahrhunderts Sklaven half, in die Freiheit zu entkommen. Und er stellt es als wirkliche unterirdische Eisenbahn dar. Diese hat verborgene unterirdischen Bahnhöfe, Gleise, Nebenstränge, Schaffner und Bahnwärter – eine riesenhafte Ingenieursleistung. Allerdings die Eisenbahn ist nicht zuletzt das Symbol der Moderne, das die Eroberung und Unterwerfung des nordamerikanischen Kontinents erst möglich machte und entlang dieser Zugverbindungen nimmt der Roman narrative Fahrt auf. Coras Flucht ist eine geografische Reise durch die Südstaaten Amerikas von der Plantage in Georgia über South und North Carolina, die letztlich im Norden der USA, in Indiana, endet. Aber es ist auch eine Reise durch die Geschichte der USA. An jeder der „Stationen“ der Railroad, an denen Cora für eine bestimmte Zeit an die Oberfläche gelangt, zeichnet Whitehead ein anderes, oft düsteres und zerrissenes Bild Amerikas. „Underground Railroad“ ist damit aber nicht nur in den USA das Buch der Stunde. Auch für uns europäische Leser ist diese Erzählung über Ausgrenzung, familiäre Tragödien und existenzielle Not hoch aktuell.

 

Edward Berry

Das verschwundene Buch

Sanssouci
15,00 €

Wenn die Geschwister Alba und Diego nicht gerade auf der Suche nach Drachen, die sie in ihrer Enzyklopädie sammeln können, durch Barcelona stromern, sind sie am liebsten bei ihrer Tante Bea im Buchladen. Ebendahin zieht es sie am Erscheinungstag eines neuen Romans, auf den alle Kinder schon sehnsüchtig warten. Schließlich handelt es sich, laut dem berühmten Literaturkritiker Leo Gutenberg, um die schönste Geschichte der Welt. Als sie jedoch bei ihrer Tante im Buchladen ankommen, erwartet sie ein riesen Schreck. Das Buch sowie der Umschlag sind vollkommen leer! Auch kann sich keiner derjenigen, die die Geschichte bereits vorab lesen konnten, mehr an die Geschichte, geschweige denn an den Titel erinnern. Was war geschehen? Auch in anderen Büchern passieren seltsame Dinge. Was hat eine Laserpistole in „Peter Pan“ zu suchen? Und was hat der mysteriöse Medienmogul Mr. Zargo mit all dem zu tun? Zunächst tauchen Alba und Diego mit der Hilfe ihrer Tante, die über geheimnisvolle Zauberkräfte verfügt, in die Geschichte von Peter Pan ein, um diese wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen.
Diese neue Kinderbuchreihe, die sehr liebevoll gestaltet ist, entführt die Leser in das Reich der Literatur und der Phantasie. Steht die Geschichte von Peter Pan im Zentrum des ersten Bandes, so tauchen die Geschwister im zweiten Teil in die Welt der Musketiere von Alexandre Dumas ein. Diese Reihe bietet nicht nur kurzweilige und abenteuerliche Unterhaltung, sondert macht auch Lust, die Klassiker der Kinderliteratur erneut zur Hand zu nehmen.

 

Ingo Schulze

Peter Holtz. Sein glückliches Leben erzählt von ihm selbst

S.Fischer Verlag
22,00 €, E-Book 19,99 €

Neun Jahre nach seinem letzten Roman Adam und Evelyn hat der vor allem für seine Erzählbände geschätzte Ingo Schulze nun einen neuen Roman vorgelegt. Und Peter Holtz reiht sich nahtlos ein in die Reihe der Helden großer Schelmenromane wie Hašeks Schweijk, der Simplicissimus ist nicht zuletzt auch formal Vorbild. Der Roman setzt 1974 ein, als Peter Holtz – wie auch der Autor – zwölf Jahre alt ist und begleitet den Hauptdarsteller bis ins Jahr 1998. Die erstaunliche Naivität, mit der Schulze seinen Narren ausstattet, imprägniert diesen gegenüber allen Schicksalsschlägen und Widersprüchen der Realität. Und sie ermöglicht dem Autor, das Groteske ebenso zu gestalten wie die Reflexionsebene hinter diesem Szenario. Holtz, im Waisenhaus aufwachsend, nimmt den Sozialismus ernster als die Menschen um ihn herum. Ernster, als es Partei und Stasi erlauben – er taugt nicht einmal zum Spitzel. So wie Peter Holtz mit religiösem Ernst an den Sozialismus glaubt, wird er kurz nach 1989 an den Kapitalismus glauben. Wie jeder Schelm gestaltet er sein Leben weniger, als dass es ihm widerfährt. Und das Glück meint es scheinbar gut mit ihm – ohne sein Wollen spielt es ihm immer mehr Geld in die Hände. Beim Versuch, dieses mit Anstand auszugeben, vermehrt es sich nur auf wundersame Weise. Allerdings steht dieses Geld dem Glück des Helden auch im Wege. Im ersten Kapitel kommt der zwölfjährige Peter Holtz noch damit durch, ohne Geld im volkseigenen Ausflugslokal zu speisen. Im letzten wird er aus der Gesellschaft ausgeschlossen, weil er, unter der Berliner Weltzeituhr sitzend, Tausend-DM-Scheine verbrennt. Es ist bemerkenswert, wie der große Erzähler Ingo Schulze in kleinsten Beobachtungen und Beschreibungen Charaktere und Situationen skizziert. Aber vor allem der warmherzige Humor und die spürbare Freude des Autors am Schreiben machen Peter Holtz so lesenswert.

