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Bohlmann

Sabine Bohlmann

Willkommen bei den Grauses – Wer ist schon normal?

Planet!

14,00 € (Gebunden)

9,99 € (E-Book) 

„Willkommen bei den Grauses – Wer ist schon normal“ ist der 1. Teil einer neuen Reihe der bekannten Kinderbuchautorin Sabine Bohlmann.
Die neunjährige Ottilie beobachtet in einer nebligen Nacht zu Beginn der Sommerferien, wie in das alte Haus gegenüber 5 Personen einziehen. Sie heißt die neuen Nachbarn am nächsten Tag mit einem Kuchen willkommen und stellt fest, irgendetwas mit denen stimmt nicht. Die Grauses sind nämlich eine bunt zusammengewürfelte Truppe aus magischen Kreaturen, die aus einer Stadt für andersartige Wesen kommen und nun in der Menschenwelt als Familie leben sollen.Ottilie möchte der  Familie helfen, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden und ein aufregendes Abenteuer beginnt.

Sabine Bohlmann ist wieder ein spannendes und lustiges Buch gelungen. Die einzelnen Kapitel haben fröhliche Überschriften. Die vielen schwarz-weiß Bilder von Daniel Steudtner runden das ganze ab. Dieses Buch ist für Leser ab 9 Jahre gedacht, es eignet sich aber auch super zum Vorlesen.

 
Iosivino

Bianca Iosivino

Golden Bay – How it feels

Penguin

16,00 € (Gebunden)

12,99 € (E-Book) 

„Golden Bay – How it feels“ ist der Auftakt der neuen Trilogie der Bestsellerautorin Bianca Iosivoni.
Als Ember vor 5 Jahren die kanadische Insel Golden Bay verließ hat sie sich geschworen, sich nie mehr zu verlieben und nicht mehr an die schrecklichen Ereignisse zurückzudenken. Doch bei der Rückkehr in die Heimat wird sie von alten Erinnerungen überwältigt. Auf der Hochzeit ihrer Freundin trifft sie ausgerechnet auf Holden, der ihr vor 5 Jahren das Herz gebrochen hat. Plötzlich sind die tiefen Gefühle wieder da, aber auch Wut und Enttäuschung. Obwohl sich Ember dagegen wehrt, kommt sie doch nicht gegen Holdens Anziehungskraft an. Man erfährt in kleinen Rückblenden mehr aus der Zeit von vor 5 Jahren, sodass sich Stück für Stück das Puzzle zusammensetzt.
Das Buch ist spannend, gefühlsintensiv und aufwühlend und endet mit einem Cliffhänger.

Es ist ein gelungener Auftakt dieser Reihe und man kann gespannt sein, wie Ember und Holdens Geschichte weitergehen wird.

 
Ware

Der neue Thriller der Bestsellerautorin Ruth Ware greift das aktuelle Thema Cyperkriminalität auf. In „Zero Days“ geht es um Jacintha Cross, genannt Jack, und ihren Mann Gabe, sogenannte Pentester, die von großen Unternehmen engagiert werden, um Sicherheitssysteme auf Schwachstellen zu prüfen. Wir begleiten Jack bei einem Einbruch in eines dieser Unternehmen. Im Ohr hat sie ihren Ehemann Gabe, der ihr Hinweise gibt.
Doch als Jack das Gebäude verlässt, wird sie festgenommen. Es dauert einige Stunden bis sie der Polizei beweisen kann, dass sie nur ihren Job gemacht hat. Als sie zu Hause ankommt, findet sie Gabe ermordet an seinem Schreibtisch. Verzweifelt und fassungslos bricht sie zusammen und ruft die Polizei. Schnell stellt sie fest, dass die Polizei sie als Hauptverdächtige sieht. Ihr bleibt nichts anders übrig als zu fliehen und die Suche nach dem Mörder ihres Mannes selbst in die Hand zu nehmen. Es beginnt eine packende Verfolgungsjagd, bei der Jack an ihre Grenzen geht.

Ruth Ware ist mit diesem Buch wieder ein sehr spannender Thriller gelungen, der einen von Anfang an fesselt und bis zur letzten Seite in Atem hält.

 
Ähnlich

Kathrin Aehnlich

Der König von Lindewitz 

Antje Kunstmann

25,00 € (Gebunden)

20,99 € (E-Book) 

Das neue Buch von Kathrin Aehnlich heißt „Der König von Lindewitz“. Die sächsische Autorin schreibt über Lindewitz, einen kleinen fiktiven Ort in Ostdeutschland, wo jeder jeden kennt, alle einen lustigen Spitznamen haben und man nach dem Motto lebt „Einmal Lindewitz, immer Lindewitz“.
Wie überall in Deutschland, verändert sich Lindewitz nach der Wiedervereinigung, alles ist in Bewegung. Mehr und mehr verbreitet sich auch rechtes Gedankengut und ruft natürlich auch die linke Szene auf den Plan. Der geliebte Ort, ohnehin wenig saniert und vernachlässigt, wird zum „Kampfplatz“.
Das Miteinander der Bewohner wird auf eine harte Probe gestellt. Immer wieder werden  Vergleiche hergestellt zu früheren Zeiten, die keiner zurückhaben will, in der es aber auch viele schöne gemeinsame Erlebnisse gab. Das trifft auch auf die zahlreichen abenteuerlichen Familienschicksale zu, die mit viel Empathie geschildert werden. Alle landen irgendwann bei Bruno, dem Totengräber, und oft wird erst beim letzten Gang  so manches Geheimnis gelüftet. Deshalb ist er der König von Lindewitz.

Es ist ein Roman, der auf teils amüsante, aber zugleich auch sehr ernsthafte Weise auf aktuelle Probleme in unserem Land aufmerksam macht.

 
Köhlmeier

Michael Köhlmeier

Das Philosophenschiff

Hanser

24,00 € (Gebunden)

17,99 € (E-Book) 

„Das Philosophenschiff“ heißt der neue Roman von Michael Köhlmeier. Solche Schiffe, die es wirklich gab, waren ein Versuch der Sowjetmacht, auf diese Art und Weise unangenehme Personen loszuwerden.
Die berühmte Architektin Anouk bestellt den Schriftsteller zu sich, um zu berichten, wie sie als junges Mädchen auf solch ein Schiff gebracht wurde. Der Leser erfährt eine aufregende Lebensgeschichte einer Hundertjährigen. Sie wächst mit dem Stalinismus auf, lernt damit zu leben und mit ihren hochangesehenen Eltern ein halbwegs normales Leben zu führen. Aber die Familie knüpft immer wieder Freundschaften, die gefährlich sind, Beziehungen auch zu Personen, die mit der neuen Ordnung in Russland nicht einverstanden waren.
Auf diesem „Luxusdampfer“, nur zu zehnt, herrscht eine absolute Ungewissheit und als das Schiff mehrmals einige Tage still steht, auch Angst. Und da ist noch der seltsame Passagier auf dem Oberdeck, soll das wirklich Lenin sein, der große Lenin, der die Verantwortung trägt für alles? An dieser Stelle vermischt sich Wahrheit mit Fiktion, es bleibt eine Biografie, die man sich auch heute wieder bei so viel Flucht und Vertreibung vorstellen kann.
Spannend dargestellt ist die Beziehung der Greisin zum Autor. Aus anfänglicher Neugier, gepaart mit Skepsis, wird mehr und mehr Respekt, Vertrauen und Freundschaft.

Michael Köhlmeier ist wieder ein Roman gelungen, der sofort zum Bestseller wurde.

 
Wie Sterben geht

Andreas Pflüger 

Wie Sterben geht

Suhrkamp

25,00 € (Gebunden)

21,99 € (E-Book) 

An einem Abend im Winter 1983 ist an der Glienicker Brücke in Berlin alles bereit für einen spektakulären Gefangenenaustausch. Rem Kukura, hoher KGB-Offizier und Doppelagent, wird freigelassen und der Sohn eines Politbüromitgliedes darf wieder in die Sowjetunion. Nina Winter muss diesen Austausch begleiten, weil sie die Einzige ist, die Kukura alias Pilger identifizieren kann. Sie hat mit ihm zusammengearbeitet. Sie war die Person, die Pilger als Führungsoffizier wollte. Nina war jung, unerfahren und hatte ihre Arbeit beim Geheimdienst gerade erst begonnen. Der Auftrag in der Sowjetunion ist ihre große Chance. Doch dort trifft sie auf einen Widersacher, der zum Todfeind wird.

Andreas Pflüger kennt sich sehr gut aus bei den Geheimdiensten. Geschickt werden Tatsachen und Fiktives miteinander verwoben. Herausgekommen ist ein spannender Agententhriller aus der Zeit des Kalten Krieges.

 
Meine Stadt

Xi Xi

Meine Stadt

Suhrkamp

24,00 € (Gebunden)

20,99 € (E-Book) 

Aguo, Textschelm und Protagonist in Xi Xis Kultroman »Meine Stadt«, der bei Suhrkamp nun in deutscher Übersetzung vorliegt, ist ein eigenwilliger Stadtführer durch eine eigenwillige Stadt. Hongkong in den 1970er Jahren: Traum und Sehnsuchtsort, Melting Pot und Existenzlabor; vor allem aber eine Metropole mitten im Sprung in eine neue Zeit. Für diese stehen nicht zuletzt die Kilometer an Telefonkabel, die sich durch die Stadt ziehen und im wörtlichen Sinne eine Verbindung herstellen. Und entlang dieser Verbindungslinien, ihren Knotenpunkten und manchmal auch hinein in Sackgassen irren die Leser:innen an der Seite von Aguo, jenem leidenschaftlichen Elektroinstallateur und vor allem begeistert stolzen Bewohner Hongkongs. Ein surrealistisch anmutender Stadtroman, der die Leser:innen dorthin bringt, wo sie eigentlich vielleicht nicht hinwollten, dann aber doch einsehen müssen, dass es sich lohnen kann, sich im Strom Hongkongs treiben zu lassen. Sprudelnd, plappernd und verzückend – eine Leseerfahrung, die ein Verlorengehen nicht ausschließt. Aber selbst wenn – einfach umblättern, denn auf der Seite sitzt Aguo sicher wieder breit lächelnd und holt einen zurück.
Bei allem Aberwitz und aller Schelmerei ist »Meine Stadt« aber – auch darin knüpft es an die europäische Tradition des Surrealismus an – auch ein politisches Buch, das von Flucht und Vertreibung ebenso wie von den Schwierigkeiten erzählt, woanders eine neue Existenz aufzubauen.

 
100 Karten

KATAPULT & Rocket Beans

100 Karten über Gaming
und wie es die Welt beherrscht

Katapult

28,00 € (Gebunden)

Die Infografiken von Katapult können inzwischen getrost als Kult beschrieben werden. Angefangen im Internet, kam es schnell zum Katapult-Magazin und schließlich zur Gründung des Katapult Verlages. Das Spektrum der sowohl informativen Fakten wie skurrilen Einzelheiten lässt von der Politik und Wirtschaft über die Linguistik bis zu den Sozial- und Geschichtswissenschaften kaum ein Feld aus. Der neueste Coup ist das in Zusammenarbeit mit den „Rocket Beans“ herausgebrachte Buch „100 Karten über Gaming“. Von der Evolution der Spielekonsolen über Entwicklerstudios bis zu verschiedenen Gamingwelten findet sich hier eine bunte Mischung kurzweiliger und unterhaltsamer Infografiken gepaart mit kurzen Texten, die das Herz von Gamingnerds und Retrofans höher schlagen lässt. Also Controller aus der Hand und Buch aufgeschlagen!
Wem das Thema nun so gar nicht zusagt: Es gibt von Katapult beispielsweise auch Bücher über Sprache, Flaggen, Sex, die Ukraine, kuriose Grenzen und „Wahre Vorurteile über deine beknackte Heimat“. In diese sowie ein paar philosophische Titel und Kinderbücher des Katapult Verlages können Sie aktuell bei uns hineinschauen.

 
Kolonko

Maja Konrad 

Henry Kolonko und die Sache mit dem Finden

Carlsen

12,00 € (Gebunden)

7,99€ (E-Book) 

Henry Kolonkos Hobby ist es die Besitzer von verlorengegangen Dingen zu suchen und ihnen diese wieder zurückzubringen. Doch nachdem er Herrn Zikowski mit seinem Gehstock wieder vereint hat, findet er unfreiwillig die quirlige Pippa, die gerade in seinem Haus eingezogen ist. Lebte er erst zurückgezogen in seiner eigenen Welt, kehrt so der Trubel in sein Leben. Pippa ist nun immer mit dabei, sie werden Freunde und sie unterstützt sein Hobby. Aber dann kommt der Tag, an dem sie auch mal etwas anderes unternehmen möchte und es kommt zum Streit.
Warum ist ihm das Finden so wichtig?
Maja Konrads Buch behandelt kindgerecht und einfühlsam Themen wie Freundschaft, aber auch Verlust und Veränderung welche unterhaltsam und originell präsentiert werden. Es lädt zum Nachdenken und Gesprächen ein und ist geeignet ab 8 Jahren. Die kurzen Kapitel sind perfekt zum Selbstlesen. Auch erkennt man den eigenen Lesefortschritt am Bildrand: ein erst leeres Glas füllt sich pro Kapitel mit einem weiteren Knopf. Leipziger Leser*innen werden sich auch gleich heimisch fühlen, denn die Geschichte spielt im Süden Leipzigs. Die Autorin hat sich hier wohl von ihrem aktuellen Wohnort inspirieren lassen.

 
Kerlchen

Lisa-Marie Dickreiter und Andreas Götz

Karlchen hilft allen, ob sie wollen oder nicht

Arena

18,00 € (Gebunden)

16,00€ (Hörbuch) 

Habt ihr Lust Karlchen kennenzulernen? Karlchen lebt zusammen mit ihrem kleinen Bruder, Mama, Papa und Opa in einem kleinen Dorf im Tal. Hier gibt es nur eine Hand voll weiterer Höfe und die beiden Kinder sind die einzigen dort. Aber wer jetzt denkt, das wird richtig langweilig, der hat sich geschnitten. Karlchen, was übrigens der Spitzname von Karla ist, solltest du unbedingt kennenlernen. Sie ist super hilfsbereit und ist überall zur Stelle, wo sie nur helfen kann. Doch leider ist ihre Art zu helfen, nicht immer die gängigste Variante, so dass sie sich oft Ärger einheimst und in der Wäschekammer landet, bei all dein einzelnen schwarzen Socken, die noch sortiert werden wollen. 

Auf ihrem Hof soll nun erstmals eine Ferienwohnung vermietet werden und dieses neue Abenteuer startet direkt mit einer zerbrochenen Terrassentür. Die ersten Gäste bringen zwei Kinder mit, aus der Stadt, die höllische Angst vor Tieren haben? Was fällt Karlchen da als erstes ein? Eine Konfrontationstherapie in Form eines Eimers Stinkekäfer… dass das natürlich schief gehen muss, versteht sich von selbst. Aber Karlchen gibt nicht auf und hat schon die nächste Idee, wie sie den Kindern helfen kann.

Ein lustiges und turbulentes Sommerabenteuer über Freundschaft und Familie im Stil von Astrid Lindgrens Michel aus Lönneberga. Mit den kurzweiligen und kurzen Kapiteln ist das Buch ideal zum Vorlesen ab 5 Jahren. Auch für Leseanfänger, die sich schon an längere Geschichten wagen, gut zum selber lesen geeignet.

 
Iowa

Stefanie Sargnagel

Iowa. Ein Ausflug nach Amerika

Rowohlt

22,00 € (Gebunden)

17,99€ (E-Book) 

Stefanie Sargnagel erhält ein Angebot aus den USA.  An einem College in Iowa soll sie Creative Writing unterrichten. Und so tauscht sie ihre Wiener Komfortzone – mit Mitte Dreißig hat sie es sich schon ein wenig behaglich darin eingerichtet – gegen den ländlichsten aller US-Bundesstaaten. Die Kleinstadt Crinnell, Mitten im Nirgendwo, wird für kurze Zeit Mittelpunkt ihres Lebens. Mit von der Partie ist Musiklegende Christiane Rösinger. Gemeinsam erkunden die Frauen das Nichts. 

Aus ihren Erlebnissen und Begegnungen hat Stefanie Sargnagel ein Buch gemacht. Unverwechselbar, ehrlich, schonungslos, feministisch und unglaublich unterhaltsam erzählt sie ihre Geschichten. Die kommentierenden Fußnoten Rösingers „korrigieren“ den Text.

 
Avalon

Nell Zink 

Avalon

Rowohlt

24,00 € (Gebunden)

20,99€ (E-Book) 

Kalifornien – der sonnige Staat der Reichen, Schönen und Sorglosen. Mag sein – für manche. Bran gehört nicht dazu. Frühzeitig entschwindet ihr Vater nach Australien und als schließlich noch die Mutter in ein buddhistisches Ashram zieht, verbleibt die 10-jährige Bran bei dem Ex-Freund der Mutter, der mit seiner Familie nicht nur eine Baumschule betreibt, sondern zudem auch einige skrupellose Machenschaften. Ein Leben voller Arbeit in prekären Verhältnissen steht ihr bevor. Doch der Beitritt zur Redaktion der schulischen Literaturzeitschrift und die Freundschaften, die sich daraus ergeben, eröffnen ihr schließlich eine neue Welt. Als die Highschool zu Ende geht und die Freunde sich auf verschiedene Colleges verteilen, offenbaren sich jedoch wieder die Klassenunterschiede. Denn Bran kann sich kein College leisten. Wird ihr dennoch der Sprung in ein anderes Leben gelingen?

„Avalon“ ist ein Entwicklungsroman, gespickt mit Sozialkritik, märchenhaften Anleihen sowie Fantasy- und Philosophieeinflüssen. In den ironischen Reflexionen auf ihr wechselvolles Leben zwischen Baumschule, kriminellen Bikergangs und geisteswissenschaftlichen Konversationen erzeugt Brans Erzählung einen ganz besonderen Sound, der sowohl abenteuerlich-realistisch als auch mythenhaft-magisch daherkommt. 

 
Philosoph

Felix Heidenreich

Der Diener des Philosophen

Wallstein

22,00 € (Gebunden)

17,99€ (E-Book) 

Denkt man an Immanuel Kants philosophische Texte, so sind diese nicht nur komplex, sondern auch kompliziert. Seine verschachtelten Sprachkonstruktionen lassen Studierende die Texte mitunter sogar auf Englisch lesen, da die Übersetzungen sprachlich einfacher gestaltet sind. Umso schöner, dass Felix Heidenreichs Kant-Roman genau das Gegenteil ist – kurzweilig, unterhaltsam und durchaus witzig. Der Roman zeigt nicht nur auch die schrulligen Seiten Kants auf, sondern nimmt ebenso zwei weitere Personen aus seinem engstem Umfeld in den Fokus, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zum einen wäre dies Martin Lampe – ehemals Soldat und nun Kants Diener. Vom Philosophen unterschätzt sowie schlicht als dumm abgestempelt und vorgeführt, eignet sich dieser schließlich Kants Texte an und stört fortan in jeder sich bietenden Situation mit nur scheinbar törichten Zwischenfragen die Gespräche seines Herren, um diesen vorzuführen. Zum anderen gibt es Kapitel, die aus der Sicht Andreas Wasianskis erzählt werden – enger Vertrauter und Unterstützer, jedoch durchaus mit eigenen Absichten, sowie später erster Biograph Kants. Er verehrt zwar die Philosophie des Aufklärers, sieht allerdings auch einige Probleme in die sich Kant zu Verrennen droht, und will letztlich am Ruhm des Philosophen partizipieren. Ausgehend vom Tode Kants, zieht der Roman Schleifen und gibt episodenhafte Einblicke in Kants Leben und Denken. Dabei zeigt er ihn sowohl als großen Denker als auch späten Zweifler an seiner eigenen Philosophie. Die Multiperspektivität und die mitunter skurrilen Eigenheiten aller Protagonisten erzeugen ein amüsantes Wechselspiel und machen den Roman zu einer ebenso erhellenden wie unterhaltsamen Lektüre.

 
Muna

Terézia Mora

Muna oder Die Hälfte des Lebens

Luchterhand

25,00 € (Gebunden)

19,99€ (E-Book) 

Bisher wurde keiner Autorin, keinem Autor zweimal der Deutsche Buchpreis verliehen, wenn auch Autor:innen, bzw. deren jeweils neuster Titel, mehrfach nominiert wurden. Und so ging dieses Jahr der Preis auch nicht an Terézia Moras, deren engagierter neuer Roman »Muna oder Die Hälfte des Lebens« es erneut auf die Shortlist schaffte (2013 erhielt sie mit »Das Ungeheuer« den Preis). Einige Kritiker:innen kritisierten die Entscheidung der Jury, nach der der Preis an den österreichischen Schriftsteller Tonio Schachinger, für »Echtzeitalter«, ging. Darunter waren Stimmen, die die Wahl als ‚wenig mutig‘, bzw. ‚uninspiriert‘, von daher ‚überraschend‘ bezeichneten. Gab es doch deutlich reizvollere Texte, auf die man sich hätte einigen können. Einer davon eben Terézia Moras Roman über eine schwierige Beziehung, zwischen Muna und Magnus, und vor allem über Abhängigkeitsverhältnisse, die mit (fast) jeder Beziehung auftreten – mal bleiben diese harmlos, Umgänge damit werden verhandelt und gefunden; mal aber erschüttern sie auch mehr, als wieder zu kitten wäre oder führen, wie im Fall von Muna und Magnus, zu Gewalt und Verletzungen. Fast immer werden sie jedoch unterschiedlich (Alter, Geschlecht, Gender, Klasse als Faktoren) wahrgenommen, nicht zuletzt, weil sie in immer verschiedenem Gewand auftreten und nicht immer als solche klar benennbar sind: Was ist Effekt, was Ursprung, was Symptom und was Ursache. Als Auftakt einer Trilogie über Weiblichkeit erzählt Moras von eben solchen Beziehungsdynamiken, die größer sind als die jeweilige Beziehung, weil sie strukturell in unserer Gesellschaft ankern. Sehr lesenswert!

 
Ebert

Sabine Ebert

Der Silberbaum – Die siebente Tugend

Knaur Verlag

24,00 € (Gebunden)

19,99€ (E-Book) 

Die Mark Meißen im 13. Jahrhundert. Als Fürst Dietrich stirbt, ist sein Sohn Heinrich ist erst 3 Jahre alt. Seine Mutter, die Markgräfinwitwe Jutta von Thüringen, versucht das Erbe ihres Sohnes bis zu dessen Mündigkeit zu retten. Hilfe erhält sie dabei von Lukas von Freiberg.
„Der Silberbaum“ ist der spannende Auftakt der neuen Reihe von Sabine Ebert. Historisch belegte Personen und fiktive Figuren agieren in diesem Roman und lassen so ein faszinierendes Jahrhundert deutscher Geschichte aufleben. Und auch die Helden aus dem „Hebammen-Universum“ trifft der Leser wieder.

 
Enygma

Benjamin Schreuder & Jan Saße

Enygma. Der verschollene Schatz

Diogenes

12,00 € (Gebunden)

7,99€ (E-Book) 

Ferientag Nummer 10, es ist trocken und heiß und Pit ist einfach nur gelangweilt. Selbst sein Lieblingskonsolenspiel kann ihn nicht mehr ausreichend unterhalten. Er beginnt sogar schon die Schule zu vermissen. Warum mussten seine besten Freunde Bea und Eule auch gleich zu Anfang der Ferien verreisen? So hat er nicht mal Lust auf seinen 11 Geburtstag, den er wohl allein mit seinen Eltern feiern werden muss. Aber zum Glück kommt es anders. Beide Freunde tauchen überraschend einen Tag vor seinem Ehrentag auf und mit ihnen eine geheimnisvolle Schriftrolle, die eine mysteriöse Einladung enthält, die erst einmal entschlüsselt werden muss. Und siehe da, ihre Lösung scheint richtig zu sein, denn am Zielort werden sie von einer Limousine aufgesammelt und an einen unbekannten Ort gebracht und schon stecken sie mitten drin im Abenteuer. Raum für Raum rätseln sie sich im Escape-Room-Stil weiter und entdecken immer neue Geheimnisse. Wer hat sich dieses Spiel bloß ausgedacht und verbirgt sich in diesen Mauern wirklich ein echter Schatz?
Dieses spannende interaktive Leseerlebnis richtet sich mit seinem Konzept vor allem an Wenigleser. Durch die vielen Rätsel und die Spannung steigt die Begeisterung am Lesen. Man will ja schließlich wissen, ob man das Rätsel selber gelöst hat. Um das rauszufinden, muss man einfach nur weiterlesen. Also nur Mut und ran an die Rätsel. Für Wenig- aber auch Vielleser und alle die ihr Köpfchen ein wenig anstrengen mögen ab 8 Jahren.

 
California Girl

Tamar Halpern

California Girl

Diogenes

23,00 € (Gebunden)

19,99€ (E-Book) 

In „California Girl“ erzählt die 14-jährige Timey von ihrer Kindheit und Jugend im turbulenten Kalifornien der 1980er Jahre. Nachdem ihre Eltern sich scheiden ließen, pendelt sie zwischen ihrer Künstlerinnenmutter in L.A. und dem Physikprofessorenvater in Berkeley. In episodenhaften Kapiteln sucht die Heranwachsende nach sich selbst und einer Verortung zwischen diesen beiden unterschiedlichen Lebenswelten. Aufmüpfig und forsch erzählt Timey von Freundschaft und ersten sexuellen Erfahrungen, vom Aufstand gegen die Erwachsenen, dem Erleben von Musik und (leichten) Drogen, aber auch von Missbrauchsfällen. Einiges bleibt angedeutet und vieles bleibt lückenhaft. Die Leerstellen des an vielen Stellen nur angeschnittenen Gesellschafts- und Sittenbildes werden im Anschluss in einem 50-seitigen Fußnoten-Nachtrag in kurzen thematischen Texten der Autorin mit Wirklichkeitsfragmenten aufgefüllt. Dieser Nachtrag ist für die Handlung des rasanten Romans zwar keineswegs notwendig, erweitert diesen jedoch durch einen Perspektivwechsel und füttert das Setting mit interessanten Hintergrundinformationen aus der amerikanischen Kaliforniens.

 
Damenopfer

Steffen Kopetzky

Damenopfer

Rowohlt

26,00 € (Gebunden)

21,99€ (E-Book) 

Larissa Reissner, diese aufsehenerregende – und manchmal vielleicht etwas zu schillernde – Protagonistin in Steffen Kopetzkys neuem Roman »Damenopfer« will die Revolution, damit die Welt verändern und die Befreiung der Unterdrückten weltweit. Große Ambitionen und mehr oder minder – aber, wie man beim Lesen herausfinden wird, eben nur mehr oder minder – zum rechten Zeitpunkt am richtigen Ort. In diesem Fall: 1922 in Kabul, in Hinterzimmern der Macht, neben Geheimdokumenten und in Gesellschaft von anderen Revolutionären, Militärstrategen oder Politikern. Der richtige Ort und die richtige Zeit ändern sich aber durchaus sprunghaft und so führt uns Kopetzky in diesem biografischen Roman von Moskaus, über St. Petersburg und Wiesbaden nach Leipzig und spannt so ein Netz aus Orten, Personal, Geschichten und Gerüchten aus und in die hinein die verschiedenen, komplexen Handlungsstränge sich ent- oder verwickeln.

An der Seite von Reissner wird einem in jedem Fall nicht langweilig. Eine Tour de Force durch das globale Machtgewirr des frühen 20. Jahrhunderts. Gut gegen zu lange Tage!

 
22 Bahnen

Caroline Wahl

22 Bahnen

Dumont

22,00 € (Gebunden)

9,99€ (E-Book) 

Tilda lebt mit ihrer kleinen Schwester und der Mutter im traurigsten Haus der Fröhlichstraße. Vom Vater keine Rede, die Mutter – dem Alkohol verfallen – meist lethargisch auf der Couch oder für ein paar Tage reumütig um Entschuldigungen bemüht. So kümmert sich Tilda neben Mathematikstudium und Job an der Supermarktkasse auch um den Haushalt und die Fürsorge der 10-jährigen Ida. Einzig beim abendlichen Schwimmen im Freibad und dem Abtauchen auf den Beckenboden kann sie den Kopf etwas freibekommen. Dort taucht eines Tages Viktor auf und beschwört alte Erinnerungen an dessen jüngeren Bruder Ivan herauf, mit dem Tilda früher befreundet war. Was zu dessen Verschwinden geführt hat, kommt nur Stück für Stück ans Licht. Doch die Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit ist nicht das einzige, was Tilda und den Lesenden im weiteren Romanverlauf beschäftigt. Ein Promotionsstipendium in Berlin verspricht ihr endlich die Möglichkeit aus der Provinz und ihrem bisherigen Leben auszubrechen. Doch wer kümmert sich dann um Ida?

Caroline Wahls Debütroman hat die besten Voraussetzungen für eine melancholische Geschichte. Bezeichnend ist jedoch, dass es eben keine ist. Trotz der heiklen Situation zu Hause, steckt so viel Liebe in der Beziehung zwischen Tilda und Ida, dass die Stärke der beiden Schwestern die Schwäche der Mutter locker aushebelt.

 
Mutti

Elina Penner

Migrantenmutti

Aufbau Verlag

18,00 € (Gebunden)

13,99€ (E-Book) 

Elina Penner wurde in der Sowjetunion geboren und kam 1991 als Vierjährige nach Deutschland. Sie hat in Bayern und Berlin studiert, war in den USA. Jetzt lebt sie wieder in Ostwestfalen, hat Kinder und betreibt das Online-Magazin „Hauptstadtmutti „. Und von ihrer Elternschaft erzählt sie in ihrem Sachbuch-Debüt „Migrantenmutti „. Elina Penner stellt fest, dass sie anders erzieht, sich ihre Art Mutter zu sein unterscheidet von der ihrer nicht migrantischen Freundinnen. Sie folgt keinen Insta Moms liest keine Ratgeber und Elternblogs. Über diese Unterschiede schreibt sie. Ob Fernsehkonsum oder Hausschuhe, Schulranzen oder Freundschaften -alles wird unter die Lupe genommen.
Direkt, warmherzig, klug und witzig ist dieses Buch. Es öffnet die Augen und zeigt Widersprüche. Eine Lektüre nicht nur für Eltern.

 
Odette

Franziska Lagemann

Die total normalen Abenteuer von Odette Germaine

Dressler

15,00 € (Gebunden)

9,99€ (E-Book) 

Odettes gesamte Familie ist froh, als deren seltsame Urgroßmutter Eloise endlich das zeitliche segnet. Innerhalb der Familie als Giftspritze bezeichnet, hatten die meisten Angehörigen Angst ihr einen Besuch abzustatten, da nicht selten danach alle mit Magenverstimmungen flach lagen. Eloise war zu experimentierfreudig und wer weiß, was alles aus ihrem immer größer werdenden Kräutergarten in ihren Mahlzeiten landete. Als die seltsame alte Frau im Sterben lag, erhielt die damals zweijährige Germaine als Auserwählte eine Rassel von ihr. Gleich nach Eloises Tod benutzte Germaine diese das erste Mal, woraufhin ihre Großmutter als lebende Tote aus ihrem eigenen Haus marschierte und verschwand.
Seitdem erweckt Odette immer wieder Tote zum Leben und hält sich am liebsten mit ihren neuen Freunden auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise auf. Als Halloween ansteht, plant sie eine riesige Party. Doch leider ist sie nicht die einzige mit nekromantischen Fähigkeiten und die Dunkle Bruderschaft hat sich ausgerechnet Halloween ausgesucht, um die Weltherrschaft an sich zu reißen. Das lässt Odette aber nicht zu und stürzt sich in ein großes Abenteuer, um „ihren“ Friedhof zu verteidigen und ihre Party zu feiern.
An das schwierige Thema Tod wird hier von einer ganz anderen außergewöhnlichen Seite angegangen. Dabei ist der Gänsehautfaktor garantiert, aber auch der Spaß kommt nicht zu kurz. Eine fantasievolle spannende Geschichte, die perfekt zu Halloween passt und mit Mädchenpower à la Pipi Langstrumpf und der roten Zora Lesende ab 10 Jahren zum Schmökern einlädt.

 
Gunda

Tess Gunty

Der Kaninchenstall  

KiWi

25,00 € (Gebunden)

22,99€ (E-Book) 

Der Buchmarkt und das Feuilleton feiern derzeit einen Debütroman, der tatsächlich all den Überschwang und all die Superlative verdient: Nämlich Tess Guntys »Der Kaninchenstall«, bei Kiepenheuer & Witsch in der Übersetzung von Sophie Zeitz erschienen.
Dieser skurrile wie großartige Text ist sowohl auf der Inhaltsebene wie auch auf formaler Ebene eine Zauberkiste ohne Boden; waghalsige Manöver, die aber alle auf magische Weise aufgehen, prägen diesen Roman, der Tess Gunty (als jüngste Preisträgerin seit Philipp Roth) prompt den National Book Award einbrachte.
Erzählt werden darin zahlreiche Geschichten und Leben etwas schiefer Individuen in einer absterbenden ehemaligen Industriestadt in Indiana. Rust Belt Biografien, die Gunty entlang ihrer eigenwilligen Protagonistin Blandine auffaltet und auf fantastische Weise zu- und ineinander bringt. Blandine, eine geniale Teenagerin, die Hildegard von Bingen verfallen ist und sich in einem Leben jenseits von Pflegefamilien einzurichten versucht – oder eben auch nicht – fungiert als Scharnier, mal tragisch, mal ironisch, mal durchaus charmant-amüsant, durch das das gesamte Personal in Erscheinung treten kann: ob virtuell oder tatsächlich physisch-allzu-körperlich. Zusammen mit drei weiteren Teenagern, die alt genug sind, um der Folge von Pflegeelternschaft zu entfliehen, mietet sich Blandine in eine Wohnung ein, die, eng mit Blandine verschmolzen, zu einem zweiten Scharnier der Geschichten und Biografien wird. Der Wohnblock, genannt Kaninchenstall, wird so selbst zum Akteur: Erzähltreppen, Stilkorridore, abseitig-düster-tiefgründige Kellernarrative, die es auszuhalten gilt, denen abhanden zu kommen, irgendwie Triebfeder des Plots ist. Eine Teenagerin, die ihrem eigenen Körper abhanden zu kommen versucht – ein Text, der seinen Textkörper transzendiert und frei zu schweben beginnt. Umwerfend!

 
Walder

Vanessa Walder

Das geheime Leben der Tiere (Wald, Band 1) – Die weiße Wölfin 

Loewe Verlag

11,95 € (Gebunden)

9,99€ (E-Book) 

Als kleinste ihres Wurfs kommt Fünf, wie ihr Name schon sagt, als fünftes Wolfswelpe zur Welt. Auch wenn sie klein ist, so ist sie selbstbewusster und mutiger als ihre Geschwister. Das muss sie auch sein, da sie sich vorgenommen hat, die größte Jägerin zu werden. Doch zuerst muss sie noch die Wolfsregeln kennenlernen. So lernt sie wer als erster fressen darf und wer warten muss und das Raben eine tolle Hilfe bei der Beutesuche sind. So trifft sie auf Raak ihren treuen Weggefährten, mit dem sie in eine Welt voller Abenteuer aufbrechen muss, nachdem ihr Rudel von einem Feuer überrascht wird. Ob Sie überleben wird, ein neues Rudel findet und sogar Ihren Wunsch, Anführerin zu sein, erfüllen kann, lest ihr in diesem spannenden Buch.
Mit der neuen Reihe werden Leser ab 8 Jahren durch mehrere Bände in die Lebensräume Wald, Ozean und Savanne entführt und erleben die Abenteuer der sympathischen Tiercharaktere hautnah mit. Spannung pur mit allerlei Wissenswertem rund um verschiedene Tiere und ihre Lebensräume.

 
Reich

Berlin in den 80-er Jahren. Simone und Anja sind befreundet. Ihre Freundschaft ist nicht unkompliziert, hat Höhen und Tiefen. Aber während Anja erwachsen wird und beruflich Fuß fasst, eine Familie gründet, wird Simones Leben immer unruhiger und chaotischer. Bis zu dem Tag, als sie keinen Ausweg mehr sieht. Anja Reich sucht Jahre später nach den Gründen für Simones Verzweiflung. Sie stellt sich die Frage, ob sie die Tat hätte verhindern können, ob sie für die Freundin nicht da war.Von Simones Eltern erhält sie Aufzeichnungen, sie trifft Freunde und Partner. Offen und neugierig, gnadenlos ehrlich, talentiert war Simone und scheiterte.
Intensiv und berührend erzählt Anja Reich die Geschichte ihrer Freundin.

 
Schalko

David Schalko

Was der Tag bringt

KiWi

24,00 € (Gebunden)

19,99€ (E-Book) 

Felix leitet ein relativ erfolgreiches Start-up mit nachhaltigem Catering. In der Pandemie bleiben jedoch die Aufträge aus und Felix ist gezwungen anderweitig an Geld zu kommen. Er beschließt seine geerbte Berliner Wohnung jeden Monat für acht Tage zu vermieten. Währenddessen kommt er bei Freunden, der Familie oder sich ergebenden Gelegenheiten unter und es tun sich verschiedenste Probleme und Möglichkeiten auf. Während er in andere Leben eintaucht, scheint er seines jedoch immer weiter zu verlieren und seine Odyssee endet in einer Art Sinnsuche. Der Wegfall der alltäglichen Routine eröffnet in seinem Leben einen Möglichkeitsraum, der diverse Fragen aufruft, wie diese Leere, die man „Leben“ nennen könnte, zu füllen sei. Dialoge, Monologe, Gedankenspiralen versuchen zu erklären und irren herum, nicht selten gleitet die Handlung in groteske Situationen ab, die jedoch stets durch eine darunter liegende Ernsthaftigkeit aufgefangen werden. David Schalkos Roman „Was der Tag bringt“ ist eine äußerst amüsante und kurzweilige Lektüre, die interessante Ideen und Szenen beinhaltet, welche sich einem im Gedächtnis festsetzen.

 
Darkmoor

Nina Scheweling

Das Geheimnis von Darkmoor Hall

KiWi

18,00 € (Gebunden)

12,99€ (E-Book) 

Kate ist gelangweilt. Um ihre Ehe zu retten und sich den Traum eines eigenen Cafés zu erfüllen, sind ihre Eltern in ein kleines Dorf an der Küste Cornwalls gezogen. Der Plan scheint nicht aufzugehen und Kate findet es dort einfach nur öde. Etwas Interessantes gibt es hier doch: Ein altes herrschaftliches Haus, welches abweisend und düster am Ende einer Landzunge auf den Klippen thront. Sie macht sich also auf, um die Gegend zu Erkunden und lernt Billy und Gus kennen. Sie freunden sich an und stecken plötzlich in einem großen Abendteuer, denn Gus hat von seinem Großvater einen Kompass geerbt und seinem Testament lag ein Gedicht bei, welches die drei nun versuchen zu entschlüsseln. Gibt es im Haus wirklich einen Schatz zu bergen? Wer ist noch auf dem Suche nach ihm und schreckt vor nichts zurück? Und was hat es mit dem Fluch auf sich?
Der erste Teil der Dilogie verspricht ein spannendes Leseabenteuer mit einer ordentlich schaurigen Atmosphäre, welches junge und ältere Leser ab 10 Jahren in seinen Bann zieht.

 
Every

In Every fällt der ultimative Horror der Postmoderne zusammen und wächst sich zu einem Tentakel aus, der unheimlich an den Grenzen der Fiktion kratzt.
Im gleichnamigen Roman des Beststellerautors Dave Eggers ist Every nämlich der Name einer zwar grotesken, aber keineswegs unrealistischen Fusion aus Suchmaschine-plus-Social-Media Plattform (Circle) und dem marktführenden Onlinehandel, aka Algorithmenfestschmaus, aka gläserne Konsument:innen – darüber, wenig verwunderlich, das umsatzstärkste Monopol aller Zeiten. Doch wie so häufig ist das, was gefährlich ist, auch anziehend. Wie Every: Trotz Marktmacht und lauter-unlauterem Geschäftsmodell ist der Megakonzern dennoch beliebt und zieht Konsument:innen ebenso an wie Arbeitnehmer:innen. Und von einer solchen erzählt der 500 Seiten starke Roman: Delaney Wells. Und doch ist Delaney wiederum keine solche. Zumindest nicht im klassischen Sinn. Denn ihr Ziel ist nichts Geringeres als den Megakonzern von innen heraus zu zerschlagen.
Verfolgt von allerhand kulturpessimistischem Gedankenwälzen, nötigem Schock und aufrichtiger Begeisterung für das Figurenkabinett rauscht man nur so durch diesen Aufklärungsthriller. Lesen!

 
Elefant

Heinz Strunk

Der gelbe Elefant

Rowohlt

22,00 € (Gebunden)

17,99€ (E-Book) 

20,00€ (Hörbuch)

Sarkastisch, bitterböse und schnodderig, aber auch diverse Menschentypen detailliert beobachtend und analysierend, legt uns Heinz Strunk in seinem neuen Buch 30 abwechslungsreiche Geschichten sowohl aus der Mitte der deutschen Durchschnittsbürger als auch aus den gesellschaftlichen Randgebieten vor. Strunks Komik, die immer ein Oszillieren zwischen Klamauk und Ernsthaftigkeit, Mitgefühl und Abscheu darstellt, kommt in diesen neuen Anti-Helden-Texten wieder voll zum Tragen. Einige Geschichten sind nur wenige Sätze lang – kleine Momente, grotesk oder mit doppeltem Boden – in anderen schildert Strunk auf bis zu dreißig Seiten Absurditäten des Alltäglichen. Manche der Erzählungen bestechen durch ihre ungewöhnliche Idee, andere durch ihre lebendig-realistische Wirkung qua Sprache, einige jedoch gerade durch das unter der permanent zynischen Erzählhaltung versteckte Herzliche. Denn ganz ohne Mitgefühl oder wenigstens etwas Mitleid, wäre es der Misanthropie dann doch zu viel. Ungewöhnliche, absurde Geschichten, zwischen Schmunzeln, Kopfschütteln und Erstaunen – stark!

 
Gidget

Frederik Kohner

Gidget. Mein Sommer in Malibu

S.Fischer

22,00 € (Gebunden)

18,99€ (E-Book) 

Im Sommer 1956 trifft die Tochter von Frederick Kohner am Strand von Malibu auf eine Gruppe Surfer. Sie ist begeistert vom Sport, vom freien Leben  und Zusammenhalt der „Jungs“. Und sie möchte auch aufs Wasser und die Wellen reiten. Kathy wird zunächst belächelt, aber sie findet einen Unterstützer. So kommt die Fünfzehnjährige nicht nur zu ihrem Spitznamen Gidget. In diesem Sommer beginnt ihr Leben als Surferin. Sie wird eine Ikone und weit über Malibu hinaus bekannt. Eigentlich wollte Kathy ihre Erlebnisse selbst aufschreiben. Doch ihr Vater nimmt sich der Sache an. Fredrick Kohner, ein Emigrant aus Deutschland, arbeitet für die Filmbranche, schreibt Drehbücher.
Ihm ist eine berührende Geschichte über seine Tochter gelungen. Sie zeugt von einer großen Verbundenheit  und liest sich wunderbar. Eine tolle Sommerlektüre.

 
Emma & Tortufo

Oliver Kern

Emma & Tartufo

Planet!

12,00 € (Gebunden)

Emma liebt Detektivgeschichten und möchte später auch mal Detektivin werden. Allerdings passiert in ihrem öden Heimatort nicht viel. Doch wenn mal was los ist, dann erfährt sie es oft aus erster Hand von ihrem Opa, der Polizist ist. Seit einigen Tagen taucht im Ort immer wieder ein zu schnell fahrender LKW auf und Tartufo, Emmas Minischwein, erschnüffelt am Straßenrand einen kleinen Hundewelpen. Außerdem werden immer wieder Diebstähle gemeldet. Mal fehlen Eier oder auch ein ganzes Huhn oder ein Sack Kartoffeln. Gibt es zwischen all diesen Dingen eine Verbindung? Zusammen mit ihren Freunden nimmt Emma die Ermittlungen auf und stößt auf eine heiße Spur.
Emma & Tartufo gehört zu der Buchreihe #Lesechecker*in, die Spaß am Lesen lernen mit sich bringt. Die Kinderbücher zeichnen sich durch kurzweilige, spannende Geschichten, großer Schrift, einer einfachen Sprache und vielen Illustrationen aus. Jedes Buch bringt ein eigenes Extra mit sich und ein Daumenkino am Rand zeigt den Lesefortschritt an, so dass die Motivation und der Spaß am Lesen garantiert sind.
Emma und ihr Minischwein ist genau richtig für alle Schnüffelnasen ab ca. 9 Jahren.

 
Victory City

Salman Rushdie

Victory City

Penguin München

26,00 € (Gebunden)

21,99 € (E-Book)

Es ist eigenartig: Der Schock über die Nachricht des Angriffs auf den indisch-britischen Schriftsteller Salman Rushdie im August letzten Jahres wirkt so nah bei der Lektüre dieses neuen kleinen Meisterwerks, »Victory City«. Es wirkt, als sei es gerade gestern passiert – wieder Ratlosigkeit, wieder Sprachlosigkeit. An Worten fehlt es Rushdie selbst nicht; stattdessen dreht und wendet er sie wie gewohnt sprachmagisch und setzt sie neu zusammen: Zu einer Kampfansage gegen Gewalt und für den Einsatz von Worten. Was stark wirkt; was Mut macht.  Auch wenn der Text nicht als Antwort auf die Attacke im engeren Sinne steht, hatte Rushdie das Manuskript bereits fertiggestellt und die Arbeit daran abgeschlossen. Dann vielleicht mehr als Vorausschau.
Die Geschichte, ansetzend im Südindien des 14.Jahrunderts ist komplex und mehrfach ineinander gefaltet, kaum in wenigen Zeilen wiederzugeben. Jedenfalls geht es um den Aufstieg und Fall eines historischen Königsreichs: Bisnaga, namens gebend Victory City. Daneben, parallel läuft ein Erzählstrang um die göttlich gesegnete Waise namens Pampa Kampana, der es auferlegt ist den Frauen in einer patriarchalen Welt eine gleichberechtigte Rolle zu geben. Pampa Kampana ist so verlängerter Arm des Göttlichen und Sprachrohr zugleich, Gründerin des Königreichs und doch immer wieder hilflos. Dabei aber nie verlegen um Worte, wissend um deren Wirkmacht. Ein fesseldner, epischer Text – eine wundervolle Urlaubslektüre.

 
Keine gute Geschichte

Lisa Roy

Keine gute Geschichte

Rowohlt

22,00 € (Gebunden)

14,99 € (E-Book)

22,00 € (Hörbuch)

Arielle hat es geschafft. Raus aus dem Problemviertel Essen Katernberg. Sie ist Anfang dreißig und arbeitet als Social-Media-Managerin in einer Marketingfirma in Düsseldorf. Dennoch landet sie mit Burnout und Depressionen in einer psychiatrischen Klinik. Als kurze Zeit nach ihrer Entlassung ihre Großmutter stürzt und sich einen Oberschenkelhalsbruch zuzieht, muss Arielle nach mehr als einem Jahrzehnt zurück in ihre Heimatstadt, denn die Großmutter ist alles an Familie, was sie hat. Ihren Vater hat sie nie kennengelernt und die Mutter ist spurlos verschwunden, als Arielle noch in der Grundschule war. Zurück in Essen Katernberg trifft sie nicht nur auf alte Bekannte und Schulfreundinnen, sondern auch auf das aktuelle Problem zweier verschwundener neunjähriger Mädchen. Alte Wunden werden aufgerissen und die Suche nach den verschwundenen Mädchen wird auch zur Spurensuche in ihrer eigenen Geschichte.
Lisa Roy erzählt mit klaren Worten – teils mit Härte, teils mit Wärme und Witz – vom Leben in prekären Verhältnissen im Ruhrgebiet, das geprägt ist von Migration und Chancenungleichheit. Soziale Probleme spielen dabei ebenso eine Rolle, wie die Hoffnung auf das kleine Glück. Ihr Debütroman ist durchaus keine leicht verdauliche, dafür definitiv eine gute und lesenswerte Geschichte.

 
Ground Zero

Anthony McCarten

Going Zero

Diogenes

25,00 € (Gebunden)

21,99 € (E-Book)

26,00 € (Hörbuch)

Kaitlyn Day, Mitte dreißig, akkurat gekleidet, Pagenschnitt, sieht sehr danach aus, was sie auch ist: eine Bibliothekarin. Wie viele sich eine Bibliothekarin vorstellen. Abenteuer gibt es bei ihr eher in Büchern als im wirklichen Leben. Und doch hat sie sich beworben, um am Betatest der Fusion-Initiative teilzunehmen. Cy Baxter, ein Social-Media-Mogul und der US-Geheimdienst haben zehn Probanden ausgewählt und damit beginnt „Going Zero“. Zwei Stunden bleiben Kaitlyn und den anderen, um zu verschwinden, für dreißig Tage. Wem das gelingt, dem winken drei Millionen Dollar. Doch für Kaitlyn steckt viel mehr dahinter.
Ein rasanter Roman, der wie ein Thriller daherkommt, aber viele Fragen aufwirft und nachdenklich stimmt. Wieviel Beobachtung wollen wir zulassen und wie weit ist die Technik eigentlich schon?

 
Mr Loverman

Bernardine Evaristo

Mr. Loverman

Tropen

25,00 € (Gebunden)

19,99 € (E-Book)

24,00 € (Hörbuch)

Barry und Carmel, einst von der Karibikinsel Antigua nach England ausgewandert, verbringen ein gemütliches Ruhestandsleben in ihrem Londoner Haus. Während für Carmel die Kirche und ihre Glaubensschwestern einen zentralen Aspekt ihres Lebens ausmachen, sind es für Barry Vintage-Anzüge und nächtliche rumgeschwängerte Bartouren. Carmel befürchtet seit längerem, dass Barry sie betrügt. Was sie jedoch nicht ahnt ist, dass Barry seit vielen Jahren eine geheime Liebesbeziehung zu seinem Kindheitsfreund Morris hegt, der ebenfalls als junger Mann von Antigua nach London gezogen ist. Nun möchte Barry dieses Geheimnis offenlegen – vor allem seiner Frau gegenüber.

In „Mr. Loverman“ wechseln sich Kapitel der Gegenwart aus der Perspektive Barrys mit denen Carmels ab, welche fünf Jahrzehnte in die Vergangenheit reichen. Kommen die Gegenwartskapitel in einem lakonischen und zugleich gewitztem Stil daher, so schwingen in den Erinnerungspassagen Carmels stets Nostalgie und etwas Melancholie mit. Während Barry mit seinem Coming-out hadert, fragt sich Carmel, ob es damals die richtige Entscheidung war, den Inselschönling Barry zu heiraten und mit ihm nach England auszuwandern.

 
white bird

RJ Palacio

White Bird – Wie ein Vogel

Hanser

19,00 € (Gebunden)

14,99 € (E-Book)

17,00 € (Hörbuch)

Saras Kindheit ist sorglos. Sie wächst in den 30er Jahren in Frankreich auf. Sie geht gerne zur Schule, trifft sich mit ihren Freundinnen und zeichnet gern, vor allem Vögel. Noch ist der Krieg weit weg für Sara. Auch wenn sie Jüdin ist und die Nazis mittlerweile ihr Heimatland besetzt haben, so geht ihr Leben doch vorerst normal weiter, bis sie eines kalten Tages im April 1943 nur knapp einem Trupp deutscher Soldaten entkommt, die die jüdischen Schüler ihrer Schule fortbringen. Julien, ein Mitschüler, den sie bisher wegen seiner durch Polio verkümmerten Beine gehänselt hat, findet sie und versteckt sie mit Hilfe seiner Eltern in einer alten Scheune. Die Zeit vergeht, die beiden kommen sich näher und Sara wagt einem kleinen Hoffnungsschimmer Raum zu geben und von einer Zukunft zu träumen. Doch die Handlanger der Nazis sind wachsam und kommen Ihnen auf die Spur.

Dieser Roman nimmt die Thematik des zweiten Weltkrieges auf, ohne dabei zu verschreckend zu sein. Denn die Geschichte wird umrahmt durch die Befragung Saras durch ihren Enkel, der ihre ganze Geschichte für ein Schulprojekt erfahren möchte. Dadurch wir die Distanz ein wenig gewahrt und das Wissen, dass Sara überlebt, hilft auch dabei. Dennoch wird die Erinnerung an die schreckliche Vergangenheit und deren Opfer wach gehalten.
Eine dramatische Geschichte, die zeigt, dass es in den dunkelsten Zeiten Mut braucht, um freundlich zu sein, denn du könntest dadurch plötzlich alles verlieren – genau dann wird Freundlichkeit zum Wunder. Ab 11 Jahre.

 
Kranichfrau

CJ Hauser

Die Kranichfrau. Warum ich meine Hochzeit absagte und andere Liebeserklärungen. 

C.H. Beck

25,00 € (Gebunden)

18,99 € (E-Book)

Wir brauchen dringend mehr solcher Bücher; vielleicht mit anderen Titeln. Wobei natürlich der von der US-amerikanischen Autorin CJ Hauser gewählte, »Die Kranichfrau«, auf gute Weise irritiert und abstößt. Er fragt: Was war nochmal mit dem Kranich? Oder den Kranichen? Des Ibikus, des Apollon oder Hermes. Dieser schöne Vogel, dieses eigenwillige, erhabene Geschöpf. „Der Vogel des Glücks“, der Wachsamkeit bei Heraklit. Dann und darüber: Was hat das alles mit einer abgesagten Hochzeit und irgendwelchen Liebeserklärungen zu tun. Aufgeworfen, finden sich hierauf nicht ganz einfach Antworten, zumindest nicht singulär, feststellend. Eher verstreute Ahnungen, die sich über die Lektüre der gut 300 Seiten einstellen. Aufflackern und ebenso schnell wieder wegflattern.
Erzählt wird in dieser Abhandlung, zwischen ironischer Selbstreflexion und Erzählung, von einem andauernden Prozess der Entunterwerfung: Partnerschaft, sozialer Druck, Berufsleben… alles wird mehrfach gedreht und gewendet, umgestellt, umgebaut. Ende dreißig, (dann) single und kinderlos, CJ Hauser fragt (sich): wie leben? Und findet durchaus Antworten.

 
Besser alleine

Adriana Altaras

Besser allein als in schlechter Gesellschaft. Meine eigensinnige Tante

KiWi

22,00 € (Gebunden)

18,99 € (E-Book)

20,00 € (Hörbuch)

Adriana Altaras wird 1960 in Zagreb geboren. Als sie vier Jahre alt ist müssen ihre Eltern Hals über Kopf fliehen und das kleine Mädchen kommt zu ihrer Tante nach Italien. Eine enge Beziehung entwickelt sich und Adriana wird oft in ihrem Leben zu den unterschiedlichsten Gelegenheiten zur Tante zurückkehren. Als Adriana nach dreißig Jahren von ihrem Mann verlassen wird, ist es Teta Jele, die mit Ratschlägen und Pasta versucht, ihr wieder Mut zu machen. Den hundertsten Geburtstag der Tante können beide nicht zusammen feiern. Die Coronapandemie lässt es nicht zu. Umso häufiger telefonieren sie miteinander.
Adriana Altaras lässt uns teilhaben am Leben ihrer Tante, ein bewegtes Leben. Sie übersteht die spanische Grippe, überlebt das KZ und wird von ihrem späteren Ehemann gerettet. Warmherzig berichten in diesem Buch abwechselnd beide, Tante und Nichte über ihre eigenwillige Beziehung und darüber nie zu verzweifeln, Schönes zu genießen und immer bei sich selbst zu bleiben.

 
Julian und Anita

Benjamin Lebert

JULIAN UND ANISA und das Wunder vom Wacholderpark

Beltz

12,00 € (Gebunden)

10,99 € (E-Book)

Julian ist eher vom Typ Beobachter. Er ist ruhig und schüchtern und sammelt gerne Wörter und er ist ein wenig in Anisa verliebt, aber traut sich nicht ihr das zu sagen.  Anisa dagegen ist ein Wirbelwind und liebt es den Fußball durch den Park zu kicken. Julians Leben ist leider nicht so einfach. Er leidet an Epilepsie, wofür er von Diego oft gemobbt wird. Eines Tages geraten die drei in eine brenzlige Situation und Julian bekommt Ärger mit der Polizei. Doch er verrät seinen Diego und Anisa nicht und dennoch mobbt Diego weiter. Und plötzlich geht Anisa dazwischen. Danach ist zwischen Anisa und Julian alles anders…
Leberts erstes Kinderbuch behandelt kindgerecht Themen wie Freundschaft, Mut, Zivilcourage, Inklusion und Mobbing. Die beiden Hauptpersonen entsprechen nicht dem klassischen Genderklischee, was noch mehr Spaß an der Geschichte mit sich bringt. Durch die abwechselnden Sichtweisen von Julian und Anisa bleibt das Buch lange spannend und zeigt am Ende, was Freundschaft wirklich ausmacht. Ein wärmendes Lesevergnügend für alle ab 10 Jahren, je nach Leser auch schon ab 8 Jahren.

 
Der junge Mann

Annie Ernaux

Der junge Mann

Suhrkamp

15,00 € (Gebunden)

13,99 € (E-Book)

Dieser Text ist kurz, das Buch schmal, sehr schmal. Und das, obwohl der Suhrkamp Verlag schon immens breite Ränder und eine große Schriftart wählte.
Die Kürze und Schmalheit ist aber nur dann problematisch, wenn man sie mit dem Preis zusammenbringt – denn das, was wir auf den 41 Seiten zu lesen bekommen, gewinnt gerade durch diese zeichenhafte Komprimierung und erzeugt ein nachhaltiges Rauschen, das den Text weit über den Einband fortlaufen lässt. »Der junge Mann«, erlebt-geschrieben im Koordinatennetz zwischen 1998, 2000 und 2022, ist ein weiterer Baustein im Erinnerungsprojekt der Nobelpreisträgerin Annie Ernaux und verknüpft damit bisher lose Enden: Das in der über mehrere (meist schmale Bände) aufgespanntenTextlogik, wie in der Abarbeit am eigenen Leben, das bei Annie Ernaux immer mehr ist als ‚eigen‘, sondern auf seine Art persönlich-‚unpersönlich‘, ohne allgemein oder generell zu werden.
Im Vorlaufen zu »Das Ereignis«, diesem bedrückend gewaltigen Text über Ernaux‘ Schwangerschaftsabbruch während ihres Studiums, holt Ernaux hier, in »Der junge Mann« schreibend eine ungleiche, „skandalöse“ Beziehung an die Oberfläche: Ihre Beziehung/Affäre mit einem dreißig Jahre jüngeren Mann, einem Studenten, die sie einwebt in ihre Auseinandersetzung mit Scham, Klassismus, Sexismus/Misogynie, Begehren und eben dem/‘ihrem‘ Schreiben.

Wie auch immer: gekauft, geliehen oder in der Buchhandlung am Regal stehend: LESEN. Dringend.

 
Nackt in die DDR

Aaron Boks

Nackt in die DDR – Mein Urgroßonkel Willi Sitte und was die ganze Geschichte mit mir zu tun hat.

Harper Collin

24,00 € (Gebunden)

17,99 € (E-Book)

Den Maler Willi Sitte kannte in der DDR fast jeder, genauso wie seine großformatigen Bilder. Er hatte sich dem Sozialistischen Realismus verschrieben und war Funktionär. Ein Mensch mit Macht und Einfluss. Und er war der Urgroßonkel von Aron Boks. Seine Großmutter zeigt ihm ein Gemälde, das so ganz anders ist, als das, was man von Sitte kennt. Und der Autor begibt sich auf Spurensuche. Er taucht ein in die Vergangenheit der Familie Sitte. Sie stammt aus dem Tschechischen, die Eltern von Willi Sitte sind Bauern und Kommunisten. Den sozialistischen und kommunistischen Idealen bleibt die Familie über Generationen treu. Aber so einfach ist es eben doch nicht. Aron Boks hat die DDR selbst nicht mehr miterlebt, aber er zeigt Willi Sitte und die Menschen um ihn herum in all ihrer Zerrissenheit. Es gibt nicht nur Gut und Böse, Schwarz und Weiß, Ost und West.
Um es mit Lukas Rietzschel zu sagen: „Aron Boks  gelingt, was viele nur vortäuschen: Er hat ernsthaftes Interesse. Empathisch, kritisch, feinfühlig legt er die Ambivalenzen offen, die sich ergeben, wenn man sich mit ‚der DDR‘ beschäftigt. Chapeau!“

 
Sibir

Sabrina Janesch

Sibir

Rowohlt

24,00 € (Gebunden)

19,99 € (E-Book)

Es ist das Jahr 1945 als Josef Ambacher und seine Familie zusammen mit vielen anderen Deutschstämmigen in der Sowjetunion in Güterwaggons verfrachtet und in das ferne Sibirien transportiert werden. Der Zielort in der kasachischen Steppe ist ein harter, aber auch wundersamer Ort, an dem sich verschiedene Kulturen, Geschichten und Mythen begegnen. 40 Jahre später wächst seine Tochter Leila in der niedersächsischen Kleinstadt Mühlheide auf und saugt die Geschichten ihres Vaters auf. Als der Vater zu vergessen beginnt, beschließt sie die Fäden ihrer Geschichte mit der des Vaters zu verknüpfen und stellt trotz der zeitlichen und räumlichen Differenzen diverse Gemeinsamkeiten fest. Das Fremdheitsgefühl und die Suche nach Heimat scheinen sich zu vererben, doch sind es auch Werte wie Freundschaft und Liebe, die stets dagegen ankämpfen.
Janesch spannt einen großen Bogen um ein schwieriges Kapitel der deutsch-russischen Geschichte, das jedoch durch die kindlichen Perspektiven und Abenteuerlichkeiten aufgelockert wird. In einer unaufgeregten und feinfühligen Sprache schafft die Autorin es sowohl die verschiedenen Lebenswelten atmosphärisch aufzuladen als auch verschiedenste Charaktere zu zeichnen.

 
Die Liebe an miesen Tagen

Ewald Arenz

Die Liebe an miesen Tagen

Dumont

24,00 € (Gebunden)

19,99 € (E-Book)

24,00 € (Hörbuch)

Die Fotografin Clara hat sich seit dem Tod ihres Mannes niemandem mehr richtig geöffnet. Und eigentlich kommt sie auch gut allein zurecht. Der charismatische Theaterschauspieler Elias ist eigentlich glücklich in seiner losen Beziehung zu Vera, doch er spürt mehr und mehr, dass etwas fehlt. Als die beiden bei einer Hausbesichtigung aufeinandertreffen, liegt sofort etwas in der Luft und nachdem sie sich bei der Premiere von Elias’ neuem Theaterstück wiedersehen, ist beiden klar, dass sie sich ineinander verliebt haben. Dieses große Gefühl schwört jedoch auch bald kleine Zweifel herauf. Ist es tatsächlich die große Liebe oder ist es nur die Blauäugigkeit der frischen Verliebtheit, wie man sie aus früheren Zeiten kennt? Als Clara ein einmaliges Jobangebot in Hamburg erhält, stellt sich beiden die Frage, ob ihre Gefühle füreinander tatsächlich so stark sind, dass sie über eine Entfernung von 600 Kilometer aufrechterhalten werden können bzw. wie sinnvoll es eigentlich ist sich in ihrem Alter auf eine neue Beziehung einzulassen, die gleich mit einer solchen Hürde beginnt.
Wer hier eine kitschige Liebesgeschichte vermutet, liegt weit daneben. Neben der durchweg realistischen Geschichte einer „Liebe im mittleren Alter“, sind es auch die Nebenfiguren und -geschichten, die das Buch lesens- und empfehlenswert machen. Sei es die zunehmende Demenzerkrankung von Claras Mutter, die Beziehung zu ihrem gutherzigen Bruder oder das Vater-Kind-Verhältnis zwischen Elias und seiner Tochter aus seiner ersten Beziehung. Zumal das Umzugsproblem keinesfalls das tragischste Ereignis in der Romanhandlung bleiben wird.

 
Das Leben vor uns

Kristina Gorcheva-Newsberry

Das Leben vor uns

C.H. Beck

25,00 € (Gebunden)

18,99 € (E-Book)

In ihrer Rezension für die Abendzeitung vergleicht Roberta De Righi Gorcheva-Newsberrys Debütroman »Das Leben vor uns« mit den Texten Tschechows. Sie schreibt: „Wie Tschechow beschreibt Gorcheva-Newsberry gesellschaftlichen Wandel und Untergang einer Epoche – nur eben hundert Jahre später“. Neben dem Sujet des Epochenumbruchs, ist es wohl vor allem die zurückhaltende und dennoch – oder gerade darüber – so intensive Art alltägliches, ‚kleines‘ Leben zu beschreiben ohne generalisierend oder typisierend zu verfahren; diese Leben ohne Bosheit oder Hohn und Überheblichkeit aufzuzeichnen und so nachvollziehbar zu machen, gleich wie weit dieses Leben vom eigenen Entwurf entfernt sein mag, was diese Referenz so einleuchtend macht.
Erzählt wird auf den kurzweiligen dreihundert Seiten die Geschichte bester Freundinnen, Anja und Milka, die Ende der 1980er-Jahre an den Rändern Moskaus aufwachsen. Während die ältere Generation statisch und verbraucht gezeichnet wird, verkörpern die zwei jungen Mädchen in ihrem Verlangen zu leben, anders zu leben, eine Vision von Zukunft. Gespeist aus Popsongs und westlicher Jugendkultur bricht durch sie etwas durch, das auf globalpolitischer Ebene durch die Auflösung der Sowjetunion und den Fall des Eisernen Vorhangs gespiegelt steht. Wie dieses Durchbrechen sowohl auf persönlicher, kleinster als auch gleichsam auf globaler Ebene sich weiter konkretisiert und Formen annimmt, bildet Gorcheva-Newsberry entlang ihrer Protagonistinnen ab. Mit allen Fallstricken und Verhaftungen; im Ineinander von Vision und Rückfall, von Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit. Sensibel, fesselnd, dabei niemals übergriffig.

 
Die Liebe an miesen Tagen

Ewald Arenz

Die Liebe an miesen Tagen

Dumont

24,00 € (Gebunden)

19,99 € (E-Book)

24,00 € (Hörbuch)

Die Fotografin Clara hat sich seit dem Tod ihres Mannes niemandem mehr richtig geöffnet. Und eigentlich kommt sie auch gut allein zurecht. Der charismatische Theaterschauspieler Elias ist eigentlich glücklich in seiner losen Beziehung zu Vera, doch er spürt mehr und mehr, dass etwas fehlt. Als die beiden bei einer Hausbesichtigung aufeinandertreffen, liegt sofort etwas in der Luft und nachdem sie sich bei der Premiere von Elias’ neuem Theaterstück wiedersehen, ist beiden klar, dass sie sich ineinander verliebt haben. Dieses große Gefühl schwört jedoch auch bald kleine Zweifel herauf. Ist es tatsächlich die große Liebe oder ist es nur die Blauäugigkeit der frischen Verliebtheit, wie man sie aus früheren Zeiten kennt? Als Clara ein einmaliges Jobangebot in Hamburg erhält, stellt sich beiden die Frage, ob ihre Gefühle füreinander tatsächlich so stark sind, dass sie über eine Entfernung von 600 Kilometer aufrechterhalten werden können bzw. wie sinnvoll es eigentlich ist sich in ihrem Alter auf eine neue Beziehung einzulassen, die gleich mit einer solchen Hürde beginnt.
Wer hier eine kitschige Liebesgeschichte vermutet, liegt weit daneben. Neben der durchweg realistischen Geschichte einer „Liebe im mittleren Alter“, sind es auch die Nebenfiguren und -geschichten, die das Buch lesens- und empfehlenswert machen. Sei es die zunehmende Demenzerkrankung von Claras Mutter, die Beziehung zu ihrem gutherzigen Bruder oder das Vater-Kind-Verhältnis zwischen Elias und seiner Tochter aus seiner ersten Beziehung. Zumal das Umzugsproblem keinesfalls das tragischste Ereignis in der Romanhandlung bleiben wird.

 
Glückliche Geheimnis

Arno Geiger

Das glückliche Geheimnis 

Hanser Verlag

25,00 € (Gebunden)

18,99 € (E-Book)

25,00 € (Hörbuch)

In diesem relativ schmalen Band beschreibt Arno Geiger seine Anfänge als junger Schriftsteller. Er öffnet weit die Tür in sein Inneres. Berichtet von Geheimnissen, die er nie öffentlich machen wollte. Da sind Jahre in Wien, in denen er seinen Lebensunterhalt auf ungewöhnliche, schambehaftete Weise verdient hat. Dann die Rückkehr ins Elternhaus, kleine Erfolge und große Rückschläge. Das Buch liest sich wie ein Roman. Mit Klarheit blickt Geiger auf seine Vergangenheit, zeigt an sich selbst, wie gewunden ein Lebensweg sein kann. Seine Zweifel, ob eine Existenz als Schriftsteller überhaupt möglich ist, beschreibt er ebenso wie die zunehmende die Sorge um die Eltern. Und dann gibt es noch die Begegnung mit der großen Liebe. Der Hanser Verlag kann sich glücklich schätzen, diesen Autor zu haben.

 
Time Travel

Stefanie Hasse & Julia K. Stein

Time Travel Academy – Auftrag jenseits der Zeit Bd. 1

Oetinger

15,00 € (Gebunden)

11,99 € (E-Book)

Der zwölfjährige Max findet sein Leben so öde: es gibt keinen Fernseher, dafür aber Handy- und Süßigkeitenverbot. Als Highlight darf er mit Klopapierrollen basteln. Er hätte sein Leben gerne mit dem eines anderen getauscht. Das ändert sich allerdings, als er eine goldene Einladung zur Time Travel Academy erhält. Seine Eltern, die seit dem Verschwinden seiner Schwester Stelle eh schon seltsam drauf sind, versuchen ihm diese Einladung zu verheimlichen. Aber daraus wird nichts. Max weiß, er muss auf diese Academy, erst recht, da er nun erfahren hat, dass er dort eventuell seine Schwester wiederfinden kann. So macht er sich heimlich auf den Weg zur Academy und stürzt sich in ein aufregendes Abenteuer, denn er muss dort erst die Aufnahmeprüfung bestehen.
Die beliebten Themen Internat und Zeitreise werden hier in einer coolen Action-Reihe vereint. Wer witzige, spannende und rasante Abenteuer mag, sollte der Einladung dieses Buches folgen. Für coole Kids ab 10 Jahre.

 
Danger Zone

Andreas Schlüter 

Danger Zone – Gefährliche Wüste, Bd 1

Fischer Jugendbuch

13,00 € (Gebunden)

9,99 € (E-Book)

Gunnar Schrader, Vater von den Zwillingen Marcel und Julia ist Tierfilmer und-fotograf. Und als er die unglaubliche Gelegenheit bekommt die unglaubliche Welt der Tiere Australiens in einem Bildband zu verewigen, beschließt seine Frau, dass die ganze Familie für diese Zeit mit nach Australien zieht. Beide Kinder sind nicht sehr angetan davon, dass Ihre Mutter sie nun im Homeschooling unterrichten wird, aber für die Abenteuer auf diesem fremden Kontinent nehmen sie das gern in Kauf. Auch sie interessieren sich für das Fotografieren. Und als der Kollege ihres Vaters durch Krankheit ausfällt, nimmt er die Kinder kurzerhand mit auf seine erste Tour. Und so nimmt die Geschichte ihren Lauf, denn plötzlich tauchen Unbekannte auf und entführen ihren Vater und die beiden Geschwister stehen nun völlig allein in der Wüste und sind auf sich gestellt. Sie werden mit Buschfeuern konfrontiert, gefährlichen Verbrechern, giftigen Tieren und erleben Wassernot. Werden die beiden es durch die Wüste schaffen, um sich und ihrem Vater Hilfe zu besorgen? Eine weitere actionreiche Abenteuerserie aus Schlüters Feder für alle, die es spannend mögen und nebenbei auch noch ein wenig Sachwissen einsaugen möchten, ab 10 Jahre.

 
Als die Welt zerbrach

John Boyne

Als die Welt zerbrach

Piper

24,00 € (Gebunden)

19,99 € (E-Book)

John Boyne schreibt in seinem neuen Roman die Geschichte aus „Der Junge im gestreiften Pyjama“ fort, indem er die Erzählperspektive wechselt und Brunos Schwester Gretel zu Wort kommen lässt. Im Jahr 2022 führt die über Neunzigjährige ein ruhiges Leben in ihrer Londoner Wohnung, bis eine neue Familie in das Wohnhaus zieht und Gretel eine Ungerechtigkeit erahnt, die ein Schuldgefühl heraufbeschwört, welches sie ein Leben lang mit sich herumgetragen hat. In Einschüben wird das Leben Gretels von der Flucht mit der Mutter aus Polen nach Frankreich über den Versuch eines Neustarts in Australien bis zur finalen Lebensstation in England erzählt. Das schwerste Gepäckstück ist stets die eigene Vergangenheit und die damit zusammenhängende Schuldfrage. Während „Der Junge im gestreiften Pyjama“ durch Brunos kindlich-naive Erzählperspektive bestach, ist der Sprachstil in „Als die Welt zerbrach“ ein gänzlich anderer. Psychologisch feinfühlig wird hier von der lebenslangen Last eines Schuldgefühls und Geheimhaltenmüssens erzählt.

 
Fischers Frau

Karin Kalisa

Fischers Frau

Droemer

22,00 € (Gebunden)

16,99 € (E-Book)

1928 macht ein dreijähriges Fangverbot für die Ostsee die Fischer von Freest in der Nähe von Greifswald arbeitslos. Aber irgendwie müssen sie Geld verdienen, um ihre Familien zu ernähren. Gemeinsam mit ihren Frauen setzen sie sich an die Webstühle und knüpfen Teppiche. Sie zeigen die Welt der See, maritime Motive in wunderschön gedeckten Farben. Noch heute sind die Teppiche berühmt. Die Kuratorin Mia Sund erhält von unbekannt ein seltenes und besonderes Exemplar. Die Farben, der Flor, die Motive sind anders. Auf einer Borte entdeckt sie eine vieldeutige Chiffre. Zum ersten Mal beantragt Mia eine Dienstreise und so beginnt die Suche nach der Herkunft des Teppichs.
Lebendig und spannend verwebt Karin Kalisa in ihrem Roman die Geschichte zweier Frauen und erzählt dabei von der Kunst der Pommerschen Fischerteppiche.

 
Die Mauersegler

Fernando Aramburu

Die Mauersegler  

Rowohlt

28,00 € (Gebunden)

19,99 € (E-Book)

Ein Roman in 365 Kapiteln und damit ein Text, der das Zeitvergehen festhält. Ein Jahr, ein Roman, der für mich zum Projekt wird: Die Idee dazu entstand im Herbst, als Fernando Aramburus neuer Roman, von der spanischen Kritik als Klassiker des 21.Jahrhunderts gefeiert, bei Rowohlt in deutscher Übersetzung erschien. 2023 sollte ein Jahr an der Seite von Toni werden. Und so fing das neue Jahr (Lissabon, 01.01.2023, 17:36) gleich mit den ersten Seiten dieses irrwitzigen Romans an.
Erzählt wird darin die Geschichte von Toni, einem Mann des Mittelmaßes, für den Lieben und Leben leere Worthülsen sind, mit denen er schon längst abgeschlossen hat. Einzig sein Hund interessiert ihn – jedoch wohl nicht so sehr, dass es er ihn von seinem Entschluss abhalten könnte: Er will seinem tristen Leben ein Ende setzen und das eben in genau 365 Tagen, gezählt vom 31.Juli an, dem Tag des Entschlusses. Ein Plan, der so lange steht, bis Toni eine Frau kennenlernt. Eine Hundebesitzerin, an deren Leine ein Hund namens Toni das Unterfangen ins Wanken bringt und Hoffnung aufflammen lässt. Doch darüber kann ich noch keine Aussagen treffen, nur das wiedergeben, was der Klappentext verrät. Denn bisher bin ich noch bei Kapitel eins – Zeit ist noch keine vergangen, weder im echten, noch im Romanprojekt-Leben. Der Auftakt ist aber vielversprechend, mein Vorhaben gefällt mir. Wie wäre es: Steigen Sie ein? Jetzt im minimalen Rückstand oder konsequent verspätet – und damit genau in der Zeit – zum 31.07.2023. 

 
Juli Löwenzahn

Andreas Schmachtl

Juli Löwenzahn rettet das Weihnachtsfest  

Carlsen maxi pixi

1,99 € (pixi)

Eine schöne Kleinigkeit für unter den Baum oder zu St. Nikolaus? Fragen Sie uns auch gerne nach weiteren weihnachtlichen Kinderbüchern.

 
Fröhliche Weihnachten Pauli!

Brigitte Weninger

Fröhliche Weihnachten Pauli

Carlsen maxi pixi

1,99 € (pixi)

Eine schöne Kleinigkeit für unter den Baum oder zu St. Nikolaus? Fragen Sie uns auch gerne nach weiteren weihnachtlichen Kinderbüchern.

 
Weihnachtsmaus Miika

Matt Haig

Eine Weihanchtsmaus namens Miika

dtv

14,00 € (Gebunden)

9,99 € (E-Book) 

Irgendwo in Finnland liegt ein kleines Dörfchen namens Wichtelgrund. Hier leben neben Wichteln, fliegenden Rentieren und Elfen auch die kleine Mausi Miika. Allerdings versucht diese immer noch irgendwie dazuzugehören. Als letzte und schwächste Maus seines Wurfes hatte er es stets schwer und wurde immer übersehen. Also ist er froh, dass er in Künna der Kühnen eine Artgenossin als Freundin findet. Aber wird mit Künna wirklich alles besser? Und wird es Miika helfen, dass er vor kurzem auch noch verdruckwickt wurde und nun teilweise magisch ist? Als Künna ihn überredet sich auf den Weg zu machen, um bei den Trollen den besten und leckersten Urga-Burga-Käse zu stehlen, beginnt ein großes Abenteuer.
Haig erzählt hier eine weitere magische Weihnachtsgeschichte voller Witz und Wärme, über Mut, wahre Freundschaft, dem Wunsch nach Zugehörigkeit, das Treffen von richtigen Entscheidungen und den Glauben an sich selbst. Für große und kleine Leser und Zuhörer ab 8 Jahren.

 
Das leichte Leben

Thomas Melle

Das leichte Leben

Kiepenheuer & Witsch

24,00 € (Gebunden)

19,99 € (E-Book) 

22,00€ (Hörbuch)

In der Wochenzeitung »Die Zeit« ruft man begeistert aus, der neue Roman von Thomas Melle, im Herbst bei KiWi erschienen, sei der „Weltliteratur nahe“. Nun würde es sich anbieten etwas bei diesem Begriff zu bleiben und zu fragen, was genau das eigentlich ist: ‚Weltliteratur‘ und genauer noch: Was einen Text wohl zu ‚Weltliteratur‘ macht. Hier bleiben diese zwei Fragen als offene Fragezeichen jedoch stehen; stattdessen werfen wir einen Blick in »Das leichte Leben«. Weniger global werdend, vielmehr bei einer situierten, regionalen Lektüre bleibend, die Enttäuschung Raum gibt und nicht verdeckt wird von weltumspannender Anrede oder Anschrift. Das ist in der Spannung, die sich zwischen dem Text selbst und dem Gütesiegel der »Zeit« ergibt, gar nicht mal so leicht. Fundiert doch eine Feststellung, die Allgemeingültigkeit beansprucht das Romangeschehen. Nämlich, dass die conditio humana durch und durch sexuiert ist, und so bestimmbar bleibt. Eine Diagnose, die irgendwie muffig nach Jahrhundertwende riecht. Nach einem bärtigen Wiener, Häkeldecke und pfeifenrauchig omnipräsenten Tabu.
Erzählt wird bei Thomas Melle die Geschichte eines erfolgreichen, ‚schönen‘ Paares, dessen schönes Leben von Begehren heimgesucht wird. Einem Begehren, das das kleinbürgerlich sehnende Klammern am Tabu herausfordert, nämlich indem es seine eigene Begrenztheit ausmalt. Konfrontiert mit einem Begehren, das die Institution monogame Ehe ins Wanken bringt, fasern die bisher so runden Biografien von Jan und Kathrin aus, brechen in sich: Jans in Form einer Heimsuchung aus seiner Internatsvergangenheit; Kathrins in Form des ungreifbar bleibenden Freundes der Tochter. Und das liest man dann so und fragt sich: Echt jetzt? Mehr gibt es da nicht zu erzählen? Hält unser Bildprogramm nur derart abgenutztes Material bereit: Internat, Freund der Tochter…? Wieso nicht gleich noch eine verführerische Mutterfigur, ein Bruder, eine Schwester? Stereotyp zusammengesetzt, macht »Das leichte Leben« wenig. Eine Wiederholungsschleife, die in der nüchternen Frage endet: Warum sollte uns diese Kathrin, dieser Jan interessieren. Was treiben die da, warum spuken sie da weiter rum? Sie bleibt, die Frage, ohne Antwort, genauso wie die Frage, was das alles mit Welt/-Literatur zu tun hat.

 
Winternähe

Mirna Funk

Winternähe

Fischer Taschenbuch

14,00 € (Broschiert)

9,99 € (E-Book) 

Mirna Funk veröffentlichte diesen Roman bereits 2015. Es ist ihr Debütroman.  Und er ist nach wie vor lesenswert und hat an Aktualität nicht verloren. Lola sucht ihr eigenes Leben. Geboren in Ostberlin und von Vater und Mutter bei den jüdischen Großeltern gelassen, fühlt sie sich fremdbestimmt und heimatlos. Antisemitische Äußerungen in ihrem nahen Umfeld treiben sie in groteske Situationen. Im strengen Sinn ist sie keine Jüdin, der Vater ist Jude, die Mutter nicht. Aber wer bestimmt darüber: ein deutsches Gericht, der Rabbi, fremde Menschen? Lola reist nach Tel Aviv zu Shlomo, der heute ein linker Aktivist ist, aber als israelischer Soldat Schuld auf sich geladen hat.Und die Suche nach einem eigenen Leben bringt Lola weiter bis nach Thailand. Und sie bleibt dran, widersprüchlich, eigenwillig und hartnäckig.

 
Bittere Wasser

Tina Pruschmann

Bittere Wasser

Rowohlt

22,00 € (Gebunden)

17,99 € (E-Book) 

Als Kleinkind wächst Ida umherziehend mit ihren berühmten DDR-Zirkuseltern auf. Will sie zunächst später einmal wie ihre Mutter am Trapez durch die Lüfte fliegen, entwickelt sie schon bald eine spezielle Bindung zum jungen Zirkuselefanten Hollerbusch, der am gleichen Tag wie sie geboren wurde. Von ihrem Vater lernt sie alles, was man über den Umgang mit den Tieren wissen muss. Als Ida ins Schulalter gelangt, entscheiden die Eltern jedoch, dass sie zur Oma ins Erzgebirge ziehen soll und nur noch in den Ferien mit ihnen reisen kann. In Tann betreibt die Großmutter die lokale Kneipe, wo Ida den Gesprächen und Geschichten der Bergarbeiter und ihrer Oma lauscht. Diese entführen nicht nur Ida, sondern auch die Lesenden über mehrere Generationen zurück in die Familiengeschichte und die wechselhafte Entwicklung des Bergarbeiterstädtchens. Mit der Wende geht vieles in die Brüche. Die Mine wird geschlossen, der Zirkus treuhänderisch verscherbelt, die Ehe der Eltern scheitert an Stasigeschichten und Idas Vater verschanzt sich trinkend in seinem Zirkuswagen im Garten der Großmutter. Ida zieht es nach Kyjiw, wohin Hollerbusch verfrachtet wurde, um dort ihre Dompteurin zu werden.
„Bittere Wasser“ ist zugleich eine abenteuerliche Familiengeschichte und äußerst spannende kulturhistorische, wirtschaftliche wie politische Entwicklungsgeschichte der Erzgebirgischen Region, die sich über zwei Jahrhunderte zieht. Pointiert, präzise und zugleich tiefschürfend erzählt, hinterlässt dieses Buch einen imposanten, durchdringenden Eindruck.

 
Schauergeschichten

Péter Nádas

Schauergeschichten

Rowohlt

30,00 € (Gebunden)

24,99 € (E-Book) 

Seit langem gilt Péter Nádas als literarische Stimme Ungarns. Ausgezeichnet mit zahlreichen Preisen gehört der 1942 in Budapest geborene Autor fest auf die internationale Literaturbühne – sein neuer Roman festigt diesen Platz wieder einmal. »Schauergeschichten« ist ein Sprachmonument, ein wundersames Geäst aus Stimmen und Biografien, die ineinander laufen, sich aufspannen und zusammen eine Gemeinschaft bilden. Was sich auf sprachlicher Ebene über die knapp sechshundert Seiten realisiert, ist auf erzählerischer Ebene als Plot fein ausgearbeitet. Nádas Text verwebt die Lebensgeschichten unterschiedlicher Bewohner:innen eines Dorfes zusammen: plural, divers, und alle auf ihre Art grausam. Um das Dorf gruppieren sich Gespenster, Zwischenexistenzen, die das Geschick des Dorfes (mit-)zu lenken scheinen. Parabelhaft nutzt Nádas so den Spuk, um auf die Fragwürdigkeit (um es beschwichtigend zu formulieren) menschlicher Existenz aufmerksam zu machen: Missgunst, Bosheit, Gewalt und Schwäche zeichnen das Leben im Dorf am Fluss.
Betäubend. Großartig.

 
Boy

C.G. Drews

The Boy Who Steals Houses: The Girl Who Steals His Heart

Sauerländer

17,00 € (Gebunden)

14,99 € (E-Book) 

Die Brüder Sam und Avery hatten es nie leicht: von der Mutter verlassen, vom Vater geschlagen und von der Tante vernachlässigt müssen sich die beiden nun alleine durchschlagen. Während sein älterer, autistische Bruder hier und da unterkommt, bricht der 15 jährige Sam in verwaiste Häuser ein. Er hat eine Riecher dafür, wo er bleiben kann: ist der Kühlschrank leer? Oder gibt es Notizen an die Familienangehörigen? Doch eines Tages wird er im Schlaf überrascht, als eine Familie mit sieben Kindern überraschend nach Hause kommt. Zum Glück fällt er in dem Trubel gar nicht weiter auf und wird für einen Freund der Kinder gehalten. Und so wird er plötzlich zum Essen eingeladen und erlebt zum ersten Mal die Wärme und Geborgenheit einer Familie in der jeder für jeden da ist. Es fehlt ihm immer schwerer wieder Abschied zu nehmen, besonders nachdem er sich in die gleichaltrige Moxie verliebt hat. Jedoch holt ihn seine Vergangenheit wieder ein.
Ein aufrüttelnder Jugendroman über den Wunsch zweier Brüder nach einem Zuhause, Geborgenheit und Zugehörigkeit, der tief berührt, bewegt und einen nicht mehr loslässt. Für LeserInnen ab 13 Jahren.

 
Dschinns

Fatma Aydemir hat den Sprung von der Shortlist des Deutschen Buchpreises auf’s Siegerpodium nicht geschafft. Daher möchten wir ihren Roman hier nochmal etwas ins Rampenlicht ziehen. „Dschinns“ ist zugleich Familien- und Gesellschaftsroman. Nach Jahrzehnten der Gastarbeit in Deutschland erfüllt sich Familienoberhaupt Hüseyin seinen Traum einer Eigentumswohnung für seine Familie in Istanbul. Doch leider verstirbt er in eben jener bereits vor dem eigentlichen Einzug. Die Familie in Deutschland wird von seinem Tod informiert und in die Türkei berufen. Die Nachricht und das bevorstehende Zusammentreffen bringt jedes der Familienmitglieder zur Rückschau auf das eigene Leben. Hüseyins Frau Emine und die Kinder Ümit, Sevda, Peri, und Hakan haben unterschiedliche Perspektiven auf die gemeinsame Familiengeschichte, hatten mit ihren eigenen Geistern zu kämpfen und sind verschiedene Wege gegangen. Was sich hier nach und nach eröffnet ist nicht nur eine Familien- und Migrationsgeschichte mit all ihren Hürden und Schwierigkeiten verschiedener Generationen, sondern ebenso eine Wahrnehmungsrecherche. „Dschinns“ ist nämlich nicht zuletzt auch eine Schilderung von Fremd- und Selbstwahrnehmung, sowie eine versuchte Annäherung an so etwas wie „Wahrheit“, die sich – wenn überhaupt – höchstens zwischen den einzelnen subjektiven Wirklichkeiten versteckt.

 
Kämpfer

Daniele Mencarelli

Für die Kämpfer, für die Verrückten

S.Fischer

24,00 € (Gebunden)

19,99 € (E-Book) 

Daniele findet sich nach einem schlimmen Wutausbruch in der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie wieder. Dort muss er eine Woche zur Beobachtung bleiben. Er teilt sich das Zimmer mit fünf anderen Patienten. Zunächst misstrauisch beobachtet er Ärzte, Pfleger und Insassen. Er erfährt die Geschichten seiner Mitbewohner. Keiner darf die Station verlassen, mitten in der Hitze des Sommers sind alle eingesperrt, das Zimmer eine Zumutung. Gleichgültigkeit und Frust des Personals setzen allen zu. Aber Daniele erlebt Mitgefühl und Solidarität, er sieht Zuneigung und Verständnis. Als er nach nur einer Woche die Station verlassen darf, schmerzt es ihn sehr, die Anderen zurückzulassen.
Mencarellli schreibt voller Empathie. Dieser kleine Roman ist traurig aber nicht deprimierend. Er berührt den Leser auf ganz eigene Weise. Warum sind diese Menschen am Leben gescheitert? Und bringen die „Gesunden“ das nötige Verständnis für sie auf.

 
Martha

Martin Kordić

Jahre mit Martha

S.Fischer

24,00 € (Gebunden)

19,99 € (E-Book) 

Die Covergestaltung des neuen Romans, »Jahre mit Martha« von Martin Kordić, ist wieder einmal ein gut-schlechtes Beispiel dafür, wie Erwartungen und Rezeption über die Gestaltung gesteuert werden: Dem S. Fischer Verlag gelang es aus einer vielschichtigen, häufig verstörenden Geschichte ein Element herauszulösen und Kordics Text über das Cover auf eine foto-verfilterte Liebesgeschichte zu reduzieren. Als handele es sich dabei um einen deutschsprachigen David-Nicholls-Abklatsch mit kitschiger Schwermut, regennassen Küssen der Vergebung im Gegenlicht und ach-was-weiß-ich… Dagegen kann der Text des in Celle geborenen Hanser-Lektors mit kroatischen Wurzeln so viel mehr als das. Und wenn »Jahre mit Martha« AUCH eine Liebesgeschichte ist, so ist der Roman eben daneben ebenso eine sensible, sozialkritische Beschreibung der Lebenswirklichkeiten junger Migrant:innen in der BRD, wie darin eine durchaus brutale, teils verstörende Abrechnung mit der deutschen Klassengesellschaft, mit sozialer Ungerechtigkeit und Rassismus. Gewichtige Themen oder Ebenen des Textes, die keinen Platz auf der Bank mit den zwei Rücken im Herbstgarten finden.
Ein Ansatz zur Erklärung des Von-der-Bank-Fallens ließe sich in der Sprache suchen, in der die Geschichte des Protagonisten Željko Draženko Kovačević, kurz Jimmy, dem Sohn kroatisch-bosnischer Eltern erzählt wird: Leichtfüßig und locker malt Kordic die Oberfläche, die es ihm sodann erlaubt Tiefenbohrungen zu unternehmen und seine eigentlichen Geschichten auszufalten.
Fazit: Nicht vom Cover abschrecken lassen, nicht von der Liebesgeschichte zwischen Jimmy und der 25 Jahre älteren Professorin Frau Gruber. Denn »Jahre mit Martha« stellt weniger eine letzte herbstliche Zärtlichkeit (Nicholls) dar, als vielmehr eine Art Hommage an Schlinks »Der Vorleser«, wo doch die erste ungleiche erotische Berührung nicht den Endpunkt als vielmehr das Sprungbrett in tiefere Schichten markiert.

 
Auf See

Theresia Enzensberger

Auf See

Hanser

24,00 € (Gebunden)

17,99 € (E-Book) 

Nachdem uns Theresia Enzensberger in „Blaupause“ zurück zu den Anfangsjahren des Bauhauses nach Weimar entführte, gelangen die Lesenden in „Auf See“ in eine nicht allzu ferne Zukunft. Während die Welt stetig dem Untergang entgegenstrebt, hatte Yadas Vater eine Seestadt vor der Norddeutschen Küste als utopische Gegengesellschaft gegründet. Doch wie der Glanz der Seestadt über die Jahre verloren gegangen ist, so kommen auch Yada Zweifel an den Idealen ihres Vaters und den Geschichten über ihre Mutter. Als sie zudem einen Aufstand der Arbeiterschaft wittert, beschließt sie auf das Festland zu fliehen. Yadas Kapitel wechseln sich mit denen Helenas ab, einer mehr oder minder freiwillig zur Künstlerin und Sektenführerin avancierten Bewohnerin des Festlandes. Dass beide Schicksale irgendwann aufeinandertreffen müssen, liegt von Anfang an in der Luft. Die Frage ist nur, aus welchen Gründen. Neben diesen beiden Perspektiven ist der Roman durchsetzt von „Archiv“-Kapiteln in denen von historisch belegten Beispielen neoliberaler Ideen, utopischen Versuchen mit dystopischen Ergebnissen, Idealisten und Gaunern die Rede ist. Die Utopie als Sehnsuchtsort existiert seit langem im menschlichen Bewusstsein und doch hat sie bis heute noch keine konkrete Form entwickeln können. Vielleicht nähert man sich ihr am ehesten aus dem Lernen von bisherigen missglückten Versuchen und begangenen Fehlern.

 
Rombo

Esther Kinsky

Rombo

Suhrkamp

24,00 € (Gebunden)

20,99 € (E-Book) 

Die Kinder der Klasse 4a sind ein wilder Haufen und machen es ihrer Lehrerin wirklich schwer. Sie steht kurz vor einem Nervenzusammenbruch und streicht die Segel. Da kommt die Austauschlehrerin aus England zur rechten Zeit. Die Schüler sind erst noch skeptisch, aber dann gewinnt sie ihre Herzen, denn sie hat etwas magisches an sich. Ihr Hang Sprichwörter für bare Münze zu nehmen macht aus „Jemanden aufs Glatteis führen“ eine Eisbahn im Schwimmbad und das mitten im Sommer.
Im aktuellen Band stehen den Kindern der Klasse 4a 10.000€ in Aussicht. Sie müssen dafür nur die Projektwoche gewinnen. Dumm nur, dass die schreibfaule Klasse als Projektthema die Schülerzeitung bekommen hat. Das kann ja nie was werden oder doch. Immerhin gibt es ja die fabelhafte Miss Braitwistle und schon haben die Schüler magische Presseausweis und somit Zutritt zu den interessantesten und spannendsten Veranstaltungen und plötzlich sind sie sogar in der Südsee. Und dann kommt es wie es kommen muss und einer baut mal wieder Mist. Wird die Lehrerin das grade biegen können?
Die Bücher voller wunderbarer Geschichten einer total verrückten und chaotischen Klasse und einer Lehrerin der besonderen Art im Stil von Mary Popins sind für alle Leser ab 8 Jahren geeignet und machen sogar Spaß auf Schule. Und das Beste: Von den lustigen Abenteuern gibt es mittlerweile sechs Bücher in unserer Buchhandlung zu erwerben.

 
Braitwhistle

Sabine Ludwig

Die fabelhafte Miss Braitwhistle Bd. 1 & Bd. 6

Dressler

15,00 € (Gebunden)

9,99 € (E-Book) 

Die Kinder der Klasse 4a sind ein wilder Haufen und machen es ihrer Lehrerin wirklich schwer. Sie steht kurz vor einem Nervenzusammenbruch und streicht die Segel. Da kommt die Austauschlehrerin aus England zur rechten Zeit. Die Schüler sind erst noch skeptisch, aber dann gewinnt sie ihre Herzen, denn sie hat etwas magisches an sich. Ihr Hang Sprichwörter für bare Münze zu nehmen macht aus „Jemanden aufs Glatteis führen“ eine Eisbahn im Schwimmbad und das mitten im Sommer.
Im aktuellen Band stehen den Kindern der Klasse 4a 10.000€ in Aussicht. Sie müssen dafür nur die Projektwoche gewinnen. Dumm nur, dass die schreibfaule Klasse als Projektthema die Schülerzeitung bekommen hat. Das kann ja nie was werden oder doch. Immerhin gibt es ja die fabelhafte Miss Braitwistle und schon haben die Schüler magische Presseausweis und somit Zutritt zu den interessantesten und spannendsten Veranstaltungen und plötzlich sind sie sogar in der Südsee. Und dann kommt es wie es kommen muss und einer baut mal wieder Mist. Wird die Lehrerin das grade biegen können?
Die Bücher voller wunderbarer Geschichten einer total verrückten und chaotischen Klasse und einer Lehrerin der besonderen Art im Stil von Mary Popins sind für alle Leser ab 8 Jahren geeignet und machen sogar Spaß auf Schule. Und das Beste: Von den lustigen Abenteuern gibt es mittlerweile sechs Bücher in unserer Buchhandlung zu erwerben.

 
Diggers

Dusty Diggers

Gekrächze aus der Urzeit: Das Geheimnis des Urvogels Archaeopteryx

Seemann

16,95 € (Gebunden)

Diese Geschichte beginnt mit einem abenteuerlichen Fund. Der von Husten geplagte, zu einem Hungerlohn hart arbeitende Steinbrucharbeiter fand eine seltsame Kreatur in seiner gerade gelösten Kalksteinplatte. Er haderte kurz mit sich und ließ dann diese Platte mit dem seltsamen Vieh unter seinem Mantel verschwinden. Nach der Arbeit machte er sich auf zu seinem Arzt und man glaubt es kaum: er tauschte bei dem Hobby-Paläontologen seinen Steinplattenfund gegen 5 Arztbesuche ein. Und dann nimmt die Geschichte seinen Lauf. Dieses seltsam aussehende Suppenhuhn, entpuppt sich als Fossil aus der Dinosauerierzeit. Aber wohin gehört es, ist es ein Dinosaurier mit Flügeln oder ein Vogel? Zahlreiche Wissenschaftler des 19 Jahrhunderts brannten darauf das Rätsel zu lösen. Sollte sich Charles Darwins Evolutionstheorie bewahrheiten?
Voller Spannung können kleine Wissenschaftler die Entdeckung und Erforschung des Urvogels Archaeopteryx verfolgen. Konnte er fliegen oder nur gleiten? Wo lebte er? Was hat es mit Darwins Theorie auf sich? Dieser aufregende Kinderkrimi vermittelt sehr lebendig alles Wichtige über die Urzeit, erklärt die Basics zu Darwin und rundet das Leseabenteuer mit amüsanten Zwischenkommentaren und Illustrationen ab. Geschichte war selten so fesselnd verpackt wie in diesem Buch. Und wer noch mehr über die Himmelsscheibe von Nebra oder die Wikinger wissen möchte, liest einfach weiter im Band 1 und Band 3 dieser Reihe. Ab 8 Jahre.