 
José Eduardo Agualusa

Eine allgemeine Theorie des Vergessens

C.H. Beck
19,95 €, E-Book 15,99 €

1974 beendet die Nelkenrevolution in Portugal die dortige Diktatur. Das hat große Auswirkungen auf die Kolonie Angola. Endlich ist die Unabhängigkeit greifbar. Aber die Freiheitsbewegungen bekämpfen sich gegenseitig und ein Bürgerkrieg bricht aus. In diesen Wirren erschießt die Portugiesin Ludovica in Notwehr einen Mann. Sie vergräbt ihn auf der Dachterrasse und mauert sich in ihrer Wohnung ein. Während Ludovica ihr Überleben sichern muss, mit selbst gezogenem Gemüse und gefangenen Tauben, verändert sich die Welt da draußen. In den dreißig Jahren ihrer Einsamkeit kreuzen sich die Wege von Tätern und Opfern in bizarren Verwicklungen. Am Ende treffen alle Beteiligten vor Ludos Mauer aufeinander.
Diese fantastisch anmutende Geschichte wurde nach einer wahren Begebenheit erzählt. Die wirkliche Ludovica führte ein bruchstückhaftes Tagebuch und schrieb auf die Wände ihrer Wohnung. Aus diesen Aufzeichnungen hat José Eduardo Agualusa, einer der wichtigsten Portugiesisch schreibenden Autoren, einen wunderbaren Roman gemacht.
Sven Regener

Wiener Straße

Galiani Berlin
22,00 €, E-Book 18,99 €

Herr Lehmann ist zurück! Nach dem Spin-Off „Magical Mystery“, der Karl Schmidt in den Fokus nahm und Frank Lehman lediglich in Abwesenheit auftreten lässt, gibt es endlich einen neuen Roman von Sven Regener, der Herr Lehmann wieder in den Mittelpunkt rückt. Zeitlich füllt der im Jahr 1980 angesetzte Roman eine Lücke zwischen „Neue Vahr Süd“ und „Herr Lehmann“, in direktem Anschluss an „Der kleine Bruder“. Der WG-Einzug über Erwins Kneipe „Einfall“ bildet den Beginn von „Wiener Straße“, der das bekannte Personal durch weitere bizarre Charaktere ergänzt und gewohnt schräge und witzige Dialoge präsentiert. Die Handlung umspannt nur wenige Tage, gibt dabei jedoch lebendige Einblicke in die Künstler-, Kneipen-, Punk- und Hausbesetzerszene Kreuzbergs Anfang der 1980er Jahre. Mehr muss eigentlich nicht gesagt werden: Ein echter Regener halt!
Benjamin Lacombe

Marie Antoinette. Das geheime Tagebuch einer Königin

Jacoby & Stuart
29,95 €

Die Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken sagt in ihrem Buch „Angezogen“ über Marie Antoinette sinngemäß, dass diese vermittels ihres Putzes – mit ihrer „Modepolitik“ – die Monarchie zum Wackeln und schließlich zum Einstürzen brachte. Indem sie durch ihre Kleidung und ihre aufwändigen Frisuren ihre Lust und damit Individualität zur Schau stellte, nahm sie dem königlichen Körper die transzendente Dimension und somit die Ebene der Repräsentation der gottgewollten Ordnung. Ein Aspekt, der immer wieder in den wunderbaren Bildern von Benjamin Lacombe zu Tage tritt. Lustvoll illustriert er – sich immer wieder auch berühmter Porträts als Vorlage bedienend – eben diese Lust der letzten Königin Frankreichs. Die Lust nicht nur an aufwändigster modischer Kleidung und Toilette, sondern auch an der Lust selbst. Diesen präzisen und opulenten Bildern sind, neben einigen originalen Briefen Maria Theresias, immer wieder fiktive Tagebucheinträge Marie Antoinettes zur Seite gestellt, in denen sich Lacombe dem Innenleben dieser vielgescholtenen wie vielbesungenen schillernden Persönlichkeit nähert.
Marah Woolf

BookLess. Gesponnen aus Gefühlen

Oetinger Taschenbuch
8,99 €

Der Kampf um die Bücher geht weiter. Nachdem in diesem Frühjahr der erste Band der BookLess-Trilogie erschien, geht die bibliophile Abenteuergeschichte nun in die zweite Runde.
Die Enttäuschung über Nathans Verrat setzt Lucy noch stark zu. Dennoch muss sie irgendetwas gegen den geheimnisvollen Bund, der Bücher „ausliest“, um sie vermeintlich vor der Menschheit zu schützen, unternehmen. Schließlich werden alle „ausgelesenen“ Bücher aus dem kollektiven Gedächtnis der Menschheit gelöscht. Das kann Lucy als letzte Nachfahrin des jahrhundertealten Geschlechts der Hüterinnen nicht zulassen. Da sie gegen Nathans Großvater, der der Anführer des Bundes ist, nicht allein ankommen kann, ist sie auf Hilfe angewiesen. Doch ist es richtig ihre Freunde auch noch in Gefahr zu bringen? Und auf welcher Seite steht Nathan wirklich? Und welche besondere Verbindung besteht zwischen den beiden?
Wie bereits im ersten Band häufen sich die Fragen und treiben den Leser gespannt durch die Seiten in Erwartung der dazugehörigen Antworten, die sich peu à peu entfalten. Für jugendliche Leser ab 14 Jahren liefert die BookLess-Reihe ebenso unterhaltsame Lektüre wie für erwachsene Leser, die sich in eine leichte, etwas magisch angehauchte Geschichte fallen lassen möchten. Der große Vorteil: Wer erst jetzt einsteigt, muss nur noch zwei Monate auf das Finale der Trilogie warten.