 
Utopia

David Mitchell

Utopia Avenue

Rowohlt

26,00 € (Gebunden)

19,99 € (E-Book)

Hörbuch 29,95 €

London in den späten Sechzigern. Der Musikmanager Levon Frankland will eine ganz besondere Band zusammenstellen und wählt die einzelnen Musiker wie ein Maler seine Pinselstriche. Für sein Bandprojekt gewinnen will er die Folksängerin Elf Holloway, den Bluesbassisten Dean Moss, den Gitarrenvirtuosen Jasper de Zoet und den Jazzdrummer Griff Griffin. Es braucht nicht viel Überzeugungsarbeit und die vier landen schnell zum Jammen im Proberaum. Es ist der Beginn von „Utopia Avenue“ und einem anfangs steinigem Weg, der die Band jedoch alsbald an die Spitze der Charts katapultieren wird. Doch auch Ruhm und Erfolg können nicht alle Sorgen und Probleme tilgen.
In David Mitchells neuem Roman wird die Psychelic- und Rock-Szene der späten Sixties lebendig. Gastauftritte von David Bowie, Jimi Hendrix, den Rolling Stones und weiteren Musikgrößen der damaligen Zeit sind keine Seltenheit. Doch das Buch ist keineswegs nur etwas für Musikliebhaber. Im Laufe des Romans entfalten sich die Lebensgeschichten der vier Bandmitglieder. Elf, Dean, Jasper und Griff sind nicht nur charakterlich sehr verschieden, sie weisen auch alle unterschiedliche Schicksalsgeschichten auf. Einig ist ihnen, dass sie alle mit den Dämonen der Vergangenheit zu kämpfen haben.

 
So wild

Andrea Abreu

So wild, so furchtlos

KiWi

20,00 € (Gebunden)

16,99 € (E-Book)

Es war wohl Ernest Hemingway, der sagte: Eine gute Geschichte erkennt man daran, wenn man sie in einem Zug lesen kann. Nun liegt mit dem Debütroman der 1995 auf Teneriffa geborenen Schriftstellerin Andrea Abreu ein Text vor, der einfach keinen anderen Umgang zulässt. Man muss ihn in einem Zug lesen – und ja, »So forsch, so furchtlos« ist eine gute Geschichte, sehr gut sogar. So gut, dass sie einen umhaut, während sie einen vor sich hertreibt, Seite für Seite. Dabei ist das Ganze überhaupt nicht so gebaut, dass man durchgetrieben werden möchte. Oder eben nur ein Teil des Selbst. Der andere Teil möchte verharren und das ausgefeilte Sprachspiel bewundern, sich über den Witz und das Können der Autorin freuen.
Erzählt wird in »So forsch, so fruchtlos« von einer Mädchenfreundschaft am Fuße des „Volkan“, wie es heißt. Einer Wohngegend, voller erstaunlicher Gestalten und Geschichten, die von tiefer Religiosität und Armut geprägt sind. Darin die zwei Freundinnen, eine eher brave, ängstliche, namenlose Ich-Erzählerin und Isora, die ähnlich forsch und furchtlos ist, wie Abreus Schreibe. Ohne Tabu und Rücksichtnahme toben sich beide aus, bis die Geschichte ein tragisches und trauriges Ende nimmt.
Der spanische Originaltitel des Romans lautet »Panza de Burro«, zu Deutsch so viel wie Eselsbauch, und steht für ein charakteristisches Wetterphänomen auf den Kanarischen Inseln: tiefhängende Wolken, die Schutz vor der Sonne bieten. In diesem Dunst wachsen die beiden auf, hier und da lassen die Wolken etwas Licht durch. Dieser Bewegung folgen wir als Leser:innen – wie gesagt, die Seiten verschlingend – bis wir selbst im trüben, lichtlosen Dunst sitzen. Seite an Seite mit der Ich-Erzählerin, ohne Isora.
Auch wenn der Preis für ein so schmales Buch recht üppig erscheint: Hier hilft sparen – apropos – nichts. Lesen!

 
Wilderer

Reinhard Kaiser-Mühlecker

Wilderer

S. Fischer

24,00 € (Gebunden)

19,99 € (E-Book)

Jakob führt den elterlichen Hof schon viele Jahre, seit er 15 ist, und immer noch kämpft er gegen den Untergang. Der Vater mit seinen verrückten, untauglichen Geschäftsideen musste ein Stück Acker nach dem anderen verkaufen. Mit Reparaturarbeiten wie in der Dorfschule verdient Jakob etwas dazu. Und dort begegnet ihm Katja. Die versucht halbherzig Malerin zu werden. Nur zögernd lässt Jakob eine Annäherung zu.
Und Katja hat Ideen und Pläne für den Hof. Sie stellen erfolgreich auf Bio um, der gemeinsame Sohn wird geboren. Doch Jakobs dunkle Seite, sein grausamer Zorn, sein Misstrauen treten immer wieder hervor. Er fragt sich, ob seine Frau nur einen Bauern wie ihn wollte, ob sein Leben anders verlaufen wäre, wenn er anderswo aufgewachsen wäre.Wie bei seinen beiden Hunden, die zu wildern begonnen haben, bricht sich die Gewalt ihren Weg frei.
Kaiser-Mühlecker hat keinen Dorfroman aus der Sicht eines Außenstehenden, eines Städters geschrieben. Er kennt das Leben auf dem Land als Insider. Noch heute führt er die Landwirtschaft seiner Vorfahren. Der Leser spürt die Vertrautheit mit dem Sujet. Man kann die auszehrende Arbeit, die Ermattung Jakobs nachvollziehen. Einfach kündigen geht nicht. Wie schon in „Fremde Seele, dunkler Wald“ ist Reinhard Kaiser-Mühlecker ein großartiger Roman gelungen, der nicht zu Unrecht auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2022 steht.

 
Peanut Jones

Rob Biddulph

Peanut Jones und die Stadt der Bilder

Dragonfly

14,00 € (Gebunden)

Für Peanut hat sich alles geändert. Auf Wunsch ihrer Mutter musste sie die Schule wechseln und fühlt sich dort unwohl und vermisst ihren Vater sehr. Peanut liebt das Zeichnen und eines Tages findet sie in ihrer Erinnerungskiste ihres Vaters einen besonderen Bleistift mit magischen Kräften. Alles was man mit ihm zeichnet wird plötzlich real. Zusammen mit ihrer pfiffigen kleinen Schwester und ihrem nerdigen Lernpartner Rockwell, machen Sie sich auf nach Chroma, einer Stadt, die sich hinter einer von Peanut an die Wand gemalten Tür verbirgt. In dieser abenteuerlichen Welt leben fantastische Wesen wie das sprechendes Krokodil, die bösen RADIERer oder „Möbel-Man“. Aber auch Mr. White lebt dort, der die schöne Welt bedroht. Die Kinder bemerken, dass man hier Peanuts Vater kennt und so schöpfen sie Hoffnung und versuchen ihn zu finden und diese Welt zu retten.
Der Autor und Illustrator hat hier eine fantastische Welt geschaffen, in die man gerne eintauchen und sie kennenlernen will. Das Buch eignet sich für Leseratten aber auch wenig Lesende, da die kurzen Kapitel auf jeder Seite durch orange-schwarze Zeichnungen aufgelockert werden. Diese laden immer auf einen Blick ein. Das Buch über Freundschaft und Familie, Mut und Zusammenhalt und vor allem dem Glauben an sich selber bietet ein spannendes, kunstvoll gestaltetes Leseabenteuer für alle ab 9 Jahren.

 
Leichte Sprache

Cristina Morales

Leichte Sprache

Matthes & Seitz Berlin

25,00 € (Gebunden)

19,99€ (E-Book)

Ein wütender-aufrührender Schlag ins Gesicht! Christina Morales‘ neuer Roman, im Frühsommer bei Matthes & Seitz Berlin erschienen, ist ein furioses Sprachwunder – dabei aber ein Text, der nicht nur auf sprachlicher Ebene um sich schlägt, sondern in voller Breite. Erzählt wird in »Leichter Sprache« von vier Frauen, die von der Mehrheitsgesellschaft, besessen von Normen und trügerischen Idealen, als ‚behindert‘ gelesen werden und die sich gegen diese Lesart, wie die damit einhergehenden Blicke und Ausschlüsse zur Wehr setzen. Ein Auflehnen gegen die „neoliberale Macho-Fascho“-Gesellschaft, durcherzählt, durchgetanzt und durchbuchstabiert entlang der vier Protagonistinnen: Marga, Àngeles, Patri und Nati. Vier ‚Fälle‘, die in einem bewundernswerten Montageakt aus Gerichtsakten, Protokollen und Fanzine-Schnipseln zusammengeschrieben, davon erzählen, welche Mühen es kostet sich als so genanntes ‚randständiges Subjekt‘ von den Zwängen staatlicher Einrichtungen und dem Justizapparat zu lösen und ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben zu führen.
Ein sozialkritischer Parcours durch ‚unsere‘ post-moderne Welt, erzählt aus den Trümmern Barcelonas. Unbedingt lesenswert! Auch wenn dieser Spiegel immer wieder weh tut. Was er muss.

 
Die Anderen

Laila Lalami

Die Anderen

Kein und Aber

24,00 € (Gebunden)

18,99€ (E-Book)

Nora erhält die Nachricht, dass ihr Vater tödlich verunglückt ist. Aber sie glaubt nicht an den Unfall mit Fahrerflucht. Im Laufe dieses spannenden Romans kommen abwechselnd neun Personen zu Wort. Nicht immer geht es um den Unfall – er hält die Geschichte jedoch zusammen. Erzählt wird von den Schwierigkeiten als Einwanderer, vom Fremdsein trotz aller Bemühungen. Maryam, Noras Mutter, vermisst ihre Heimat Marokko. Und doch ist sie es gewesen, die ihren Mann Driss überredet hat, in die USA zu gehen, in eine Kleinstadt in der Mojavewüste. Nora und Salma sind hier aufgewachsen. Die Schwestern gehen unterschiedliche Wege. Während Salma Karriere macht, versucht sich Nora musikalisch zu verwirklichen. Auch die ermittelnde Polizeibeamtin und der Unfallzeuge erzählen aus ihrem Leben, vom alltäglichen Rassismus und von der Angst als Illegaler entdeckt zu werden. Jeremy arbeitet ebenfalls bei der Polizei. Er kennt Nora noch aus der Schulzeit. Nach seiner Zeit bei den Marines musste er erst wieder Fuß fassen im Leben.
In Laila Lalamis Buch verschmelzen Krimi, Familien- und Liebesgeschichte. Es ist still erzählt, ohne Action und zieht den Leser doch mit sich.

 
Sommer

Heinz Strunk

Ein Sommer in Niendorf

Rowohlt

22,00 € (Gebunden)

17,99€ (E-Book)

20,00€ (Hörbuch)

Dem Jurist Dr. Roth steht ein Jobwechsel bevor. Die perfekte Gelegenheit eine dreimonatige Auszeit an der Ostsee einzulegen und seine Familiengeschichte in einem erzählenden Sachbuch niederzuschreiben. So reist er mit einer Unmenge an Tonbandaufnahmen nach Niendorf, wo in 1950er Jahren bereits die Gruppe 47 tagte. Doch es ist nicht primär der Geist von Celan, Bachmann und Co, der ihn dort erwartet, sondern vor allem die Präsenz seines dortigen Vermieters Breda, der sich nebenher auch als Strandkorbdreher verdingt und das örtlichen „Likördepot“ betreibt, dessen bester Kunde er offensichtlich selbst ist. Wie Roth dem verabscheuten Breda erfolglos aus dem Weg zu gehen versucht und sich dieser ortskundige Insider schließlich doch zu einer Art Freund entwickelt, ebenso ist auch sein Romanprojekt nach und nach zum Scheitern verurteilt. Alles verläuft ganz anders als geplant.
Strunks neuer Roman scheint auf den ersten Blick eine Geschichte des gesellschaftlichen Abstiegs und Scheiterns zu sein. Die große Distanz zwischen dem Maßanzüge tragenden Roth und der Dorfbevölkerung löst sich schrittweise auf. Doch der Weg vom Schreibtisch an die Theke bedeutet zugleich auch den Fall aus seiner anfänglichen Überheblichkeit. Strunks neuer Roman steckt voller ethischer und moralischer Zweifelhaftigkeiten, platten Sprüchen und Schnoddrigkeit; zeigt jedoch abermals seine herausragende realistische Beobachtungs- und Schilderungsgabe sowie sein großes Herz für die Menschen der unteren Gesellschaftsschichten und (scheinbar) Gescheiterten.

 
Sansaria

Tania Messner

Sansaria Band 1: Träume der Finsternis

Oettinger

18,00 € (Gebunden)

11,99€ (E-Book)

16,00€ (Hörbuch)

Leonard Federspiel hat es nicht leicht. Er lebt zusammen mit seiner recht speziellen Mutter in einer alten Villa, die einst wirklich schön gewesen sein muss. Doch seit Leos Vater verschwunden ist, reicht das Geld vorn und hinten nicht. Nun soll er nach den Ferien auch noch die Schule wechseln, dabei hat er doch schon kaum Freunde. Und dann geschieht noch etwas Ungewöhnliches. Gerade noch lag er in seinem Bett und plötzlich findet er sich in einer völlig fremden Welt wieder. Einer Welt voller komischer Wesen. Leider sind diese nicht alle nett und so rennt Leo plötzlich um sein Leben. Was wollen diese bissigen Kieferlinge nur von ihm? Zum Glück steht ihm das Mädchen Philomena zur Seite. Nur langsam wird im klar, dass er der Auserwählte zu sein scheint, der die Traumwelt Sansaria retten soll und dies soll er ausgerechnet mit Hilfe eines Koffers und Zauberfarben tun. Kann das gelingen?
Tania Messner startet mit „Träume der Finsternis“ in eine neue Reihe voller Spannung und Abenteuer. Wer mutig und nicht zart besaitet ist, hat mit diesem Buch Lesestoff der besonderen Art vor sich. Aber ungeduldig sollte man nicht sein, denn alles kann ihn diesem Teil nicht geklärt werden und Teil 2 steht bereits in den Startlöchern. Für geübte Leser ab ca. 10 Jahren.

 
Meter pro Sekunde

Julia von Lucadou

Tick Tack

Hanser

23,00 € (Gebunden)

16,99€ (E-Book)

20,00€ (Hörbuch)

Irgendwann geschieht es immer: Ein E-Mailroman, wohl Glattauers »Gut gegen Nordwind«, ein Facebook-Roman, wohl Varatharajahs »Vor der Zunahme der Zeichen«, ein Twitter-Krimi, wohl Jennifer Egans »Black Box« … Nun ein Tik-Tok-Roman: Julia von Lucadous »Tick Tack«, ein schaurig wichtiger Text, der von all den Corona- und Quarantäne-Romanen, die gerade sonst Konjunktur feiern, aufblicken lässt.
Wie die Verkehrung im Titel bereits markiert, entfaltet sich »Tick Tack« nicht als strenge literarische Abarbeit an dem Medienphänomen, der Plattform Tik Tok, sondern nimmt diese vielmehr als Ausgangspunkt, um über unsere Gegenwart nachzudenken. Dies geschieht entlang der Biographie von Mette, einer hochbegabten Teenagerin, die ihren Selbstmord über eben jene Plattform ankündigt, nicht gehört, trotzdem aber gerettet wird. Klar wird bereits da, es geht um Sichtbarkeit, um Hörbarkeit und schlussendlich darum, wie sich (als Heranwachsende) in einem Stimmengewirr zu orientieren. Was auf die Eingangssequenz folgt, ist ein Zeitsprung, eine Liebensgeschichte: Mette und Jo, zehn Jahre nach dem Selbstmordversuch, zehn Jahre nach Tik Tok. Tick Tack bleibt – so wie die Frage nach Sicht- und Unsichtbarkeit.

 
Nachtfähre

Kevin Barry

Nachtfähre nach Tanger

Rowohlt

22,00 € (Gebunden)

19,99€ (E-Book)

Die Iren Charlie und Maurice, zwei alternde Ganoven, sitzen an der Fähre von Algeciras. Sie sind auf der Suche nach Dilly – die Tochter des einen oder des anderen. Die beiden haben Dilly seit Jahren nicht gesehen und alles was sie wissen ist, dass sie als Aussteigerin leben und in dieser Nacht auf einer Fähre von oder nach Tanger sein soll. Es entfächert sich eine Geschichte, die von zwei Leben voller Höhen und Tiefen, Erfolgen und Verlusten sowie Freundschaft und Misstrauen erzählt. Abgesehen von den abenteuerlichen Lebensgeschichten von Charlie und Maurice, sind es die Dialoge, welche oftmals an Becketts „Warten auf Godot“ erinnern, die den Roman auszeichnen. Der Slang in den Dialogen sowie die zeitlichen Sprünge in die Vergangenheit der beiden erzeugen eine soghafte Atmosphäre und sorgen für Abwechslung. „Nachtfähre nach Tanger“ ist kein seichter Roman, jedoch auch voll eigener Komik und leiser Magie.

 
Meter pro Sekunde

Stine Pilgaard

Meter pro Sekunde

Kanon Verlag

23,00 € (Gebunden)

23,00€ (Hörbuch)

Reisen Sie in Gedanken nach Dänemark, Westjütland, in den kleinen Ort Velling. Kühe, Windräder und eine Heimvolkshochschule – mehr gibt es dort nicht. Eine junge Mutter zieht dorthin. Ihr Mann hat eine Stelle an eben jener Schule angenommen. Die ist schon eine Welt für sich. Verwöhnte junge Leute kommen nach dem Schulabschluss um sich selbst zu finden. Distanz zwischen Lehrern und Schülern Fehlanzeige. Die Angehörigen der Lehrkräfte haben es nicht einfach in dieser Blase. Zugleich muss die Protagonistin mit den wortkargen Einheimischen warm werden, endlich ihre Fahrprüfung bestehen und sich in die Mutterrolle finden. Als sie die Stelle als Kummerkasten-Redakteurin bei der Lokalzeitung übernimmt, ändert sich alles.

Dieses Buch von Stine Pilgaard war in Dänemark der erfolgreichste Roman der letzten Jahre. Erzählt mit viel Humor und Ironie, voller Menschlichkeit-das Lesen macht einfach Spaß.

 
Heilige Schrift I

Wolfram Lotz

Heilige Schrift I

S. Fischer

34,00 € (Gebunden)

„Und also ging ich umher“, so eröffnet der Lyriker und Dramaturg Wolfram Lotz sein neues Buch: »Heilige Schrift I«. So also ging er umher: 2017, von Leipzig weg, über Freiburg in eine elsässische Kleinstadt, von dort aus immer wieder an Theater, Literaturhäuser, Zürich, Frankfurt, Erfurt, um immer wieder dort im Elsass anzukommen. Anzukommen, um? Zu schreiben. Um im Schreiben anzukommen. Der Text, der im Zuge dieses Umhergehens, des Ankommens entsteht, ist die Mitschrift eines Jahres in Zeitgleichkeit: Zeitgleich leben und schreiben, Leben in Schreiben und Schrift, Schreiben in Leben übersetzen: Erst in ein kleines, überall verfügbares Heft, später (im Elsass) ungeschönt, unredigiert abgetippt. Ein Experiment, sagen die begeisterten Feuilletonist:innen. Die Begeisterung ist unbedingt nachzuvollziehen, die Klassifikation als Experiment dahingehend nur bedingt. Oder alles (Schreiben) ist oder wird Experiment – denn das, was Lotz hier vorführt ist Schreiben, Schrift-Werden in aller Brüchigkeit, aller Unsicherheit, allem Umhergehen. Was wie ein Experiment wirkt, ließe sich genauso gut allgemeiner als Reflexion über Literaturproduktion lesen; was experimentell wirkt, ließe sich genauso gut als genaue Beobachtung begreifen: des (schreibenden) Selbst, der Umstände und Verortungen aus denen heraus geschrieben wird, der Umwelten, in die hinein geschrieben wird.

Nun hört sich das alles überaus verkopft an, möglicherweise trocken… was auf den Text aber keineswegs zutrifft. Sondern nur auf ein/dieses (unmögliches) Schreiben darüber. »Heilige Schrift I« entwickelt einen unglaublichen Sog. Die kurzen Einträgen ziehen hinein in ein gelebtes-geschriebenes Gewebe und treiben weiter und weiter, sodass die 900 Seiten mit allem, was darauf zur Verhandlung steht wie im Flug vergehen und man sich wünscht auch noch ein nächstes Jahr und noch eines mit zu lesen.

 
Iglhaut

Eine Schriftstellerin im Dachgeschoss eines Münchener Wohnhauses überlegt, ob sich in den Schicksalen der anderen Hausbewohner*innen der Stoff für ihren neuen Roman finden ließe, doch verwirft diesen Gedanken schließlich: „Das Leben hier ergab einfach nichts“. Katharina Adler beweist in ihrem aktuellen Roman, dass die fiktionale Schriftstellerin hier falsch liegt.
Zentrale Figur des Romans ist die titelgebende Iglhaut, eine Schreinerin in ihren Vierzigern, die im Hinterhof arbeitet und lebt. Obwohl sie es keineswegs darauf anlegt, strahlt sie doch eine magnetische Kraft auf ihre Mitmenschen aus und wird zum Bindeglied zwischen den Hausbewohnern. Da wären Uli, der im Kreuzworträtsel eine All-Inclusive-Ägyptenreise gewinnt, obwohl er seine Zeit doch am liebsten zu Hause verbringt; der kiffende Pfleger Ronnie, der noch große Pläne hat; die alleinerziehende Supermarktverkäuferin Valeria, die mit ihrer Tochter in einer zu kleinen Ein-Zimmer-Wohnung lebt oder der Zenker und die Zenkerin, die ständig in Streit geraten. Abgesehen von dem Kreuzworträtselgewinn passiert eigentlich nichts Außergewöhnliches in dem Roman – doch genau das macht ihn aus. Es wird vom Besonderen im Gewöhnlichen erzählt, Alltäglichkeiten eines Jahres im Miteinander verschiedener Menschen, die eigentlich nur die Wohnanschrift eint. Letztlich zeigt der Roman, nicht zuletzt durch seine eigensinnige Sprache, dass das ganz normale Leben eben doch etwas ergibt, von dem es sich zu erzählen lohnt.

 
Der kleine Flohling

Sandra Grimm

Der kleine Flohling. Wunder im Littelwald

Oetinger

15,00 € (Gebunden)

11,99 € (E-Book)

Flohling der kleine Waldwichtel hat alle Hände voll zu tun. Als Tierdoktor im Litteldorf, kümmert er sich immer fleißig um seine kranken Patienten. Doch zur  Zeit häufen sich die Notfälle. Die kleinen Kinder des Dorfes wissen es nicht besser und bringen aus Versehen immer wieder Tiere in Gefahr. Woher sollen sie es auch wissen, wenn die Lehrerin krank ist und Ihnen keiner etwas über Tiere und Pflanzen beibringt. So beschließt der kleine Flohling zusammen mit seiner besten Freundin Lisbet, die Kinder in den Sommerferien zu unterrichten. Als wäre es nicht schon Abenteuer genug die kleine Kinderbande beisammenzuhalten und Ihnen die Natur näher zu bringen, beginnt ein neues großes Abenteuer, als sie im Flusslauf ein sonderbares Ei finden.
Auch der dritte Band mit Abenteuern aus dem Littelwald bringt den Lesern und Hörern die Liebe zur Natur näher. Eine Fantasievolle und lehrreiche Geschichte für kleine Wichtel ab 5 Jahren.

 
Pflaumenregen

Stephan Thome

Pfaumenregen

Suhrkamp

25,00 € (Gebunden)

21,99 € (E-Book)

Taiwan ist die Wahlheimat Stephan Thomes. Es ist ein Land mit bewegender Geschichte, über die wir hier aber wenig wissen. Immer wieder wird die Insel zum Spielball der Weltmächte. Taiwan gehört in den 40er Jahren zum japanischen Kolonialreich. Umeko ist acht Jahre alt und stolz auf ihr gutes Japanisch. Ihr großer Bruder, den sie vergöttert, führt das örtliche Baseballteam an und hat die Chance auf die Handelsschule zu gehen. Vielleicht würde ihm damit der Sprung nach Japan gelingen. Die Armee errichtet in der Nähe der Kleinstadt ein Lager für ausländische Kriegsgefangene. Sie müssen in der Kupfermine schuften. Umeko und die Bewohner des Ortes geraten in einen Strudel aus Schuld und Verbrechen. Selbst siebzig Jahre später ist die Vergangenheit nicht abgestreift und die Enkel wollen wissen, was damals passiert ist.
Thomes Roman erzählt auf zwei Ebenen von Umeko und ihrer Familie, stellvertretend für Taiwan. Die spannende und ergreifende Geschichte wirft Fragen nach Identität und Heimat auf. Was bedeutet das für uns? Wem fühlt man sich zugehörig? Wer zusätzliche Informationen zu Taiwan möchte, dem sei die „Gebrauchsanweisung für Taiwan“ empfohlen, ebenfalls von Stephan Thome.

 
Anatomie eines Spielers

Jonathan Lethem

Anatomie eines Spielers

Tropen

25,00 € (Gebunden)

19,99 € (E-Book)

Es wird dünn. Und nun könnte man anschließen: Leider nur im übertragenen Sinn. Immerhin zählt Jonathan Lethems neuer Roman, »Anatomie eines Spielers«, fast 400 Seiten. Und die wollen irgendwie bewältigt werden. Ungefähr auf Seite 100 fiel die Frage auf die Seite, wo denn um nur das Lektorat steckte, wo Verlagsmitarbeit, wo eine Freundin, wo die Einsicht blieb, dass das Material für eine gute Kurzgeschichte – ein Format, das Lethem, wie bereits bewiesen, durchaus zu bespielen weiß, reicht, wohl aber nicht für 400 Seiten.
Ungefähr auf Seite 200: Triste Trauer, pathetisches Andenken – Epitaphe vergangener Lektüren. Blieb bei »Der wilde Detektiv«, in deutscher Übersetzung 2019 erschienen, noch die Hoffnung, dass etwas wiederkehrt, das ähnliche Sprengkraft hätte wie »Chronic City« (2009), »Die Festung der Einsamkeit« (2004) oder »Motherless Brooklyn« (2001) – gut und gerne noch wie »Der Garten der Dissidenten« (2013) …
Mag man denken wie der Spieler Alexander Bruno, dieser Schatten eines Protagonisten, der durch ein schwaches Narrativ von Berlin, über Singapur Backgammon spielend nach Kalifornien wabert, ließe sich Hoffnung als unsterblich ausbuchstabieren. Hier eher der bittere Geschmack, vergleichbar mit dem, nach einer gewonnen geglaubten, dann doch verlorenen Backgammon-Partie. Liegen lassen.

Stattdessen vier Tage freinehmen und langsam, aber mit Nachdruck, folgende Nummern bei der Buchhandlung Ihres Vertrauens telefonisch durchgeben: 3-932170-68-7; 3-932170-48-2; 978-3-608-50107-0.

 
Die Jagd

Sasha Filipenko

Die Jagd

Diogenes

23,00 € (Gebunden)

19,99 € (E-Book)

„In Russland leben, heißt fähig zu sein, die Augen zu verschließen“ heißt es an einer Stelle im Roman von Filipenko. Was geschieht, wenn man weder Augen noch Mund geschlossen hält, davon erzählt „Die Jagd“.

Der investigative Journalist Anton Quint beschuldigt den politisch engagierten Oligarchen Wolodja Slawin sein Vermögen außer Landes gebracht zu haben. Während dieser in einem Fernsehinterview seine patriotische Liebe und Treue zu Russland vorheuchelt, verfolgt seine Familie die Übertragung von der opulenten Familienjacht an der Côte d’Azur aus. Wie kann sich dieser kleine Schreiberling erdreisten, sich mit dem mächtigen Slawin anzulegen? Er schwört Rache und es beginnt eine psychologische Hetzjagd gegen den jungen Journalisten, die ihn letztlich in den Wahnsinn treiben wird.

Sasha Filipenko ist bekannt für seine kritische Haltung gegenüber dem belarussischen und russischen Regime. Ungerechtigkeiten sowie Ungleichheiten zwischen Macht und Ohnmacht durchziehen sein Schreiben ebenso wie der Versuch eines gesellschaftlichen Psychogramms. Der im Original bereits 2016 erschienene Roman „Die Jagd“ ist durchsetzt von satirischen Einschüben, deren Sarkasmus und Zynismus, neben bissigem Witz immer zugleich eine Träne bezüglich der russischen Lebensumstände evoziert.

 
Tell

Joachim B. Schmidt

Tell

Diogenes

23,00 € (Gebunden)

19,99 € (E-Book)

Das Schweizer Heiligtum, die Tell-Saga, neu erzählt. Kann das gut gehen?

Joachim B. Schmidt hat es versucht und es ist ihm gelungen. In kurzen, schnellen Sequenzen berichten verschiedene Akteure die Geschehnisse. Die Handlung nimmt immer mehr Fahrt auf. Alles läuft auf das dramatische Ende zu. Der Leser erfährt aber nebenbei auch historische Hintergründe und Familiengeschichte.
Das Leben auf einem armen Bauernhof, von anderen Ortschaften abgeschnitten in den Bergen, lässt sich schwer ertragen. Arbeit und Verzicht prägen den Alltag. Und Tell ist ein komplizierter Charakter, undurchsichtig und vor allem unnahbar, das Verhältnis zu seinen Kindern gestört. Doch es gibt ebenso Liebe, Verständnis und Solidarität in der Familie. Die Frauen spielen eine wichtige Rolle in diesem Gefüge.
Schmidt hat also keine Neuerzählung geschrieben, sondern einen rasanten Roman, einen Thriller, eben seinen „Tell“.

 
BLIX

Alice Pantermüller

Die außergewöhnlichen Fälle der Florentine BLIX

Arena

14,00 € (Gebunden)

9,99 € (E-Book)

Florentine BLIX ist ein außergewöhnliches 13 jähriges Mädchen und tickt etwas anders. Sie hat ihre Eigenarten. So liebt sie die Farbe Grün, also trägt sie nur grüne Kleidung. Auch teilt sie ihre Gefühle/Tage in Farben ein: Kleegrün für gut und Feuerlöscherrot für schlecht. Der Käse muss passgenau auf dem Brot liegen. Manche Dinge kann sie nicht so gut. Fahrradfahren zum Beispiel oder die Mimik ihrer Mitmenschen deuten und Redewendungen versteht sie oft nicht. Dafür weiß sie schon ganz genau, was sie später einmal werden will. Florentine möchte zur Polizei und ungelöste Kriminalfälle aufklären, denn das liegt ihr richtig gut.

Die Gelegenheit bietet sich nach den Sommerferien an, denn an diesem Tag passieren einfach zu viele seltsame Dinge. Ein neuer Mitschüler kommt in ihre Klasse, ihre Plüschtiere verschwinden, ihre beste Freundin Maja verhält sich plötzlich komisch und später taucht der verschwundene Cousin ihres neuen Mitschülers in ihrem Zimmer auf. Da ist sofort klar, dass Florentine und Maja versuchen diesem seltsamen Fall auf den Grund zu gehen.

Diese humorvolle  spannende Geschichte wird mit kleinen Illustrationen, Listen und Zettelchen mit Florentines  Notizen aufgelockert, aus denen man noch einiges lernen kann. Eine Lesevergnügen für alle ab 10 Jahren.

 
Die Woche

Heike Geißler

Die Woche

Suhrkamp

24,00 € (Gebunden)

20,99 € (E-Book)

Wann liest man einen Text wie den, den die in Leipzig lebende Autorin Heike Geißler, mit »Die Woche« nun vorlegte? Und was ist das für ein Text, überhaupt? Ein Roman. Ein Märchen. Ein Essay. Ein Experiment … ? Fest steht, dass er lesenswert ist. Überaus. Und, dass er sich wandelt, entsprechend dem Datum, der Zeit, dem Ort, an dem man ihn liest.
Ich las ihn an einem Sonntag und der Text – zu dem Zeitpunkt kein Roman, wie der Verlag (Suhrkamp) es angibt – wurde zu einem wundersamen Spiegel- und Spukkabinett, denn vieles wurde (mir) klarer – eine Qualität funktionierender Spiegel – und vieles wurde (mir) unklarer – ein möglicher Nebeneffekt der Verkehrung? Klarer, dass, was Text kann und darf. Unklarer, dass, was darauf folgt. Montag? Danach wieder Montag, dann wieder Montag… Eine aus den Fugen geratene Woche, ein aus den Fugen geratenes Lesen? Oder gerade das Gegenteil: Ein Neuverfugen von Wochen, Tagen, Gegenwarten, Wirklichkeiten?
Und noch eines wurde (mir) klarer. Nämlich, dass es unmöglich ist, über einen Text zu schreiben, der sich nie gleichbleibt. Wie in Worte fassen, gießen, geißeln, was an und in sich derart flüchtig ist, wie die Zeichen in Heike Geißlers »Die Woche«.

Damit bleibt eigentlich nur: Selbst Teil des Textes werden. Selbst in den mehrfach gefalteten Spiegeln lesen und feststellen – dabei nicht festhalten –, dass etwas passiert. Dass es Auswirkungen hat.
I don’t like Mondays – dieses Buch dafür umso mehr!

 
Der Fluss ist eine Wunde voller Fische

Lorena Salazar

Der Fluss ist eine Wunde voller Fische

Blumenbar

20,00 € (Gebunden)

14,99 € (E-Book)

Der Atrato ist der größte Fluss Kolumbiens. Von einer Reise auf diesem Fluss handelt der Debütroman von Lorena Salazar. Eine junge Frau und ihr achtjähriger Sohn fahren in einem schmalen Boot, mit ihnen andere Reisende. Links und rechts am Ufer gibt es wenige winzige Ortschaften, in denen Rast gemacht werden kann, ansonsten ist überall Urwald. Die Fahrt dauert mehrere Tage. Und je näher die beiden ihrem Ziel kommen, desto unruhiger wird die Frau. Für sie ist es eine Reise in ihre Vergangenheit; mit großer Bedeutung für die Zukunft. Immer wieder tauchen Fetzen von Erinnerungen auf und sie weiß, dass sich alles ändern kann, wenn sie ihr Ziel erreicht haben. Denn der kleine Junge ist schwarz und sie ist weiß und sie sind auf dem Weg zu seiner leiblichen Mutter.
„Ein Roman über atemberaubende Landschaften. Mutterängste und die Gewalt, die überall lauert.“ (Pilar Quintana)

 
Buch ohne Bedeutung

Robert Schneider

Buch ohne Bedeutung

Wallstein

24,00 € (Gebunden)

18,99 € (E-Book)

1992 gelang Robert Schneider mit „Schlafes Bruder“ ein Welterfolg. Es folgten weitere Romane, Theaterstücke und Lyrikbände, bis es schließlich ruhig um ihn geworden ist. Nach 15 Jahren liegt nun mit dem „Buch ohne Bedeutung“ die erste neue literarische Veröffentlichung von Robert Schneider vor. Darin versammeln sich 101 kurze Prosastücke von weniger als zwei Seiten. Miniaturen, Fabeln und Sinngeschichten von lyrischer Dichte, Bruchstücke aus allen Ecken und Zeiten unserer Welt erzählt von Menschen, Tieren und Pflanzen. Hier diskutieren Schuhe, Bäume und Erdbeeren über Politik, Glauben und die großen Fragen der Menschheit. Ob heiter oder tiefgründig, offensichtlich oder hakenschlagend, eröffnet sich im „Buch ohne Bedeutung“ auf jeder Seite eine neue Perspektive auf die Welt und das Leben.

 
Escape School – Vampire im Schloss

Anne Scheller

Escape School. Vampire im Schloss

Oetinger

10,00 € (Gebunden)

Tom kann nicht mehr schlafen, ein mächtiges Gewitter tobt über Internat Espenstein und als sich dieses wieder beruhigt hat, entdeckt er einen riesigen Schwarm Fledermäuse. Was ist da bloß los? Gemeinsam mit eurer Freundin gehen Tom und du zum Frühstück und findet weitere Merkwürdigkeiten. Auch ein seltsamer Zauberspiegel versucht euch in die Irre zu treiben. Was will er euch sagen? Und warum verhält sich die Schulsekretärin so merkwürdig? Schaffst du es zusammen mit deinen Freunden das Rätsel zu lösen? Gibt es vielleicht Vampire im Schloss?
Dieses neue Escape-Abenteuer auf Espenstein ist ein tolles Lesevergnügen, für alle Freunde die das Unheimliche und Rätsel lieben. Hilf deinen Freunden beim Lösen der Knobeleien. Und keine Sorge, wenn es einmal nicht klappt, dann denk noch einmal genau darüber nach.
Zum Stärken der Lesekompetenz ab 7 Jahren. Und ein kleiner Tipp für den Osterhasen – dieser und die vier anderen Teile der Reihe sind richtig coole „Ostereier“.

 
Dachs und Rakete

Jörg Isermeyer

Dachs und Rakete – Ab in die Stadt!

Beltz

15,00 € (Gebunden)

13,99 € (E-Book)

Krocket spielen, schaukelnd dem Sonnenuntergang zuschauen, gemeinsam Salat direkt vom Beet verspeisen, ein wenig an neuen Maschinen basteln… ja so schön und entspannt ist das Leben von Herrn Dachs und Schnecke Rakete. Bis zu dem Tag, als ein Bagger sie unsanft weckt und vom Dachsbau plötzlich eine Wand fehlt. „Räumungsbefehl!“ sagt der Maulwurf. „Widerspruch zwecklos!“ Dachs und Rakete sind geschockt, ein Freizeitpark soll auf dem Boden ihres Heims entstehen und sie haben gerade Mal eine Mittagspause lang Zeit, um sich zu überlegen, wo sie hin sollen und was sie alles mitnehmen sollen. „Folge einfach deiner Nase“ meint Rakete und so machen sie sich auf den Weg, vollbepackt mit allem was sie für wichtig halten. So beginnen viele neue Abenteuer für die beiden und sie gelangen in die Stadt. Nur hier weht ein ganz anderer Wind, als auf dem Land. Ob sie sich hier zurechtfinden?
Ein Buch voller turbulenter und lustiger Abenteuer über Freundschaft und das Gefühl von Heimat. Die liebenswerten Charaktere ziehen einen direkt ins Geschehen. Sie und die Handlung werden durch die farbenfrohen Illustrationen unterstrichen. Ein Lesevergnügen für alle ab 4 Jahren.

 
Aus unseren Feuern

Domenico Müllensiefen

Aus unseren Feuern

Kanon

24,00 € (Gebunden)

Als der Bestatter Heiko 2014 zu einem Unfallort gerufen wird, katapultiert ihn dieses Ereignis zurück in seine Kindheit und Jugend, denn der demolierte weiße Clio, den er dort vorfindet, war einst sein eigener und das Unfallopfer sein ehemals bester Freund Thomas. Er müsse Karsten kontaktieren. Doch begann nicht eigentlich alles mit dessen Weggang in die USA? Es beginnt eine Erinnerungsreise in das Nachwendeleipzig zwischen Einfamilienhaus und Plattenbau. Heiko, Thomas und Karsten sind seit Kindheitstagen ein unzertrennliches Trio. Für Thomas ist recht früh klar, dass er später den Schlachthof seines Vaters übernehmen wird, Karsten sprengt gerne Dinge in die Luft und will in die Abrisswirtschaft. Nur Heiko hat keinen Plan und beginnt eine Ausbildung zum Elektriker – lernt Kabel verlegen und Bier trinken. Während Karsten nach seiner Ausbildung die Möglichkeit erhält in der USA zu arbeiten, wurde Thomas’ Familienschlachterei inzwischen von einer international agierenden Großschlachterei verdrängt. Die Lebenswege der drei Freunde driften auseinander, bis der tödliche Unfall die Schicksale wieder zusammenfügt. Der Unfall und die Frage nach dem Verbleib der Bombe, die Karsten vor seinem Weggang zurückgelassen hatte.
Müllensiefen erzeugt in seinem Debütroman ein lebendiges Bild des Leipziger Arbeitermilieus der 1990er und 2000er Jahre und bevölkert dieses mit diversen skurrilen Figuren, die stets zwischen Witz und Ernsthaftigkeit oszillieren.

 
Zum Paradies

Hanya Yanagihara

Zum Paradies

Ullstein

30,00 € (Gebunden)

24,99 € (E-Book)

30,00 € (Hörbuch)

Hanya Yanagiharas neuer Roman »Zum Paradies«, der auf das atemnehmende, epische »Ein wenig Leben« folgt, platzt aus allen Nähten, wobei die Leser:innen das Nähzeug in und zwischen den Zeilen geliefert bekommen, um Flicken und Nähte, Risse und Löcher (wieder) zusammensetzen zu können. Hierfür bedarf aber der Mitarbeit und des (guten) Willens.
Angelegt in drei ungleichen Teilen kreist der 900-Seiten-starke Roman um das titelgebende Paradies und folgt, in der Kreisbewegung, möglichen wie unmöglichen Wegen dorthin. Eine invertierte Göttliche Komödie. Gleichsam referenzgeladen, gleichsam voller Leben: Abgründe, Hoffnung, irgendwo zwischen Verdammung und Heil. Nur, dass die Leser:innen hier keine kundigen Führer an die Seite gestellt bekommen, sondern sich selbst führen und entlang der platzenden Nähte ihren Weg finden müssen.
Zusammengehalten werden alle drei Teile und damit Zeitebenen, durch einen Ort: Manhattan, New York. Genauer eine Villa am Washington Square. Zudem über die Namen der Protagonist:innen, die immer wiederkehren, sich darin aber nicht gleich bleiben, sondern in verschobener Anordnung stehen. Es sind Namen, nichts weiter – oder doch? Es ist eine Adresse, nichts weiter – oder doch?
Im Vergleich zu »Ein wenig Leben« wie auch Yanagiharas Debütroman »Das Volk der Bäume« ist der Gang durch das Netz, das sich zwischen 1893 und 2093 aufspannt, etwas fad und langwierig. Besonders der längste, dritte Teil, in dem ein dystopischer Blick im Sci-Fi-Format auf unsere Gegenwart geworfen wird, belastet. Nicht zuletzt, da hier historische Parallelen und Referenzen gezogen werden, die politisch teils durchaus problematisch erscheinen. Was nicht oder nur sehr bedingt eingeholt wird.
Sehnlich erwartet, liegt »Zum Paradies« nun leider etwas (zu) schwer im Magen.

 
Butter

Asako Yuzuki

Butter

Blumenbar

23,00 € (Gebunden)

16,99 € (E-Book)

Butter hält diese Geschichte zusammen und ist der  „rote Faden“ des Romans. Sie schmilzt über Nudeln, Reis, Gemüse, Fisch. Man schmeckt sie förmlich beim Lesen. Die Journalistin Rika recherchiert über die vermeintliche Serienmörderin Manako Kajii. Sie soll Männer mit ihren Kochkünsten verführt und anschließend umgebracht haben. Es gelingt Rika sie besuchen zu dürfen, denn eigentlich lehnt die Gefangene jegliche Unterhaltung ab. Für weitere Gespräche stellt Manako Bedingungen. Rika soll kochen mit Butter, essen und beschreiben, was mit ihr passiert. Für Rika tut sich eine ganz andere Welt auf. Genuss beim Essen kannte sie ebenso wenig wie die Freude am Kochen. Zwischen beiden Frauen entsteht eine ambivalente Beziehung und die Frage, ob Manako eine Mörderin ist, tritt in den Hintergrund. Rika wird aufgefordert zu hinterfragen, ob ihre Vorstellungen von Karriere, Liebe, Partnerschaft wirklich ihren Wünschen entspricht. Oder sie nur dem folgt, was die Gesellschaft erwartet.
Dieser Roman würde in Japan ein Überraschungsbestseller und wird auch hier seine Leser:innen finden.

 
Alle Welt zu Tisch

Franzobel

Die Eroberung Amerikas

Paul Zsolnay Verlag

26,00 € (Gebunden)

1538 bricht Hernando de Soto, Ferdinand Desoto, zu einer Expedition auf um sein El Dorado zu entdecken und zu erobern. Sein Ziel ist nicht Südamerika sondern das Gebiet der heutigen USA.
Diesen erfolglosesten aller Eroberungsfeldzüge der Geschichte macht Franzobel zum Thema seines Romans. De Soto hat Erfahrung mit der Unterwerfung indigener Völker, schließlich begleitete er Pizarro nach Peru. An Grausamkeit, brutalste Gewalt und Gemetzel ist er gewöhnt. Und so zieht er eine blutige Spur der Verwüstung, ausgehend von Florida, durch den Süden Amerikas. 500 Jahre später klagt der Anwalt Trutz Finkelstein gegen die USA und fordert die Rückgabe des gesamten US-Gebietes an die indigene Bevölkerung.
Franzobel Roman wäre schwer erträglich zu lesen, zu genau sind seine Schilderungen. Der skurile Humor des Autors macht es möglich, auch wenn dem Leser das Lachen im Hals stecken bleibt.

 
Fuchs und ich

Catherine Raven

Fuchs und ich

S.Fischer Verlag

22,00 € (Gebunden)
18,99 € (E-Book)

Nach ihrer Promotion zieht sich Catherine Raven in die Berge Montanas zurück. Sie hat dort Land gekauft und ein Cottage gebaut. Einsam ist es dort, doch der Kontakt zu den Menschen fehlt ihr nicht. Dafür beobachtet sie die Natur, die Tiere und Pflanzen um sich herum. Eines Tages bemerkt sie einen Fuchs auf ihrem Grundstück und er kommt immer wieder. Und Catherine beginnt ihm vorzulesen.
Dieses Buch erzählt die Geschichte der einzelgängerischen Biologin Raven und eines wilden Fuchses. Sie ist der rote Faden. Und nebenbei erfahren wir viel über die Wildnis in den Bergen, wie in einer Naturbeschreibung oder einem Reisebericht.
Man muss sich darauf einlassen.

 
Die Enkelin

Bernhard Schlink

Die Enkelin

Diogenes

25,00 € (Gebunden)
21,99 € (E-Book)
28,00 € (Hörbuch)

Im Mai 1964 treffen in Berlin beim von der FDJ initiierten Deutschlandtreffen Jugendliche aus Ost- und Westdeutschland aufeinander. Hier lernt der westdeutsche Student Kaspar die aufgeweckte Birgit kennen. Sie verlieben sich und Kapsar hilft ihr schließlich über Prag und Wien in die Bundesrepublik zu fliehen. Doch dieser nachträglich erzählten Liebesgeschichte steht im Roman ein dramatisches Ereignis bevor. Nach Jahrzehnten des gemeinsamen Lebens, während deren Kaspar Erfüllung in seiner Buchhandlung findet und Birgit sich immer mehr zu Hause einkapselt und dem literarischen Schreiben widmet, findet er sie eines Abends ertrunken in der Badewanne. Beim Sichten ihrer Textfragmente stößt Kaspar auf ein Geheimnis, das Birgit ihr Leben lang vor ihm verborgen hatte – als sie sich verliebten war Birgit schwanger, gebar das Kind heimlich und gab es weg. Nun versucht Kaspar, woran Birgit scheiterte – dieses Kind ausfindig zu machen. Es beginnt eine Suche, die ihn sowohl in Birgits DDR-Vergangenheit als auch zu völkischen Siedlern in der mecklenburgischen Provinz führt.

 
Glitterschnitter

Sven Regener

Glitterschnitter

Galiani Berlin

24,00 € (Gebunden)
19,99 € (E-Book)
24,00 € (Hörbuch)

Zurück in der Wiener Straße – Berlin Kreuzberg in den 1980ern. Ein Milchkaffee-Hype greift um sich und so wendet sich auch Erwin dem Trend zu und lässt Frank Lehmann im Café Einfall fleißig Milch aufschäumen – mit gemischten Reaktionen. Währenddessen wollen Charlie, Ferdi und Raimund mit ihrer neu gegründeten Band „Glitterschnitter“ auf der Wall City Noise auftreten. Doch zuvor müssen sie sich einigen, wie sie die Lautstärke der Bohrmaschine in Bezug auf Schlagzeug und Synthie regeln. P. Immel und Kacki von der ArschArt-Galerie wollen die „Intimfrisur“ zum „Café an der Wien“ umfirmieren und H.R. Ledigt soll ein Bild malen, will aber lieber eine IKEA-Musterwohnung zur Ausstellung bringen.
„Glitterschnitter“ ist wieder mal ein typischer „Regener“ – kuriose Charaktere, grandiose Dialoge in Manier feinster Tresenphilosophie und ein Kopfkino, das noch immer besser ist als jede Verfilmung.

 
Das Lächeln der Frauen

Nicolas Barreau

Das Lächeln der Frauen

Rowohlt Taschenbuch

10,00 € (Kartoniert)
9,99 € (E-Book)

Aurelie besitzt ein kleines, feines Restaurant in Paris. Vor wenigen Monaten hat sie es von ihrem Vater übernommen, der plötzlich verstarb. Das Kochen bedeutet viel für sie. Dabei kann sie ihrer Phantasie freien Lauf lassen, findet Ruhe und Befriedigung. Bücher liest sie eher selten. Und doch sind es ein Buch und sein Autor, die ihr Leben auf den Kopf stellen.
Aurelies Freund verlässt sie und so läuft sie unglücklich durch Paris und landet schließlich in einer kleinen Buchhandlung. Ein Roman findet ihre Aufmerksamkeit. Das Restaurant und seine Besitzerin kennt sie ganz genau: es ist ihres und die beschriebene Besitzerin sie selbst. Aber wer ist der Autor und woher kennt er das Lokal und Aurelie? Und so beginnt sie zu forschen, schreibt an den Verlag und versucht, Kontakt zum Schriftsteller aufzunehmen. Doch irgendwer stellt sich immer wieder in den Weg.
Dieser Roman ist unterhaltsam, romantisch und witzig. Er macht Lust auf eine Reise nach Paris oder, wenn das gerade nicht geht, wenigstens französische Küche.

 
Game Changer

Neal Shusterman

Game Changer. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, alles falsch zu machen

Fischer Sauerländer

18,00 € (Gebunden)
14,99 € (E-Book)

Ash ist ein ganz normaler Junge, fährt ein klappriges Auto, hat sich in seinem Footballteam etabliert und nervt seinen kleinen Bruder. Eigentlich hat er es ganz gut getroffen. Bis er eines Tages bei einem Tackle in eine andere Dimension katapultiert wird und plötzlich alles anders ist, Stoppschilder sind blau, Freunde sind weg und dafür sind Fremde hinzugekommen. Es dauert eine Zeit lang, bis Ash versteht, dass er der Ursprung für diese Veränderung ist. Er hat es in der Hand, aber es ist leider nicht so einfach, schnell kann eine kleine Änderung unvorhergesehene Auswirkungen haben. So führt er versehentlich die Rassentrennung wieder ein und ist daraufhin arg bemüht, diesen Fehler wieder gerade zu biegen. Wird er die richtigen Entscheidungen treffen?
Dieses Buch greift aktuelle sozialkritische Themen wie Rassismus, Homophobie und Frauengleichstellung auf, verpackt diese in einer spannenden Geschichte über Parallelwelten, die zum Nachdenken anregt. Ab 14 Jahren.

 
Die Anomalie

Hervé Le Tellier

Die Anomalie

Rowohlt

22,00 € (Gebunden)
19,99 € (E-Book)
24,99 € (Hörbuch)

Als im März 2021 die Passagiere in New York ihren Flieger aus Paris verlassen, ahnen sie noch nicht, dass ihr Leben weitaus mehr durchgerüttelt werden wird, als während der Turbulenzen im Himmel. Drei Monate später nämlich landet exakt die selbe Maschine mit den selben Passagieren erneut. Wie kann das sein? Und was bedeutet das für die nun eigentümlich doppelt existierenden Passagiere und das Leben im Allgemeinen? Diese Krux bildet den Kernpunkt im neuen Roman des Oulipo-Präsidenten Hervé Le Tellier. Politiker, Geistliche und Wissenschaftler versuchen, der Bedeutung und Lösung dieser Problematik ebenso auf die Spur zu kommen wie ausgewählte Passagiere beider Flieger, die sich nun mit ihren Doppelgängern konfrontiert sehen. Philosophisch, experimentell, witzig, spannend sowie gespickt mit Kniffen, Anspielungen und Wendungen bereitet „Die Anomalie“ ein großes Lesevergnügen.

 
Die Bierkönigin von Minnesota

J. Ryan Stradal

Die Bierkönigin von Minnesota

Diogenes

18,00 € (Gebunden)
14,99 € (Gebunden)

Drei Frauen stehen im Mittelpunkt des neuen Romans von Stradal. Da ist zuerst Edith. Das Leben hat sie nicht verwöhnt, aber sie hat sich eingerichtet und ist zufrieden. Dann stirbt ihr Mann und gleichzeitig muss sie die Verantwortung für ihre halbwüchsige Enkeltochter Diana übernehmen. Das stellt Edith vor große Herausforderungen. Es reicht vorn und hinten nicht mehr.
Ediths Schwester Helen dagegen hat ihren Traum verwirklicht. Vom Vater mit dem Familienerbe bedacht, gelingt es ihr, eine große Brauerei aufzubauen.
Als Diana die Kasse ihrer Großmutter aufbessern will, wird sie beim Diebstahl erwischt. Aber sie darf ihre Schulden in einer Brauerei abarbeiten. Und dort fängt sie Feuer und mischt schon bald einzigartige Craft-Biere. Ihrer Großtante Helen passt das gar nicht.
Dieser Roman über mutige Frauen, Neuanfang und das Leben überhaupt ist ein Lesevergnügen und keineswegs nur für Bierkenner und -liebhaber.

 
Streithörnchen

Rachel Bright, Jim Field

Die Streithörnchen

Magellan Verlag

14,00 € (Gebunden)

Der Herbst kündigt sich an und die Waldbewohner suchen eifrig nach Vorräten, nur das Eichhörnchen Lenni hat andere Prioritäten. Während er entspannt im Baumwipfel schwingt, überlegt Eichhörnchen Finn wo er noch mehr Samen unterbringt. Plötzlich entdecken beide den letzten Zapfen des Jahres, der zählt für beide anscheinend wie Bares. Ein wilder Wettstreit beginnt zwischen den Zweien, denn der Zapfen kann ja nur einem gehören. Oder?
Dieses wunderschön illustrierte Bilderbuch handelt von Freundschaft und davon, wie schwierig das Teilen doch ist. Doch zeigt es auch, dass du gemeinsam lachend viel glücklicher bist. Ein Buch zum Lesen, Anschauen und im Herzen bewahren für alle Hörnchen und andere ab drei Jahren.

 
Flucht nach Patagonien

Jana Revedin

Flucht nach Patagonien

dtv

22,00 € (Gebunden)
16,99 € (E-Book)

Eugenia Errazuriz, geboren 1860, war Stilführerin in Paris. Vor allem aber förderte sie junge unbekannte Menschen. Sie hatte ein untrügliches Gespür für Talente. Errazuriz unterstützte Picasso und ebnete Coco Chanel den Weg in die Mode.
Ihr „letztes Talent“ war der Innenarchitekt und Designer Jean-Michel Frank. Um ihn, den Juden und Homosexuellen, zu schützen, überzeugt sie ihn 1937, mit ihr nach Patagonien zu reisen. Er soll dort ein großes Hotel ausstatten. Die lange Schiffsreise bietet die Möglichkeit des Rückblicks, auf Paris, Künstler und Freunde. Aber auch auf das eigene Leben. Nachdem seine Brüder im Ersten Weltkrieg gefallen waren, beging sein Vater Selbstmord. Seine Mutter wurde in eine Nervenheilanstalt eingeliefert. Frank selbst, seit seiner Geburt behindert und schwerst depressiv, versucht seinen Weg zu finden. Und das gelingt. Noch heute werden Möbel nach seinen Entwürfen hergestellt.
Durch genaue Kenntnisse ihrer Figuren und der Epoche, Einfühlungsvermögen und sprachliches Können gelingt Jana Revedin auch mit diesem Buch ein fesselnder, biographischer Roman.

 
Raumfahrer

Die Oberlausitz in der Gegenwart. Jan ist in seinen Dreißigern und arbeitet als Pfleger im Kamenzer Krankenhaus. Doch dieses wird bald geschlossen – wie das meiste in der Region. Als er von seinem Klienten Günter Kern einen Schuhkarton überreicht bekommt, öffnet sich die Vergangenheit. Nicht nur seine eigene, sondern auch die der Familie Kern mit Günters berühmt gewordenem Bruder Georg Baselitz. Doch welche Verbindung gibt es zwischen diesen beiden Familien? Und welche Geheimnisse hütete Jans Mutter vor ihm?
Wie bereits in seinem Debütroman „Mit der Faust in die Welt schlagen“ beschäftigt sich Lukas Rietzschel auch in „Raumfahrer“ mit der ostdeutschen Mentalität. Standen dort Radikalisierungstendenzen der Nachwendezeit bis zum Erstarken der PEGIDA-Bewegungen im östlichen Sachsen thematisch im Mittelpunkt, werden hier Familienschicksale und regionale Entwicklungen in und nach der DDR-Zeit in den Blick genommen. In einer Mischung aus Sittenbild, Generationen- und Künstlerroman springt der Text zwischen verschiedenen Zeit- und Erzählperspektiven, bis die Einzelteile sich schließlich zu einem Gesamtbild zusammenfügen.

 
Hurra, endlich Schule!

Hurra, endlich Schule!

Ellermann

15,00 € (Gebunden)

Plötzlich ist er da, ein neuer Lebensabschnitt. Der Kindergarten weicht der Schule, der Rucksack dem Ranzen und das Toben und Spielen dem Lernen. Auch heißt es Abschieden nehmen vom Kindergarten, wer wird dann mit einem in die Klasse gehen? Werden die Lehrer nett sein? Da kann einem schon etwas mulmig werden.
Mit seinen Geschichten über das Bauchkribbeln und Herzklopfen, beim langen Warten auf den ersten Schultag, das Freunde finden und Lernen, ist das Buch der perfekte Begleiter für den Start in das Schulleben. Vielleicht entdeckt der ein oder andere auch einmal Fledermäuse auf dem Dachboden der Schule, bändigt wilde Schlangen zu Schleifen oder es taucht plötzlich ein Pony auf dem Schulhof. Die Schule wird auf jeden Fall ein ganz großes Abenteuer.
Ein Vorlesebuch für alle, die sich die Wartezeit auf die Schule verschönern wollen, ab 5 Jahren.

 
W.

Steve-Sem-Sandberg

W.

Klett-Cotta

25,00 € (Gebunden)
19,99 € (E-Book)

„W“ steht für „Woyzeck“. Und dieser Name steht für ein Motiv, das seit Georg Büchners Dramenfragment von sämtlichen Kunstformen adaptiert wurde. In seinem neuen Buch geht Sem-Sandberg den Spuren der historisch verbürgten Person nach. Der Roman eröffnet mit der Tat – dem Mord an der Witwe Johanna Woost. In den Verhören vor der Rechtsprechung entfaltet Woyzeck sein Leben vom ersten Kontakt zu Johanna, als er als Zehnjähriger bei ihrem Stiefvater in die Lehre ging, über seine Wanderjahre mit verschiedenen Anstellungen und den Soldatenjahren im napoleonischen Krieg, der ihn quer durch Europa treibt, bis zu seiner Rückkehr nach Leipzig und dem erneuten Zusammentreffen mit Johanna. Der Verhörende muss die Frage der Schuld und Zurechnungsfähigkeit Woyzecks während der Tat klären. Dass der Autor diese Frage nicht eindeutig klärt, gehört zu den Stärken des Romans. Stattdessen zeichnet er den Lebensweg eines Menschen nach, der früh seine Mutter verloren hat, anschließend seinen Vater an den Alkohol, und den es fast etwas zu naiv und gutmütig ins Leben treibt. Als Lesende leiden wir mit Woyzeck in seinen scheiternden Liebesbeziehungen und den eindrücklichen Kriegserlebnissen. Und am Ende müssen wir die Schuldfrage für uns selbst klären. „W.“ ist zugleich äußerst ereignisreicher historischer Roman und spannendes psychologisches Porträt.

 
Da stimmt was nicht

Stefan Schwarz

Da stimmt was nicht

Rowohlt

18,00 € (Gebunden)
14,99 € (E-Book)

Ein neues Buch von Stefan Schwarz. Das bedeutet: gute Unterhaltung! Diesmal wird die Filmbranche unter die Lupe, beziehungsweise aufs Korn, genommen. Tom Funke ist die deutsche Stimme des Hollywoodstars Bill Pratt. Und da dieser gerade auf einer Welle des Erfolgs schwimmt, geht es auch Tom gut. Er hat eine neue Flamme, will in einer teuren Gegend ein Haus erwerben und nun kommt der Schauspieler selbst nach Deutschland zur Premiere des neuen Films und möchte seine Synchronstimme kennenlernen. Aber diese Begegnung hat Folgen, denn der Star hat eine Bitte. Und der nächste Morgen bringt einen handfesten Skandal ans Licht und Funkes Welt ist am Zusammenbrechen. Tom muss handeln und das tut er.
Stefan Schwarz, der Meister des hintersinnigen Humors, schreibt über einen Mann, der ungeahnt in Schwierigkeiten gerät, weil er seine Stimme jemand anderem leiht und damit sein Leben aus der Hand gibt. Und es beginnt eine rasante, komische Fahrt, die anders endet als erwartet.

 
Träume

Hengameh Yaghoobifarah

Ministerium der Träume

Blumenbar

22,00 € (Gebunden)
4,99 € (E-Book)
13,80 € (Hörbuch)

Es ist eine wirklich interessante Mischung – irgendetwas zwischen Großstadt-, Entwicklungs- und Kriminalroman. Dazu eine Prise ‚Road Movie‘. Bevölkert wird der Roman vorwiegend von vordergründig migrantisch gelesenem Personal – insbesondere den Vertreter*innen der zweiten und dritten Generation, die sich gerade vielerorts aufmachen, ihre Geschichten zu erzählen und sich somit eine eigene Identität zu erschreiben. Irgendwo im Niemandsland zwischen den Zuschreibungen der Eltern und den Erwartungen der gemeinen Kartoffel (darf ich das als Kartoffel überhaupt schreiben? Und bitte nicht angegriffen fühlen, liebe mitlesenden Co-Kartoffeln.). Neben Identität geht es um Rassismus – ob in der kleinen Geste oder im großen Vorurteil – um Freundschaft und darum, was das bedeutet, um die Frage, was wir voneinander wissen (können). Dennoch ist das hier kein Diskursroman, kein trockenes quasi philosophisches Lehrstück, sondern eine unterhaltsame und bewegende Geschichte.
Hengameh Yaghoobifarah kann schreiben. Den Namen sollte man sich nicht nur wegen ihrer gelegentlich leicht provokanten Kolumnen-Texte merken, sondern auch im Zusammenhang mit guter Literatur.

 
Zeus

Frank Schwieger

Ich, Zeus, und die Bande vom Olymp

dtv

13,95 € (Gebunden)
9,95 € (Kartoniert)
8,99 € (E-Book)
30,00 € (Hörbuch)

Ihr wollt Geschichte einmal anders erleben? Dann ist dieses Buch ein super Tipp für euch. In diesem Freundebuch nehmen es die Götter und Helden selber in die Hand, endlich allen die unverfälschte Wahrheit über sich zu berichten. Ein jeder stellt sich mit Bild und Steckbrief kurz vor und berichtet aus seinem spannenden und aufregenden Leben. So lernt man auf sehr amüsante und witzige Art und Weise die griechische Mythologie kennen. Könnt ihr euch vorstellen, warum Achilles in Mädchenkleidern herumlief? Oder was ein Apfel mit dem trojanischen Krieg zu tun hatte? Oder wusstet ihr, dass Zeus so viele Kinder gezeugt hat, dass er selber den Überblick über die Anzahl verloren hatte?
Dieses Buch ist informativ und lehrreich und weckt mit seiner humorvollen Art das Interesse an der Mythologie und sorgt bei Groß und Klein für Unterhaltung. Für alle Helden ab 10 Jahre.
Wer dieses Buch schon toll fand und vielleicht noch ein wenig mehr über Geschichte lernen möchte, der kann sich gern auch die weiteren Bände über die Wikinger, Römer und Ritter mal anschauen.

 
Menschen

Julius Fischer

Ich hasse Menschen, Bd. 2

Voland & Quist

15,00 € (Kartoniert)
8,99 € (E-Book)
16,00 € (Hörbuch)

Der Ich-Erzähler in Julius Fischers neuem Buch durchlebt gerade nicht unbedingt die beste Phase seines Lebens. Seine Frau will sich vom ihm scheiden lassen, ihr neuer Freund ist ausgerechnet sein Bandkollege Kilian und alle Freunde sind mit ihrem Nachwuchs voll und ganz beschäftigt. Dummerweise fehlt es dem Erzähler auch an Durchsetzungsvermögen und so erklärt seine (Ex-)Frau die gemeinsame Wohnung und das Auto kurzerhand zu ihrem Eigentum. Da kommt es sehr gelegen, dass der Großvater ihm seinen ehemaligen Gasthof „Deutsches Haus“ im ostsächsischen Sucknitz vererbt. Die Chance für einen Neuanfang? Doch wie soll es der Städter unter „Bauern, Hippies und Nazis“ in der ostdeutschen Provinz aushalten? Und was gehört eigentlich alles dazu, ein Gasthaus zu restaurieren und erfolgreich zu eröffnen?
Julius Fischer kreiert in seinem neuen Roman ein ganzes Arsenal an skurrilen Charakteren – viele neue und ein paar altbekannte. Es werden Klischees bedient und aufgebrochen, Kalauer wechseln sich mit gekonnt konstruierter Situationskomik ab und die misanthropische Einstellung des Erzählers wird im Laufe des Romans zusehends auf die Probe gestellt. Wie bereits beim Vorgänger „Ich hasse Menschen. Eine Abschweifung“ handelt es sich auch hier wieder um eine äußerst kurzweilige und unterhaltsame Lektüre.

 
Geheimnisse

Rose Tremain

Die innersten Geheimnisse der Welt

Insel

23,00 € (Hardcover)
12,99 € (E-Book)

Bath 1865. Clorinda hat den langsamen Tod ihrer Mutter begleitet. Jetzt ist sie aus Dublin hierhergekommen. Sie möchte endlich selbst über ihr Leben bestimmen und so verkauft sie das einzige wertvolle Erbstück. Mit „Mrs. Morrisseys elegantem Teesalon“ erfüllt sie sich einen Traum. Und während sie Zitronenkuchen, Scones und Erdbeermarmelade verteilt, wird sie Zeuge des Lebens Anderer. Die begnadete Krankenschwester Jane, die die Heirat mit einem Arzt ausschlägt und nach London geht. Und eben jener Arzt, der die Kränkung nicht erträgt und England verlässt, um seinen Bruder im Dschungel zu suchen.
Rose Tremain versteht es Geschichten zu erzählen. Dieser Roman ist voller Abenteuer und Sinnlichkeit. Eine Lektüre für den Liegestuhl mit einem Glas Wein an der Seite.

 
Lesen

Puppy Bishop

Lesen macht Spaß

360 Grad

8,00 € (Minibuch)
12,99 € (Hardcover)

Bücher sind etwas ganz tolles. Das finden auch die vier tierischen Freunde. Der Hase mochte aufregende und abenteuerliche Geschichten, der Igel liebte es, wenn sie ein gutes Ende nahmen und Maus und Fuchs mochten es, gemeinsam zu lesen. Die vier hatten jedoch nur ein Buch, welches Sie sich jeden Abend gegenseitig vorlasen. Eines Tages beschlossen sie, sich auf die Suche nach neuen Büchern zu machen. Vielleicht kann man sie ausbuddeln? Oder fallen sie wie Sternschnuppen vom Himmel? Doch dann kam es Ihnen vor wie in einem Traum, als sie ein Haus voller Bücher fanden. Dort gab es so viele verschiedene Bücher. Wem gehören sie bloß? Doch plötzlich hören die Freunde ein immer lauter werdendes Stapfen…
Diese Liebeserklärung an Bücher und das Lesen ist für kleine Zuhörer ab 3 Jahren. Die wunderschönen Illustrationen laden zum längeren anschauen ein und überall gibt es Kleinigkeiten zu entdecken. Am besten kuschelt man sich gleich zusammen und liest dieses Buch gemeinsam.

 
Himmel

Yulia Marfutova

Der Himmel vor hundert Jahren

Rowohlt

22,00 € (Hardcover)
18,99 € (E-Book)

Ein abgelegenes russisches Dorf um das Jahr 1918. Dass die russische Revolution bereits stattgefunden und sich somit ein gewaltiger Umbruch im riesigen Land vollzogen hat, ist in dem Dorf noch nicht angekommen. Doch auch dort gibt es einen Widerstreit zwischen Altem und Neuem – personifiziert durch die beiden „Dorfältesten“ Ilja und Pjotr. Ilja ist im Besitz eines mit Quecksilber gefüllten Glasröhrchens, mit dem er das Wetter vorhersagen kann. Pjotr hält nicht viel von diesem Röhrchen und bezieht sein Wissen lieber aus den Betrachtungen des Flusses und des Himmels. Eines Tages fällt Iljas Frau ein Messer auf den Boden und man weiß, was dieses Zeichen bedeutet: Ein Mann kommt ins Haus. Kurze Zeit später taucht ein Fremder in Offiziersuniform im Dorf auf – und bleibt.
Marfutovas Debütroman ist gespickt mit Anspielungen, Metaphern, sowie Spiegelungen von Glauben und Wissen, Altem und Neuem, Innen und Außen. Märchenhaftes vermischt sich mit revolutionären Ideen in einer Sprache, die so ungewöhnlich ist, dass sie einen sofort in ihren Bann zu schlagen vermag und auf jeder Seite erneut zum Schmunzeln bringt.

 
Daheim

Es ist wieder eine besondere, eine eigene Sprache, die man nach wenigen Sätzen der Autorin zuordnen könnte, wenn man nicht wüsste, wessen Roman man gerade liest. Es ist wieder langsam erzählt, kein voller Plot, in dem ein Ereignis das nächste jagt. Es ist genau, es ist stark in den Details, präzise Bilder und Beschreibungen, die Stimmungen erzeugen, Assoziationen aufrufen. Es ist Judith Hermann.
Wie der Titel schon vermuten lässt, ist der Roman eine Auseinadersetzung mit Zugehörigkeit, mit dem Gefühl des Zu-Hause-Seins, mit dem (Er-)Finden einer Heimat. Die Protagonistin ist nach einem ganzen halben Leben ans Meer gezogen, ein kleiner Ort, in dem auch ihr Bruder, der sein Leben ebenfalls nicht vor Ort verbracht hat, gelandet ist. Sie arbeitet bei ihm in der Kneipe, die Nachbarin wird schnell zur Freundin – wie sollte es auch anders sein, sie wohnt schließlich gleich nebenan. Auch deren Bruder, den Bauern, der den elterlichen Hof übernommen und erweitert hat, lernt sie kennen, fühlt sich angezogen. Dem Exmann schreibt sie kleine Briefe – Miniaturen. Die Tochter schickt GPS-Koordinaten von fernen Orten, an denen sie sich gerade befindet – und ist auch sonst recht fern.
Es ist ein Versuch. Geht das: Wurzeln schlagen?

 
Beautiful Things

Hunter Biden

Beautiful Things

Hoffmann & Campe

22,00 € (Hardcover)
16,99 € (E-Book)

Ja, Hunter Biden ist der Sohn des US-Präsidenten und ja, in diesem Buch geht es nicht ohne Politik. Und ja, er ist privilegiert. Schon als Kind geht er in Staatsgebäuden ein und aus, Senatoren spielen mit ihm. Aber hier erzählt Hunter Biden seine ganz persönliche Geschichte.
Der frühe Verlust der Mutter, sie starb bei einem Autounfall als Hunter zwei Jahre alt war, hat ihn geprägt. Sein Vater versuchte, zusammen mit der ganzen Familie, den Schmerz zu lindern. Beau, der älteste Sohn, wird die wichtigste Bezugsperson in Hunters Leben. Die beiden Brüder sind unzertrennlich. Doch während Beau seinen Weg geht und Verantwortung für andere übernimmt, stürzt Hunter immer wieder ab. „Wir waren zwei Seiten einer Medaille. Der größte Unterschied zwischen uns beiden war: Ich trank, Beau trank nicht.“ Hunter Biden berichtet schonungslos von seinem Absturz in die Drogenhölle, vom Kampf mit den Dämonen des Alkohols.
Diese Beichte bewegt von der ersten bis zur letzten Seite.

 
Taschendieb

U.S. Levin

Der blaue Taschendieb

Mitteldeutscher Verlag

9,00 € (Taschenbuch)

Bühlerstädt ist eine Kleinstadt, wie es sie recht häufig gibt. Dort ist das Leben noch ruhig und beschaulich. Aber leider nicht immer, denn auch hier treiben Gauner ihr Unwesen. Zum Glück gibt es die vier Kinder Trixi, Anton, Moritz und Paul, die ihre Umgebung sehr genau wahrnehmen und den Ganoven den Kampf ansagen. Dabei kommt ihnen gelegen, dass Anton davon träumt, einmal Kriminalkommissar zu werden. So tüfteln sie gemeinsam an Plänen, um Dieben und Einbrechern einen Strich durch die Rechnung zu machen. Und was dabei blaue Sprühfarbe für eine Rolle spielt, findet ihr am besten selber heraus.
Der Markkleeberger Autor Levin hat in diesem Buch neun spannende Krimigeschichten für Leser von 9 bis 12 Jahren geschaffen. Neben ausgeklügelten kriminalistischen Plänen handelt das Buch auch von Freundschaft, Verantwortung und Generationen. Ein idealer Tipp für alle jungen Krimifans.

 
Junischnee

Ljuba Arnautović

Junischnee

Paul Zsolnay Verlag

22,00 € (Hardcover)
16,99 € (E-Book)

Zum Schutz vor den Nationalsozialisten schickt die dem Republikanischen Schutzbund angehörende Eva ihre beiden Söhne Slavko und Karl 1934 von Wien aus gen Osten. Zunächst verbringen die beiden Ferien auf der Krim und gelangen anschließend mit weiteren „Schutzbundkindern“ nach Moskau in eine eigens für sie als Heim umfunktionierte Villa. Doch die Fürsorge und das Wohlwollen der Sowjetunion den deutschsprachigen Kindern gegenüber wandelt sich, nachdem Hitler seinen Pakt mit Stalin bricht. Slavkos Spuren verlieren sich, Karl verbringt einige Zeit als Straßenjunge, wird aufgegriffen, gelangt in eine Besserungsanstalt und landet schließlich als „Volksfeind“ für zehn Jahre im Gulag. Dort lernt er zum Ende seiner Haftzeit die Russin Nina kennen, seine zukünftige Ehefrau und Mutter der Autorin. Gemeinsam kehren sie nach Karls Entlassung nach Österreich zurück, doch Nina leidet an gewaltigem Heimweh. Die weltpolitische Lage hat sich beruhigt, doch die Krise im Privaten beginnt…
Nach dem Lesen dieses dünnen Buches hat man das Gefühl einen komprimierten 800-Seiten-Roman gelesen zu haben. Wie bereits in ihrem ersten Roman „Im Verborgenen“ verarbeitet Arnautović in „Junischnee“ ihre eigene Familiengeschichte. Stand dort Ihre Großmutter im Fokus, sind es hier nun ihre Eltern. Schlicht erstaunlich ist, wie pointiert und konzentriert sie in diesem Roman deren Einzelschicksale über Jahrzehnte nachzeichnet und auf den wenigen Seiten eine Intensität erzeugt, die nach der Lektüre lange nachhallt.

 
Eurotrash

Christian Kracht

Eurotrash

Kiepenheuer & Witsch

22,00 € (Hardcover)
18,99 € (E-Book)

Christian Kracht ist ein Spieler. Und er nimmt das Spiel sehr ernst. In Eurotrash spielt er – wie schon in Faserland von 1995 – mit der eigenen Biographie bzw. der eigenen Identität. Ein Spiel unter veränderten Vorzeichen. 25 Jahre später und mit der Schweiz als Ausgangspunkt statt als Endpunkt einer Reise.
Der Protagonist ist anders als in Faserland nicht nur über biographische Details mit dem Autor assoziiert, sondern hier gewissermaßen mit diesem identifiziert. Er trägt den Namen Christian Kracht, genauso wie sein Vater, der Karriere im Springer-Konzern gemacht hat und vor einigen Jahren gestorben ist. Aber spätestens hier fängt es an: hat letzterer seinen US-amerikanischen Universitätsabschluss und die anschließende Anstellung beim San Francisco Chronicle tatsächlich erfunden und die „Beweisfotos“ gefälscht? Welcher Christian ist der Fälscher? Und wie steht es um das Bild, das von der Mutter gezeichnet wird, um die es hier eigentlich geht, mit der der Sohn auf Reisen geht. Von diesen Fragen ist es nicht weit zu den großen Fragen nach der Öffentlichkeit, nach der Identität, nach der Wahrheit. Neben diesen Themen, die immer mitlaufen, geht es auch ganz konkret um Missbrauchserfahrungen, Meckibücher und Marlene Dietrich. Und natürlich wieder um das Hereinreichen des vermeintlich historischen Nationalsozialismus in unsere Gegenwart.
Wieder mal ein Buch von Christian Kracht, das voller Bezüge steckt, das hunderte Fährten auslegt, denen man folgen kann, das Oberfläche mit Tiefe verbindet, über das man wissenschaftliche Abhandlungen schreiben kann, das man aber auch einfach nur mit Vergnügen lesen kann.

 
Sommer der Träumer

Polly Samson

Sommer der Träumer

Ullstein

20,00 € (Taschenbuch)
15,99 € (E-Book)
20,00 € (Hörbuch)

Die griechische Insel Hydra ist Schauplatz des Romans von Polly Samson. Für diesen hat sie einen faszinierenden Stoff gefunden. Von 1960 bis 1967 war die Insel Lebensmittelpunkt einer kleinen Künstlergemeinschaft um den großen Leonard Cohen. Der Musik hatte er sich noch nicht verschrieben, aber als Schriftsteller schon einige Berühmtheit erlangt.
Die Protagonistin Erica Hart kommt auf Einladung einer Freundin nach Hydra. Mit Jimmy genießt sie Sonne und Meer und lernt die neue Freiheit zu lieben. Erica bewundert ihre Mitbewohner für deren kompromisslose Suche nach einem anderen Leben. Aber es ist nicht alles eitel Sonnenschein und die Beziehungen der Freunde sind einem ständigen Wandel unterworfen. Spannungen bleiben nicht aus. Paare trennen sich…
Der Roman verbindet biographische Eckpunkte mit glaubhafter Fiktion. Ein unterhaltsames und informatives Lesevergnügen.

 
Sandmännchen

Christian Dreller

Das Sandmännchen unterwegs

Carlsen

15,00 € (Hardcover)

Auch in der Ferienzeit, wenn andere Urlaub machen, hat unser Sandmännchen alle Hände voll zu tun. Aber es erlebt auch mit den Kindern in aller Welt spannende Abenteuer und steht mit Rat und Tat zur Seite. So hilft es Jule, ihren Kuschelhasen Mümmel wieder zu bekommen, nachdem dieser durch einen vertauschten Koffer verschwunden war. Finn und Anton eilt es als Dolmetscher zu Hilfe und mit Emily und Marie rettet es das kleine Kälbchen vor der Hallig aus dem Watt. Und an jedem Abend verteilt es dann wieder fleißig seinen Traumsand.
Dieses einfühlsame Vorlesebuch umfasst 20 Gute-Nacht-Geschichten aus dem Kinderalltag und lädt große und kleine Leser und Zuhörer ab 3 Jahren zum Träumen und Kuscheln ein. Die zahlreichen bunten Illustrationen runden das Vorlesevergnügen perfekt ab.

 
Der rote Judas

Dieser Krimi beginnt 1920 in Leipzig. Paul Stainer kommt traumatisiert aus französischer Kriegsgefangenschaft. Zu seiner großen Überraschung kann er seinen alten Job als Kriminalinspektor wieder aufnehmen. Der einzige Lichtblick, denn seine Frau hat nicht mehr an seine Rückkehr geglaubt und lebt mit einem neuen Mann zusammen. Stainer selbst leidet an einer Amnesie und hofft, dass keiner seiner Kollegen und Vorgesetzten etwas davon mitbekommt. Dann aber kann er sich in die Arbeit stürzen. Eine Mordserie erschüttert die Stadt. Stainer und sein Kollege Junghans geraten auf die Spur der „Operation Judas“ . Und den Kommissar verbindet mehr damit als er ahnt.
Thomas Ziebulas Kommissar Stainer ist eine Figur voller Widersprüche, die Reise in das Leipzig der Zwanziger Jahre interessant und unterhaltsam, vor allem wenn man die Stadt etwas kennt.
Der Roman ist Auftakt zu einer Reihe und der zweite Band „Abels Auferstehung“ gerade erschienen.

 
Adas Raum

Sharon Dodua Otoo

Adas Raum

S.Fischer

22,00 € (Hardcover)
18,99 € (E-Book)

Vor fünf Jahren gewann Sharon Dodua Otoo den Ingeborg-Bachman-Preis und nicht nur ihr experimentierfreudiges Erzählen kommt in ihrem Debütroman wieder zum Vorschein, sondern auch die Erzählinstanz des Frühstückseis, das in „Herr Gröttrup setzt sich hin“ nicht hart werden wollte und bereits dort von seinen bisherigen verschiedenen Daseinsformen berichtete, taucht in „Adas Raum“ wieder auf. Der Roman erzählt durch die Jahrhunderte in Schleifen von vier Adas: einer Mutter im westafrikanischen Totope des Jahres 1459, 1848 ist sie eine Mathematikerin in London, 1945 eine Prostituierte in einem Konzentrationslager und 2019 eine junge Schwangere auf Wohnungssuche in Berlin. Ein immer wiederkehrendes Armband sowie Gespräche zwischen einer göttlichen Instanz und der „Wesenheit“, die im Bachmann-Preis-Text bereits als Ei auftrat und hier in den einzelnen Episoden in verschiedene Gegenstände inkarniert, verbinden die räumlich und zeitlich getrennten Einzelteile, lassen jedoch auch Interpretationsspielraum für die Lesenden.

 
Anton das Bison

Lou Beauchesne

Anton das Bison

Carlsen

9,00 € (Hardcover)

Wer ist Anton? Anton ist haarig, mutig, groß und stark. Dies ist auch kein Wunder, denn er ist ein Bison. Er lebt in einem Buch, in dem er der Held ist. Louis ist ein kleiner schüchterner Junge, dem dieses Buch gehört. Zuvor gehörte es seinem Vater und davor dessen Vater. Er liebte dieses Buch und nahm es überall mit hin: auf den Spielplatz, zum Zahnarzt, ins Schwimmbad. Doch eines Tages werden die beiden durch einen dummen Zufall getrennt, Anton landet in der Bibliothek und nach einem kleinen Sturz sitzt das Bison plötzlich neben seinem Buch. Was ist da bloß los und wird es Louis jemals wieder sehen?
Eine berührende Geschichte über echte Freundschaft, die Hoffnung, die man nie aufgeben sollte und die Liebe zu Büchern. Die Illustrationen runden die Erlebnisse wunderbar ab. Das Buch ist ideal für Erstleser ab 7 Jahren, aber auch zum Vorlesen für jüngere Zuhörer bestens geeignet.

 
Kindheit

Tove Ditlevsen

Kindheit

Aufbau

18,00 € (Hardcover)
13,99 € (E-Book)

Schon von klein auf ist Tove bewusst, dass sie anders ist als die Mädchen in ihrem Alter. Während diese im Hinterhof davon träumen, später den richtigen Mann zu finden, Kinder zu bekommen und Hausfrau zu werden, möchte sie später Schriftstellerin und eigenständig werden, sprich: unabhängig von einem Mann leben. Da dieser Wunsch für ein Mädchen im Arbeitermilieu Dänemarks der 1920er Jahre ziemlich abwegig ist, schreibt sie zunächst nur heimlich Gedichte in ihr Poesiealbum. Als Tove jedoch kurz vor ihrer Konfirmation einen Kontakt zum Kulturressort der Zeitung bekommt, wächst ihre Hoffnung, doch ein Gedicht veröffentlichen zu können.
„Kindheit“ ist nur der erste Band, der gerade auf Deutsch erschienenen Kopenhagen-Trilogie, in welcher die dänische Autorin Tove Ditlevsen aus ihrem Leben berichtet. „Jugend“ handelt von der Zeit nach der Schule bis zu den ersten schriftstellerischen Erfolgen, in „Abhängigkeit“ ist sie bereits eine angesehene Schriftstellerin, gerät jedoch in eine gefährliche Schmerzmittelsucht, die nicht nur ihr Schreiben, sondern sogar ihr Leben bedroht. Neben Tove Ditlevsens ungewöhnlichem Lebenslauf, der vor allem im dritten Band einen äußerst dramatischen Punkt erreicht, ist es vor allem auch ihr besonderes Verhältnis zur Sprache und Literatur, welches den Reiz dieser autobiographischen Erzähltexte ausmacht, die aktuell in 16 Sprachen übersetzt werden.

 
King Zeno

Nathaniel Rich

King Zeno

Rowohlt

24,00 € (Hardcover)
19,99 € (E-Book)

New Orleans nach dem Ersten Weltkrieg ist eine Stadt voller Widersprüche. Eine explosive Mischung aus Rassismus, Prostitution, Kriminalität und gesellschaftlichen Gegensätzen. Aber es ist auch der Ort für die Geburtsstunde des Jazz. In diesem Hexenkessel treibt ein Axtmörder sein Unwesen. Ermittler Bill Bastrop, traumatisiert aus dem Krieg zurückgekehrt, kämpft bei seinen Untersuchungen mit Vorurteilen, der Unterwelt und den eigenen Dämonen. Der junge schwarze Trompeter Izzy Zeno will Musiker sein, den Jazz bekannt machen und damit berühmt werden. Stattdessen schuftet er beim Bau eines Kanals um Frau und Tochter durchzubringen. Nicht zuletzt gibt es die Mafiapatin Beatrice Vizzini, die unwissentlich dem Mörder näher steht, als sie denkt. In diesem Roman verschmelzen die Geschichten der drei Hauptfiguren zu einem spannenden Krimi. Mit genau recherchierten Hintergründen schafft es Nathaniel Rich, dem Leser die aufgeladene Atmosphäre zu vermitteln. Es ist die Mischung aus Thriller und historischem Roman, die fesselt.

 
Königreich

Szczepan Twardoch

Das schwarze Königreich

Rowohlt

24,00 € (Hardcover)
19,99 € (E-Book)

Von einem düsteren Damals berichten Ryfka und David. Aus dem Hiermals heraus, in das sie sich hinübergerettet haben. Das sie mit List, dem notwendigen Opportunismus und vor allem starkem Überlebensdrang erreicht haben. Das Damals, von dem sie abwechselnd aus ihrer je eigenen Perspektive berichten, ist der Einzug der deutschen Truppen in Warschau, ist die Große Aktion, sind die alltäglichen Überlebenskämpfe in den Trümmern der vergewaltigten Stadt. Das Hiermals, von dem aus sie sprechen, ist kein Zeitpunkt, es ist die Position, von der aus sie sprechen. Es ist die Position der Erzählinstanz, die jetzt, hier, da alles vergangen ist, über das Wissen um das Geschehene verfügt. Verbunden sind die beiden Protagonisten über einen dritten: Jakub Shapiro, Boxer und Unterweltgröße, der Twardoch-Lesern schon aus dessen letztem Roman bekannt ist, um dessen Leben die der beiden anderen kreisen.
Auch in diesem erzählerisch wie ästhetisch wieder herausragenden Roman von Szczepan Twardoch spielt nicht nur die Erzählung, sondern auch das Erzählen ein große Rolle. Gleichzeitig geht einem furchtbar nahe, was geschildert wird – so weit Literatur das zu leisten imstande ist, wird einem die Brutalität des Alltags in diesem schrecklichen Krieg, die Grausamkeit der Nationalsozialisten und ihrer Helfer sowie das notwendige Zurücktreten moralischer Kategorien vor Augen geführt.

 
Mercuria

Michael Römling

Mercuria

Rowohlt

24,00 € (Hardcover)
19,99 € (E-Book)

Man schreibt das Jahr 1566. Rom ist in Aufruhr. Der neue Papst widmet sich nicht nur den Ketzern, sondern verfolgt auch die Verfehlungen seines eigenen Standes. Und so fürchten viele von den Bütteln des Pius, verhaftet, gefoltert und gerichtet zu werden.
Zu dieser Zeit trifft Michelangelo, ein junger Mann, der mit dem Verkauf von zweifelhaften Nachrichten sein Geld verdient, auf Mercuria.
Einst war sie eine begehrte Kurtisane. Ihre Beziehungen reichen immer noch bis in die höchsten Kreise der Gesellschaft, obwohl sie sich zur Ruhe gesetzt hat. Und sie ist reich, sehr reich. Auf ihrem Anwesen haben viele eine Bleibe gefunden. Dort begegnet Michelangelo Gennaro. Der Steinmetz und Raubgräber sucht nach antiken Statuen. Aber die beiden finden eine Leiche mit sechs Fingern an jeder Hand. Sie stolpern über lang begrabenen Geschichten voller Blut und Gewalt. Mercuria spielt eine wichtige Rolle darin.
Wie in seinem Roman „Pandolfo“ wendet sich Michael Römling auch in „Mercuria“ der italienischen Renaissance zu. Er versteht es, historische Ereignisse spannend und farbig zu erzählen. Ein Lesevergnügen!

 
Straße

André Kubiczek

Straße der Jugend

Rowohlt

22,00 € (Hardcover)
19,99 € (E-Book)

Wir erinnern uns an die letzten Sommerferien Renés im Potsdam des Jahres 1985, die uns in „Skizze eines Sommers“ äußerst lebhaft in den Kopf projiziert worden sind – Sturmfrei, Feriengeld vom Vater, viel Zeit mit den Freunden im Café, Discobesuche, Gespräche über Literatur, Musik und Kunst sowie natürlich die Suche nach dem richtigen Mädchen und der großen Liebe. In „Straße der Jugend“ erzählt Kubiczek die Geschichte Renés nahtlos weiter. Die Ferien sind vorüber und der Umzug ins Hallenser Internat steht bevor. Wird die frische Beziehung mit Victoria diese räumliche Trennung überstehen? Und welche Bedeutung hat die seltsame Anziehungskraft, die seine „Seelenfreundin“ Rebecca noch immer auf ihn ausübt? Aber erst mal gilt es sich einzufinden in die neue Umgebung mit neuen Menschen um sich herum. Im Ich-Erzählerton schildert René rückblickend die Veränderungen und Überraschungen, die ihm im folgenden Jahr sowohl in Halle, als auch im heimischen Potsdam zugestoßen sind. Der unverkrampft-jugendliche Ton, mit dem Kubiczek René aus seinem Leben erzählen lässt, macht diesen Internatsroman zu einem großen Lesevergnügen. Hier werden sowohl Allgemeinplätze einer Coming-of-Age-Geschichte bedient, als auch spezielle Umstände des Heranwachsens in der DDR-Lebenswirklichkeit auf diversen Ebenen verhandelt.

 
Waldhelden

Andrea Schütze

Die wilden Waldhelden

Ellermann

12,00 € (Hardcover)
8,99 € (E-Book)
10,00 € (Hörbuch)

Vier Tierkinder, die nicht unterschiedlicher sein könnten, beschließen eine Bande zu gründen. Die vier Mitglieder sind der neugierige Fuchsjunge Mikkel, das sich ständig sorgende Hirschkälbchen Flora, der turbulente Frischling Rufus und das kleine Waschbärmädchen Flora mit dem Putzfimmel. Zusammen sind sie nun die vier wilden Waldhelden und das erste Abenteuer lässt nicht lange auf sich warten. Untypische Dinge geschehen im Honigwald, denn ein Waldkindergarten entsteht auf der Veilchenlichtung. Leider scheinen sich nicht alle Kindergartenkinder darüber zu freuen. Der kleine Diego sitzt allein und schluchzt vor lauter Heimweh. Klar, dass die 4 WWH Diego zur Seite stehen und ihm helfen wollen.
Was sie sich ausgedacht haben, finden große und kleine Leser ab 4 Jahren in diesem liebevoll illustrierten Vorlesebuch heraus. Andrea Schütze hat hier vier wunderbare Charaktere geschaffen, die alle grundverschieden sind, sich aber dennoch perfekt ergänzen und sich in die Herzen der Leser schleichen. Auf die, die nicht genug von den Tierkindern bekommen können, warten noch weitere Abendteuer der 4 WWH darauf gelesen zu werden.

 
Eroberung

Laurent Binet

Eroberung

Rowohlt

24,00 € (Hardcover)
19,99 € (E-Book)

Laurent Binet schreibt in seinem neuen Roman die Geschichte um. Der Kippmoment, an dem er die Stellschrauben verändert, ist die Eroberung Amerikas durch die Europäer nach dessen Erkundung durch Kolumbus. In „Eroberung“ reisen die Wikinger nicht nur bis nach Nordamerika, sondern ziehen die Küste weiter herab bis nach Südamerika. Dadurch sind die Indios 500 Jahre später, als Kolumbus anlandet, nicht nur immun gegen die Pockenviren der Europäer, sondern auch kampferprobt. Kolumbus wird die Karibik nicht mehr verlassen. Stattdessen segelt ein paar Jahrzehnte später der Inkaherrscher Atahualpa über den Atlantik, wird nicht nur König von Spanien, sondern auch Kaiser des Heiligen Römischen Reichs. Der Kult des Sonnengottes ersetzt das Christentum, in Wittenberg werden die „95 Sonnenthesen“ angeschlagen und Michelangelo wird mit der Anfertigung einer Statue des Sonnengottes Viracocha beauftragt. Nebenher treffen der Maler El Greco, der Schriftsteller Cervantes und der Philosoph Montaigne aufeinander.
„Eroberung“ ist ein gleichermaßen geistreicher wie witziger historischer Abenteuerroman, der die weitreichenden Auswirkungen auf zahlreiche historische Ereignisse und Persönlichkeiten durchspielt, wenn nur an zwei ursprünglichen kleinen Stellschrauben gedreht wird.

 
Park

Marius Goldhorn

Park

Suhrkamp

14,00 € (Kartoniert)
13,99 € (E-Book)

Wenn der Antiheld in Marius Goldhorns Debüt-Pop-Roman im wirklichen Leben, dem real life also, angesprochen wird, reagiert er auf den Namen Arnold. Mitte Zwanzig, (Wahl-)Berliner, Poet, verzettelt in viel zu viele kulturell distinktive Referenzen und die meiste Zeit verloren in einem Mehr von beliebig aufgerufenen Tabs. Zwischen iPhone und MacBook (Christian Krachts Barbourjacken?), GoogleMaps und Youtube verhandelt der Protagonist für oder vor uns, was Aufmerksamkeitsökonomie im 21.Jahrhundert bedeuten mag. Nämlich vor allem, dass für (zu) viele (von ‚uns‘) Distanz kollabierte und damit eine kritische Reflexion erschwert wird: Selbst Yoga, wie in einer Szene des Romans, eine Praktik also der Selbstsorge, Innerlichkeit und gerichteten, wie bewussten Aufmerksamkeit verkommt als Tab, im Youtube-Tutorial und wird darüber eingespeist in den Mahlstrom der Nivellierungen.
Arnold sollte also „öfters aus dem Haus kommen“ wie Salma, eine Freundin auf einer belanglosen Party es fasst, öfter den Schritt aus dem virtuellen ins analoge(-re) Leben versuchen und damit eine Unterscheidung vornehmen. Am Leben, im Hier und Jetzt, im „Park“ teilhaben, dem Bedeutung beimessen, sich interessieren, sich möglicherweise engagieren. Das alles aber hat Arnold verlernt – oder eben nie erlernt. „Ich kann meine Bedürfnisse viel besser online ausdrücken“, scheint hier die Schlüsselsentenz zu sein.
Ganz in der Tradition des Pop(-romans) ist auch das aber zu viel: in lakonischen Hauptsätzen und ins Minimalste verzerrten Dialogen trägt auch „Park“ das zu viel auf poetologischer Ebene aus. Ein zu viel, wenn doch soundso alles belanglos und unbedeutsam ist, wenn eh alles „egal“ ist oder nur mit einem „keine Ahnung“ quittiert werden kann. Zwei Aussagen, die (fast) jedes ‚Gespräch‘ beenden. Die Nicht-Handlung, Stränge, die sich ebenfalls im Minimalen verlaufen, spült Arnold über Paris – wo er drei Tage auf seinen Flieger wartet und mehr Zeit in den Wikipedia-Artikeln zu Paris oder den Sehenswürdigkeiten dort verbringt, als mit oder vor diesen – nach Athen, wo er Odile, als Chiffre einer Liebe, auf die es (doch) noch zu hoffen gilt, bei einem Filmdreh helfen soll. Auch hier vor allem zu viel, viel „egal“ und häufig „keine Ahnung“. Jedenfalls zu viel real life, dessen Anforderungen eben nicht mit dem Schließen eines Fensters oder dem Wechseln eines Bildschirmhintergrundes zu begegnen ist… und so verläuft auch diese Episode. Zumindest bis zu dem Punkt, an dem kurz vor Arnolds Abflug das Stromnetz zusammenbricht, der Akku des MacBook erschöpft ist, damit plötzlich alles stillliegt. Und wirklich wieder das sein kann, was nicht medial vermittelt ist.

Sicherlich etwas zu moralisierend, funktioniert Marius Goldhorns „Park“ aber dennoch: Als kurzweiliger Roman, der die Popliteratur ins 21. Jahrhundert ein-schreibt und uns als Leser*innen mit allerhand Titeln für die nächste Spotify-Playlist versorgt, in die wir im Zwischen von Push Nachrichten und Katzenvideos eintauchen können.

 
Ein-Mann-der-Kunst

Kristof Magnusson

Ein Mann der Kunst

Kunstmann

22,00 € (Hardcover)
7,99 € (E-Book)

Das Museum Wendevogel in Frankfurt erhält die Möglichkeit zu einem spektakulären Neubau. Der Förderverein muss über die Nutzung entscheiden. Dem Vorschlag, das Gebäude einem Künstler zu widmen, nämlich KD Pratz, stehen nicht alle Mitglieder wohlwollend gegenüber. Er ist weltberühmt, seine Kunst wird hochgehandelt, aber Pratz selbst gilt als schwierig, hat sich der Vereinnahmung durch den Kunstbetrieb entzogen. Auf einer Burg über dem Rhein thront er, zurückgezogen von der Öffentlichkeit. Pratz will mit der verlogenen Welt nichts zu tun haben. Und so sprengt er Drohnen in die Luft, von denen er sich beobachtet fühlt oder verhindert Sendemasten in der Nähe. Seinen Nachruhm zu sichern liegt ihm allerdings doch am Herzen. Und so stimmt der Künstler einem Treffen mit dem Förderverein auf seiner „Feste“ zu. Der jährliche Ausflug führt in das Allerheiligste und die Kunstförderer treffen auf ihr Idol.
Kristof Magnusson erzählt mit großer Meisterschaft von dieser Begegnung, leuchtet die Untiefen des Kulturbetriebes aus. Und das auf äußerst unterhaltsame Weise, wahrhaftig und heiter.

 
Das-kleine-Nickerchen

Katja Reider

Das kleine Nickerchen

Esslinger

14,00 € (Hardcover)

Kennt ihr das kleine Nickerchen? Nein? Dabei kommt es immer dann zu euch, wenn ihr ganz müde sein. Egal ob das nun zum Mittagsschlaf ist oder irgendwann dazwischen. Die meiste Arbeit hat es allerdings abends. Dann verlässt es seine gemütliche kuschelige Traumwolke, hat sein Säckchen voll Sternenstaub dabei und bringt die Tierkinder in einen ruhigen Schlaf. Aber manchmal geht es nochmal turbulent her, so zum Beispiel, wenn sich die Igelkinder Pips und Pünktchen mal wieder streiten oder der kleine Fuchs noch seine Eltern sucht und der Hase sein Schnuffeltuch auf dem Baum vergessen hat. Dem kleinen Nickerchen ist keine Anstrengung zu schwer, um die tierischen Kinder sanft in die Traumwelt zu begleiten.
Die liebevollen Illustrationen runden die schöne Geschichte perfekt ab. Dieses Buch hat genau die richtige Mischung aus Abenteuer und Ruhe, so dass kleine Zuhörer ab zwei Jahre schnell und friedlich ins Traumreich entschlummern werden.

 
Thierleben

Kat Menschik & Mark Benecke

Kat Menschiks und des Diplom-Biologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes Illustrirtes Thierleben

Galiani Berlin

20,00 € (Hardcover)

Wem Mark Benecke ein Begriff ist, weiß auch um dessen enge Beziehung zu allen möglichen Insekten. Denn als weltbekannter Kriminologe sind genau diese seine besten Mitarbeiter. Seiner Tierliebe, die im Übrigen nicht nur Insekten gilt, räumt er auch in seinem Wissenschafts-Podcast regelmäßig Platz ein, um auf die einzigartigen tierischen Wesen und deren beeindruckende und amüsante Eigenschaften aufmerksam zu machen. Dies tut er auch in diesem Buch und überrascht mit schrägem Wissen und Kuriositäten wie zum Beispiel den Glühwürmchen, mit deren Hilfe einst der Kriegspfad ausgeleuchtet wurde oder dem Pfeilstorch, der mit pfeildurchbohrtem Körper von Afrika nach Europa flog.
Die Illustratorin Kat Menschik hört gern Radio, stieß so auf Beneckes Tierbetrachtungen und der Wunsch nach einem gemeinsamen Buch wuchs. So entstand dieses wunderschöne, brillante Tierbuch mit allerlei Überraschungen in einer hochwertigen Ausstattung mit farbigem Prägedruck auf dem Einband, schwarzem Schnitt und wunderbaren Illustrationen.

 
Serpentinen

Olivia Wenzel

1000 Serpentinen Angst

S.Fischer

21,00 € (Hardcover)
18,99 € (E-Book)

Die Erzählerin in Olivia Wenzels Roman „1000 Serpentinen Angst“ steht an einem Bahnsteig, wartet auf den Zug und schaut auf ihr Leben zurück. In assoziativen Sprüngen erliest man ihr bisheriges Leben. Das Hineingeborenwerden als dunkelhäutige Deutsche in die DDR – die Mutter eine gegen die elterliche Linientreue aufmüpfige Punkerin und der Vater abwesend in Angola. Das Aufwachsen gespickt mit rassistischen Diskriminierungen, Gefühlen des Andersseins und der Suche nach Identität. Der Schmerz über den Verlust des Bruders, der mit 19 Jahren vor einen Zug springt. In größtenteils dialogischer Form mit einer unbekannten Fragestimme, die insistiert und lenkt, springt der Text zwischen Zeiten und Orten – Episoden aus der Kindheit und Jugend in Thüringen, dem Leben in Berlin sowie Ausflügen nach New York, Hanoi und Marokko. Dabei reflektiert die Erzählerin nicht nur die Hautfarbe und ostdeutsche Herkunft, sondern verhandelt auch Themen wie Weiblichkeit, sexuelle Orientierung und die Schwierigkeit der Verortung in einem Lebensentwurf per se. Ein sehr gegenwärtiges Buch mit frischer Form und Sprache, das in diesem Jahr zu Recht für den Deutschen Buchpreis nominiert war.

 
Cloris

Rye Curtis

Cloris

C.H. Beck

24,00 € (Hardcover)
17,99 € (E-Book)

Cloris Waldrip ist zweiundsiebzig Jahre alt, als sie und ihr Mann endlich einmal ein paar Tage Urlaub machen wollen. Sie möchten Berge sehen. Bisher hatten sie dazu keine Gelegenheit, denn die Farm in Texas ließ keine freien Tage zu. Aber das kleine Flugzeug stürzt ab und nur Cloris überlebt. Für sie beginnt ein Kampf gegen die Wildnis und auch gegen sich selbst.
Rangerin Debra Lewis kennt sich in den Bitterroot Mountains aus und begibt sich auf die Suche nach Cloris. Sie ist im Gegensatz zu ihren Kollegen fest davon überzeugt, dass die alte Dame lebt. Und tatsächlich scheint diese einen Schutzengel zu haben. Wer ist der unsichtbare Helfer und warum will er im Verborgenen bleiben?
Der Debütroman von Rye Curtis ist spannend bis zur letzten Seite. Er zeigt Einblicke in das Seelenleben zweier sehr verschiedener Frauen. Ein Abenteuerroman und philosophische Weltbetrachtung.

 
Annette

Anne Weber

Annette, ein Heldinnenepos

Matthes & Seitz

22,00 € (Hardcover)
15,99 € (E-Book)
20,00 € (Hörbuch)

Als hätte sich das Epos weitergeträumt und hätte sich 2020 ausgespu(c)kt. Spucken, also ohne eingeklammertes ‚c‘, im Französischen crasher – um über diese Geste bereits ein Merkmal von Anne Webers Schreibverfahren vorzuführen: französische Einsprengsel, homofones Durchlesen von Worten, Sprünge, die an spielerischen Spracherwerb anhand von false friends erinnern. Zurück aber zum crasher. Zum Crash, der in dieser Schreibweise das semantische Feld es Un-falls aufruft, also Zusammenprall, Kollision, Stoß und Malheur. Und darüber zum Epos im 21. Jahrhundert als totgesagte und totgeglaubte Form, in die (Nach-)Moderne, in der Helden [sic!] ausgedient haben, einer Zeit – um es mit dem ungarischen Philosophen Georg Lukács zu sagen – des aufgesprengten Kreises (in dem die Griechen /noch/ metaphysisch leben), des Risses und der Totalität, die das Epos als Lebens- und Erzählform möglich machte. Was also mit Anne Webers „Annette, ein Heldinnenepos“ vor uns liegt, ist Kollision. Und zwar eine solche, die bereits im Titel aufgerufen wird: „Annette, ein Heldinnenepos“, dient weniger zur Gattungsbestimmung des Textes als vielmehr eines Aufrufens bei gleichzeitigem Entzug: Denn das, was Epos ist, ist nicht der Text, nicht das, was da gesponnen werden wird, sondern Annette selbst. Sie, die Protagonistin wird als (Heldinnen-Epos) vorgestellt und führt damit den ersten Bruch als Folge der unweigerlichen Kollision ein wie vor.
Die Fortschrift und -setzung (was den Satz, die Anordnung der Zeichen auf der Seite mit anspricht) des Bruchs und des Brechens wird auf den folgenden Seiten manifest: In eigenwillig rhythmischer Prosa, in zerbrochenen Versen und Zeilensprüngen und Stimmen, die sich gegenseitig unterbrechen, erzählt Anne Weber die Geschichte von Annette (Beaumanoir) und damit, durch ein leicht splittriges, distanzschaffendes Weitwinkelobjektiv, eine Geschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Nämlich eine solche der Hoffnung, der ‚Menschlichkeit‘ oder Brüder-/Schwesterlichkeit und Gerechtigkeit: Einer jungen Frau, die noch minderjährig in der Résistance kämpft, von der Kommunistischen Partei strafversetzt für die Gaullisten arbeitet, ihr Studium der Medizin in kurzen Pausen (die niemals wirklich solche sind) beendet, im Algerienkrieg aktiv wird und dort am ‚Wiederaufbau‘ partizipiert, 1965 nach Genf flüchten muss, um schlussendlich fast 100-jährig im südfranzösischen Ort namens Dieulefit zu leben, wo sie Anne Weber empfängt, die aus dieser Lebensgeschichte den vorliegenden Roman spinnt. Ohne plumpe Verherrlichung, ohne Moralismen oder großes Pathos – dafür mit viel Ironie und (Sprach-)Witz, gänzlich un-episch im besten Sinne dieser Wendung.

 
Omama

Lisa Eckhart

Omama

Zsolnay Verlag

24,00 € (Hardcover)
20,00 € (Hörbuch)

In „Omama“ schildert die Erzählerin – wie es der Titel schon vermuten lässt – die Geschichte ihrer Oma Helga. Sie erzählt von deren Aufwachsen in der österreichischen Provinz zur Nachkriegszeit, dem Wetteifern mit der zugleich hübscheren wie einfältigeren Schwester um die Gunst der russischen Besatzer; dem Verhökertwerden durch die Eltern an Familien, die gerade irgendeine Form von Hilfe benötigen; wie sie schließlich in der Küche der Dorfschänke landet und den Sohn der Wirtin, der zugleich der Dorfschönling ist, heiraten wird und vieles mehr. Dass das Sujet der Aufarbeitung familiärer Biografien schon ausgiebig literarisch verarbeitet wurde, wird direkt im Prolog angesprochen. Dass es sich dennoch lohnt, diesen Debütroman zu lesen, liegt an der Art und Weise, wie diese Geschichte erzählt wird.
Man kennt Lisa Eckhart als bissige, scharfsinnige und wortgewandte Kabarettistin. Sowohl ihr analysierender Blick auf die Gesellschaft, als auch ihre sarkastische Darstellung von Personen, Beziehungen und sozialen Strukturen findet man im Roman wieder. Scharfzüngig, pointenreich und mit einer ordentlichen Portion Ego wird hier erzählt – wie man es auch von Eckharts Bühnentexten kennt. Ungewohnt im Gegensatz zu diesen sind jedoch etwas Liebevolles und eine gewisse Herzlichkeit, welche in „Omama“ zwischen den Zeilen immer wieder hindurchscheint.

 
Gnorl

Florian Fuchs

Gnorl

Planet! Verlag

14,00 € (Hardcover)

Langweilige Ferien stehen Jonas bevor! Seine Eltern fliegen nicht mit ihm in die Ferne. Sie haben beschlossen, dass es ein abgelegener Bauernhof im Schwarzwald sein muss. Immerhin soll es dort Zwillinge in Jonas‘ Alter geben. Hoffentlich nicht irgendwelche Hinterwäldler!?
Aber wie heißt es: „Es kommt immer anders als man denkt.“ Zwar ist ein Zwilling ein Mädchen und die Drei müssen sich erst zusammenraufen, aber was sie dann erleben, sprengt ihre Vorstellungskraft: Jonas entdeckt ein seltsames Wesen auf dem Hof und verfolgt es bis zu einem unterirdischen Eingang. Anna, Benjamin und Jonas gelangen in die Welt von Gnorl. Vor hunderten Jahren haben sich die Kobolde unter die Erde zurück gezogen und ihr eigenes Reich errichtet. Das ist in Gefahr. König Kromak unterdrückt seine Untertanen und hat dunkle Pläne.
Und so beginnt ein spannendes Abenteuer für die Kinder, bei dem vielerlei Gefahren lauern und bei dem die Gruppe zusammenhalten muss.

 
Lichterland

Carolin Jelden

Lichterland

Ellermann Verlag

16,00 € (Hardcover)

Lautes Schimpfen ist im Glimmerwald zu hören. Es stammt von Karla, weil sie einen kleinen Moment ihren Korb abgestellt hat und dieser prompt von einem Kerzenkobold geschnappt wurde. Das war es nun mit den gesammelten Beeren und sie musste sich auch noch auslachen lassen. Der Kobold verschwand so schnell wie er kam, aber ließ den Korb weit oben im Baum hängen. Karla bekam jedoch unverhofft Hilfe. Ein Junge namens Frederik, der sich im Gebüsch versteckt hatte, bot ihr die Räuberleiter an. Dieser Beginn einer Freundschaft soll das Leben von ganz Lichterland verändern. Denn beide kennen die Geschichten über die Glückslichter, die einst am Himmel zu sehen waren, aber schon lange verschwunden sind. Die beiden Freunde wollen dies nun ändern und machen sich auf die Suche nach dem verschwundenen Amulett, welches der Schlüssel zu den Lichtern ist. Ihre Suche führt sie tief in den geheimnisvollen Glimmerwald. Hier glitzern und leuchten Schimmerpilze, Leuchtschnecken und Knisterblumen, aber auch Erdmurpel und gefräßige Schattenbeißer sind hier zu Hause. Doch Karla und Frederike halten an ihrem Plan fest…
Eine wunderschöne Abenteuergeschichte in einer magisch scheinenden Welt, in der man gern selber leuchtende Schnecken sammeln möchte. Zahlreiche liebevoll illustrierte Bilder unterstreichen den Zauber von Lichterland. Ein Vorlesevergnügen für die ganze Familie ab 5 Jahren.

 
Das Meer am 31. August

Jürgen Hosemann

Das Meer am 31. August

Berenberg Verlag

18,00 € (Hardcover)
13,99 € (E-Book)

Ein Tag am Meer kann schön sein, erholsam, warm, aufregend und vieles mehr. Aber einen ganzen Tag, 24 Stunden, am selben Ort, am Strand beschreiben? Das muss doch langweilig sein!
Jürgen Hosemann verbringt den 31. August in Grado, einem kleinen Küstenort am Golf von Triest. Mitten in der Nacht geht er an den Strand, beobachtet, was um ihn herum passiert. Er erzählt vom Vergehen des Mondes, dem Sonnenaufgang, den ersten Menschen und Booten, den Veränderungen des Meeres und des Himmels. In der Hitze des Tages kommen Erinnerungen. Hosemann reflektiert und spekuliert. Und es ist keineswegs langweilig zu lesen, wie dieser 31. August verlaufen ist. Der Leser fühlt sich an den Ort versetzt. Er genießt das Meer. Bilder entstehen im Kopf.
Jürgen Hosemann, Herausgeber vieler Anthologien und der Werke Wolfgang Hilbigs, ist sein erstes Buch wirklich gelungen.

 
Was Nina wusste

David Grossmann

Was Nina wusste

Hanser Verlag

25,00 € (Hardcover)
18,99 € (E-Book)
25,00 € (Hörbuch)

Drei Frauen, drei Generationen und ein Schicksal, das sie alle geprägt hat. Gili ist Filmemacherin und eröffnet der Großmutter Vera zu ihrem neunzigsten Geburtstag, dass sie einen Film über deren Lebensgeschichte drehen möchte. Dafür will sie gemeinsam mit ihr und der Mutter Nina eine Reise nach Kroatien auf die frühere Gefängnisinsel Goli Otok unternehmen. Die Reise in die Familiengeschichte ist zugleich eine in die Historie Jugoslawiens. Trotz Kampf an Titos Seite im Zweiten Weltkrieg wird Veras Ehemann nach dem Bruch Jugoslawiens mit Stalin Verrat vorgeworfen und er wird inhaftiert. Vera wird verhört und vor die Wahl gestellt, ihren Ehemann bloßzustellen oder nach Goli Otok gebracht zu werden. Da sie ihren Mann nicht fälschlicherweise des Verrats bezichtigen kann, muss sie auf die Gefängnisinsel und ihre kleine Tochter Nina im Stich lassen. Diese Entscheidung hinterlässt tiefe Spuren in Ninas Psyche, welche nicht nur ihr weiteres Leben, sondern auch das von Gili beeinflussen wird.
Mit psychologischem Feingefühl erzählt David Grossman von den Schicksalsschlägen des Lebens, von schwierigen Entscheidungen und deren langwierigen Auswirkungen, sowie nicht zuletzt von großen Gefühlen wie Schuld und Liebe.

 
Je tiefer das Wasser

Katya Apekina

Je tiefer das Wasser

Suhrkamp Verlag

24,00 € (Hardcover)
20,99 € (E-Book)

Es beginnt damit, dass die Töchter plötzlich bei ihrem Vater unterkommen, den sie seit vielen Jahren nicht gesehen, ja noch nicht einmal richtig kennengelernt haben. Edie, das mit ihren 16 Jahren ältere der beiden Mädchen, empfindet keinerlei Zuneigung zu ihrem plötzlich wieder existierenden Vater. Mae hingegen fühlt sich schnell zu ihm hingezogen, hat das Gefühl, dass eine klaffende Lücke ausgefüllt wird.
Nach und nach erfahren wir immer mehr darüber, wie es dazu kam, dass die Töchter von der offensichtlich psychisch instabilen Mutter zu ihrem berühmten Schriftsteller-Vater gewechselt sind. Und darüber, welche Vorgeschichte Mutter und Vater miteinander haben. Sowohl die Abwehrhaltung Edies als auch die von Anfang an große Zuneigung Maes verstärken sich im Verlaufe der Zeit – und das auf jeweils folgenschwere Weise.
Apekina erzählt multiperspektivisch und auf unterschiedlichen Zeitebenen über die dramatischen Entwicklungen, die sich mitten durch die Personen ziehen, die so etwas wie eine Familie bilden. Viele unterschiedliche Stimmen, keine ordnende Erzählinstanz, noch nicht einmal die Sicherheit einer einheitlichen zeitlichen Perspektive – möglicherweise der einzige Weg, wie sich eine solche Geschichte erzählen lässt. Auch, dass der Vater als einzige der handelnden Personen keine Stimme bekommt, gehört wohl zu den Bedingungen der Möglichkeit dieses Textes.

 
Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete

Sharon Cameron

Das Mädchen das ein Stück Welt rettete

Insel Verlag

18,00 € (Hardcover)
15,99 € (E-Book)
18,00 € (Hörbuch)

Stefania ist 16 Jahre alt, als der Zweite Weltkrieg ausbricht. Die Diamants, bei denen sie zuvor Arbeit fand, sind ihr ans Herz gewachsen, besonders Izio. Die beiden sind frisch verliebt und haben sich einander versprochen. Doch ihre polnische Heimatstadt wird besetzt und die jüdische Familie muss ins Ghetto ziehen. Fusia ist nun auf sich gestellt, kümmert sich um Helena, ihre kleine Schwester, denn auch ihre Mutter wurde deportiert und half Izios Familie, wo sie nur konnte. Sie schmuggelte Essen und Medikamente ins Ghetto, immer mit der Angst im Nacken, erwischt zu werden. Denn wer einem Juden hilft, zahlt dies mit seinem Leben. Stefanias Welt bricht zusammen, als Izio und seine Eltern ermordet werden. Doch ihr bleibt keine Zeit sich aufzugeben, denn Max, Izios Bruder, gelang als einzigem die Flucht und Fusia muss schnell eine Entscheidung treffen. Sie nimmt Max bei sich auf und versteckt ihn und zwölf weitere Juden auf ihrem winzigen Dachboden.
Dieser Roman erzählt die wahre Geschichte eines Mädchens, das alles in Kauf genommen hat, um 13 Menschen eine Chance zu geben, am Leben zu bleiben. Er berichtet vom alltäglichen Leben im Versteck, wie sie 12-Stunden-Schichten arbeitet, zusätzlich auf dem Markt handelt, um genügend Essen zu besorgen und dieses unbemerkt nach Hause befördert und etlichen weiteren Strapazen. Und dies alles begleitet vom dem Gefühl der Angst: was, wenn sie erwischt wird, wenn sie jemand verrät, wenn sie heimkommt und dort plötzlich keiner mehr ist. Man kann dieses beklemmende Gefühl die ganze Zeit spüren und fragt sich, wie hält man so etwas bloß aus? Für Leser, die Geschichte nicht in Vergessenheit geraten lassen möchten ab 12 Jahren.

 
Elbwärts

Thilo Krause

Elbwärts

Hanser Verlag

22,00 € (Hardcover)
16,99 € (E-Book)
22,00 € (Hörbuch)

Der Erzähler in Thilo Krauses Debütroman kehrt nach Jahren mit Frau und jungem Nachwuchs in die Gegend seiner Kindheit zurück. Idyllisch erscheinen die Felsformationen und Wälder der Sächsischen Schweiz, doch Disharmonien und Brüche zeigen sich nicht nur in der Gegenwart seiner einstigen Heimat, in die er und seine Familie lediglich als „Zugezogene“ zurückkehren, sondern auch in ihm selbst. Eine alte Schuld lastet auf ihm – das Gefühl der Schuld am Kletterunfall in der Kindheit, bei dem sein bester Freund ein Bein verlor.
„Elbwärts“ erzählt von der Rückkehr in die alte Heimat und dem Erkennen der neuen Fremde darin. Poetischen Naturerlebnissen stehen Hakenkreuzschmierereien an den Felsformationen gegenüber; die innere Unausgeglichenheit des Erzählers gefährdet die junge Familie; Freundschaft, Zugehörigkeit und Fremdheit gehen ein Wechselspiel ein. Und schließlich kommt die Flut und wirbelt alles nochmal neu durcheinander.

 
Superbusen

Paula Irmschler

Superbusen

Claassen Verlag

20,00 € (Hardcover)
16,99 € (E-Book)

Gisela will endlich auf eigenen Füßen stehen und weg aus Dresden. Zwei Jahre hat sie trainiert, um ihr Sächsisch loszuwerden. Aber ihr weniges Geld und das schlechte Abi machen einen Neuanfang in Städten wie Hamburg oder Berlin unmöglich. Da kommt ein Studienplatz ohne Gebühren und die Aussicht auf BAföG gerade Recht. Und so geht Gisela nach Chemnitz, die Stadt mit dem Ruf, eine Hochburg der Rechten zu sein. Eine Stadt, die nicht schön ist, keine verführerische Großstadt.
Und gerade hier gelingt der jungen Studentin der Neuanfang. Sie findet Freundinnen, die sich nicht mit allem abfinden, die auf Demonstrationen gehen, die versuchen irgendwie über die Runden zu kommen. Zusammen gründen sie die Band „Superbusen“. Sie erfahren Freundschaft, merken, was trennt und verbindet.
Paula Irmschler hat in Chemnitz studiert und danach in verschiedenen Zeitschriften Texte veröffentlicht. „Superbusen“ ist ihr erster Roman.
Margarete Stokowski schreibt: „Paula Irmschler lesen ist wie Saufen mit der besten Freundin, aber ohne Kater. Magisch.“

 
Puppen

Ludovic Flamant

Puppen sind doch nichts für Jungen

Picus Verlag

15,00 € (Hardcover)

Meine komische Tante ist wieder zu Besuch. Warum sie komisch ist? Ein Beispiel: Sie trägt immer einen Hut, auch in der Wohnung. Diesmal hat sie meinem kleinen Bruder eine Puppe aus Stoffresten mitgebracht. Und Nico findet sie auch noch ganz toll. Mama und Papa winken ab und meinen, das vertut sich, aber als Nico die Puppe am nächsten Tag mit in die Schule nehmen will, widerspricht der Papa deutlich und plant am Nachmittag einen Spielzeugeinkauf, bei dem Nico sich ein echtes Jungenspielzeug aussuchen soll. Ob ihm die Ablenkungstaktik wohl gelingt?
Ein humorvolles Buch, welches die typischen Rollen der Geschlechter aufs Korn nimmt, mit Doppelmoral um die Ecke kommt und zeigt, dass Kinder manchmal die besseren Erwachsenen sind. Für Kindergartenkinder und Vorschüler.

 
Abenteuer Schulanfang

Timo Parvela – Ella in der Schule. Abenteuer Schulanfang

Hanser
10,00 €

Am liebsten ist Ella in der Schule, weil es da jede Menge Spaß gibt. Aber irgendwie verhält sich ihr Klassenlehrer plötzlich komisch. Ella und Ihre Freunde glauben, dass eine Erpressung dahinter stecken muss oder was sollten diese seltsamen Briefe und die Nervosität des Lehrers sonst bedeuten? Nicht einmal in der Schwimmhalle ist ihr Lehrer entspannt. Dabei haben sie doch gar nichts falsch gemacht. Sie sollten beim Pfiff der Trillerpfeife ins Wasser springen. Und als Pekka fragte, wie die Pfeife sich den anhört und er dies vorführte, ist doch klar, dass die Schüler artig ins Wasser sprangen. Nachdem den Lehrer auch ein Schwimmbadbesuch nicht beruhigen kann, überlegen sich Ella und Ihre Mitschüler einen Plan, wie sie den Lehrer-Erpresser stellen können.
Die bekannte Ella-Reihe gibt es nun auch passend zum Schulanfang als Erstlesereihe. Mit größerer Schrift und witzigen farbigen Illustrationen können jetzt Ella- und auch Pekka-Fans deren Abenteuer selber lesen lernen. Ab 6 Jahren.

 
Dieser verfluchte Baum

Martina Wildner – Dieser verfluchte Baum

Beltz & Gelberg
13,95 €

Sommerurlaub in Deutschland? Wie wäre es denn mal mit dem Allgäu? Aber Vorsicht, da gibt es verfluchte Bäume. Wie, du glaubst das nicht? So dachte auch Hendrik, dessen Eltern im Allgäu ein Ferienhaus besitzen und dort regelmäßig mit ihm die Ferien verbringen. Das Geschwätz der Dorfbewohner über den „Todesbaum“, weil in dessen Nähe mehrere Menschen auf unerklärliche Weise ums Leben kamen, hält er für Hokuspokus. Doch allmählich zweifelt Hendrik. Wo kommt plötzlich sein ganzes Wissen über Bäume her, warum fühlt er sich teilweise gelähmt, fast wie verholzt, wieso passieren ihm plötzlich lauter seltsame Unfälle. Existiert der Fluch doch? Und hat er sich jetzt auf Hendrik gelegt? Zum Glück steht er nicht alleine da und gemeinsam mit seinen Freunden Ida und Eddi gehen sie der Sache auf den Grund. Was steckt für ein Geheimnis hinter dieser alten Fichte? Martina Wildner vermischt hier eine typische Freundschaftsgeschichte mit vielen phantastischen Momenten des Schauerromans. Ein mitreißendes Abenteuer mit Gänsehautfaktor für sich gern schauernde Leser, die auch Freude daran haben, die eigene Phantasie ein wenig spielen zu lassen. Ab 11 Jahren.

 
Ich hasse Menschen

Julius Fischer – Ich hasse Menschen

Voland & Quist
16,00 €

Sind wir mal ehrlich – Menschen können schon nervig sein. Und wo stellt man das am häufigsten fest? Genau, an Orten, an denen man mit ihnen in einem begrenzten Raum gewisse Zeit verbringen muss – auf einer Bahnfahrt zum Beispiel. Und auf einer ebensolchen setzt Julius Fischers Geschichte ein. Der Erzähler muss zu einem Meeting mit einer Literaturagentur nach Köln, begibt sich auf eine Zugfahrt, trifft auf den Möhrenmann, sein jüngeres Ich , lautstarke Mitreisende und stellt fest, dass alle Menschen – egal ob Kleinkind, Erwachsener oder Rentner – nervig sind. Die einzelnen witzigen, selbstironischen und geistreichen Abschweifungen bettet der vielseitige Leipziger Julius Fischer (Live- und Buchautor, Moderator, Musiker, Podcaster…) in die Rahmenhandlung, die im Zusammentreffen mit dem ominösen Literaturagenten kulminiert.
Doch warum empfehlen wir hier ein zwei Jahre altes Buch? Zum einen um darauf hinzuweisen, dass Julius Fischer ein neues Buch geschrieben hat, dass demnächst erscheint. Der Titel lässt an eine Fortschreibung denken: „Ich hasse Menschen – Eine Stadtflucht“. Zum anderen um freudig zu verkünden, dass wir fortan Depotbuchhandlung des sympathischen Voland & Quist Verlages sind. Dies bedeutet, dass von nun an die Neuerscheinungen sowie ausgewählte Backlisttitel des in den letzten beiden Jahren mit dem Deutschen Verlagspreis ausgezeichneten unabhängigen Verlages bei uns in der Buchhandlung zu finden sind. Ob lustig, ernsthaft, lyrisch oder grafisch – das Programm ist vielseitig. Besuchen Sie uns und lernen es kennen.

 
Kleiner Bruder

Stefano Zangrando – Kleiner Bruder

Eulenspiegel Verlag
20,00 €

Die Familie Brasch ist eine der interessantesten Künstlerfamilien der DDR. Angefangen beim berühmtesten und ältesten der vier Geschwister, Thomas, über Klaus, den begabten Schauspieler, über Peter bis hin zur schreibenden Marion, die als einziges der Geschwister nicht früh verstorben ist.
Stefano Zangrando hat sich auf die Spuren von Peter Brasch begeben. Er war Dramaturg, Regisseur und Schriftsteller und stand oft im Schatten seiner Brüder. Auf Peter Brasch stößt Zangrando eher zufällig. Seine Wirtin in Berlin kannte Peter. Über dessen große Liebe, eine bekannte Schauspielerin, die bis heute ihre beste Freundin ist. Der Italiener bekommt Geschichten erzählt, liest Texte und will mehr über den Menschen erfahren. Diese erfundene Biografie ist eine Hommage an den Künstler und Menschen Peter Brasch, der es nicht verdient hat, in Vergessenheit zu geraten. Das Buch vervollständigt das Bild der ganzen Künstlerfamilie, deren Teil Peter Brasch war.

 
Was wir voneinander wissen

Jessie Greengrass – Was wir voneinander wissen

Kiepenheuer & Witsch
20,00 €, E-Book 16,99 €

Ausgehend von ihrer zweiten Schwangerschaft erinnert sich die Ich-Erzählerin zurück an die zweifelnde Zeit vor der Geburt ihres ersten Kindes und vor allem an die schwerwiegende Frage: Möchte ich überhaupt ein Kind? Hieraus entfaltet sich ein Gedankenstrudel, der grundlegende existenzielle und existenzialistische Fragen aufwirft. Die Erzählerin blickt nicht nur zurück auf ihre eigene Kindheit und ihr Verhältnis zur Mutter und Großmutter, sondern auch auf historische Personen, die ihr Leben dem Erforschen des Menschen widmeten: sei es das Durchleuchten des menschlichen Körpers bei Wilhelm Conrad Röntgen oder das Beleuchten der Psyche bei Sigmund Freud.
Jessie Greengrass springt zwischen den Zeiten und erzählt in einer poetischen Sprache von der Suche nach Erkenntnis vom Wesen und Sein des Menschen. Dass dies keineswegs trocken daherkommt, liegt nicht zuletzt an den detaillierten persönlichen Schilderungen der auftretenden Personen. Die Einbettung philosophischer Fragen in die lebhafte Erzählung macht diesen Roman zu einem überaus gelungenen Debüt.

 
Die feine englische Art

Debrett’s. Die feine englische Art

Klett-Cotta
20,00 €, E-Book 15,99 €

Sie suchen ein Geschenk und tappen im Dunkeln? Ein Buch geht immer, aber liest der zu Beschenkende viel oder kaum und etwas? Es muss unverfänglich sein. Da kommt dieser Klassiker gerade recht. So geistreich wird man selten zu Umgangsformen informiert und unterhalten. Bereits im 18. Jahrhundert erschien die erste Ausgabe von John Debretts Adelshandbuch „The New Peerage“ und seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist der Debrett’s die Institution für Stil und Etikette.
Mit britischem Humor werden Sie aufgeklärt, was für eine unangenehme Eigenschaft Arroganz ist, wie Sie mit Nachbarn umgehen müssen und wie das Bekunden von Zuneigung in der Öffentlichkeit vonstattengehen sollte. In dieses äußerst amüsante Buch kann man immer mal wieder reinlesen oder es in einem Zug genießen. Man muss es also auch nicht unbedingt verschenken.

 
Bloom

Kenneth Oppel – Bloom

Beltz & Gelberg
16,95 €, E-Book 15,99 €

Anaya plagen etliche fiese Allergien und sie kommt ohne Medikamente nicht aus. Ihre ehemals beste Freundin Petra ist ein hübsches Mädchen, hat aber ebenfalls eine Allergie und zwar gegen Wasser. Dann zieht Seth auf die kleine kanadische Insel. Bei sommerlichen Temperaturen sieht man ihn immer nur in langärmliger Kleidung. Was hat er zu verbergen?
Nachdem es einige Tage am Stück wie aus Kübeln schüttet, beginnt sich die Stadt allmählich zu verändern. Da wächst plötzlich schwarzes Gras, auch an Stellen, an denen vorher gar nichts wuchs. Es wächst rasant, verbreitet sich immer weiter und ruft heftige Reaktionen bei den Menschen hervor. Berührt man das Gras, verätzt es einem die Haut, atmet man die Pollen ein, droht man zu ersticken. Es lässt sich nicht aufhalten und die Nahrungsmittelversorgung ist bedroht. Und in all diesem Chaos, stellen Anaya, Petra und Seth fest, dass all ihre Beschwerden plötzlich verschwinden und mehr noch, sie spüren ungeahnte Kräfte in sich. Sollen sie die Auserwählten sein, die das Gras bekämpfen können?
Gerade die jetzige Situation lässt das geschilderte Szenario sehr realistisch erscheinen. Deshalb ist Bloom hochaktuell und Oppel beschreibt hier eine ganz andere Art der Apokalypse. Er schafft mit Bloom eine beunruhigend Stimmung, ein emotionales Auf und Ab, Bloom ist bildgewaltig, beängstigend und actiongeladen und somit ein rasantes mitreißenden Abenteuer für Leser ab 12 Jahren.

 
Miracle Creek

Angie Kim – Miracle Creek

hanserblau
22,00 €, E-Book 16,99 €

In der Kleinstadt Miracle Creek explodiert der Sauerstofftank einer Therapiekammer und zwei Menschen sterben. Zum einen die fünffache Mutter Kitt, zum anderen der achtjährige autistische Junge Henry. Schnell wird wegen Brandstiftung und Mord ermittelt und bald landet Henrys Mutter auf der Anklagebank. Doch warum soll sie ihren Sohn ermordet haben? Im Laufe des Prozesses offenbaren sich die Vorgeschichten aller Personen, die in irgendeiner Verbindung zum Vorfall und zur Sauerstofftherapie stehen und schnell wird deutlich, dass ein jeder seine Geheimnisse hat.
In einer multiperspektivischen Erzählform wird in dem Debütroman von Angie Kim nicht nur nach dem Täter gesucht, sondern es werden auch Themen wie Migration, Rassismus, Mutterschaft und Behinderung verhandelt. „Miracle Creek“ verbindet dabei gekonnt Elemente des klassischen „Whodunit“ mit vielseitigen Figurenzeichnungen und erhält die Spannung bis zur Aufklärung auf den letzten Seiten aufrecht.

 
Ach, Virgina

Michael Kumpfmüller – Ach, Virginia

Kiepenheuer & Witsch
22,00 €, E-Book 18,99 €

Virginia Woolf, gefeierte Schriftstellerin und gefürchtete Kritikerin, hatte zeitlebens mit Depressionen und Psychosen zu kämpfen. Auch in ihrem letzten Lebensjahr, sie starb im März 1941, plagen sie Selbstzweifel und eine tiefe Niedergeschlagenheit. Der Überfall der Deutschen auf Großbritannien bringt Virginia Woolfs Leben aus dem Gleichgewicht. Sie kann nicht mehr schreiben und der Gedanke an Selbstmord ist immer präsent.
Michael Kumpfmüller erzählt in seinem Roman von den letzten Lebensmonaten Virginia Woolfs. Dabei kommt er der vielschichtigen Persönlichkeit sehr nahe, tief dringt er in ihre Gefühlswelt ein. Ein Buch, das dem Leser die Person und die Autorin nahe bringt. Man möchte Virginia Woolf für sich entdecken.

 
Ich packe meinen Beutel

Katja Reider – Ich packe in meinen Beutel… ein Boot ein Buch ein Butterbrot

Carlsen
10,00 €

Ich packe meinen Koffer und nehme mit… wer kennt dieses Spiel nicht? Nun gibt es dieses auch als Mitpackbuch für die ganz Kleinen. Nur wird hier kein Koffer gepackt, sondern der Beutel eines Kängurus. Das Känguru möchte nämlich baden gehen und packt in seinen Beutel rein, was man so braucht bei Sonnenschein. In lustigen Reimen packen das Känguru und seine Freunde nun alles Nötige ein und schauen immer wieder nach, ob sie auch nichts vergessen haben. Lausche den Reimen und schau genau hin, schon kannst du aufzählen, was alles im Beutel ist drin. Für alle großen und kleinen Kofferpackfans ab 2 Jahren.

 
Buchhandlung

Nastja Holftreter – Wir spielen Einkaufen: Buchhandlung

Carlsen
9,00 €

Das Elefantenkind darf heute mit zum Einkaufen gehen. Bevor es in die Buchhandlung geht, bekommt es noch eine gemalte Einkaufsliste. Schau sie dir genau an, denn auch du kannst jetzt all die tollen Dinge von der Liste suchen und einkaufen. Murmeln oder Kreisel? Badebuch, Malbuch oder Kochbuch? Was solltest du doch gleich alles einkaufen? Schere, Lesezeichen oder Postkarte? Findest du alles? Und schau doch auch nach, ob das Elefantenkind das Richtige zur Kasse bringt. Dieses etwas andere Bildwörterbuch erweitert spielerisch den Wortschatz und fördert gleichzeitig Konzentration und Wahrnehmung. Und wer sich dann in der Buchhandlung bestens auskennt, kann sich danach noch im Supermarkt, in der Bäckerei oder auf dem Wochenmarkt umschauen. Ab 2 Jahren.

 
Müffelbüffel

Susanne Weber – Der kleine Müffelbüffel

Oetinger
8,00 €

Der kleine Büffel mochte es ganz und gar nicht nass zu sein. Deswegen war ihm auch der Schmutz in seinem struppigen Fell egal. Hauptsache er bekam kein Wasser an Kopf und Hals und Waden. Aber mittlerweile nahmen schon seine Freunde Reißaus und wollten nicht mehr mit ihm spielen. Dann fing auch seine Büffelmama damit an. Müffelbüffel nannte sie ihn und meinte, er muss dringend baden gehen. Das gefällt dem kleinen Müffelbüffel so gar nicht. Aber Mama hatte eine Idee und wer weiß, vielleicht kann baden ja sogar Spaß machen? Für alle kleinen Müffelbüffel ab 2 Jahren, denen das Baden ein wenig schmackhafter gemacht werden soll.

 
Allegro Pastell

Leif Randt – Allegro Pastell

Kiepenheuer & Witsch
22,00 €, E-Book 18,99 €

Schon wenn man das Buch in die Hand nimmt, bekommt man eine erste Ahnung davon, was hier passiert. Es fasst sich gut an, die Oberfläche schmeichelt den Händen, teilweise griffig, stellenweise glatt. Autor und Titel sind in goldenen Lettern in den Deckel geprägt. Es sieht schön aus. Und es riecht gut.
Auch Tanja und Jerome, den beiden Protagonisten, die sich in „Germany’s next Lovestory“ verstricken, legen viel Wert auf Oberfläche, darauf sich gut anzufassen, gut auszusehen und gut zu riechen. Insgesamt etwas herzumachen. Etwas darzustellen.
Bei all der Äußerlichkeit, bei all der Oberfläche, die hier präsentiert wird, bleibt der Roman aber nicht stehen. Er ist in zweifacher Hinsicht Zeitdokument: einmal insofern er – in bester Tradition der Popliteratur – als kulturelles Archiv fungiert (welche Schuhe man trägt, welche Designerstücke man sich als gut gemachtes Knock-Off anschafft, welchen Sport man macht, welche Clubs, welche Restaurants, welche Drogen gerade so noch nicht ‚zu angesagt‘ sind, um sich mit ihnen den Anstrich einer distinguierten Individualität zu verleihen). Zum anderen, indem er ein zentrales Lebensgefühl – nicht unbedingt nur eines bestimmten Milieus, sondern der modernen Gesellschaft insgesamt – vorführt. Das Gefühl, das eigene Leben zu kuratieren, Authentizität nicht zu empfinden, sondern herzustellen.
Die Geschichte, der Plot, ist an dieser Stelle egal. Sie können ihn im Klappentext und auch sonst überall nachlesen. Interessant ist, was sich entlang der Geschichte, bei der Beobachtung der Protagonisten entspinnt. Und was es mit uns als Leserinnen macht. Oder auch nicht.

 
Herzland

Téa Obreht – Herzland

Rowohlt
24,00 €, E-Book 19,99 €

Der Südwesten der USA im ausgehenden 19. Jahrhundert – endlose Weite, sengende Hitze und zwei Schicksalsgeschichten.
Zum einen wird ein Tag im Leben von Nora Lark geschildert, die auf ihrer Farm mit der Dürre zu kämpfen hat. Das Trinkwasser neigt sich dem Ende zu und ihr Mann ist schon seit Tagen unterwegs um neues zu organisieren. Der kleine Toby spricht nur noch von einem Monster, das nachts um die Farm herumstreunt und schließlich sind auch noch die beiden großen Söhne verschwunden…
Zum anderen verfolgen wir Lurie, der als Kind mit seinem Vater aus dem osmanischen Reich einwandert, diesen jedoch früh verliert und sich über kleine Gaunereien zum verfolgten Outlaw entwickelt. Zuflucht findet er im U.S. Camel Corps, wo er sich nicht nur mit einigen Kameltreibern anfreundet, sondern auch mit Burke, dem Kamel, mit dem er für den Rest seines Lebens eng verbunden sein wird.
Ein Westernroman aus der Perspektive eines migrierten Kameltreibers und einer selbstbewussten Frau, die sich nicht nur für ihre Familie, sondern auch für ihre Siedlung einsetzt, hat etwas Erfrischendes, auch wenn einem beim Lesen die omnipräsente Hitze den Mund trocken werden lässt. Hervorzuheben ist außerdem die lebendige und klar konturierende Sprache des Romans, die durch die Erzählweise im Stil des magischen Realismus noch um einen feinsinnigen Zauber erweitert wird.

 
Nulluhrzug

Juri Buida – Nulluhrzug

Aufbau
18,00 €, E-Book 13,99 €

Nach über vierzig Jahren verlassen die Menschen die Bahnstation, die Neunte. Eine von vielen Stationen, irgendwo im Nirgendwo der Sowjetunion, gebaut nur für diesen einen Zug: den Nulluhrzug. Reibungslos muss er alle Stationen passieren können. Deshalb gibt es: „Gleise, Schwellen, Ausweichstellen wie unsere, Kohlebunker, Güterschuppen, Reparaturwerkstätten, Brücken, Holzeinschläge, Schwellenimprägnierung, Wasser, Kohle und schließlich Menschen – wie wir beide.“ Iwan Ardabjew ist einer der Menschen, deren Leben untrennbar mit dem Zug verbunden war. Als alle gehen, ist er der Einzige, der bleibt, kann sich nicht lösen vom Ort, vom Zug. Was hat er transportiert?
Juri Buida hat einen bewegenden Roman geschrieben über Menschen, die arbeiten, leben und lieben trotz oder wegen des geheimnisvollen Nulluhrzuges.

 
Helsin Apfelsin

Stefanie Höfler – Helsin Apfelsin

Beltz & Gelberg
12,95 €, E-Book 11,99 €

Alle aus der Zwergen-Klasse kennen Helsins Problem. Eigentlich ist sie ein immer gut gelauntes Mädchen, aber wenn ihr einmal etwas gegen den Strich geht, dann bekommt sie einen sogenannten „Spinner“ – einen Wutanfall. Und genau so beginnt der Tag, an dem der Neue der Klasse vorgestellt wird. Es ist nur ein Flüstern, welches dieser Louis von sich gibt, als er Helsins Namen hört: „Helsin, Apelsin, Apfelsine“. Und schon ist es zu spät und der „Spinner“ ist da und kurz darauf tropft Blut aus Louis‘ Nase. Aber er sagt keinen Mucks. Auch ihre Hand, die sie ihm zur Entschuldigung reicht, ignoriert er. Sie findet ihn einfach nur bescheuert und erst Recht, als er auch noch ein Geheimnis hat, das alle anderen Zwerge wissen, nur sie nicht. Aber dann kommt die Gelegenheit und sie klaut ihm einfach seinen Leguan, aber ob das so eine gute Idee war? Wie kommt Helsin da bloß wieder raus?
Stefanie Höfler erzählt auf kluge und liebevolle Weise von Eifersucht und Freundschaft, Rache und Ehrlichkeit und anderen wichtigen Alltagsthemen und bedient sich einer sehr bildhaften intensiven Sprache. Jeder kann es fühlen, wenn sich das Glück wie ein warmer Pudding im Magen ausbreitet. Ein tolles Buch voller Emotionen für Zwerge und Kinder ab 8 Jahren.

 
Tschudi

Mariam Kühsel-Hussaini – Tschudi

Rowohlt

24,00 €, E-Book 19,99 €

Hugo von Tschudi – nur wenigen wird dieser Name ein Begriff sein. Umso wichtiger, dass Mariam Kühsel-Hussaini diesen farbenprächtigen biographischen Roman vorgelegt hat. Erzählt wird von Tschudis Aufenthalt als Direktor der deutschen Nationalgalerie in Berlin im ausgehenden 19. Jahrhundert. Mit seinem Enthusiasmus und Engagement für die modernen französischen Künstler macht er sich nicht nur Freunde in der Berliner Kunstwelt. Dass deutsche, realistische Künstler in der Nationalgalerie nun diesen impressionistischen Klecksereien weichen müssen, stößt bei einigen auf äußerstes Unverständnis – allen voran bei Anton von Werner, dem Lieblingsmaler des Kaisers. Doch es gibt nicht nur Positionen gegen Tschudis zukunftsweisende Perspektive: sein guter Freund Max Liebermann sowie einige andere Künstler und Mäzene stehen weiterhin auf seiner Seite. Neben diesen brodelnden Ereignissen und der lebhaften Stimmung in den Galerien, Salons und Bars von Berlin um die Jahrhundertwende, ist es auch die Person des Hugo von Tschudi, die sich dem Lesenden einprägt. Ein Riese, dessen Gesicht nach und nach von der Wolfskrankheit zerfressen wird, dessen Blick so kraftvoll und einnehmend ist, dass ihm niemand widerstehen kann und zugleich so feinsinnig, dass seine Bildbeschreibungen einem das Herz aufgehen lassen.

 
Pixeltänzer

Berit Glanz – Pixeltänzer

Schöffling & Co.

20,00 €, E-Book 15,99 €

Sie sind jung, ausgesprochen technikaffin und leistungsorientiert. Arbeiten als Software-Entwickler oder Tester. Die Berliner Startup-Szene bildet die Folie vor der sich die Geschichte von Elisabeth (die alle nur Beta nennen) entspinnt. Für sie bleibt in der effizienten durchgestylten Welt mit dynamischem Projektmanagement und Gamification des Arbeitsumfelds ein blinder Fleck. Sie beherrscht die Codes, sie passt in diese Welt aber es bleibt ein inkommensurabler Rest. Zufällig lernt sie über eine App am anderen Ende der Welt Toboggan kennen, mit dem sich ein Spiel aus Rätseln und Verweisen entwickelt, das sie auf die Fährte eines 20er-Jahre-Künstlerpaares setzt. Sie ist fasziniert und geht den Spuren im Netz sowie in der „realen Welt“ nach. Immer wieder stellt sich dabei die Frage, inwieweit es die wirkliche Welt braucht, um wirkliche Erfahrungen zu machen.

 
Hannah Arendt

Isabel Sánchez Vegara – Litte People, Big Dreams: Hannah Arendt

Insel Verlag

13,95 €

Es ist insgesamt eine wunderschöne Reihe, die der Insel-Verlag da neu aufgelegt hat. Unter dem Titel Little People, Big Dreams widmet man sich in liebevoll illustrierten Bilderbüchern den Leben – und insbesondere dem Aufwachsen – berühmter Persönlichkeiten. Auf inspirierende Weise wird die Geschichte der jeweiligen Person erzählt, so dass sie jungen Leser_innen zum Vorbild werden können. Etwa wie die jugendliche Hannah sich gegen die Beleidigungen wehrt, mit denen sie sich durch einen Lehrer konfrontiert sieht und wie sie anschließend – nachdem sie der Schule verwiesen wurde – ihr Abitur auf eigene Faust meistert.
Positiv hervorzuheben gilt es auch die Auswahl der Personen, denn im Gegensatz zu vielen anderen Sammlungen großer Persönlichkeiten hat die Autorin ganz offensichtlich keine Schwierigkeiten gehabt, weibliche Protagonistinnen zu finden – ist ja auch eigentlich nicht so schwierig. Davon abgesehen ist es aber auch einfach eine schöne diverse Mischung von Jane Austen über Rosa Parks bis David Bowie.

 
Luftpiraten

Markus Orths – Luftpiraten

Ueberreuter

14,95 €

Sie haben aschgraue Haut, immer schlechte Laune, streiten ständig und sind auf Krawall gebürstet. Die Luftpiraten leben zwischen den Wolken in Luftlöchern. In ihren Streitkräutergärten wachsen Wutschnauberich und Zorndornen. Ihre Kinder lernen Brüllen und Hässlich-Lachen.
Adiaba ist einer der berühmtesten Lehrer an der Johann-Sebastian-Krach-Schule. Und ausgerechnet Adiaba erhält per Post, so werden die Kinder in Ätheria geliefert, einen kleinen weißen Luftpiraten. Zwolle ist sanftmütig und friedfertig. Er mag nicht zanken und streiten. Adiaba schließt den Kleinen in sein Herz und merkt, wie das Kind ihn verändert, seine Welt auf den Kopf stellt. Denn eigentlich müsste er sich von Zwolle trennen und ihn der Obrigkeit übergeben.
Markus Orths ist ein fantasievolles und spannendes Buch für Kinder ab 10 Jahren gelungen. Seine eigenen Jungs waren natürlich Testleser.

 
Peter Hase

Emma Thompson – Peter Hase. Ein turbulentes Abenteuer

annette betz

8,95 €

Da ist endlich mal ein Jahrmarkt im Dorf und das Abenteuer ruft, aber nein: Peter Hase und Benjamin Kaninchen dürfen nicht hin, weil es dort nur von Taugenichtsen und Strolchen wimmeln soll. Stattdessen sollen sie zu Cousin Lupin, um dort beim Heidelbeeren pflücken zu helfen – wie langweilig. Aber vielleicht kann man ja einen kleinen Umweg gehen und ganz zufällig am Jahrmarkt vorbeikommen. Das ist schließlich nicht dasselbe wie dorthin zu gehen. Gesagt getan und schon stecken die beiden Langohren im großen bunten Treiben. Was sie wohl erleben werden und ob sie unentdeckt bleiben?
Dieses kleine Hasenabenteuer trifft den Geist der alten Geschichten von Peter-Hase-Erfinderin Beatrix Potter und wird von Emma Thompson meisterhaft erzählt. Die kleine Sonderausgabe passt übrigens auch perfekt in jedes kleine Osternest. Ab 4 Jahre.

 
Long Bright River

Liz Moore – Long Bright River

C.H. Beck

24,00 €, E-Book 16,99 €

Dieser bewegende Roman erzählt die Geschichte der Schwestern Mickey und Kacey. Seit fünf Jahren haben die beiden nicht mehr miteinander gesprochen. Aber Mickey, die Polizistin, wusste immer, wo ihre Schwester gerade war. Die drogenabhängige Kacey muss anschaffen gehen, um ihre Sucht zu finanzieren. Dann ist sie verschwunden und gleichzeitig häufen sich die Morde an jungen Prostituierten.
In ihrer Kindheit waren die Schwestern unzertrennlich. Aufgewachsen bei der strengen und kühlen Großmutter gaben sich die beiden Halt und Liebe. Mickey kann sich noch an die Mutter erinnern. Es sind wenige, aber schöne Erinnerungen, die ihr Kraft geben. Kacey dagegen ist immer auf der Suche, findet die falschen Freunde, bringt nichts zu Ende und rutscht immer tiefer in ihre Sucht.
Liz Moore ist ein Roman gelungen, den man als Krimi lesen kann, aber er ist viel mehr: eine ergreifende Familiengeschichte und das Porträt unserer Gesellschaft.

 
Rote Kreuze

Sasha Filipenko – Rote Kreuze

Diogenes

22,00 €, E-Book 18,99 €

Im Russland der Gegenwart treffen die Schicksale des jungen Vaters Alexander und der immer vergesslicher werdenden, über neunzigjährigen Tatjana aufeinander. Beide Leben sind durch ein drastisches Ereignis geprägt. Das von Alexander liegt erst wenige Monate zurück, Tatjanas über ein halbes Jahrhundert. Durch ihre gegenseitige Annäherung offenbaren sich nicht nur deren jeweilige Lebenswege, sondern es entfaltet sich ein Panorama der gesamten russischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Ausgehend von den gravierenden Veränderungen, die die Ermordung der Zarenfamilie mit sich bringen, schildert Filipenko in Solschenizynscher Manier sowohl die Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten der Stalin-Ära als auch die Auswirkungen und Spuren, die diese bis in die heutige Zeit hinein in der russischen Seele hinterlassen hat. Es ist wahrlich eine herausragende Leistung, was dem Autor in „Rote Kreuze“ auf weniger als 300 Seiten gelungen ist – ein Epos en miniature.

 
102 grüne Karten

KATAPULT – 102 grüne Karten zur Rettung der Welt

Suhrkamp

22,00 €

Je größer und abstrakter die Zahlen werden, je (vermeintlich) verknoteter die Relationen, je komplexer die Zusammenhänge, desto schwieriger wird es, sich ein Bild davon zu machen. Und das ganz beim Wort genommen: eine Veranschaulichung zu (er-)finden, die einerseits einen tatsächlichen Nachvollzug erlaubt und andererseits dabei hilft sich zu erinnern. Sich etwas, das man gelesen hat (wieder und wieder) zu vergegenwärtigen, um daraus Handlungsmaximen zu entwickeln. Solche, die nicht unbedingt vorgegeben sind, sondern die über die ermöglichte Beschäftigung und Wieder-beschäftigung mit einem Thema oder einem Zusammenhang aus einem heraus selbst entstehen. Nimmt man beispielsweise die Frage, wie stark die Haltung eines Pferdes (als in den meisten Fällen reines Luxusgut) pro Jahr die Umwelt belastet und berechnet dafür die Emissionswerte und den Ressourcenverbrauch, kommt erstmal eine Zahl heraus, die höchstwahrscheinlich nur den wenigsten von uns etwas sagt. Würde man neben diese Zahl eine weitere stellen, die die Durchschnittsbelastung einer EU-Bürgerin kennzeichnet, hätte man zwei Zahlen, mit denen die meisten von uns nur wenig anfangen könnten. Würde man dieser Zahl noch eine dritte beiseite stellen, hätte man wohl drei Zahlen, mit denen die meisten von uns…
Veranschaulicht man diese drei Zahlen jedoch mit Hilfe einer Grafik und setzt die Zahlen damit (bildlich) in ein Verhältnis zueinander und möglicherweise zu einer anderen nachvollziehbaren Größe, wird die Sache schon viel klarer. Bilder setzen sich fest und jedes Mal, wenn man dann ein Pferd auf der Weide sieht, erinnert man sich daran, dass die Haltung eines Pferdes, gedacht in sogenannten Umweltbelastungspunkten, einem Road Trip von 23.500 km entspricht: So ungefähr von Wladiwostok nach Kapstadt.
Solche vereinfachenden Veranschaulichungen, entwickelt aus Statistiken und Studien der Sozialwissenschaften stellt das KATAPULT. Magazin für Eis, Kartografik und Sozialwissenschaft viermal im Jahr zur Verfügung. Nur Grafiken, „keine Handlungsanweisungen, keine Tipps, keine Top Ten der besten Umweltschutzaktivitäten“. Denken, wenn einmal ermöglicht, soll die Leserin dann selbst. Wie gut das mit Hilfe solcher grafischen Katalysatoren funktioniert, erfährt man, wenn man das in Zusammenarbeit mit dem Suhrkamp veröffentlichte Buch „102 grüne Karten zur Rettung der Welt“ durchblättert. Immens viel Wissen ohne viele Worte. Dafür Karten, Grafiken, Diagramme. Bilder schlussendlich, die nicht nur schön anzusehen sind, sondern vor Augen führen, was so alles schiefläuft und wie ‚einfach‘ es manchmal wäre, daran etwas zu ändern. Coffee Table also rausschmeißen und Buch anschaffen!

 
Siebenschläfer

Sabine Bohlmann, Kerstin Schöne – Die Geschichte vom kleinen Siebenschläfer, der überhaupt keine Angst im Dunkeln hatte

Thienemann

13,00 €

Heute hat der kleine Siebenschläfer etwas besonderes vor. Mit seiner Schnuffeldecke bepackt verlässt er abends die Höhle und erklärt seiner verblüfften Mutter, dass er heute draußen übernachten wird. Denn laut der Haselmaus, soll das ganz toll sein. Man könne Sterne, Glühwürmchen und auch die Dunkelheit beobachten. Angst hat er dabei natürlich üüüberhaupt kein klitzekleines winziges bisschen. Doch er ist erstaunt, wie schnell die Dunkelheit plötzlich über ihm einbricht. Plötzlich kommen ihm doch Zweifel und was raschelt da eigentlich so im Gebüsch? Gott sei dank hat der Siebenschläfer Freunde, die ihm Tipps geben können, wie man die Angst ganz schnell wieder los wird. Und wer weiß, vielleicht ist die Dunkelheit doch etwas besonders Schönes?
Das fünfte Siebenschläferabenteuer ist genauso liebevoll und mit dem Blick für das Wesentliche illustriert wie seine Vorgänger. Es zeigt, wie man seine Angst besiegen kann, dass mit Freunden einfach alles besser ist und man gemeinsam alles meistern kann. Ein Lesevergnügen ab 4 Jahre.

 
Stephen Florida

Gabe Habash – Stephen Florida

Rowohlt

22,00 €, E-Book 19,99 €

Ein College in North Dakota. Hier trainiert Stephen Florida verbissen für den letzten großen Wettkampf seiner Collegezeit. Er ist Ringer und nur der Sieg zählt für ihn. Alles bleibt auf der Strecke: Freunde, Liebe, Studium. Mit Niederlagen kann er gar nicht umgehen. Und die Frage, was nach dem College aus ihm wird, ist zugleich seine größte Angst. Was passiert, wenn alle, die er kennt, die wenigen Kontakte, das triste North Dakota verlassen, um ein neues Kapitel in ihrem Leben zu beginnen? Bleibt Florida, der überhaupt nur durch einen Schreibfehler an das College gekommen ist, allein und einsam zurück? Stephen ist kein sympathischer Held. Rücksichtslos, egozentrisch und aggressiv versucht er, sein Ziel zu erreichen. In seinem Debütroman erzählt Gabe Habash von Besessenheit und vom Alleinsein, vom Wunsch etwas Großes zu vollbringen. Und vielleicht ist es die Absage an den Amerikanischen Traum, dass jeder alles schaffen kann, wenn er nur will.

 
Gringo Champ

Aura Xilonen – Gringo Champ

Hanser

23,00 €, E-Book 16,99 €

„Jeder Schriftsteller ist von Geburt an größenwahnsinnig.“
(Kevin Barry, Nachwort des Autors „Dunkle Stadt Bohane“)

Aura Xilonens Debutroman „Gringo Champ“ bricht mit einer ungeheuren Sprachgewalt über uns herein. Wortmassen, Lexemverstrickungen, unter denen die Leserin fast zu ersticken droht, und die eine Dichte ausstellen, die auf der Ebene des Narrativs, als gegenseitige Spiegelung, ähnliche Atemnot verursacht. Ein Sprachmahlwerk, das brutal draufdrischt und den untiefen Bauch von Metropolis widerfahren lässt: Ohne Licht, umzingelndes Hämmern, das Ticken der Seiten.
Eine eigene Sprache geschaffen, um die Un-Welt des Protagonisten Liborio nachzuzeichnen. So, damit sie völlig seiner Wahrheit und (Ir-)Realität entspricht. In die USA geflüchtet, ohne Aufenthaltstitel, ohne Rechte kämpft der junge Mann wortwörtlich pflügend ums Überleben. Ähnlich ohne Licht, umzingelt, vor dem Ticken der Uhr, die den Kollaps abzählt. Ein Bildungsroman, der diese Gattungsbezeichnung mit sich reißt, durch die Seiten schleift, um sie später wieder auszuspucken: Verwandelt, bereichert, selbstgewiss triumphierend, schimmernd neben den wackeligen Urahnen. Und genau darin wird sich Xilonens Roman selbst zum Verhängnis: Selbstgewissheit, Hybris und schlussendlich viel zu standfeste Ahnen, die das, was hier passiert, schon längst gesehen haben. Das Sprachexperiment, damit das Aufsprengen der Lexik wie Syntax scheint dieser Tradition eingeschrieben: Neben Joyce, Musil, Schalansky und nicht zuletzt Despentes wirkt »Gringo Champ« – zumindest in der vorliegenden Übersetzung – doch sehr konstruiert, ohne eine Ebene einzuziehen, die die eigene Konstruiertheit thematisiert und damit relativiert.
Doch einmal damit abgefunden, lässt einen der Roman gebannt schaudernd blättern: fasziniert vom Mut der jungen mexikanischen Autorin, der ungebrochenen Gewalt ihres Größenwahns. Sowie von Susanne Langes Übersetzungsmobil, das einen ernsthaften Versuch darstellt, die deutschsprachigen Leserinnen durch diesen ungeheuerlichen Text zu manövrieren.

 
Von oben

Sibylle Lewitscharoff – Von oben

Suhrkamp

24,00 €, E-Book 20,99 €

Erst war es der Wanderer, der die Natur durchstreifte, beobachtete und sich Gedanken über Gott und die Welt machte. Im Laufe der Verstädterung tauchte das Motiv des Flaneurs im Literarischen auf, der die gleichen Prinzipien auf den Stadtraum übertrug. In Lewitscharoffs Roman durchstreift der Ich-Erzähler in dieser Tradition den Großstadtraum Berlins – mit dem entscheidenden Unterschied, dass er dies körperlos vollbringt. Der kurz zuvor verstorbene Philosophieprofessor geistert durch Berlin, beobachtet die Straßen sowie Wohnungen der von ihm zurückgelassenen Stadt und begegnet ihm bekannten und unbekannten Personen – ohne jedoch mit ihnen in Kontakt treten zu können. Völlig auf sich selbst zurückgeworfen kreisen seine Gedanken natürlicherweise immer wieder um seine derzeitige Situation und die großen Fragen zu den Themen Leben, Tod und Glauben.
Die kurzen Passagen des Romans fügen sich somit einerseits zu einer gesellschaftlichen Gegenwartsanalyse, andererseits zu einer zeitlosen philosophischen Reflexion über das Leben. Eingebettet ist das Ganze in Lewitscharoffs leichtfüßige Erzählkunst und gespickt mit ihrem scharfsinnigen Humor.

 
Opapi-Opapa. Besuch von den Krawaffels

Paul McCartney – Opapi-Opapa. Besuch von den Krawaffels

Annette Betz

14,95 €

Die Enkel Lucy, Em, Tom und Bob verbringen ein Wochenende bei Ihrem Großvater, der sie liebevoll Krawaffels nennt. Alles sieht nach einem öden langweiligen Tag aus, draußen nieselt es und drinnen ist alles blöd. Doch zum Glück gibt es den Opapa, der mit einer handvoll Postkarten und einem Kompass die besten Abenteuer herbeizaubern kann… wie wäre es mit einem Besuch am Strand unter Palmen, einem Ritt auf fliegenden Fischen, Pferden oder einem Flug auf Kühen? Aber Vorsicht, was braut sich da am Horizont zusammen?
Dies ist das erste Bilderbuch von Paul McCartney, mit dem er eine magische Abenteuerreise für alle Großeltern und Enkel geschaffen hat. Die liebevollen Illustrationen holen den Leser mitten hinein in die abwechslungsreichen und spannenden Abenteuer, aber am Ende auch wieder zurück ins Schlummerbettchen, um von weiteren Abenteuern zu träumen. Zum Vorlesen für Kinder ab drei Jahren.

 
Alles, was wir sind

Lara Prescott – Alles, was wir sind

Rütten & Loening

20,00 €, E-Book 14,99 €

Es ist die Zeit des Kalten Krieges. In der Sowjetunion wird Olga Iwinskaja zu fünf Jahren Gulag verurteilt. Ihr Verbrechen wiegt schwer in der stalinistischen Diktatur. Denn Olga ist die Geliebte von Boris Pasternak. Und der schreibt gerade an seinem Roman „Doktor Schiwago“. Olga weigert sich, zu erzählen, worum es im Roman geht. Im Lager muss sie, getrennt von ihren Kindern, unendliches Leid erfahren.
Gleichzeitig erkennt die CIA, welche Kraft in Worten stecken kann und versucht die Verbreitung des Romans zu unterstützen. Die junge Irina – ihre Mutter konnte aus der Sowjetunion fliehen, der Vater wurde ermordet – wird angeworben. Zusammen mit der Agentin Sally versucht sie, die Hetzjagd um das Manuskript zu gewinnen.
Dieser großartige Roman erzählt eine wahre Begebenheit der Literaturgeschichte und die Geschichte einer leidenschaftlichen Liebe.

 
Jack

Anthony McCarten – Jack

Diogenes

13,00 €, E-Book 10,99 €

„Dann verstummte Kerouac, goss sich noch einen Drink ein und passte von da an genau auf, dass er sich nicht weiter belastete.“

Unvergessen und immer wieder eingeschrieben in die Literaturgeschichte, verwoben in Narrative, als Anspielung oder Topos: Literatur vor Gericht. So zum Beispiel der große Skandal um D.H. Lawrence, um Nabokov oder Kathy Acker; Maxim Biller, Helene Hegemann oder Klaus Mann. Wegen Sittenwidrigkeiten, Verletzung der Persönlichkeitsrechte oder des Plagiats angeklagt. Verhandelt vor Gericht, verhandelt in Literatur.
In diese Tradition schreibt auch Anthony McCarten sich mit seinem Roman „Jack“ ein, in dem Jack Kerouac, dem Vater der Beatniks und Ikone der Roadnovel der Prozess gemacht wird. Jedoch nicht im Gerichtssaal, sondern im schäbigen Wohnzimmer seines ‚letzten‘ selbstgewählten Exils, nicht von einer Schar Richter und Anwälte, sondern von einer jungen Literaturstudentin, die sich als seine Tochter aus zweiter Ehe (mit Joan Haverty) ausgibt.
Selbst Roadnovel entfaltet sich „Jack“ als Alternativ-Biographie Jack Kerouacs, als Kommentar oder irgendwie auch als Abrechnung, wobei zwischen Täter und Opfer nicht immer klar zu unterscheiden ist und nicht immer ganz klar ist, ob es eigentlich um Erlösung oder Verurteilung geht. Klar ist aber zu jedem Zeitpunkt der überaus kurzweiligen Lektüre, dass es um Verantwortung im Umgang mit dem literarischen Wort geht. Denn, so lernen wir nicht zuletzt auf diesen zweihundertfünfzig Seiten, Literatur kann Leben kosten oder Leben retten.

 
Die Kakerlake

Ian McEwan – Die Kakerlake

Diogenes

19,00 €, E-Book 15,99 €

Eine Kakerlake erwacht eines Morgens im Körper eines Menschen. Und zwar nicht nur im Körper irgendeines Menschen, sondern in dem des britischen Premierministers. Inmitten politischer Wirrungen und Entzweiungen verfolgt er den Kurs, Großbritannien in eine neue Unabhängigkeit zu führen. Der Plan lautet „Reversalismus“: eine Umkehrung des Geldflusses – fürs Einkaufen bezahlt werden und fürs Arbeiten Geld bezahlen, Geld anzuhäufen ist gesetzlich verboten. Um diesen Plan in die Tat umzusetzen, ist sich der Protagonist auch keiner skrupellosen Machenschaften zu schade.
McEwans Politsatire ist eine kurzweilige, verspielte, beißende und detailgetreue Abrechnung mit den Ereignissen der Brexitverhandlungen. Auch die Umkehrung der kafkaesken Verwandlung zu Beginn der Novelle und die eloquenten Beschreibungen der körperlichen Veränderungen sind herausragend. Und nicht vergessen: jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Kakerlaken ist rein zufällig.

 
Nemi und der Hehmann

Wieland Freund – Nemi und der Hehmann

Carlsen

14,95 €, E-Book 13,99 €

„Heh!“, rief es aus dem Wald. Und Nemi, die eigentlich auf ihren Bus wartete, war so neugierig, dass sie dem Rufen folgte. „Heh!“ Es hehte mal hier, mal von da, mal war es schwächer und dann wieder stärker, genauso wie ein unsteter Wind. Und mitten im dichter werdenden Unterholz sah sie endlich das zu den Rufen gehörende Wesen. Zwei Augen wie Wasser, der Bart aus raschelndem Laub, auf dem Kopf eine pilzförmige Kappe. Da sich der kleine Mann Nemi nicht vorstellte, nannte sie ihn einfach Hehmann und er widersprach nicht. Das Männchen mit dem verwitterten Gesicht erzählte, dass er auf den Wald aufpasst, er sei so etwas wie das Gedächtnis des Waldes. Und er leidet, weil ich keiner mehr für den wunderbaren Wald und die Natur interessiert und plötzlich wird er riesig. Je nach Gemütslage verändert er nämlich seine Größe. Nemi beschließt diesem wundersamen Männchen zu helfen. Aber wird sie ihm helfen können, dass die Menschen die Natur nicht weiter so achtlos behandeln?
Dieses sprachlich sehr schöne Buch besticht ebenso durch seine wundervollen Illustrationen. Sie regen kleine Leser ab 8 Jahren mit Sicherheit dazu an, sich in der Natur etwas genauer umzuschauen.

 
Hausbuch zur Weihnachtszeit

Reclams Hausbuch zur Weihnachtszeit

Reclam

28,00 €

Wie ging noch gleich der Text zu „Ihr Kinderlein kommet“? Gibt es eigentlich ein schönes Gedicht zu Weihnachten von Joachim Ringelnatz? Was hatte Luther zu Weihnachten zu sagen? Wie backt man noch gleich Vanillekipferl und was waren noch gleich Pfeffernüsse? Und was steht eigentlich im Weihnachtsevangelium?
Diese und viele andere Fragen können Sie mit Hilfe des schön gestalteten und sehr schön zusammengestellten Reclam-Bandes beantworten – und sich darüber hinaus ganz viele wunderbare Anregungen für das Fest holen. Ein toller Begleiter für die Adventszeit.

 
Weihnachtsbilderbuchschatz

Mein großer Weihnachtsbilderbuchschatz

Ellermann

20,00 €

Eine ganz frische Zusammenstellung an weihnachtlichen Bildergeschichten hat der Ellermann-Verlag in diesem Jahr herausgegeben. Den Auftakt macht der große Klassiker: „Eine Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens. Gefolgt wird dieser von zahlreichen schönen neueren Weihnachtsgeschichten von Autorinnen wie Hedwig Munck, Frauke Nahrgang oder Anne Steinwart. Bevölkert von bekannten Figuren wie dem kleinen König oder dem Kasperl. Ein schöner Fundus, schön illustriert von Astrid Henn.

 
Wenn die Chinesen Rügen kaufen, dann denkt an mich

Friedrich Christian Delius

Wenn die Chinesen Rügen kaufen, dann denkt an mich

Rowohlt Berlin

20,00 €, E-Book 19,99 €

Dem Ich-Erzähler in Friedrich Christian Delius‘ neuem Roman wird gekündigt. Getarnt als Altersteilzeit wird der Wirtschaftsredakteur auf das Abstellgleis geschoben. Er war unbequem, hat seinen Spitznamen „Kassandra“ nicht zu Unrecht. Er recherchierte, stellte Fragen, wo sich seine Kollegen mit offiziellen Statements begnügten.
Obwohl gekränkt und enttäuscht begreift „Kassandra“ die Entlassung als Chance. Als Chance, endlich zu schreiben, ohne Rücksicht auf die Interessen der Zeitung, der Politiker. Ein Tagebuch soll es werden, subjektiv, rücksichtslos, frei. Und so beginnt ein Text, geschrieben an die Nichte, in der Vorstellung, dass sie es ist, die in 30 Jahren diese Aufzeichnungen lesen wird. Dass sie fragen wird, was damals passiert ist, als Europa im Umbruch war, drohte auseinanderzufallen. Als nur noch über Banken, Griechenland und Flüchtlinge gesprochen wurde. Und was hat das alles mit China zu tun? In 100 Jahren werden die Chinesen unserer Kanzlerin ein Denkmal setzen. Denn dann gehört auch Rügen den Chinesen! – eine „Kassandra“-Prophezeiung.
Delius schreibt politisch, sarkastisch, hellsichtig – einfach gut.

 
Gesang der Flusskrebse

Delia Owens

Der Gesang der Flusskrebse

hanserblau

22,00 €, E-Book 16,99 €

Seit 2015 wird im November zur „Woche der unabhängigen Buchhandlungen“ der Preis „Lieblingsbuch der Unabhängigen“ verliehen. Heißer Kandidat für den Preis war auch der diesjährige Gewinner des „Deutschen Buchpreises“ Saša Stanišić. Das Rennen machte jedoch zuletzt Delia Owens mit ihrem Debütroman „Der Gesang der Flusskrebse“.
Der Roman erzählt die Lebensgeschichte von Kya, die Mitte des 20. Jahrhunderts im Marschland North Carolinas aufwächst. Unter ärmlichen Verhältnissen lebt sie mit ihrer Familie in einer Fischerhütte abseits der nächsten Siedlung mitten in dieser besonderen Natur. Nachdem die alkoholbedingten Gewaltausbrüche des Vaters die Familie nach und nach aus dem Haus vertreibt und er schließlich selbst verschwindet, muss die kleine Kya alleine über die Runden kommen. Durch den Verkauf von Muscheln und Fisch kann sie sich bei ihrem einzigen Freund Jumpin‘ Benzin für ihr kleines Boot und die nötigsten Lebensmittel leisten. In der Schule wird sie sofort als das barfüßige „Marschmädchen“ von den Stadtkindern ausgegrenzt und gemobbt, so dass sie es nur einen Tag dort aushält. Die meiste Zeit verbringt sie mit dem Beobachten und Erforschen der Flora und Fauna des Marschlandes.
Parallel wird die Geschichte eines Leichenfundes 17 Jahre später geschildert, bei der Kya schnell ins Visier der Ermittler gerät. Beide Geschichten werden parallel vorangetrieben und treffen schließlich zur Gerichtsverhandlung aufeinander.
Delia Owens hat eine herzergreifende Geschichte voller poetischer Landschaftsbilder und mit einer unvergesslichen Hauptfigur geschaffen. Hier treffen Gesellschaftskritik, Coming-of-Age- und Kriminalroman aufeinander und der/die Lesende gerät in einen erzählerischen Sog, der es schwerfallen lässt, sich nach 450 Seiten von Kya zu verabschieden.

 
Das NEINhorn

Marc-Uwe Kling

Das NEINhorn

Carlsen

13,00 €

Im schönen Herzwald lebt eine Einhornfamilie. Ihr könnte es nicht besser gehen, denn hier gibt es Kekse statt Brot, Wolken aus Zuckerwatte, alles ist rosa, voller Feen und immer scheint die Sonne. Eines Tages erblickt ein weiteres kleines Einhorn diesen wunderschönen Ort. Es passt einfach hervorragend hier her, denn es ist hübsch, mit bauschiger Mähne, flauschigem Fell und einfach nur süß. Doch das Einhorn selber fühlte sich oft fehl am Platz und hielt meist den Mund oder sagte „Nein“. „Nein“ zum Waschen, „Nein“ zum Essen, „Nein“ zur Schule, einfach „Nein“ zu allem. Und deshalb nannte man es bald nur noch das Neinhorn. Eines Tages hatte das Neinhorn die Nase voll und wollte einfach seine Ruhe. Es wollte einfach mal machen, was es selber wollte und verbrachte diesen Tag spielend im Schlamm. Als es vom Durst getrieben an den Fluss kam, lernte es einen nicht hören wollenden Waschbären kennen und auch einen Hund, dem einfach alles egal war und eine Prinzessin, die immer Widerworte fand, kreuzten seine Wege. Ob die vier wohl ein gutes Gespann sein werden? Ein herrlich amüsantes Kinderbuch, wie kaum anders zu erwarten von Marc-Uwe Kling. Wer also bei der Bettlektüre für die Kinder auch mal wieder herzhaft lachen möchte, sollte sich unbedingt diese Neinhorngeschichte zulegen. Allerdings sollte man sich vorher noch etwas lockern, sind doch einige Textstellen eine kleine Herausforderung für die Zunge. Viel Vergnügen mit dem schnickeldischnuckeligen Neinhorn für alle ab 3 Jahre.

 
Der Hammer

Dirk Stermann

Der Hammer

Rowohlt (Hundert Augen)

24,00 €, E-Book 19,99 €

Er ist ein erfolgloser Emporkömmling, ein ignorater Gelehrter, ein unterwürfiger Aufmüpfiger, ein ungehobelter Diplomat. Der Hammer ist mit all seinen Widersprüchen nicht nur ein Kind seiner Zeit, sondern auch ein Spiegel für die unsere.
Als Joseph Hammer als Junge aus der Steiermark ins große Wien geschickt wird, um dort seine Ausbildung zum Sprachknaben zu absolvieren, steht die Französische Revolution noch bevor und die alte Ordnung mag zwar an der einen oder anderen Stelle bröckeln, sie ist aber noch intakt. Man kennt seinen Platz. Und sein Platz ist am Schreibtisch. Er liest und lernt, er isst und schläft (sehr wenig). Als begabtestem Schüler der Akademie steht ihm am Ende seiner Ausbildung die Welt offen. Er weiß alles über den Orient und beherrscht wie kein zweiter Türkisch, Arabisch und Persisch. Der Posten als Dolmetscher an der Botschaft in Konstantinopel steht ihm zu. Aber der Taugenichts Franz Maria Thugut hat einen besseren Stand, hat die notwendigen Beziehungen. Zwar wird er Joseph, in dessen bewegtem Leben, später nicht nur die erste Liebe streitig machen, sondern auch den einen oder anderen Posten, der dem ungleich Klügeren und höher Gebildeten viel besser zu Gesicht stünde. Trotz dieser und zahlreicher anderer himmelschreiender Ungerechtigkeiten wird man aber nicht behaupten können, er hätte es zu Nichts gebracht.
Stermann zeichnet mit Humor und zugleich mit Feingefühl ein Bild von Joseph von Hammer-Purgstall und der Zeit, in der er gelebt und gewirkt hat. Glücklicherweise geht er dabei weit darüber hinaus, bloß einen historischen Stoff niederzuschreiben. Er versteht es, entlang der Brüche und Verschiebungen jener Zeit sowie in der Person Hammer den Brüchen und Verschiebungen unserer Zeit nachzuspüren. So kann Literatur sein.

 
Wir, im Fenster

Lene Albrecht

Wir, im Fenster

Aufbau Verlag

20,00 €, E-Book 14,99 €

Linn und Georg suchen auf Grund des zu erwartenden Nachwuchses eine größere Wohnung in Berlin. Als Linn in der U-Bahn die freundschaftliche Vertrautheit zweier Mädchen beobachtet, tauchen die Erinnerungen an ihre eigene Kindheit im Berlin der Nachwendejahre und vor allem an Laila wieder auf. Laila, die nachdem ihre Großmutter, bei der sie wohnt, in die Türkei zurückkehrt, sogar von Linns Familie aufgenommen wird und mit der sie eine intensive Freundschaft verband. Ungleich und doch unzertrennlich, so schienen Linn und Laila. Nach einem Türkeiaufenthalt bei ihrer Familie kehrt Laila verändert zurück, die Beziehung zwischen den beiden Teenagern ist nicht mehr wie zuvor – es bilden sich Risse und kommt schließlich zum Bruch. Doch was ist geschehen? Und wie kam es dazu, dass Laila letztlich, ohne sich zu verabschieden, verschwindet? Diese Frage ist die treibende Kraft des Romans, der sich bruchstückhaft und puzzleartig einer Beantwortung nähert. Dabei wird die Spannung bis zum Ende des Buches aufrechterhalten, an dem sich schließlich die einzelnen Erinnerungsstücke zu einem Ganzen zusammenfügen.

 
Wie Frau Krause die DDR erfand

Kathrin Aehnlich

Wie Frau Krause die DDR erfand

Antje Kunstmann

18,00 €, E-Book 14,99 €

Isabella Krause braucht dringend einen Job, um über die Runden zu kommen. Ihre Schauspielerkarriere ist ins Stocken geraten. Für eine Serie „Wild Ost“ soll sie zehn Personen finden, die erzählen wie es in der DDR wirklich war. Eigentlich kein Problem, denn schließlich ist Isabella ein Kind des Ostens. Also kehrt sie an die Orte ihrer Jugend zurück, interviewt Menschen, die sie für repräsentativ hält. Doch der Filmautor hat sich sein eigenes Bild vom Leben in der ehemaligen Zone gemacht: Es gab nichts zu kaufen, alle waren Duckmäuser und die Stasi lauerte hinter jeder Ecke.
Doch wie war das Leben wirklich, was unterscheidet Familie Ost von Familie West? Dieser Frage geht Kathrin Aehnlich nach, warmherzig und witzig und sie zeigt, dass es wichtig ist zuzuhören.

 
Max, Mischa und die Tet-Offensive

Johan Harstad

Max, Mischa und die Tet-Offensive

Rowohlt

34,00 €, E-Book 29,99 €

„Max, Mischa & die Tet-Offensive“ des norwegischen Autors Johan Harstad ist ein klassischer Listen- oder eben Notizzettel-neben-dem-Bett-Roman: Wenn solche Listen zumeist bei der Lektüre von Romanen mit überbordendem Personal zum Einsatz kommen (man denke nur an Tolstoi), so braucht man sie bei diesem 1241-Seiter vielmehr für Fragezeichenreihen, die auf Referenzen verweisen, die man später nachsehen muss. Wobei: muss im Sinne von möchte. Oder sollte. Denn es ist die Fülle an Songs, Theaterstücken, Orten, Kunstwerken oder eben Filmen und deren Personal, die den Roman ausmacht, weniger der Plot. Dieser funktioniert mehr oder minder wie schon häufig gelesene, klassische Coming-of-Age-Narrative, die sich zu Künstler-/Szene-New-York-Romanen auswachsen. Hier wird die Geschichte von Max Hansen erzählt, der zum Schulwechsel mit seinen Eltern in die USA auswandern muss, wo ihn erstmal nichts erwarten soll. Außer Heimweh und Melancholie. Das ändert sich erst als er in der High School Mordecai kennenlernt. Eine schicksalsträchtige Begegnung, die über die High School Theatergruppe nicht zuletzt zu Mischa und damit zu einem Künstlerleben in New York führt.

 
Fritzi war dabei

Hanna Schoot

Fritzi war dabei

Klett Kinderbuch

11,00 €

1989: Fritzi freut sich auf den 1. September, denn dieser Tag ist etwas Besonderes. Nach 8 Wochen Ferien sieht man sich endlich wieder und es beginnt etwas Neues. Doch diesmal ist ihre Freude getrübt, denn ihre Freundin Sophie kommt nicht zurück aus dem Ungarnurlaub. Und auch in der 4b fehlen Anja und Ringo. Was hat es nur mit Prag und Ungarn auf sich? Seltsam ist auch, dass sich ihre Eltern immer häufiger nach den Nachrichten streiten. Eines Montags geht sie mit ihrer Mutter zum Friedensgebet in die Nikolaikirche und erlebt, wie gefährlich diese Treffen sein können. Ab da geht ihre Mutter allein zu den sogenannten Montagsdemos. An einem weiteren Montag beobachtet sie vom Fenster aus den größten Menschenstrom, den sie je gesehen hat…
Dieses Buch stellt die Wochen kurz vor der Wende in Leipzig aus der Sicht einer Viertklässlerin dar. Dinge, die der mögliche Leser nicht versteht, werden kindgerecht erklärt und durch die Illustrationen wunderbar unterstützt. Ein bemerkenswertes, gut erklärendes Stück Literatur nah an der Wirklichkeit für Kinder ab sieben Jahre.

 
Gespräche mit Freunden

Sally Rooney

Gespräche mit Freunden

Luchterhand Literaturverlag

20,00 €, E-Book 14,99 €

Es wäre sicherlich falsch zu behaupten, Dublin sei unbeschrieben. Ebenso, dass Dublin in zeitgenössischen Literaturen überrepräsentiert sei. Daran ändert zwar auch Sally Rooneys Roman »Gespräche mit Freunden« wenig, jedoch fungiert hier Dublin als Kulisse, als Ort des Geschehens. Wenig aufgeregt, wenig invasiv oder drängend spielt sich Dublin in diesem Roman im Hintergrund ab. Und dennoch spielt es eine Rolle, dass jene Auslotung von Glaubwürdigkeit, von Selbstzuschrift und der (kommunikativen) Spektakelhaftigkeit von Freundschaft, Liebe und Sex eben nicht in L.A. oder New York, Berlin oder Wien siedelt. Sondern in Dublin. Irgendwie fern(-er) ab. Weniger zu-ge-gangen – denkt man an Joyce’sche oder The Dubliners‘ balladenhafte Anachronismen – aber trotzdem sehr jetzt, unglaublich nah und irgendwie auch laut.
Francis und Bobbi studieren an der Universität von Dublin, waren mal ein Paar, trennten sich und leben nun als (beste) Freundinnen ihr Leben. Ein Leben zwischen Spoken-Word-Events, Cafés, Literaturagenturen und neben wie zwischen der Kunstszene der irischen Hauptstadt. Vor allem leben sie aber in ständiger Kommunikation: Über Literatur, Freundschaft, Sex, Politik und sich selbst, wo alles kulminiert. Im Selbst oder vielleicht vielmehr im Selbst-Werden. Ein Prozess, der hier auf wenig herkömmliche Art (explizit KEIN weiteres klassisch funktionierendes Coming-of-Age-Narrativ) bei Rooney durch-kommuniziert wird. Am Laufen gehalten wird dieser Prozess wie das Schreiben von einem diffusen und komplexen Begehren: Eines, das sich zwar unabdingbar körperlich präsentiert (unter anderem in einer Ménage-à-quattre mit dem deutlich älteren Künstlerehepaar, Melissa und Nick), sich darauf aber keineswegs reduzieren lässt.
„Unglaublich, dass dies ein Debüt sein soll“, schreibt Zadie Smith. Es ist schwer, sich dem nicht anzuschließen! Zumal es Zoë Beck gelang, den Text für das deutsche Publikum so zu übersetzen, dass er getrost in Übertragung zu lesen ist.

 
Römische Tage

Simon Strauß

Römische Tage

Tropen

18,00 €, E-Book 13,99 €

Ein Herzleiden lässt ihn nach Rom reisen. Ein Herzschmerz, so scheint es, als Reaktion auf die Gegenwart. Flanierend durch die ewige Stadt beobachtet der Erzähler Touristen sowie Einheimische und sinniert über Goethe, Bachmann und die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. Dabei schwört er Rom als romantischen Sehnsuchtsort herauf, zeigt aber auch die desolaten Zustände der Gegenwart beispielsweise beim Besuch eines Flüchtlingslagers auf. Beobachtungen und Begegnungen, Gedanken über das Damals und das Heute, Vergänglichkeit, Tod und Leben in einer Sprache, die zwischen alltäglicher Leichtigkeit und gezieltem Pathos changiert, zeichnen das zweite Werk Simon Strauß‘ aus. Wie sich der Sommer in Rom letztlich auf das Herz des Erzählers auswirkt, lässt sich auf den 140 Seiten von „Römische Tage“ nachlesen.

 
Letzte Rettung: Paris

Patrick DeWitt

Letzte Rettung: Paris

Kiepenheuer und Witsch

15,00 €, E-Book 9,99 €

Frances Price kennt man in der High Society New Yorks. Untadelig ist ihr Ruf allerdings nicht. Sie fand die Leiche ihres Mannes und fuhr in aller Seelenruhe in den Skiurlaub, statt die Behörden zu informieren. Danach war sie mit dem Ausgeben seines Geldes beschäftigt. Doch jetzt ist es verbraucht, die Witwe pleite. Sie bucht eine Schiffspassage nach Europa, denn in Paris lebt ihre einzige Freundin. Immer mit dabei sind Sohn Malcom und der Kater Kleiner Frank. Für Frances ist der Kater die Reinkarnation ihres Mannes. Als er verschwindet, wird alles an Personal und Kräften gebündelt und die Suche beginnt.
Patrick de Witt ist mit diesem Roman in den USA ein Überraschungserfolg gelungen. Seine skurrilen Figuren, das ambivalente Verhältnis zwischen Mutter und Sohn und der schräge Humor in der Geschichte bereiten beim Lesen wirklich Vergnügen.

 
Bobo Siebenschläfer

Markus Osterwalder

Bobo Siebenschläfer. Drinnen ist was los!

Rowohlt rotfuchs

9,99 €

Der Herbst macht auch vor Bobo Siebenschläfer keinen Halt. Auch wenn es nun draußen wieder häufig ungemütlich ist, es regnet und der Herbstwind die Blätter über den Boden jagt, kann man drinnen trotzdem jede Menge Spaß haben. Bobo findet auf dem Dachboden eine alte Truhe mit Kleidern seiner Großeltern und schon fängt er an, sich zu verkleiden. Zusammen mit seinem Freund Jeremy wird daraus sogar noch ein ganzes Theaterstück und selbst ihre Eltern sind plötzlich kunterbunt verkleidet. Aber Bobo hat noch viel mehr Ideen. Aus seinen ganzen Herbstschätzen bastelt er zusammen mit Fatima einen Kranz aus Beeren, Kastanien und Eicheln. Auch lustige Kastanientiere werden zusammengeklebt und -gesteckt. Wusstet ihr, dass man auf eine Tapete eine ganz lange Straße mit Häusern und Bäumen malen kann? Dies und was man alles benötigt, um sich zu verkleiden oder wie man witzige Brote mit Gesichtern macht, erfahrt ihr in diesem neuen Bobo-Band mit vier neuen Vorlesegeschichten. Zum Vorlesen lassen und Bilder anschauen für alle ab 3 Jahren, die Bobo und seine Spielabenteuer erleben wollen.

 
Auf Erden sind wir kurz grandios

Ocean Vuong

Auf Erden sind wir kurz grandios

Hanser

22,00 €, E-Book 16,99 €

Es ist der vage Nachhall, die recht unsichere Erinnerung an eine Äußerung von Georg Lukács, die in Zusammenhang mit seinem (nie vollendeten) Dostojewski-Buch steht, wo er davon spricht, dass bei Dostojewski (noch) Seelen auf Seelen treffen, sich begegnen, miteinander verkehren und kommunizieren. Dabei referiert Lukács keineswegs auf das, was man unter ‚russischer Seele‘ im landläufigen Sinne zu verstehen glaubt, sondern auf eine epische Tiefe, die tiefen Gründe des epischen Personals in der russischen Literatur des 19.Jahrhunderts. Besonders bei Dostojewski. Nun kommt dieser Nachhall in einem Kontext, bei der Lektüre von Ocean Vuongs Debütroman „Auf Erden sind wir kurz grandios“, der weder auf den ersten, noch auf den zweiten Blick etwas mit der Romantradition des 19.Jahrhunderts gemein hat, sondern vom Aufbau und der Struktur her ganz anders funktioniert: Fragmentarisch, in Quasi-Briefform – postmodern, um es mit einem (unliebsamen) Schlagwort zusammenzufassen. Das Lukács’sche ‚Zeitalter des Epos‘ für uns zwar längst verloren, begegnet die LeserIn hier überraschend wieder jenen miteinander verkehrenden Seelen, liest eine Kommunikation der Tiefe, die jede Pathetik des Sprechens von Seelen auszuhebeln vermag. Vielleicht ein Herüberretten eines Bits epischer Tradition in das zerfallende 21.Jahrhundert.
„Auf Erden sind wir kurz grandios“ besteht aus unzähligen Brieffragmenten an die Mutter, eine vietnamesische Migrantin in den USA, die diese niemals wird lesen können: Als Analphabetin und sehr unsicher in der englischen Sprache bleiben ihr Inhalt, Codes, Kultur schlussendlich das ‚Leben‘ ihres queeren Außenseiter-Sohns nicht zuletzt deswegen unzugänglich. Darüber werden jene Texte, Sätze, Bruchstücke zu Markern der anwesenden Abwesenheit, der fehlenden Verfüg- oder Erreichbarkeit, wird der Dialog des Briefes zum Monolog. Schmelzen Absender und Adressat zu einer Person. Ein Aushandeln: Worte von und an einen mehrfach Stigmatisierten und Ausgegrenzten. Kein Pathos, kein Existenzialismus, sondern einfach, kurz: grandios. Auf Erden.

 
Rohstoff

Jörg Fauser

Rohstoff

Diogenes

24,00 €

Jack Kerouac, Allen Ginsberg und William S. Burroughs – das sind die Namen, die man mit der Beat-Generation verbindet. Junge Schriftsteller, die in einer Nachkriegswelt Abstand vom Alten nehmen wollten, etwas Neues suchten und zu erschaffen versuchten. Die deutsche Nachkriegsliteratur konzentrierte sich um die „Gruppe 47“. Dass Jörg Fauser auch in diese Tradition nicht recht hineinpasst, zeigt die vernichtende Kritik der Jury um Reich-Ranicki beim Bachmann-Preis 1984. Und doch gelang es ihm schließlich, Erfolg und Anerkennung bei Leserschaft und Schriftstellerkollegen zu erlangen. Ein Umherirrender, den es von Ort zu Ort, Gelegenheitsjob zu Gelegenheitsjob, von Rausch zu Rausch trieb und der von Anfang an nur eines wollte: Schreiben. Anlässlich des 75. Geburtstages dieses mysteriös ums Leben gekommenen Autors gibt der Diogenes-Verlag seine Werke neu heraus. „Rohstoff“ ist dabei wohl das Autobiographischste – die Geschichte eines Schriftstellers, der noch keiner ist; seine Versuche die Zeit und den Geist in Worte zu kleiden, die Gegenwart zu erleben und zu hinterfragen, einen passenden Platz in der Welt zu finden. Unheimlich frisch liest sich dieses erstmalig 1984 erschienene Buch und man spürt, dass Fauser den Weg einer neuen deutschsprachigen Literatur mitgeebnet hat, die bis in die heutige Zeit hineinragt. Ob aus Interesse an der Person des Autors, der gesellschaftlichen Zeit der „68er-Bewegung“ oder der deutschsprachigen „Popliteratur“ – Fauser lesen lohnt sich.

 
Das kleine Böse Buch

Magnus Myst

Das kleine Böse Buch

Ueberreuter

12,95 €

Das kleine Böse Buch ist wieder da und sucht dich, denn es braucht einen mutigen Leser, um sich Sherze mit der Zeit zu erlauben. Es hat nämlich einem alten Zauberbuch einen ganz geheimen Zeitreisespruch stibizt und nun braucht es dich, um diesen endlich zu testen. Bist du bereit, dich auf ein gefährliches Abenteuer mit dem Buch einzulassen? Aber Moment – erst muss du dich noch einem Test unterziehen, ob du überhaupt geeignet bist. Bedenke aber: mit der Zeitpolizei im Nacken und dem Zeitwolf, der bereits am kleinen Bösen Buch zu knabbern beginnt, ist nicht zu spaßen.
Myst hat hier wieder einen tollen interaktiven Gruselspaß für unerschrockene Leser ab 8 Jahren geschaffen. Die besondere Gestaltung des Buches und die Rätsel lassen auch Lesemuffel das Buch nicht so schnell wieder aus der Hand legen.

 
Die Geschichte vom Löwen, der nicht kochen konnte

Michael Baltscheit

Die Geschichte vom Löwen, der nicht kochen konnte

Beltz Gelberg

13,95 €

Zuerst konnte der Löwe nicht schreiben, dann hatte er Schwierigkeiten bis drei zu zählen und schwimmen musste er auch schon lernen. Jetzt aber hat die Löwin Geburtstag und unser Löwe möchte sie mit einem selbstgemachten Menü überraschen. Nur kochen, das kann er nicht. Also fragt er seine Tiere aus. Und jedes hat einen Vorschlag für ihn, Vogel und Katze, Frosch und Storch und viele mehr. Es wird ein abenteuerliches Menü, denn der Löwe bringt einiges durcheinander. Ob es ihm gelingen wird, seine Löwin zu überraschen?
Martin Baltscheit ist in Text und Bild mal wieder eine lustige Geschichte vom Löwen gelungen!

 
Ich bin ein Schicksal

Rachel Kushner

Ich bin ein Schicksal

Rowohlt

24,00 €, E-Book 19,99 €

Die erste Assoziation vor dem Bücherregal, bei K wie Kushner, nach Überfliegen des Rückentextes war „Orange is the new Black“, die überaus gelungene, wie auch in vielerlei Hinsicht zu kritisierende Netflix-Serie über die zu 15 Monaten Haft verurteilte Piper Chapman, über die die ZuschauerIn Einblicke in den Mikrokosmos Frauengefängnis (in den USA) bekommt. Die zweite Assoziation: Institutionenroman. Ein Begriff aus der (soziologischen) Literaturwissenschaft, mit dem Romane bezeichnet werden, die in besonderer Gewichtung die Entstehung und vor allem Perpetuierung von Institutionen reflektieren und darüber die Bedeutung dieser für sowohl das einzelne Individuum als auch für das Kollektiv (poetisch) ausloten. Machtverhältnisse, Lenkung und Bevormundung stehen dabei zentral und so wundert es nicht, dass Kafkas „Der Process“ als Referenzpunkt dieses ‚Genres‘ immer wieder anzitiert wird. Rachel Kushners neuster Roman „Ich bin ein Schicksal“, um wieder zum Bücherregal und zum K wie Kushner zurückzukommen, spannt ein Dazwischen ab: Nähen zu „Orange is the new Black“ wie zu Kafkas Process (oder allgemeiner zum Institutionenroman) lassen sich durchaus ausmachen, werden jedoch produktiv erweitert. In sich abwechselnden Stimmen, aus verschiedenen Perspektiven wird darin diachron die Geschichte von Romy Hall erzählt, die eine zweimal lebenslängliche Haft in der Stanville Women’s Correctional Facility antritt. Urteilspruch: vorsätzlicher, gewalttätiger Mord. Die Vorgeschichte, die eine Geschichte des urbanen Kaliforniens und der Gentrifizierung ist, kommt dabei ebenso zu Wort wie der Gefängnisalltag und die Maschinerie Rechtssystem, samt Personal und Bürokratie. Damit verstrickt sich „Ich bin ein Schicksal“ nicht im Mikrokosmos abgeschlossener Räume, wird nicht zum Atmosphärendiagramm dieser Heterotopie Gefängnis, sondern bildet ein Leben ab, das an den Rändern unserer Gesellschaften immer wieder neu produziert wird und sich scheinbar zwangsläufig, auf die immer selbe Weise verästelt, um im offenkundigsten Ausschluss zu enden. Peripheres, elendes Leben. Infame Menschen. Unbedingt lesen!

 
Herkunft

Saša Stanišić

Herkunft

Luchterhand Literaturverlag

22,00 €, E-Book 17,99 €

„Herkunft“ ist eine poetische Spurensuche, ein Wandeln in Erinnerungen, eine Reise in die eigene Vergangenheit. Saša Stanišić erzählt Anekdoten aus seiner Kindheit in Višegrad, von dem Zerfall Jugoslawiens ab 1991, der Flucht mit den Eltern nach Heidelberg, von Schulzeit und Studium bis zu seinem gegenwärtigen Leben mit eigener Familie in Hamburg. In kurzen Episoden springt Stanišić zwischen Zeiten und Orten, wobei auf jeder Seite seine Leidenschaft für die Sprache spürbar ist, ob im prägnanten Gestalten der Figuren oder beim lebhaften Schildern von Situationen – immer einfühlsam und augenzwinkernd zugleich. Dieses sprachliche Flottieren zwischen Ernsthaftigkeit und Witz, Leichtigkeit und poetischem Tiefgang ist es, was Stanišićs Schreiben auszeichnet. In „Herkunft“ erzählt er von Heimat und Flucht, Familie, Prägung und Identität, vom Ankommen und Gehenlassen.

 
Mr.X

Erika Mann

Zehn jagen Mr. X

Rowohlt rotfuchs

15,00 €, E-Book 9,99 €

In El Peso Kalifornien passieren 1942 aufregende Dinge. Dort gibt es eine Schule mit Internat, die Neue Welt. Die Kinder kommen aus allen Landesteilen, denn ihre Eltern arbeiten im neuen Flugzeugwerk und haben wenig oder gar keine Zeit für die Sprösslinge. Es ist Krieg. Zum Glück nicht in den USA. Hier fühlen sich die Kinder geborgen, auch die Neuankömmlinge. Von weit her sind sie angereist, aus Europa, der Sowjetunion und sogar aus China. Jedes mit seiner eigenen Geschichte. Alle zusammen gründen sie die „Gang“. Mit vielen Aktionen wollen die Kinder helfen.
Doch die scheinbare Sicherheit trügt. Der geheimnisvolle Mr. X taucht auf und unsere Gang gerät in ein gefährliches Abenteuer. Sie müssen beweisen, dass sie zusammenhalten und die Fähigkeiten jedes einzelnen gebraucht werden, auch die des deutschen Jungen Franz, dessen Eltern vor den Nazis fliehen mussten.
Erika Mann schrieb diesen Roman für Kinder und Erwachsene im kalifornischen Exil mitten im Zweiten Weltkrieg.
Gedacht als Aufruf für alle Hitler-Gegner ist er spannend und politisch – auch noch heute.

 
Papanini

Ute Krause

Papanini. Pinguin per Post

Edel:Kids Books

12,99 €

Wo gibt es denn sowas… ein Pinguin der sprechen kann, naja bis auf ein paar Buchstaben, die kann Paganini nicht, der Tischstäbchen essen will und nach Wassel ruft. Das gibt es bei Emma, die in Windhoeven lebt, ihn in einer alten Kühltruhe per Post geliefert bekommt und die weder für Papa noch für Mama ist. Da Emma mit Mama und Papa in einem kleinen Haus lebt, ahnt sie schon, dass sie ihn nicht behalten darf, zumal er immer wieder Unfug anstellt und das nicht nur im Haus. Aber er ist so niedlich und er weiß es ja nicht besser und manchmal ist er auch mucksmäuschenstill…
Dann sind da noch die merkwürdigen Gestalten, die ihn entführen wollen und der Professor, der über die Sprache der Tiere forscht und der Architektenwettbewerb den Emmas Mama gewonnen hat und, und, und…
Witzig und spannend und lustig illustriert, für Kinder ab 8 Jahren oder eigentlich auch ab 5 (zum Vorlesen).

 
Ella

Timo Parvela

Ella und das Abenteuer im Wald

dtv (Reihe Hanser)

6,95 €

Ungeplant treffen Ella und ihre Mitschüler auf ihren Lehrer, der sie in einem Sommernaturcamp betreuen wird. Doch es regnet, ihr Lehrer lässt die leckeren Würstchen anbrennen und die Mücken sind sehr hungrig. Doch dann begegnen sie mitten im Wald dem Schuldirektor, zusammen mit einigen finsteren Gestalten, die dort in der schönsten Natur Ferienhäuser bauen möchten. Dabei leben dort die niedlichen Otter. Ella, ihre Mitschüler und auch ihr Lehrer schmieden Pläne, um die Otter zu retten. Ob es wirklich hilft, dass sich der Lehrer als Otter verkleidet, um die Otterfamilie an einen sicheren Ort zu locken? Gemeinsam schützen sie Bäume, bauen Fallen und bekommen es schließlich noch mit der Polizei zu tun.
Mit altbekanntem Humor meistert die lustigste Schulklasse der Welt dieses spannende Abenteuer im Wald. Wer also auch im neuen Schuljahr noch einen Hauch Ferienaction spüren möchte, sollte unbedingt dieses Buch lesen. Und falls der ein oder andere Ella-Fan dieses Buch verpasst hat, so ist es nun als handliches Taschenbuch erhältlich. Empfohlen ab 8 Jahren.

 
Neues vom Ernst des Lebens

Sabine Jörg

Neues vom Ernst des Lebens

Thienemann

7,99 €

Der Sommer biegt langsam auf die Zielgerade ein und es steht wieder für viele Kinder ein Schritt in einen neuen Lebensabschnitt bevor. Der Ernst des Lebens beginnt und darüber hat Sabine Jörg ein paar Kurzgeschichten geschrieben. Hauptpersonen sind Annette und Ernst, die sehr stolz darauf sind, nun auch in die Schule gehen zu dürfen. Ihnen macht die Schule richtig viel Spaß, sie erleben spannende Ausflüge und lernen allerlei Neues. Nur manchmal ist ihre Lehrerin etwas seltsam, beschwert sie sich doch bei ihrer unruhigen Klasse, dass man ihr doch nicht auf der Nase herumtanzen könne. Wie soll das gehen? Ihre Nase ist doch viel zu klein dafür. Und an einem anderen Tag will sie einen Frosch im Hals haben. Wirklich sehr merkwürdig.
Wer wissen möchte, was passiert, wenn Redewendungen und Sprichwörter wörtlich genommen werden, sollte dieses vergnügliche Buch lesen. Und natürlich ist es genau der richtige Lesestoff für alle Schulanfänger ab 6 Jahren.

 
Der Stotterer

Charles Lewinsky

Der Stotterer

Diogenes Verlag

24,00 €, E-Book 20,99 €

Ein sprachbegeisterter Trickbetrüger landet im Gefängnis und handelt mit dem dortigen Pfarrer einen Deal aus: Geschichten aus seinem Leben gegen einen Job in der Gefängnisbibliothek. In diesen Briefen an den Padre schildert er Episoden aus seinem Leben, die jedoch stets auch den Zweifel in sich bergen, ob es sich tatsächlich um Fakten oder lediglich um Fiktionen handelt. Erzählen die Geschichten von einer Realität oder erschaffen sie eine? Das Schaffen von (Schein-)Realitäten mittels der Macht der Sprache zieht sich ohnehin durch das Leben der Hauptfigur und hat schließlich auch dazu geführt, dass er im Gefängnis sitzt. Nun ist das Schreiben für ihn Mittel zur Reflexion und zum Experiment. Neben den Briefen gibt es Tagebucheinträge und „Fingerübungen“; letztlich die Geschichte einer Buchveröffentlichung. In „Der Stotterer“ werden Fragen der Moral, von Schuld und Sühne, sowohl auf verspielte und witzige, als auch bissige und böse Weise verhandelt.

 
Damals

Siri Hustvedt

Damals

Rowohlt Verlag

24,00 €, E-Book 19,99 €

Im Jahr 1973 geht eine junge Frau aus Minnesota nach New York und kommt als Landei dort an. Die Protagonistin – stets abgekürzt mit S.H. – sucht das wilde Leben in der Großstadt und möchte Schriftstellerin werden. Eine kleine, heruntergekommene Wohnung wird ihr neues Zuhause. Von hier aus beginnt sie ihre Streifzüge durch die Stadt auf der Suche nach Inspiration, Abenteuern und Freunden. Alles Neue saugt sie auf. Durch die dünnen Wände ihrer Wohnung hört sie ihre Nachbarin. Zunehmend verstörend ist das. Aber ein dramatisches Ereignis bringt die beiden Frauen zusammen. Vierzig Jahre später findet S.H., inzwischen erfolgreiche Schriftstellerin, ihr Tagebuch aus jener New Yorker Zeit wieder und berichtet, was davor und danach passiert ist.

Siri Hustvedt erzählt von Weiblichkeit und Solidarität, Geschlechterkampf, Gewalt und Versöhnung.

 
Pik-Bube

Joyce Carol Oates

Pik-Bube

Droemer Knaur

19,99 €, E-Book 14,99 €

“The gentleman’s Stephen King”

Rosamund Smith gleich Lauren Kelly gleich Joyce Carol Oates: Dabei ist es keineswegs ungewöhnlich, dass SchriftstellerInnen (literarische) Identitätswechsel mit Hilfe von Pseudonymen vornehmen, um Freiheiten genießen zu können, die vom Namen im literarischen Feld verstellt sind. Dass Oates „Pik-Bube“, einen recht eigentümlichen Mystery-Thriller unter ihrem wahren Schriftstellerinnennamen veröffentlichte, könnte man als erstes verstreutes Teilchen dieses Puzzle-Romans lesen. Eingeflochten in die Erzählung um Andrew Rush, einen überaus erfolgreichen Autor von massentauglichen Thrillern, mit Anwesen in New Jersey, einer umsorgenden Ehefrau und Kindern an Eliteuniversitäten, der unter absoluter Geheimhaltung Splatter-Thriller der fragwürdigsten Art verfasst, ist ein Verwirr-Puzzle-Spiel. Evil-Twin-Zitationen aus Stephen Kings „Stark. The Dark Half“, Horrorfiction-Versatz um Doppelgänger und deren (Nicht-)Materialisierung sowie die allmähliche (Un-)Unterscheidbarkeit von geschriebener und zu schreibender Fiktion und Realität à la Edgar Allan Poe treffen auf die (poetologische wie feldtheoretische) Reflektion vom Schreiben unter Pseudonym.
Heraus kommt ein sprachlich nicht immer überzeugender literarischer Thriller, der gelesen als ebendieses Puzzle jedoch durchaus Spaß macht. Kurzweilig und mit seinen kleinen, scharfen Seitenhieben nach links und rechts scheint „Pik-Bube“ ideal für eine Sommerlektüre, während der man sich Notizen von den Büchern und Filmen macht, die (wieder-)gelesen werden könnten, wenn die Tage kürzer werden.

 
Pekka

Timo Parvela

Pekkas geheime Aufzeichnungen. Der König des Dschungels

Hanser Verlag

10,00 €

Hätten sie sich doch lieber nicht verbotenerweise auf dem Hafengelände herumgetrieben. Doch nun ist es zu spät, denn Pekkas Hundefreund Totti ist von der bösen Kapitänin Hahab entführt worden und zwar auf ein Schiff, das ihn nach Borneo bringt. Für Pekka steht sofort fest, dass er Totti retten muss. Was liegt da näher, als sich per Paket dorthin schicken zu lassen. Dieser tollen Idee seiner Freundin Senja folgend, landen die beiden mitten im Dschungel und freunden sich schnell mit den vom Aussterben bedrohten Orang-Utans an. Doch müssen sie feststellen, dass auch hier Kapitänin Hahab ihr Unwesen treibt und ein super Geschäft mit den unschuldigen Affen wittert sowie den Urwald brandrodet, um Platz für Ölpalmen zu schaffen. Können Pekka und Senja Hahab aufhalten und die Orang-Utans, den Urwald und Totti retten?
Ella-Leser werden den Klassendödel Pekka bereits kennen, alle anderen hätten diese coole Socke sicher gern als Freund. Parvela erzählt Pekkas Abenteuer in gewohnt amüsanter und turbulenter Weise. Die Story überrascht immer wieder aufs Neue. Auch die großartigen Zeichnungen von Pikänen treiben die Geschichte voran. Beides zusammen ist einfach genial für Lesefreunde wie auch für kleinere Lesemuffel – sie haben bei diesem Buch keine Chance und müssen einfach weiterlesen. Für Abenteurer ab 8 Jahren.

 
Kafkas letzter Prozess

Benjamin Balint

Kafkas letzter Prozess

Berenberg Verlag

25,00 €, E-Book 19,99 €

Franz Kafka selbst bemerkte in einem Brief an Felice Bauer, wie seine Literatur gleichzeitig als ‚urdeutsch’ und ‚typisch jüdisch’ beansprucht wird. Der israelisch-amerikanische Journalist Benjamin Balint beschreibt nun in einem der bislang interessantesten Sachbücher des Jahres die Geschichte des Gerichtsverfahrens um Kafkas Nachlass. „Kafkas letzter Prozess“ ist weit mehr als ein nüchterner Prozessbericht, sondern stellt kluge Fragen etwa zu Kanonisierung, Identitätsbildung, Überhöhung und kulturpolitischer Vereinnahmung. Gehören Kafkas Schriften zur deutschen Literatur – obwohl seine Familie von den Nazis ermordet wurde? Oder dem Staat, der sich als Vertreter und Hüter jüdischer Kultur begreift – obwohl Israel erst lange nach Kafkas Tod gegründet wurde oder noch heute keine hebräische Gesamtausgabe Kafkas vorliegt? Bereits als Max Brod mit dem Koffer voller Texte und Skizzen Kafkas Prag verlassen musste – etwa zu gleicher Zeit übrigens, wie die Großeltern Benjamin Balints aus Leipzig flohen – begann die Missachtung von Kafkas Willen, der diese Manuskripte ausdrücklich vernichtet wissen wollte. Detailreich, packend und durchaus poetisch beschreibt Balint die Zerstreuung von Kafkas und, eng damit verbunden, auch Brods Nachlass. Bemerkenswert neutral schildert und wägt er die Argumente der am Prozess beteiligten Nationalbibliothek Jerusalem, des Deutschen Literaturarchivs Marbach und der Tochter von Max Brods Privatsekretärin. Dabei wird ausführlich Kafka zitiert. Denn niemand verteidigt Kafka gegen alle Besitzansprüche besser als dieser selbst.

 
Lyophilia

Ann Cotten

Lyophilia

Suhrkamp

24,00 €, E-Book 20,99 €

„Aber wir fanden nichts als frischen, sauberen Lavahumus.“

Ein Bild schiebt sich über ein anderes, ein Wort erweitert, das erste verdeckend, dessen Bedeutung, fragile Sinnkonstruktionen aufgehoben in den Verschiebungen und Verlagerungen schreiben sich aus den diskontinuierlichen Raum- und Zeitebenen: So entsteht, mag man annehmen, sowas wie «Lyophilia«, Ann Cottons zweiter Band mit Erzählungen im Suhrkamp Verlag.
Darin finden wir als LeserInnen nicht mehr und nicht weniger als frischen, sauberen – nun ja – Lavahumus: Insgesamt zwölf Prosastücke, die als Nährboden dienen können, sofern man sich darauf einlässt. Und einlassen, heißt in diesem Fall vor allem, sich von Cottons Ironie, ihrem Wahnwitz und ihrer Logophilie antreiben zu lassen, rausgeworfen zu werden, um wieder (neu) anzusetzen. Weiterdenken und rückbeziehen: Das All wieder auf die Füße zu stellen. Keine ganz leichte Aufgabe, will man meinen. Doch auch hier gilt mit Sicherheit, das was auch sonst angesichts von „Kleiderbügeln im Abfluss (der Welt)“, „staubsaugenden Arbeitstrupps im All“ oder „Gefriertrocknern“ im Allgemeinen hilft: Das, was man vor sich hat, und vor allem sich selbst nicht unnötig wichtig zu nehmen. Oder, um mit Helen de Witt zu sprechen:
A good samurai can parry the blow.

 
weg

Doris Knecht

weg

Rowohlt Berlin

22,00 €, E-Book 14,99 €

Nachdem wir mit Doris Knecht im „Wald“ waren und „Alles über Beziehungen“ erfahren konnten, gehen wir in ihrem neuen Roman auf eine Reise „weg“ nach Vietnam. Heidi und Georg müssen sich auf die Suche nach ihrer Tochter Charlotte begeben. Lotte ist zwar schon erwachsen, hat aber psychische Probleme und plötzlich ist sie verschwunden. Und die zwei, die eigentlich nicht viel miteinander verbindet, die sich nicht gut kennen, bilden eine Zweckgemeinschaft. Georg verlässt seinen österreichischen Landgasthof und Heidi ihr kleinbürgerliches Nest in der Nähe von Frankfurt. Die Hindernisse auf ihrer Suche liegen auch in ihnen selbst, in der Unfähigkeit, mit der Vergangenheit umzugehen und sich der Gegenwart wirklich zu stellen. Doris Knecht schickt den Leser mit Heidi und Georg auf eine spannende Reise. Es müssen schwierige Entscheidungen gefällt werden und, ob die Suche dieser beiden sich so fremden Menschen erfolgreich sein wird, ist ungewiss.

 
Immerjahn

Barbara Zeman

Immerjahn

Hoffmann und Campe

22,00 €, E-Book 16,99 €

Der millionenschwere Zementfabrikantenerbe Immerjahn lebt in seiner mit Kunst und Antiquitäten vollgestopften Mies-van-der-Rohe-Villa auf dem Hagebuttenberg. Nach Jahrzehnten der Abschottung, hatte er beschlossen das Erdgeschoss der Villa als Museum der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dumm nur, dass er zwei Wochen vor der Eröffnung in einer Kurzschlussreaktion seine Assistentin kündigt, die als Einzige einen Überblick über die minutiöse Planung bis zum Eröffnungstermin hat. Nun muss der melancholische und lethargische Immerjahn selbst in Aktion treten. Soll er versuchen Polly zurückzuholen? Oder schafft er es zusammen mit dem seit Jahrzehnten im großen Saal der Villa hausenden gescheiterten Architekten Holm und dem befreundeten Künstler Fritzwalter auch ohne sie, alle Vorbereitungen zu bewältigen?
Zemans Debüt ist kein spannungsgeladener und ereignisreicher Roman. Vielmehr gleicht die Handlung einem Umherschweifen, detailliertem Schauen und Sinnieren. Von der Sprache eingefangen wird der Leser zum Beobachter des Beobachters. Die Welt im Bild – die Welt als Bild – die Sprache als bildnerisches Mittel. Kunsthistorie, Poesie und Ironie verbinden sich in diesem Roman zu einem visuellen, schwelgenden und zugleich erfrischenden Lesevergnügen.

 
Rodrigo Raubein

Michael Ende, Wieland Freund

Rodrigo Raubein und Knirps, sein Knappe

Thienemann

17,00 €, E-Book 12,99 €

Dem Puppenspielersohn Knirps ist das Leben auf dem kunterbunten Wagen viel zu öde. Vielmehr ist er davon überzeugt, dass in ihm ein waschechter Raubritter steckt. Er will unbedingt vom berüchtigten Rodrigo Raubein höchstpersönlich lernen. Er büxt heimlich aus und sucht Rodrigo auf, der ihm direkt eine Mutprobe auferlegt. Und so kommt es, dass Knirps einen Plan ausheckt, um einen Prinzessinenraub zu begehen, denn etwas Gefährliches kann es nicht geben. Dabei ahnt er nicht, dass der mächtige Zauberer Rabanus Rochus und sein Drache es ebenso auf die Prinzessin abgesehen haben.
Michael Ende begann Knirps Geschichte kurz vor seinem Tod. Nach nun zwanzig Jahren hat Wieland Freund diesem Romanfragment ein würdiges Ende gegeben. Dieses turbulente Abenteuer ist voller Witz, Spannung, Fantasie und einer Menge schräger und vor allem auch liebenswerter Figuren. Die wunderschönen Illustrationen von Regina Kehn runden die Kapitel ab. Der raffiniert erzählte Roman übers Angsthaben, Lügen und Geschichtenerzählen ist für mutige Abenteuer ab 6 Jahren.

 
Schiffbruch vor Lampedusa

Davide Enia

Schiffbruch vor Lampedusa

Wallstein Verlag

20,00 €, E-Book 15,99 €

Davide Enia, geboren 1974 in Palermo, machte sich bereits als Schauspieler und Dramaturg einen Namen, bevor er 2012 seinen ersten Roman veröffentlichte. In diesem März erschien nun „Schiffbruch vor Lampedusa“ – und wie bei vielen Publikationen des Wallstein-Verlags ist auch die Gestaltung dieses Buches überaus gelungen. Der in jeder Hinsicht aktuelle Roman Davide Enias ist halb Reportage, halb Reflexion – ein Buch, das sich in die länger werdende Reihe schriftstellerischer Betrachtungen über die Insel fügt, auf der sich das ganze Drama Europas wie unter einem Brennglas bündelt. Der Felsen mitten im Meer zwischen Afrika und Europa ist längst zu einem unübersehbaren Symbol geworden. Zehntausende Flüchtlinge haben aus den Inselbewohnern Retter und Totengräber gemacht. Enia gelingt das Kunststück, die sprachlich kaum zu fassende Tragödie zu einfühlsamer Literatur zu formen. Indem er das Drama der Migration mit dem Schicksal seiner Familie verknüpft, während er das Sterben des geliebten Onkels begleitet, spannt Enia einen großen Bogen: Leben und Sterben im individuellen wie im geopolitischen Maßstab, das Leiden Fremder und der Nächsten, das Ringen um Sprache und um Menschlichkeit. Wenn Protagonisten wie Rettungsschwimmer, Inselarzt und Gerettete zu Wort kommen, bekommt „Schiffbruch vor Lampedusa“ eine große Eindringlichkeit und die Gespräche mit dem leidenden Onkel wirken plötzlich wie ein Rettungsring in schwerer See. Ein berührender Text über die Insel, ihre Bewohner und über Menschen, die dort Rettung suchen – ein großes Zeugnis von Humanität.

 
Graffiti Palast

A.G. Lombardo

Graffiti Palast

Verlag Antje Kunstmann

22,00 €, E-Book 17,99 €

„Der Stadt ist egal, wen sie verbrennt“

A.G. Lombardos Debütroman „Graffiti Palast“ setzt ein mit der Beschreibung einer Containersiedlung, Frachtboxen mit Namen fremder Umschlagsplätze umfunktioniert zu einem höhlenartigen Gewirr an Wohnzellen, am Hafen von Los Angeles, wo Karmann, die schwangere Freundin von Americo Monk, inmitten einer Rent-Party die Kontrolle über das Geschehen zu behalten versucht. Monk, Großstadt-Semiotiker ist ähnlich wie die wohl stärkste Referenzfigur dieses Romans, Odysseus, fern von Heim und Frau: Nebenbuhler drängen sich um Karmann und trotz ihrer penelopeischen Souveränität droht auch die Lage in diesem Mikrokosmos zu kippen.
Auf der anderen Seite versperren Feuer und Massenunruhen dem afro-amerikanischen Odysseus Monk den Weg zurück, der mit seinem Notizheft durch die Straßen der Stadt zieht, um die Zeichen der Stadt, Tags, Graffiti und Streetart zu verzeichnen und damit zu konservieren. Seine Irrfahrt führt ihn immer wieder in die Nähe seines ‚sicheren Hafens‘, um dann durch Zufall oder scheinbar höhere Gewalt wieder abzuknicken und ihn weiter fort zu treiben. Hinein in immer kuriosere Begegnungen, Abenteuer und skurrile Situationen.
1965: In Lombardos Roman brennt die Stadt Los Angeles. Die in den Slums und Ghettos der Stadt eingepferchten Minoritäten rebellieren gegen soziale Ungerechtigkeit, Polizeigewalt und Rassismus. Der Traum eines Martin Luther Kings von einem friedvollen Widerstand scheint seine Strahlkraft verloren zu haben, die Hoffnungslosigkeit treibt auf die Straße, wo sich Polizei und aufgebrachte Mobs Schlachten liefern. Mittendrin Fernseh- und Presseteams, die die Situation verklären, verzerren und Angst schüren sowie Monk selbst: Unbeteiligt-beteiligt auf dem Weg durch das Chaos als Quasi-Zwangsläufigkeit einer Politik der Unterdrückung.

Trotz der streckenweise nur sehr mäßigen Übersetzung von Jan Schönherr, die vor allem bei der Übertragung des Sounds der Straße ihre größten Schwächen aufweist, eine lesenswerte Irrfahrt durch die 1960er Jahre in den USA.

 
Durch deine Augen

Peter Høeg

Durch deine Augen

Hanser Verlag

24,00 €, E-Book 17,99 €

Nach dem Selbstmordversuch seines Pflegebruders Simon sucht Peter Rat bei einer gemeinsamen Kindheitsfreundin, der Neuropsychologin Lisa. Diese forscht gerade an einer Therapieform, bei der mit Hilfe von psychoaktiven Substanzen und einem Bewusstseinsscanner Erinnerungen holographisch visualisiert und somit erfahr- und erlebbar gemacht werden. Dieser Versuchsaufbau ermöglicht das „Reisen“ und schließlich auch das Eingreifen in Erinnerungen. Unter der Hypothese, dass die Vergangenheit aus einer Ansammlung von Erinnerungen besteht, stellt sich natürlich die Frage, inwiefern sich die Gegenwart ändern lässt, wenn man jene umformt.
Høegs Erzählen changiert zwischen fundierter neurobiologischer Grundlagenforschung und esoterischem Zeitreiseroman. Wer sich auf diese Mixtur einlassen kann, wird in seinem neuen Roman auf eine ungewöhnliche, berührende und erschreckende Reise gehen.

 
Kommissar Gordon

Ulf Nilsson, Gitte Spee

Kommisar Gordon. Doch noch ein Fall

Mixtvision Verlag

11,95 €

Eigentlich hatte sich Kommisar Gordon das alles viel schöner vorgestellt. Er hatte sich in einen langen Urlaub verabschiedet. Doch nun langweilt er sich und auch die Muffins schmecken ihm nicht mehr so gut. Sie waren leckerer, als er sie zusammen mit Kommissarin Buffy nach einem aufregenden Fall verspeist hatte. Doch wie der Zufall es will, braucht Buffy plötzlich seine Hilfe, denn im Wald sind zwei Kinder der Kita verschwunden. Gemeinsam nehmen sie die Ermittlungen auf und versuchen zusammen mit allen Waldbewohnern den Eichhörnchenjungen und das Kaninchenmädchen wiederzufinden. Ob sie schneller sind als der Fuchs?
Dieser spannende Kriminalfall mit überschaubaren Kapiteln und liebevoll gestalteten Illustrationen ist für alle, die schon gerne selber lesen.

 
Fitz Fups muss weg

Lissa Evans

Fitz Fups muss weg

Mixtvision Verlag

15,00 €

Die Geschichte von den Wimblis musste Phine ihrer Schwester Minnie schon tausend Mal vorlesen. Sie hat wirklich die Nase voll davon. Und dann ist da noch dieses furchtbare Kuscheltier, Fitz Fups, missmutig und fies sieht es eigentlich aus, aber Minnie liebt es. Nachdem Phine das verhasste Tier auf die Straße geschleudert hat, nehmen die merkwürdigen Dinge ihren Lauf. Durch die Kellertreppe landet sie im Land der Wimblis. Die sind in großen Schwierigkeiten. Fitz Fups hat ihren gütigen König gestürzt und nun hoffen die Wimblis auf Hilfe. Gemeinsam mit ihrem nervigen Cousin Graham, einer sprechenden Karotte und einem Plüschelefanten stürzt sich Phine ins Abenteuer. Denn eins steht fest: Fitz Fups muss weg!

 
Niemals ohne sie

Jocelyne Saucier

Niemals ohne sie

Insel Verlag

20,00 €, E-Book 16,99 €

Norco ist eine kleine, unscheinbare kanadische Minenstadt – die Cardinals sind eine wilde, ungewöhnliche Familie. Während die Mutter die Tage in der Küche zubringt, um das Essen für ihren Mann und die 21 Kinder zuzubereiten, verbringt der Vater die meiste Zeit im Keller bei Gestein und Dynamit oder in der Mine auf der Suche nach dem großen Fund. Eines Tages führt in sein feines Gespür tatsächlich zu einer Ader. Doch dann kommt alles anders als erwartet und die Familie bricht auseinander. 30 Jahre später treffen sie einander wieder. Das Schweigen muss gebrochen werden, das Geheimnis gelüftet.
In jedem Kapitel des Buches kommt ein anderes der Geschwister zu Wort und erzählt rückblickend vom Leben und Aufwachsen in der Familie. Somit entsteht ein lebendiges Bild dieser eingeschworenen Gemeinschaft und alle Erzählungen deuten auf die eine Leerstelle in der Familiengeschichte hin: Was ist damals mit Angèle geschehen? Eine spannende Familiengeschichte über Gemeinschaft und Individualität.

 
Das Volk der Bäume

Hanya Yanagihara

Das Volk der Bäume

Hanser Berlin

25,00 €, E-Book 18,99 €

Es ist nicht selten der Fall, dass Erstlingswerke erst später, heißt nach dem sogenannten Durchbruch veröffentlicht werden. Ebenso wenig selten ist es der Fall, dass diese Texte dann für ihre Virtuosität, ihre Sprachgewalt oder Experimentierfreudigkeit gelobt, gar gefeiert werden. Sachverhalte, die wohl erst gesehen werden können nach dem sogenannten Durchbruch. Eine immer wieder erstaunenswerte Praxis im und des literarischen Feldes. Der Erfolg eines Folge-Textes lässt Vorhergegangene plötzlich Meisterwerk sein.
So auch, zumindest was die Übersetzungen anbelangt, im Fall der US-amerikanischen Schriftstellerin Hanya Yanagihara, der mit „Ein wenig Leben“ 2015 ebenjener Durchbruch gelang. Der Verlag zog nach und nun liegt bei Hanser die Übersetzung des Debütromans vor: „Das Volk der Bäume“.
Eine fiktive Forscher(-auto-)biographie, die gerahmt von zwei (fiktiven) Pressemeldungen, einem (fiktiven) Vorwort des Herausgebers Dr. Ronald Kubodera – einem Frankensteinischen Fritz nicht unähnlich – und etlichen quasselnden Fußnoten ebenjenes, die Lebens- und Forschungsgeschichte des wegen Kindesmissbrauchs inhaftierten Dr. A. Norton Perina erzählt. Dabei wirkt die Figur Perina so unausstehlich und anwidernd wie sie erfolgreich ist: Während einer Expedition in das mikronesische Atoll U’ivu entdeckt der damals noch junge Wissenschaftler ein Mittel, das unsterblich macht. Neben diesem Mittel, im Fleisch einer seltenen Schildkröte enthalten, importiert Perina insgesamt 43 Kinder der indigenen Bevölkerung in die USA. Einer dieser Knaben führt schlussendlich dazu, dass Perina Zeit im Gefängnis findet, um jene, uns vorliegenden Memoiren zu verfassen. Das Fleisch der Schildkröte dazu, dass ihm der Nobelpreis verliehen wird.
Trotz oder gerade aufgrund der Unausstehlichkeit des Erzählers, einer wahrhaft infamen Stimme, und der blinden Fabulierwut bindet der Roman die LeserIn an diesen verrückten Wissenschaftler. Es ist, wie bei vielen kanonisierten infamen Erzählern, ein Ekel, der in Schaulust umschlägt, eine Faszination für das Abgründige und Abstoßende, die kontaminiert und die LeserIn durch die 400 Seiten schleift.

 
Hadsch, ich und der Himmel über der Pampa

Klaus Kordon

Hadscha, ich und der Himmel über der Pampa

Beltz & Gelberg

17,95 €, E-Book 16,99 €

Matti ist 16 Jahre alt und seine Sommerferien haben gerade begonnen. Er nutzt die Gelegenheit zur Flucht. Er braucht Zeit zum Nachdenken: über Jessy, seine Eltern und das, was er wirklich will. Also setzt sich Matti mit Sack und Pack auf sein Fahrrad und radelt von Berlin nach Windeck in Mecklenburg-Vorpommern, also in die Pampa. Vor vier Jahren war er dort mit seinen Eltern im Urlaub. Nichts als Ruhe, kaum Menschen, schöne Landschaft. Aber Inka wohnte in Windeck und Matti verbrachte zwei wunderbare Wochen in der Einöde. Und jetzt hofft er, Inka wiederzusehen. Aber es kommt anders. Matti trifft auf den alten Hadscha und, was als Flucht gedacht war, wird zu einer großartigen Woche mit neuen Freundschaften. Und am Ende weiß Matti, wie er frei sein kann.

 
Hallo, Herr Eisbär!

Maria Farrer

Hallo, Herr Eisbär!

Beltz & Gelberg

12,95 €

Arthur hat die Nase gestrichen voll, denn es gibt wieder Stress mit seinem kleinen Bruder Liam und seinen Eltern. Immer soll Arthur Rücksicht auf ihn nehmen und er fühlt sich unverstanden und unbeachtet von seinen Eltern. Gerade als er dabei ist, einfach für immer zu verschwinden, steht er da: Herr Eisbär, mit einem kleinen Koffer, mitten vor seiner Haustür und möchte bei ihm einziehen. Es ist wohl die Zeit gekommen, wo nur ein Eisbär helfen kann…
Dieses wunderbare Familienbuch über Geschwister und Familie zeigt, dass man auch mal anders an bestimmte Dinge herangehen muss. In manchen Fällen kann eben nur ein Eisbär helfen. Ein Buch zum Selber- und Vorlesen, mit zahlreichen lustigen Illustrationen und einer ebenso amüsanten, ausdrucksstarken Typografie. Ab einem Lesealter von 7 Jahren.

 
Wir, die wir jung sind

Preti Taneja

Wir, die wir jung sind

C.H. Beck

26,00 €, E-Book 19,99 €

Preti Taneja stammt aus einer indischen Familie und ist in Großbritannien aufgewachsen. Sie hat als Journalistin aus Krisengebieten berichtet. Jetzt veröffentlichte sie mit „Wir, die wir jung sind “ ihren ersten Roman. Er führt den Leser in das Indien von heute.
Der alte Devraj, früherer Maharadscha und Besitzer eines mächtigen Konzerns, will sich zurückziehen und muss sein Erbe verteilen. Die Machtübergabe ist schwierig. Devraj hat drei Töchter und die Söhne seines Beraters und Teilhabers Ranjit Singh sollen auch bedacht werden. Einer dieser Söhne ist Jivan, ein uneheliches Kind. Unbequem geworden, schickte Ranjit Mutter und Sohn in die USA. Jetzt ist Jivans Mutter gestorben und er kommt aus den Staaten zurück nach Indien. Er hofft hier neu anfangen zu können. Aber Jivans kann keine Forderungen stellen. Er wird zwar freundlich empfangen, ist aber immer auf das Wohlwollen seines Vaters und erst Recht auf Devraj angewiesen. Es entbrennt ein Machtkampf um die Nachfolge des großen Chefs, der zugleich ein Geschlechterkampf ist.
Tanejas Roman fasziniert – ein gewaltiges Familienepos, düster, sarkastisch, eine Geschichte von Macht und Verrat.

 
Der wilde Detektiv

Jonathan Lethem

Der wilde Detektiv

Tropen

22,00 €, E-Book 17,99 €

Lethems Romane sind kreative Reaktion auf spezifisches Zeitgeschehen, ohne Analyse oder Intervention sein zu wollen: Die Grabenkämpfe der US-Linken in »Der Garten der Dissidenten«, die brutale Gentrifizierung New Yorks in »Chronic City« oder eben jetzt in »Der wilde Detektiv« die USA seit Trump. Diese Topoi bilden den Kern, so scheint es, um den sich abenteuerlich skurrile, mitunter tragisch-komische Netze von Erzählungen, Biographien und Verweise entfalten. Als Schleier legt sich diese Vielstimmigkeit darum und eröffnet so eine Perspektive auf die Peripherie der Phänomene. Lenkt den Blick mit subtilen, zerstreuenden Kniffen ab und rückt damit das scheinbar Alltägliche in den Vordergrund. Doch ist dieses niemals unschuldig oder unabhängig von den globalen Narrativen zu betrachten oder zu lesen: Das Alltägliche, Kleine, Persönliche ist immer schon davon durchkreuzt. Aber auch umgekehrt, durchkreuzen die kleinen Erzählungen, die tatsächlichen Leben das Große und entfalten in ihrer Bündelung eine immense Potenz. Davon zeugt nicht zuletzt »Der wilde Detektiv«: Als AussteigerInnen-Roman und Roadnovel erzählt Lethem von der Reaktion dreier sehr unterschiedlicher Frauen auf das System USA, das in und mit Trump seine Vervollkommnung findet: Neo-Liberalismus, Sexismus, Gewalt und toxische Männlichkeit in all ihrer Verschränktheit und Dependenz. Verzweiflung und blinde Aktion (Phoebe), scheinbare Anpassung in Betäubung (Roslyn), Ausstieg und Verweigerung (Arabella) als modellhafte Fluchtwege, die bedingt durch Alter, Lebensumstand und den Grad an Assimilation möglich oder eben unmöglich scheinen. Dass der Weg und nicht das imaginierte Ziel Antworten bereithält, dass zu erwartende und unerwartete Begegnungen Lösungsansätze aufzeigen und, dass damit die Reise zum abmildernden Pharmazeutikum wird, ist dem Genre eigen. Damit bricht auch Lethem nicht, sondern schickt uns, die LeserInnen, als Phoebes, Roslyns und Araballas gleichsam mit Fragen auf den Weg in ‚unsere‘ Gegenwart.

 
Serotonin

Michel Houellebecq

Serotonin

Dumont Buchverlag

24,00 €, E-Book 19,99 €

So kann es nicht weiter gehen. Das denkt sich der 46-jährige Protagonist Florent-Claude, kündigt kurzerhand seinen Job, seine Wohnung und steigt aus seiner ohnehin desaströsen Beziehung, sowie seinem gegenwärtigen Leben aus. Es beginnt eine Reise durch Paris und die Normandie, zugleich in die eigene Vergangenheit, auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, wann ihm das Glück abhandenkam. Im wechselhaften Sprung zwischen den Zeiten begegnet der Leser Aymeric, dem Studienfreund Florent-Claudes, der sich als normannischer Landwirt dem Druck der wirtschaftlichen Globalisierung ausgesetzt sieht, und vor allem Claire und Camille, den beiden bedeutsamen Frauen im Leben Florent-Claudes. Warum sind diese Beziehungen gescheitert und was ist aus den beiden Frauen geworden? Die Suche nach dem Glück entpuppt sich ebenso als eine nach der Liebe. Liebe und Glück scheinen untrennbar aneinandergebunden. Doch wie leben, wenn die Liebe aus dem Leben verschwindet?
Ein Roman über die Liebe und das Fehlen dergleichen von Michel Houellebecq – gewohnt provokant, ungewohnt einfühlsam.

 
Drei Helden für Mathilda

Oliver Scherz

Drei Helden für Mathilda

Thienemann

14,00 €

Der kleine Plüschaffe Fitz Fusselkopp ist ganz verwundert, als er wie jeden Morgen seine Arme um Mathilda schlingen will, denn Mathilda ist nicht da. Ihre Schuhe stehen nicht mehr im Flur und der Schlafanzug liegt in die Ecke gefeuert da. Auf Reisen kann Mathilda aber nicht sein, da sie sonst ihren Süßigkeitenschatz mitgenommen hätte. Schnell sind sich Fitz und deine Kuschelfreunde Wim mit der Löwenmähne und Bummel-Bom der Bär einig: Mathilda wurde geraubt. Für die drei Plüschfreunde ist sofort klar, dass sie Mathilda retten müssen und schon seilen sie sich aus dem Kinderzimmerfenster ab und stürzen sich ins Großstadtgetümmel. Dabei erleben sie einen wilden Ritt auf einem Schappohrhund, eine unangenehme Fahrt im Müllauto und noch viel mehr aufregende Geschichten.

Ein mitreißendes Abenteuer, das durch zahlreiche Illustrationen wunderbar aufgelockert wird. Zum Vorlesen und ersten Selberlesen für alle kleinen und großen Kuscheltierfreunde ab 6 Jahren.

 
Die Zukunft der Schönheit

Friedrich Christian Delius

Die Zukunft der Schönheit

Rowohlt Verlag

16,00 €, E-Book 13,99 €

Der biografisch gefärbte Erzähler gerät 1966, nach der legendären Princeton-Tagung der Gruppe 47, in einen New Yorker Jazz-Club und wird dort mit dem Free-Jazz Albert Aylers konfrontiert. Chaotisch, entfesselt, progressiv – etwas vollkommen Neues und alles andere als leicht zugänglich. Auch wenn das, was die Musiker dort auf der Bühne treiben vorerst auf sein Unverständnis stößt, lässt der Erzähler sich an einem Tisch nieder und auf die Musik ein. Und wie diese sich freispielt von Regeln und Harmonien und doch immer wieder zu Melodien zurückfindet, schweifen die Gedanken des Erzählers in Zeit und Raum umher und landen zwischenzeitlich immer wieder am gegenwärtigen Ort. Die Musik löst Assoziationen zum Vietnam-Krieg, der Ermordung Kennedys, aber auch zur eigenen Vergangenheit, den Anfängen seines Schreibens, der Jugend in der hessischen Provinz und dem Vater aus.
Friedrich Christian Delius zieht den Leser in einen gedanklichen Assoziationsstrom hinein, der Biografisches mit Historischem verknüpft, und stets von dieser ungewöhnlichen Musik getrieben ist, die Altes aufnimmt und doch stets auf das Neue weist.

 
Die Terranauten

T.C. Boyle

Die Terranauten

dtv

TB 13,90 €, HC 26,00 €, E-Book 19,99 €

„Das kann einem Angst machen, oder? Alles, was ich schreibe, wird wahr. Wahrscheinlich sollte ich über den Weltfrieden und glückliche Romanautoren schreiben.“[T.C. Boyle, TAZ-Interview 2.12.18]

Etwas hinkend: Das Orwell-Huxley-Phänomen. Oder einfach: T.C. Boyle.
Und auch wenn diese Doppelpunktkonstruktionen weiterhin hinken – ist doch der Status von Propheten im 21. Jahrhundert prekär -, steht die Beklemmung nicht zuletzt bei der Lektüre von »Die Terranauten« (dtv, 2018) sicher.
Dabei wird diese nicht unbedingt durch die erzählte Geschichte oder die verwendete Sprache hervorgerufen, sondern vielmehr darüber, was zwischen den Zeilen dieser teils wirklich ermüdenden sechshundert Seiten steht, beziehungsweise mit aufgerufen wird: Crispr-Babys in China, Bruno Latours (extra-)terrestrische Bunker für Plutokraten, anthropozäne Verunsicherung. Die Erbärmlichkeit des Homo Sapiens.
In den Zeilen: Die Geschichte einer Welt in der Welt, einer künstlichen Ökosphäre irgendwo in den flachen USA, darin acht ProbantInnen, deren allzu menschliche Menschlichkeit erzählt wird. Geltungssucht, Neid, Narzissmus. Kurz, ein brodelnder Kessel unter Glas, in dem vielleicht Natur ihren Platz hat, der Mensch aber eigentlich nicht.

 
Schnee in Amsterdam

Bernard MacLaverty

Schnee in Amsterdam

C.H.Beck

22,00 €, E-Book 18,99 €

Stella und Gerry sind von Glasgow aus für ein verlängertes Wochenende in Amsterdam. Sie möchten ein bisschen Abwechslung in ihren Ruhestand bringen, die Stadt kennenlernen und etwas für ihre Ehe tun.
Beide sind sich auch nach so langer Zeit zugetan, verzeihen die kleinen Fehler des anderen. Aber Gerry hat mit seinem Leben weitgehend abgeschlossen und versucht mit Alkohol die Leere zu füllen. Stella dagegen will in Amsterdam endlich etwas ins Reine bringen, etwas das mit Belfast und ihrer gemeinsamen Vergangenheit zu tun hat.
So verfolgt sie einen ganz eigenen Plan und am Ende wird sich zeigen, wie tief die Gräben zwischen ihnen wirklich sind.
Bernard MacLaverty hat einen bewegenden Roman geschrieben, ausgezeichnet als Novel of the Year bei den Irish Book Awards 2017. Eine Verfilmung ist in Planung.

 
Das springende Haus

Marikka Pfeiffer

Das springende Haus – Bd. 1 Einmal Hollywood und zurück

rowohlt rotfuchs

14,99 €, E-Book 14,99

Nach ihrem Umzug langweilt sich Lonni sehr. Zwar ist das neue Haus und der Garten toll, aber sie vermisst ihre Freunde, die nun soweit weg sind. Doch auf einen Schlag ist es vorbei mit der Langeweile. Taucht da doch einfach auf dem Nachbarsgrundstück ein Haus aus dem Nichts auf. Es ist das Haus der Familie Wendelin, aber warum springt es? Lonni schließt schnell Freundschaft mit Nick, dem Sohn der Wendelins und darf auch mitspringen, solange sie das Geheimnis für sich behalten kann. So weit so gut, wenn es da nicht dieses Problem gäbe. Das Haus springt ohne Ankündigung wann und wohin es will. Und schon sind die beiden in Hollywood und werden auch noch erwischt. Ob die Beiden sich aus dieser Situation retten können? Und wie kann man das Haus wieder zur Ordnung rufen? Da können eigentlich nur Nicks Großeltern helfen, doch keiner weiß wo diese stecken, denn sie sind verschollen. Dafür finden die beiden einen geheimnisvollen Brief und noch ein Abenteuer beginnt.
Ein gelungener Serienauftakt, der ein abenteuerliches, spannendes und lustiges Lesevergnügen verspricht. Zum Vorlesen und ersten selber Lesen geeignet.

 
Mit der Faust in die Welt schlagen

Lukas Rietzschel

Mit der Faust in die Welt schlagen

Ullstein Verlag

20,00 €, E-Book 16,99 €

Der Debütroman von Lukas Rietzschel erzählt vom Leben im ostsächsischen Dorf Neschwitz in den Jahren zwischen 2000 und 2015. Dabei gibt er eine mögliche Antwort auf die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass die Auseinandersetzungen mit der Flüchtlingsthematik im sächsischen (oder allgemeiner: ostdeutschen) ländlichen Raum so problematisch geworden sind. Es ist natürlich keine allgemeingültige Antwort auf diese Problematik und auch keineswegs eine entschuldigende. Dennoch ist das Gesamtphänomen anhand dieser exemplarischen Beispiele erschreckend logisch dargestellt – sowohl im Heranwachsen der zentralen Figuren und den Geschichten der Nebencharaktere, als auch in den sozialen Auswirkungen des demografischen Wandels im ländlichen Raum.
„Mit der Faust in die Welt schlagen“ ist nicht nur ein literarisch besonders gelungenes Erstlingswerk, sondern obendrein auch ein politisch äußerst aktuelles.

 
Kriegslicht

Michael Ondaatje

Kriegslicht

Hanser Verlag

24,00 €, E-Book 17,99 €

„als schriebe ich bei Kerzenlicht“
Es ist fast schon eigentümlich inwieweit Michael Ondaatje auf seinen, nunmehr sechsundzwanzig Jahre zurückliegenden, »Englischen Patienten« reduziert wird. Nicht, dass dies keine gängige Praxis wäre; nicht, dass sich nicht allerhand Gründe dafür finden ließen. Ob und wie, gerecht oder ungerecht, soll hier nicht Gegenstand sein. Vielmehr ein Anstoß zu zweierlei: Die Ondaatje-Lücken zwischen 1992 und 2018 füllen und andererseits: Den »Englischen Patienten« wieder zur Hand nehmen und diesen mit, neben und gegen »Kriegslicht« lesen. Das Lückenlesen lohnt sich allemal, über eine aufgefrischte Erinnerung an die Struktur, die sich verstrickenden Narrative und mit-ziehenden Verschiebungen eine Annäherung an das akribische Wirr-Spiel »Kriegslicht« zu finden, – nachdrücklich! – ebenso.Denn ebenso wie der neue Roman in gewisser Weise als Fort-Schrift lesbar wird, ist er gleichsam Aufholen und durch Aufreißen von Leerstellen, ergänzend. Coming-of-age, Lebensrückblick, Jahrhundertpanorama, Familiengeschichte, die zugleich Weltgeschichte ist. Wir selbst als LeserInnen mittendrin, beobachtend beteiligt im synthetisierenden Prozess des Er-Schreibens. Bei Kerzenlicht.

 
Hemingway und ich

Paula McLain

Hemingway und ich

Kiepenheuer und Witsch Verlag

24,00 €, E-Book 16,99 €

Martha Gellhorn, Journalistin, ist 28 Jahre alt, als sie in einer Kneipe zufällig Ernest Hemingway begegnet. Er ist ihr großes Idol. Hoffnungslos verliebt sie sich in ihn und folgt ihm nach Spanien in den Bürgerkrieg. Beide berichten über diesen mörderischen Krieg und die Verbrechen an der Bevölkerung. Martha Gellhorn legt mit ihren Berichten den Grundstein für ihre Karriere als Kriegsberichtsreporterin.
Aber die Beziehung steht unter keinem guten Stern. Hemingway ist noch verheiratet und bald muss Martha sich entscheiden: Will sie die Frau an der Seite eines berühmten Mannes sein oder ihren eigenen Weg gehen?
Wie schon in ihren Romanen über Hemingways erste Frau Hadley und die Flugzeugpionierin Beryl Markham gelingt es Paula McLain meisterhaft ihre Figuren zum Leben zu erwecken.

 
Zimt und verwünscht

Dagmar Bach

Zimt und verwünscht

FISCHER Sauerländer Verlag

14,99 €, E-Book 12,99 €

Für alle Fans der zimtigen Trilogie von Dagmar Bach gibt es nun ein kleines aber feines Sequel.
Diesmal erwischt Vicky der Zimtschneckendurft, der einen Sprung in ein Paralleluniversum ankündigt, in einem richtig ungünstigen Moment: in der U-Bahn kurz vorm Aussteigen. Mist! So verliert sie plötzlich mitten in der Großstadt ihre Clique und das ohne Handy. Und dann landet in der bescheuertsten Parallelwelt und zwar mitten in einem Schwimmwettkampf, bei dem alle Erwartungen auf ihr liegen. Aber noch schlimmer ist die Tatsache, dass sie dort nichts mit ihrer besten Freundin Pauline und ihrem festen Freund Konstantin zu tun hat. Während sie in dem einen Universum versucht die Parallel-Vicky würdig zu vertreten, irrt sie allein und handylos durch die Stadt. Dabei macht sie eine überraschende Bekanntschaft mit Lina, an der irgendetwas seltsam ist. Was ist das nur, was an Lina so besonders ist?
Dagmar Bach hat uns hier noch einmal ein herrlich zimtiges, turbulentes Abenteuer geschaffen, welches einen immer wieder schmunzeln läßt. Und wer ihre Bücher gern verschlungen hat, darf gespannt sein, denn Lina ist die Hauptfigur ihrer neuen Trilogie, die im Sommer erscheinen wird.

 
Den Himmel stürmen

Paolo Giordano

Den Himmel stürmen

Rowohlt Verlag

22,00 €, E-Book 14,99 €

Schon von Kindstagen an verbringt die Ingenieurstochter Teresa aus Turin ihre Sommerferien in der Villa der Großmutter im süditalienischen Apulien. Eines Sommers lernt die damals Vierzehnjährige dort die drei Nachbarsjungen kennen, von denen sie einer besonders in den Bann zieht – der charismatische Bern. Wie dieser die nächsten 20 Jahre ihres Lebens prägen wird, davon erzählt Teresa rekapitulierend in „Den Himmel stürmen“.
Die beiden nähern sich einander an, verlieben sich und werden ein Paar. Sie schließen sich Ökoaktivisten an, wollen ein selbstbestimmtes Leben im Einklang mit der Natur führen und ziehen als Aussteiger zu einer Gemeinschaft auf einen Biobauernhof. Doch im Laufe der Zeit häufen sich dort die Probleme, die Freunde streiten sich und das Bauernhofprojekt scheitert. Mit der idyllischen Utopie gerät auch die Liebe zwischen Bern und Teresa ins Wanken.
Paolo Giordano erzählt in seinem neuen Roman eine Geschichte von Freundschaft und Liebe, von Idealen und großen Plänen, vom Finden und Verlieren.

 
Verzeichnis einiger Verluste

Judith Schalansky

Verzeichnis einiger Verluste

Suhrkamp Verlag

24,00 €, E-Book 20,99 €

Man sieht es dem wunderschön gesetzten und gebundenen Buch an, dass die Schriftstellerin Judith Schalansky auch Buchgestalterin ist. In „Verzeichnis einiger Verluste“ thematisiert Judith Schalansky vielstimmig die Frage nach unserem Umgang mit Vergängnis und Erinnerung.
In Form von Geschichten wird Vergangenes zugänglich und mit ihrem Gespür für Eigenartiges und Abseitiges lässt Judith Schalansky Abwesendes auf beindruckende Weise präsent werden. Durch ihre akribischen Recherchen und schwungvolle Fantasie werden die Ruinen, die sie durchstreift, zu utopischen Orten – Verlustanzeigen aufgehoben in Literatur. In ihrer Vorbemerkung listet sie auf, was unter anderem während des Schreibens des Buches verloren ging: eine verglühende Raumsonde, ein Teil der Chinesischen Mauer fiel Erosion und Vandalismus zum Opfer, aussterbende Tierarten, in Syrien wurden 2000 Jahre alte Tempel gesprengt. Denn nicht nur im Privaten kann plötzliche Leere eintreten sondern auch beim Blick auf vergangene Epochen, auf untergegangene Kulturen und zerstörte Zeugnisse der Menschheitsgeschichte.
In zwölf Erzählungen geht es um so unterschiedliche Personen wie die griechische Dichterin Sappho, den französischen Maler Hubert Robert, den Schweizer Gelehrten Armand Schulthess oder den persischen Religionsgründer Mani. Schalansky beschäftigt sich mit Vergessenem oder Verschollenem und fügt dies neu zu einer Betrachtung der Gegenwart zusammen. Vergangenheit und Zukunft sind zwar fragil aber auch dynamisch und offen. In jeder Erzählung wird mehr gewonnen als verloren. „Verzeichnis einiger Verluste“ ist kein melancholischer Abgesang sondern handelt ebenso vom Finden – etwa Zeichnungen Piranesis oder ein Album von John Coltrane. Auslöser von Natur- und Kulturlandschaftsbeschreibung Judith Schalanskys, geprägt von höchster Konzentration, Präzision und Poesie.

 
Moonglow

Michael Chabon

Moonglow

Kiepenheuer & Witsch Verlag

24,00 €, E-Book 19,99 €

In gewisser weise liest sich Michael Chabons 2018 auf Deutsch erschienener Roman »Moonglow« als Weiterführung der Zick-Zackreise durch das Zwanzigste Jahrhundert, die spätestens mit »Die unglaublichen Abenteuer des Kavalier und Clay« Fahrt aufnahm. Weltgeschehen ist an eigentümliche, fast überbordende Biographien gebunden und fungiert als Movens und Folie des Lebensgeschehens der ProtagonistInnen. Wo bei der Geschichte um die zwei Cousins, die ihren American Dream in der Welt der Comics lebbar fanden, bereits im Titel auf das hingewiesen wird, was die LeserIn erwartet, verrät »Moonglow« als Titel eher wenig. Verweist er mehr und verschiebt Antworten wie Ansätze auf später.
Ob autobiographisch oder nicht: Während die Berliner Mauer unter Zurufen und Gejohle mit Hämmern angegangen wird, sitzt ein Schriftsteller am Sterbebett seines Großvaters und folgt, innerlich mit-schreibend, protokollierend, dessen unglaublichen Abenteuern, die nichts weniger als seine Lebensgeschichte sind. Diachron und sprunghaft, geographisch äußerst mobil entfaltet sich auf den knapp 500 Seiten, gebunden an die Nacherzählung des alten Mannes, ein Abriss des Jahrhunderts: Holocaust und Diaspora, Mondlandung und Nazijagd, Wirtschaftskrise und American Dream, Mord und Totschlag. Dazwischen unkonventionelle Nonnen und Rabbis, Judith Resnik und Wernher von Braun, Neil Armstrong und Urgroßväter, Enkel sowie die ganze Familienbande. Auf- und abtauchend in den historischen Wucherungen, die sich in den driftenden Narrativen spiegeln.
Sicherlich auch Dank der Dialoglastigkeit und vor allem Chabons pragmatisch-emphatischem Katastrophenhumor wiegt »Moonglow« nicht schwer wie historischer oder biographischer Stoff, sondern lässt die Figuren vor bekannten und weniger bekannten Kulissen heraustreten, um diese ins Jetzt, das 21.Jahrhundert, zu katapultieren. Kleinen Zeitkapseln gleich, die mehr über uns und unsere (Ur-)Großeltern zu erzählen wissen, als man es vielleicht auf den ersten Blick vermuten würde.
 
Als Männer noch nicht in Betten starben: Deutsche Heldensagen

Stefan Schwarz

Als Männer noch in Betten starben: Deutsche Heldensagen

Rowohlt Verlag

20,00 €, E-Book 16,99 €

Wir kennen sie alle, die Helden der antiken Mythologie. Oft bearbeitet, neu geschrieben, für Kinder und Erwachsene. Aber wie ist es mit der Kenntnis der deutschen Heldensagen? Kriemhild, Siegfried, der böse Hagen und weiter?
Stefan Schwarz versucht diese Bildungslücken zu stopfen. Und er tut es in gewohnter Weise: mit Spaß, Fabulierlust und viel Ironie. Denn eigentlich waren die großen Helden auch nur Menschen wie Sie und ich. Es geht um Geld und Macht. Zickenkriege werden geführt und wirkliche Kriege. Man spannt sich die Partner aus, lügt und betrügt. Keine dieser moralischen Ungeheuerlichkeiten lässt Stefan Schwarz aus. Die strahlenden Recken und huldvollen Damen werden zu geldgierigen Säcken und nervigen Bitches. Peinliche Details, wie etwaige homoerotische Neigungen Hagens, werden nicht umschifft, sondern genüsslich vor dem Leser ausgebreitet.
 
Reclams Hausbuch zur Weihnachtszeit

Reclams Hausbuch zur Weihnachtszeit

ReclamVerlag

28,00 €

Kein anderer Feiertag ist so geprägt von Traditionen und Nostalgie. Gemeinsam werden kleine liebgewonnene Rituale zelebriert, es wird gesungen, man geniesst allerlei Schlemmereien und erinnert sich an Gedichte und Geschichten, die einen schon seit der Kindheit begleiten.
In diesem Hausbuch findet sich alles, was es für ein gelungenes Weihnachtsfest benötigt. Das weihnachtsevangelium, die schönsten Weihnachtsgeschichten und -gedichte, die beliebtesten Weihnachtslieder mit Noten und auch allerlei Plätzchenrezepte und vieles mehr.

 
Annabelle und die unglaubliche Reise nach Unter-London

Karen Foxlee

Annabelle und die unglaubliche Reise nach Unter-London

Beltz & Gelberg Verlag

14,95 €, Ebook 13,99€

Annabelle liebt es Schlittschuh auf der zugefrorenen Themse zu fahren und zusammen mit ihren Freundinnen aus zierlichen Tassen Tee zu trinken. Und sie will auf keinen Fall etwas mit Magie zu tun haben. Aber ganz plötzlich ändert sich ihr Leben, als sie im Zauberladen ihrer schrulligen Tanten helfen soll. Die beiden sind überzeugt, dass sie übersinnliche Fähigkeiten hat und sie die Auserwählte ist, die die Welt vor dem bösen Magier Mr. Angel retten kann. Also schicken sie sie kurzerhand auf einem Besen in die Unterwelt Londons. Nur ein Straßenmädchen wird ihr zur Unterstützung an die Seite gestellt.
Wird sich Annabelle ihren tiefsten Ängsten stellen? Und kann sie den ewigbesten Zauberstab noch rechtzeitig finden?
Ein magisches Abenteuer für Leser ab 10 Jahren.

 
Piccola Sicilia

Daniel Speck

Piccola Sicilia

Fischer Verlag

16,99 €, E-Book 12,99 €

Piccola Sicilia ist das sizilianische Viertel in Tunis. Neben Menschen mit italienischen Wurzeln leben hier Araber, Juden und Franzosen miteinander und die Religion spielt bis in die vierziger Jahre hinein keine große Rolle. Die Feiertage werden gemeinsam begangen, Hochzeiten zusammen gefeiert, Nachbarschaftshilfe groß geschrieben. Aber der 2. Weltkrieg bringt mehr als nur Unfrieden. Mit dem Einmarsch der Deutschen hoffen die Araber von der französischen Fremdherrschaft befreit zu werden. Der Bey von Tunis kann die jüdische Bevölkerung nicht mehr schützen.
Daniel Speck erzählt in seinem neuen Roman die Geschichte der Familie Sarfati. Albert, das Familienoberhaupt, ist Arzt und Weltbürger. Selbst Jude zählt für ihn nur: was Menschen tun. Sein Sohn Victor und seine Adoptivtochter Yasmina geraten in Lebensgefahr, als die Deutschen kommen. Doch es ist ein „boches“ , der ihr Leben rettet. Aber dieser Mann, Fotoreporter und Angehöriger der Wehrmacht, hat in Deutschland eine Verlobte, die seine Rückkehr sehnsüchtig erwartet. Ihre Enkeltochter Nina versucht das Leben ihres verschollenen Großvaters zu ergründen und erfährt Unglaubliches über ihre Familie und die der Sarfatis.

 
Irgendwo in diesem Dunkel

Natascha Wodin

Irgendwo in diesem Dunkel

Rowohlt Verlag

20,00 €, E-Book 14,99 €

Für die dokumentarische Suche nach den Spuren ihrer Mutter erhielt Natascha Wodin den Preis der Leipziger Buchmesse. In ihrem aktuellen Roman “Irgendwo in diesem Dunkel“ wendet sie sich nun dem Leben ihres Vaters zu. Dieser starb, fast 90-jährig, nach langer Krankheit in einem Pflegeheim. Mit einer Mischung aus Abscheu und Anteilname hat Natascha Wodin ihn während der letzten Jahre begleitet und schildert sein Siechtum in starken Bildern und einer klaren Sprache.
Was sie über das väterliche Leben weiß, ist äußerst lückenhaft: 1900 an der Wolga geboren und mit 13 Jahren Vollwaise geworden, verließ der Vater irgendwann die Sowjetunion und ging in die Ukraine. Dort heiratete er eine 20 Jahre jüngere Frau – Wodins Mutter. Wodin findet erst nach dem Tod des Vaters heraus, dass er in Russland eine jüdische Ehefrau und zwei Kinder zurückließ. Ab 1943 dann die Qual der Zwangsarbeit in einem Leipziger Rüstungsbetrieb, ehe er befreit und in einem Lager für “Displaced Persons“ interniert wurde. Wodin kannte und hasste diesen Mann als schweigenden, gewalttätigen Trinker und Tyrannen, der Frau und Töchter misshandelte und in Deutschland während 50 Jahren weder die Sprache erlernte noch anderweitig Fuß fasste.
Da sie so wenig über das Leben des Vaters weiß, verlegt sich Natascha Wodin auf die Beschreibung ihrer eigenen erschütternden Kindheit und Jugend. Das Schweigen und die innere Emigration des Vaters prägte sie und führt zu ihrem Bedürfnis, sich die Welt schreibend zu erschließen. Sie sieht sich ohne Geschichte, ohne festen Ort in der Welt, überall fremd und nirgends zugehörig.
Zwar ist auch dieses Buch Natascha Wodins, wie ihr gesamtes literarisches Werk, stark autobiografisch grundiert. Aber es kreist nicht nur um die Suche nach der einer eigenen Identität, die vielfältigen Formen des Schweigens und das Versagen innerhalb der Familie – es ist darüber hinaus eine schonungslose Darstellung der unheilvollen Seiten des 20. Jahrhunderts und ihrer Folgen.

 
Die Känguru-Apokryphen

Marc-Uwe Kling

Die Känguru-Apokryphen

Ullstein Verlag

9,00 €, E-Book 7,99 €

Eigentlich galten die Känguru-Chroniken nach dem dritten Band als vollendet. Glücklicherweise ist dem nun doch nicht so. In biblischer Anlehnung hat Marc-Uwe Kling mit den Känguru-Apokryphen nun einen vierten Band herausgebracht, in dem Texte versammelt sind, die es nicht in der Trilogie zu lesen gab. Dies sind zum einen Texte, die bisher nur auf der Bühne zu erleben waren, zum anderen über 30 nagelneue Geschichten, die sich zeitlich über den gesamten narrativen Zeitraum der bisherigen Geschichten verteilen.
In gewohnt gewitzter, geistreicher und sprachverspielter Art weiß auch dieser Band wieder alle Freunde des Kängurus zu begeistern. Von Benjamin Blümchen bis Walter Benjamin werden alle Bereiche des Lebens abgetastet, hinterfragt oder auf den Kopf gestellt. Eine gewisse Vorkenntnis des über die Bände angewachsenen skurrilen Personals steigert natürlich die Lesefreude an den neuen Geschichten, ist jedoch keine Voraussetzung für die Apokryphen. Fest steht: Wer bei diesen Geschichten nicht wenigstens innerlich schmunzeln muss, dem ist nicht mehr zu helfen.

 
Dear Martin

Nic Stone

Dear Martin

Rowolth rotfuchs

17,99 €, E-Book 12,99 €

Justyce McAllister ist einer der Jahrgangsbesten, Captain des Debattierclubs, hat eine Freundin und hat seinen Studienplatz in Yale schon sicher. Aber all das spielt keine Rolle. Obwohl er nur helfen wollte, ist er es, der von der Polizei die Handschellen angelegt bekommt, denn er ist schwarz.
Der Rassismus ist allgegenwärtig und schon fast zur Normalität geworden. Justyce versucht seinem Vorbild Martin Luther King Jr. folgend dem Rassismus etwas entgegenzusetzen. Und wieder geschieht ein Unglück und Martin Luther King Jr. scheint ihm auch keinen weiteren Rat mehr geben zu können.
Dieses Buch ist ergreifend und erschütternd zu gleich. Gesellschaftskritisch befasst es sich mit Diskriminierung, Rassismus und auch mit der Ohnmacht und Hoffnung, die einen begleiten, wenn man versucht etwas verändern zu wollen. Ein Buch das gelesen werden sollte, für Leser ab 14 Jahren.

 
Mia hat Fußhusten

Stephanie Schneider

Mia hat Fußhusten

FISCHER Sauerländer

14,99 €

Mia geht in den Kindergarten und freut sich sehr auf den heutigen Tag, denn ihre Gruppe bekommt Zuwachs. Das Mädchen mit dem lustigen Namen soll unbedingt ihre Freundin werden. Doch leider kommt ihr immer Anna dazwischen. So ein Mist. Lustlos macht sie sich nach diesem blöden Kindergartentag auf den Heimweg und nun tun ihr auch noch die Füße weh, obwohl sie ihre froschgrünen Lieblingsschuhe anhat. Was ist das nur für eine komische Krankheit. Zu Hause angekommen, versorgt sie ihre armen kranken Füße und versteckt sich unter ihrer Kuscheldecke. Und dann klingelt es plötzlich an der Tür und die mysteriöse Fußkrankheit klärt sich auf.
Eine wundervoll humorvolle Geschichte über Eifersucht und Freundschaft, in der sich viele Kindergartenkinder wiederfinden werden. Ab 4 Jahre.

 
Die Schachspieler

Denis Pfabe

Der Tag endet mit dem Licht

Rowohlt

20,00 €, E-Book 16,99 €

Der berühmte Performance-Künstler Adrian Ballon plant eine Reise quer durch Amerika, um für sein neues Projekt Fensterfronten aus Wohnhäusern zu sägen. Als Assistentin hat er die noch unbekannte Textilkünstlerin Frida Beier auserkoren. Dass dieser Roadtrip mit dem Selbstmord Adrian Ballons enden wird, wird bereits nach wenigen Seiten verraten. Doch warum dies geschah und wie es dazu kam, ist nicht das einzige Rätselhafte an diesem Roman. Einiges gerät aus dem Ruder und Frida, aus deren Perspektive die Geschichte rückblickend erzählt wird, beginnt sich zu fragen, ob hinter dieser chaotischen und ausufernden Reise nicht doch ein planvollerer und ein tiefgründiger Sinn steckt. Jetzt, viele Jahre später, als Frida das Tagebuch Ballons liest, wird ihr so einiges klar.
Denis Pfabe ist mit „Der Tag endet mit dem Licht“ ein grandioses Debut gelungen, das förmlich danach schreit von den Coen-Brüdern verfilmt zu werden. Eigenartige und rätselhafte Charaktere, absurde Situationen, eine pointierte Sprache in Verbindung mit einer puzzlestückartigen, sprunghaften Erzählstruktur und einem Spiel mit der Fiktion zeichnen dieses Erstlingswerk aus. Ein neuer Autor in der deutschsprachigen Literaturlandschaft, den man definitiv im Auge behalten sollte.

 
Die Schachspieler

Ariel Magnus

Die Schachspieler von Buenos Aires

Kiepenheuer & Witsch

22,00 €, E-Book 18,99 €

Während Europa vor dem Zweiten Weltkrieg steht, wird in Buenos Aires die Schacholympiade ausgetragen. Aber Ariel Magnus‘ neuer Roman ist weder ausuferndes Essay für Eingeweihte noch klischeehafte Analogie zwischen Schach und Krieg. „Die Schachspieler von Buenos Aires“ verbindet historische Ereignisse und biografische Elemente zu einem facettenreichen Roman und spielt kunstvoll mit der Verknüpfung von Fiktion und Realität. Ausgangspunkt sind die Tagebücher des Großvaters des Autors, der als Jude vor den Nationalsozialisten nach Buenos Aires fliehen musste. Heinz Magnus erzählt seinem Enkel zudem in fiktiven Gesprächen von seiner Liebe zu Sonja Graf. Diese war eine der besten Spielerinnen ihrer Zeit, die allerdings nicht für Deutschland antrat, sondern in der Kategorie „libre“, und die anschließend in Südamerika blieb. Den schachinteressierten Großvater zieht es ins „Teatro Politeama“, um dort die Partien zu beobachten. Er begegnet realen Schachlegenden wie Aljechin, Capablanca, Tartakower – und Mirko Czentovic, dem Weltmeister aus der „Schachnovelle“. Aber nicht nur auf den vom Großvater verehrten Stefan Zweig wird verwiesen. Italo Calvinos verwirrendes Changieren zwischen Erfindung und Wirklichkeit schimmert durch und wenn Magnus seitenlang über Varianten und Möglichkeiten nachsinnt, erinnert das an Robert Musil. Aber vor allem Magnus‘ Landsmann Jorge Luis Borges steht Pate. Trotz der komplexen Struktur des Romans und der Vielzahl an Verweisen und Erzählsträngen bleibt „Die Schachspieler von Buenos Aires“ stets ein geistreiches, unangestrengtes Lesevergnügen. Ariel Magnus hält mir präzisem Stil und atmosphärischer Dichte die auseinanderdriftenden Ebenen zusammen. Mit leichtem Ton schreibt er über schwere Themen wie Flucht und Freiheit, Entwurzelung und Neuanfang.

 
Neujahr

Juli Zeh

Neujahr

Luchterhand

20,00 €, E-Book 15,99 €

Bei diesem Roman ist es gar nicht so leicht, die Qualitäten herauszustellen, ohne dabei schon zu viel zu verraten. Wenn Sie so oder so planen, das neue Buch von Juli Zeh zu lesen, würde ich tendenziell sogar empfehlen hier nicht weiterzulesen. Denn keiner mag Spoiler.
Als Leser begleitet man Henning – mitten im Leben, Ehefrau, zwei Kinder, guter Job – wie er sich auf einem geliehenen Fahrrad eine steile Rampe hochquält. Er ist lange nicht gefahren, und das geliehene Fahrrad und die Tatsache, dass gestern Silvester war, helfen auch nicht unbedingt. Aber hier auf Lanzarote, am ersten Ersten, hat Henning den Willen durchzuhalten. Während er sich auf seine Atmung und auf den richtigen Rhythmus konzentriert, schweifen seine Gedanken immer wieder ab in die Vergangenheit. Der gestrige Abend, die bereits vergangenen Urlaubstage, die letzten Wochen, Monate, Jahre, der Streit, der Stress, die Panikattacken.
Als er oben ankommt, ist ziemlich genau die Hälfte des Buches vorbei…

 
Snuffi Hartenstein

Paul Maar

Snuffi Hartenstein und sein ziemlich dicker Freund

Oetinger

10,00 €, E-Book 7,99 €

Snuffi Hartenstein, eine kleine Promenadenmischung, steht im Nirgendwo. Sein Herrchen Nico braucht ihn nicht mehr. Sie waren unzertrennliche Freunde, Snuffi ging sogar mit zur Schule. Im Nirgendwo trifft der Hund auf den Mops Mucki. Ihn hat das gleiche Schicksal ereilt, denn Ole, Muckis Besitzer, und Nico sind Freunde geworden. Da lassen die beiden ihrer Phantasie freien Lauf und kreieren ihre eigene Welt. Da gibt es bunte Wiesen, große Bäume (Hunde brauchen Bäume) und eine gemütliche Behausung.
Paul Maar hat eine sehr lustige Vorlesegeschichte über unsichtbare Hunde, wirkliche Freunde und die Kraft der Vorstellung geschrieben. Die wunderschönen Illustrationen stammen von Sabine Büchner.

 
Klingeling

Günther Jakobs

Klingeling

Carlsen

13,00 €

Emil und Henry möchten einen Ausflug machen. Emil steigt ganz selbstverständlich in das Auto. Doch Henry denkt an eine Fahrradtour. Da setzt sich Emil kurzerhand in den Fahrradanhänger. Er kann nämlich nicht Radfahren. Aber jetzt muss er es lernen! Und Schritt für Schritt mit „Buuh“ und „Bäääh“ gelingt ihm das. Und dann fährt Emil Henry davon.
Ein witziges Bilderbuch für Kinder ab 2 Jahren. Und die Klingel gibt es mit dazu.

 
Die Hochhausspringerin

Julia von Lucadou

Die Hochhausspringerin

Hanser Berlin Verlag

19,00 €, E-Book 14,99 €

Man muss es sich als hochgradig elegante Angelegenheit vorstellen: Das Hochhausspringen. Bereits in früher Kindheit beginnen die Mädchen dafür zu trainieren und einige schaffen es, ihre von Pirouetten und Drehungen begleiteten Flugphasen so zu perfektionieren, dass sie zu gefeierten Stars werden. Riva ist ein solcher Star, sie hat es geschafft, sie lebt in luxuriösen Verhältnissen im Zentrum der Stadt und verfügt über mehr Credit als sie brauchen kann. Die weniger Glücklichen – oder weniger Perfekten – leben nicht ganz so luxuriös und etwas weniger zentral. Und wer es nicht schafft, wer keinen gut dotierten Job bekommt, der bleibt in der Peripherie, außerhalb der Stadt.
Hitomi hat es ebenfalls geschafft, denn sie hat ihr Psychologie-Studium erfolgreich abgeschlossen und arbeitet für den Dienstleister PsySolutions. Von ihrem Verdienst kann sie sich auch schon eine recht zentral gelegene Wohnung leisten, in der sie sogar teilweise von echtem Tageslicht profitieren kann.
Als Riva eines Tages plötzlich nicht mehr springen will, sich in ihrer Wohnung verschanzt und sich jeglicher Kommunikation verweigert, kommt Hitomi ins Spiel: sie soll Riva dazu bringen, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Also beginnt sie, Riva nahezu 24 Stunden am Tag zu tracken, sie über die Kameras in ihrer Wohnung zu beobachten. Sie nimmt Kontakt zu Rivas Partner auf, gibt ihm Tipps, wie er sich ihr nähern soll. Doch irgendwas scheint grundlegend zerbrochen zu sein in Riva und die Auftraggeber und Sponsoren sitzen PsySolutions im Nacken, setzen Hitomi massiv unter Erfolgsdruck…
Man muss es sich als hochgradig elegante Angelegenheit vorstellen: in Zeiten, in denen einem jeder zweite Zukunftsforscher halb plausible dystopische Szenarien in die Ohren raunt, in denen es auch an literarischen Dystopien nicht mangelt, einen so gelungenen Roman zu schreiben, der unserer Gesellschaft den Spiegel vorhält.

 
Verwirrnis

Christoph Hein

Verwirrnis

Suhrkamp Verlag

22,00 €, E-Book 18,99 €

Auch in seinem neuen Roman wird Christoph Hein seinem Ruf als Chronist der ostdeutschen Geschichte gerecht. „Verwirrnis“ fasst einen Großteil der Geschichte des 20. Jahrhunderts – konzentriert sich dabei aber auf wenige persönliche Schicksale. Vor allem den Lebensweg von Friedeward Ringeling verfolgt er von dessen Schulzeit nach dem Krieg bis zum Tod im Jahr 1993. Ringeling wird als älterer Herr eingeführt, der großen Wert auf Etikette und Stil legt und der Autor macht sehr deutlich, dass diesem unzeitgemäßen Mann seine Sympathie gehört. Er wächst im katholisch geprägten Eichsfelder Land unter einem brutalen Vater auf, Freiheitsräume erobert er sich erst in der Freundschaft mit Wolfgang. Gemeinsam unternehmen sie eine Radtour an die Ostsee und lernen sich lieben. Hein erzählt die großen Gefühle in aller Nüchternheit, mit einfachen und klaren Sätzen und tritt als Erzähler völlig hinter den Stoff zurück. Gerade damit nimmt er für die Schicksale der Protagonisten ein. Ebenso unaufdringlich aber immer präsent sind die Ereignisse der Zeitgeschichte in die persönlichen Lebensläufe eingeflochten – der 17. Juni, der Mauerbau, die verschiedenen Phasen von Liberalisierung und Repression in der DDR, Mauerfall, Wende und Abwicklung nach der deutschen Einheit. Christoph Hein erzählt davon, wie sich Menschen gegen Ideologien auflehnen und wie diese trotzdem unheilvoll in ihnen fortleben, nachdem sie längst überwunden scheinen – „Verwirrnis“ ist weit mehr als ein Roman über damals verbotene homoerotische Beziehungen sondern eine Lebensgeschichte, die vom Streben nach Aufrichtigkeit, Selbstbestimmung und Menschlichkeit handelt.

 
Ein unvergänglicher Sommer

Isabel Allende

Ein unvergänglicher Sommer

Suhrkamp Verlag

24,00 €, E-Book 20,99 €

Mit dem Sommer hat der Beginn dieser Geschichte so gar nichts zu tun. Im Dezember 2015 tobt ein Schneesturm über Brooklyn hinweg. Richard, der eigenbrötlerische Professor, muss hinaus in die Kälte und es passiert ein eher belangloser Auffahrunfall. Aber dann steht Evelyn vor seiner Tür, völlig aufgelöst und hilflos. Im Kofferraum ihres Wagens liegt eine Leiche. Zur Polizei gehen kann sie nicht. Sie ist illegal in den USA. Der Professor bittet Lucia, seine chilenische Untermieterin, um Hilfe. Und die couragierte Frau entwickelt einen Plan. Zuerst muss der Tote verschwinden. So schweißt das nächtliche Ereignis die Drei zusammen.
Isabel Allende hat die Leser eine Weile auf einen neuen Roman warten lassen. Aber das Warten hat sich gelohnt.

 
Königskinder

Alex Capus

Königskinder

Hanser Verlag

21,00 €, E-Book 15,99 €

Ein junges Paar bleibt abends auf einem Schweizer Gebirgspass mit ihrem Wagen stecken und ist gezwungen die Nacht dort zu verbringen. Um sich die Zeit zu vertreiben, erzählt Max Tina eine Geschichte, die in ebenjenen Bergen ihren Anfang nahm. Im späten 18. Jahrhundert lebte dort in einer Melkhütte der Hirtenjunge Jakob. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich durch das Hüten der Kühe eines Bauern aus dem Tal. Bereits beim ersten Zusammentreffen verlieben sich die Bauerntochter Marie-Francoise und Jakob ineinander. Da der Bauer dieser Liebe jedoch äußerst missgünstig gegenübersteht, scheitern die Annäherungsversuche der beiden jungen Menschen. Jakob verpflichtet sich der französischen Armee und kehrt mit seinem ersparten Sold einige Jahre später zurück. Die beidseitige Zuneigung ist ungebrochen und so beschließen Jakob und Marie gemeinsam in der Melkhütte zu leben, ob ihr Vater es billigt oder nicht. Eine schicksalhafte Wendung lässt dieses neue Beisammensein jedoch auch nicht von Dauer sein. Zur gleichen Zeit hat sich nämlich Elisabeth, die Schwester des französischen Königs, auf einem Landgut bei Versailles einen Bauernhof errichtet, wo es ein Problem mit den extra aus der Schweiz angeschafften Milchkühen gibt. So lässt der König, der durch seine militärischen Verbindungen von den diesbezüglichen Fähigkeiten Jakobs hörte, nach diesem schicken. Die Wege der beiden Liebenden trennen sich erneut – Jakob macht sich auf den Weg nach Versailles und Marie kehrt zu ihrem Vater zurück.
An dieser Stelle ist die Nacht und somit auch die Geschichte jedoch erst halb vorüber. Und die Liebesgeschichte kann ja auch nicht so enden. Wem das alles zu klischeehaft und kitschig klingen mag, der sei beruhigt. Eine kritische Stimme ist in Form von Tina, die die Erzählung von Max immer wieder kommentierend unterbricht, von Capus in die Erzählstruktur eingearbeitet. Es ist auch erstaunlich, wie wenig Worte Capus benötigt, um die Atmosphären verschiedener Lebenswelten empfindsam zu machen und nebenbei historische Ereignisse wie den Vulkanausbruch auf Island 1973/74, der weltweite klimatische Auswirkungen hatte, die Anfänge der Luftfahrt und die Französische Revolution in seine Geschichte einzuarbeiten.

 
Kaff

Jan Böttcher

Das Kaff

Aufbau

20,00 €, E-Book 16,99 €

Als Michael für einen Bauauftrag aus Berlin in die Provinz zurückkehrt, ahnt er noch nicht, wie schnell ihn seine alte Heimatstadt wieder vereinnahmen wird. Bereits beim Derby auf dem Fußballplatz, der in seiner Jugend eine bedeutende Stellung einnahm, trifft er einige alte Bekannte wieder. Diese Zusammentreffen sind zwar freundlich, mitunter sogar herzlich, verweisen jedoch immer sogleich auf ein „unerhörtes Ereignis“, das sich in der Vergangenheit zugetragen hat. Auch die erneute Nähe zu seinem Bruder und seiner Schwester gestalten sich anfangs schwierig. Alles scheint mit seinem damaligen plötzlichen Verschwinden aus der Provinz als Jugendlicher zusammenzuhängen. Was genau damals geschehen ist und wie es zum Bruch in der Familie kam, arbeitet der Protagonist im Fortgang der Geschichte auf. Es ist ein permanentes Wechselspiel aus Anziehung und Abstoßung, das „das Kaff“ dabei auf Michael ausübt. Welche der beiden Kräfte letztlich obsiegen wird, kann jeder selbst in diesem Provinzroman nachlesen.
„Das Kaff“ ist ein leicht zu lesender Roman, in dem es Jan Böttcher gelingt, das Kleinstadtleben authentisch mit all seinen Eigenheiten nachzuzeichnen, ohne dabei dem Kitsch zu verfallen.

 
Fisch

Volker Kutscher

Der nasse Fisch. Gereon Raths erster Fall

Kiepenheuer & Witsch

12,00 €, E-Book 9,99 €

1929 Berlin – eine Stadt voller Gegensätze: Glanz und Glamour, Kokain und Nachtclubs aber auch politische Straßenschlachten, Armut und Elend. Kriminalkommissar Gereon Rath ist neu hier, versetzt von Köln zur Berliner Sittenpolizei. Die Arbeit dort langweilt ihn. Die Vertreiber schmutziger, pornografischer Bildchen zu finden, reicht dem ehrgeizigen, jungen Kommissar nicht. Da bietet der Fund einer nicht identifizierten, grausam zugerichteten Leiche Abwechslung. Rath mischt sich in die Ermittlungen der Mordkommission. Und er ist seinen Kollegen immer einen Schritt voraus. Aber er kann nicht ahnen, dass er in ein Wespennest gestochen hat.
Mit diesem Großstadtroman beginnt Volker Kutschers Reihe um Gereon Rath. Der sechste Band ist im Frühjahr im Taschenbuch erschienen. Der Autor versetzt den Leser in die 20er- und 30er-Jahre, mitten in die gewaltigen politischen und gesellschaftlichen Umbrüche. Erste Anzeichen des Nationalsozialismus, der Drang nach Freiheit und die Sehnsucht nach einem Leben ohne Krieg – Gereon Rath ist ganz nah dran. Spannender kann Geschichte nicht erzählt werden. Nicht umsonst nahm Tom Tykwer den Roman als Vorlage für seine mit Spannung erwartete Serie „Babylon Berlin“, die im September in der ARD läuft.

 
Sticky

Joe Hagan

Sticky Fingers

Rowohlt Verlag

28,00 €, E-Book 24,99 €

Jann Wenner hat in den Sechzigern als einer der Ersten erkannt, dass die wachsende Gegenkultur der USA ernst genommen werden musste. Er war ein Pionier und der im November 1967 gegründete Rolling Stone hat den Journalismus inspiriert. Schnell etablierte er sich mit elegant und unterhaltsam geschriebenen Reportagen und Kritiken als Magazin für Hörer, Musiker und nicht zuletzt die Musikindustrie. Aber der Rolling Stone wollte von Anfang an nicht nur von Musik handeln sondern von den „Haltungen und Themen, die sich in der Musik ausdrücken“ – Wenner wollte auf die amerikanische Gesellschaft einwirken. Wenner hatte einen ausgeprägten Instinkt für die richtigen Themen und Leute, er hat die junge Fotografin Annie Leibovitz weltberühmt gemacht und Autoren wie Hunter S. Thompson oder Tom Wolfe ausführlich Raum gegeben. Das Verdienst von Joe Hagan, eigentlich politischer Redakteur des New Yorker, liegt darin, dass er nicht nur ein vielschichtiges Porträt seiner enorm widersprüchlichen Hauptfigur sondern der amerikanischen Kulturindustrie geschrieben hat. Hagan beschreibt die Distanzlosigkeit als Kehrseite von Wenners Enthusiasmus, wie sich Interessen des Herausgebers mit denen der Künstler vermischten und die journalistische Integrität des Magazins unter der Erfolgssucht litt. Und wer sich dafür interessiert, wie sich eine Jugendkultur im Kapitalismus auflöst, kann das entlang Hagans Geschichte des Rolling Stone sehr genau nachlesen. Ihm gelingt ein facettenreiches Bild: Detailreich, anschaulich, unterhaltsam. Die versierte Mischung von Stories und Anekdoten mit Analysen vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund macht Sticky Fingers nicht nur zur kritischen sondern auch sehr vergnüglichen Lektüre.

 
Miakro

Georg Klein

Miakro

Rowohlt

24,00 €, E-Book 19,99 €

Georg Klein, bereits Träger des Preises der Leipziger Buchmesse, war in diesem Frühjahr mit seinem neuen Buch „Miakro“ wieder für diesen nominiert. Darin führt er die Leser in eine rätselhafte Unterwelt, in der das Leben von einem durchritualisierten Büroalltag geprägt ist. Zwischen Aufstehen und abendlichen Aufsuchen der Schlafzellen schauen der Büroleiter und seine Kollegen in Glastische, in denen in mehreren Schichten seltsam unbestimmte Bilder an ihnen vorüberziehen und in die sie, nicht näher erklärt, ‚Verwertbares‘ deuten. Die Umgebung ist eine amorphe, viskose Masse, die sich ständig wandelt, unvorhergesehen neue Gänge bildet und aus der sich Speisen und Alltagsutensilien herausstülpen. Als diese Masse einen der Büromitarbeiter verschlingt und Gewissheiten des Alltags rissig werden, beschließen die anderen, diese künstliche Umgebung zu verlassen und die „wilde Welt“ zu erkunden. Währenddessen versucht an der Oberfläche eine Truppe den Organismus – das „Unding“ – zu erforschen und in diesen einzudringen. Wie bei einem Möbiusband verbinden sich Innen und Außen, Mikro und Makro – Ebenen, Perspektiven und Proportionen fließen ineinander. Georg Klein schafft eine Fülle an Bezügen zu Kunst, Film und Literatur, die aufblitzen und umgehen verglühen. Der Roman steckt voller skurriler Erfindungen auf inhaltlicher wie auf sprachlicher Ebene und entfaltet eine Komplexität, die zahlreiche Lesarten und Interpretationsmöglichkeiten offenlässt: Anspielungen auf dystopische Arbeits- und Lebenswelten, auf Überwachungssysteme die sich selbst legitimieren, das diffuse Gefühl der Bedrohung durch das Andere. Aber Georg Klein verzichtet konsequent darauf, den Leser auf eine Spur zu führen. Er will seine fantastische Welt nicht verständlich machen, vielmehr fasziniert gerade deren Rätselhaftigkeit und die Irritation, die sie beim Leser auslöst. Georg Klein verbindet in „Miakro“ mit großer Virtuosität Freude an Wortschöpfungen mit außergewöhnlicher Sprachkraft und -genauigkeit.

 
Das Feld

Robert Seethaler

Das Feld

Hanser Berlin

22,00 €, E-Book 16,99 €

Seethalers neuer Roman beginnt mit einem einsamen Wanderer auf dem Friedhof einer kleinen Provinzstadt. Er blickt über die Grabsteine, sieht ihm zum größten Teil bekannte Namen und fragt sich, was diese Personen, auf ihr Leben zurückblickend, wohl erzählen würden. Und genau das geschieht in den folgenden knapp 30 Kapiteln. Die Toten erinnern sich und erzählen von ihrem Leben in der Kleinstadt. Im Laufe der Kapitel lernt der Leser nicht nur die Menschen kennen, sondern vor ihm entfaltet sich ein Gesamtbild des Provinzstädtchens, auf dessen Friedhof die ehemaligen Einwohner ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Die Diversität der Einzelschicksale, sowie die nach und nach auftauchenden Verknüpfungen zwischen diesen, halten die Neugier des Lesenden aufrecht, so dass man sich von diesem Buch nur wünscht, dass es nicht so schnell ende.

 
Federleicht

Marah Woolf

FederLeicht. Wie fallender Schnee

Oetinger

13,00 €

Die siebzehnjährige Eliza hat es nicht leicht. Ständig soll sie ihrer Mutter helfen, im Blumenladen, im Café. Verbote lauern überall. Ihr Bruder dagegen hat Narrenfreiheit und eine nervige, neugierige Freundin. Eliza ergreift lieber die Flucht und streift durch den Wald. Und dort erwarten sie große Abenteuer. Unsere Heldin stolpert durch ein magisches Portal und findet sich in der Welt der Elfen und Trolle wieder. Diese brauchen Elizas Hilfe, die verschwundene Schneekugel muss wiederbeschafft werden. Aber die Elfen sind keineswegs bezaubernd und dankbar sondern hochnäsig und stur. Und manche wollen mit den Menschen gar nichts zu tun haben.
Marah Woolf hat mit „Federleicht – Wie fallender Schnee“ eine neue, märchenhafte Saga begonnen.

 
Kommissar Gordon

Ulf Nilsson, Gitta Spee

Kommissar Gordon. Der erste Fall

Moritz Verlag

11,95 €

Im Wald treibt ein Nussdieb sein Unwesen. Aufgebracht sucht das Eichhörnchen Kommissar Gordon auf und berichtet von der Räumung eines seiner Nusslager. Der etwas in die Jahre gekommene Kommissar macht sich sofort an die Arbeit und observiert ein weiteres Nussversteck. Als sich nach stundenlanger Warterei endlich etwas rührt, muss der Kommissar feststellen, dass er zwischenzeitlich wohl eingeschlummert und inzwischen eingeschneit ist. Glücklicherweise hilft ihm die kleine Maus, die lediglich eine Nuss nehmen wollte, um ihren großen Hunger zu stillen, und befreit den Kommissar aus den Schneemassen. Nach dem Vehör auf dem Polizeirevier, bietet Kommissar Gordon der armen Maus Obdach, Muffins und Tee an, wenn diese ihm im Gegenzug bei den Ermittlungen hilft. Von nun an machen sich die beiden zusammen daran, den Fall der verschwundenen Nüsse zu lösen.
Ulf Nilsson hat mit dem erfahrenen, jedoch auch betagten Kröterich Gordon und der ambitionierten Maus Buffy ein liebenswürdiges Ermittlerduo geschaffen, das bereits die Kleinsten an das Krimigenre heranführt. Die bislang vier Fälle eignen sich sowohl zum Vorlesen für Kinder ab fünf Jahren, als auch für Selbstleser ab 8 Jahren. Nicht zu vernachlässigen sind auch die pointierten Zeichnungen von Gitte Spee, die die Geschichten liebevoll untermalen.

 
Alte Engel

Mareike Schneider

Alte Engel

Rowohlt Verlag (Hundert Augen)

22,00 €, E-Book 19,99 €

Es ist kein leichtes Thema. Und umso mehr beeindruckt die Leichtigkeit, mit der Mareike Schneider in ihrem Debüt erzählt. Ihre Protagonistin Franka sieht in ihrem Kunststudium nur noch eine Sackgasse, fühlt sich fehl am Platz. Also beschließt sie die Zelte abzubrechen und zurück in die Heimat zu ziehen, wo ihr Vater sich um die pflegebedürftige Schwiegermutter – ergo Oma – kümmert. Die hat in ihrem hohen Alter vergessen, dass sie eigentlich ein gestochen scharfes Hochdeutsch spricht und artikuliert sich nur noch in tiefstem Vogtländisch. Zudem hat sie beschlossen blind zu sein und dass der Rollator ihre Mobilität auch nicht wirklich verbessert.
Frankas Vater zieht seinen Gleichmut in der doch eher unschönen Situation vor allem aus regelmäßigem Wein- sowie Marihuana-Konsum – Franka hingegen vertieft sich einerseits in die Zeichnungen, die sie von ihrer Oma anfertigt und andererseits in deren Tagebücher (sic!) und somit in die Familien-Historie (na gut, dem Wein ist sie auch nicht abgeneigt)…

 
Der letzte Huelsenbeck

Christian Y. Schmidt

Der letzte Huelsenbeck

Rowohlt Verlag

22,00 €, E-Book 19,99 €

Als Daniel nach 14 Jahren in Ostasien zurück in seine westfälische Heimat kehrt, gilt es zunächst von seinem alten Freund Victor Abschied zu nehmen. Die Beerdigung eskaliert, Victors Geist lässt ihn nicht in Frieden und mit ihm zusammen der Geist der Vergangenheit. Etwas muss geschehen sein, zur Zeit der „Huelsenbecks“, wie sich der dadaistische Freundeskreis aus Daniel, Victor, Ronny, Ben und Michi damals in den 1970ern nannte, und die in einem Roadtrip durch Amerika gipfelte. Da Daniels Erinnerungen dieser Zeit überwiegend aus Leerstellen und unzusammenhängenden Einzelteilen bestehen, beschließt er die alten Freunde nach und nach aufzusuchen und das Puzzle wieder zusammenzusetzen. Widersprüchliche Erinnerungen treten zu Tage und eine Fremde, die damals ebenso plötzlich auftauchte, wie sie wieder verschwand scheint dabei eine zentrale Rolle zu spielen.
In einer schnörkellosen Sprache voll schwarzen Humors erzählt Christian Schmidt von Daniels Suche nach den Geschehnissen der Vergangenheit, der Unzuverlässigkeit seiner Erinnerung – gefördert durch Alkohol, Haschisch und Psychopharmaka – und nicht zuletzt von den komplexen Schutzmaßnahmen des menschlichen Gedächtnisses. Auch wenn dem Leser im Laufe der Geschehnisse einiges klar zu werden scheint, so schafft es Schmidt mit der Auflösung des Geheimnisses am Ende des Romans abermals zu überraschen. „Der letzte Huelsenbeck“ ist ein etwas durchgeknalltes Buch, das gewitzt zu unterhalten weiß.

 
Mein Herz in zwei Welten

Yoyo Moyes

Mein Herz in zwei Welten

Wunderlich Verlag

22,95 €, E-Book 19,99 €

Nachdem der Erste Weltkrieg jede Gewissheit ins Wanken gebracht hat, beginnt 1919 ein politisch, sozial, kulturell und ideengeschichtlich ungemein dichtes, bewegtes und fruchtbares Jahrzehnt. Nicht nur die erste deutsche Demokratie sortiert sich – auch Walter Benjamin, Ernst Cassirer, Martin Heidegger und Ludwig Wittgenstein machen sich auf, um aus der Katastrophe des Krieges ihre Schlüsse zu ziehen und die Philosophie zu revolutionieren. Wolfram Eilenberger verfolgt Schritt für Schritt die Entstehung der Werke dieser vier Solitäre. „Zeit der Zauberer“ zeigt nicht nur die jeweiligen biografischen und philosophischen Entsprechungen im Leben der vier großen Philosophen vielmehr sieht er in ihnen und ihrem gegensätzlichen Denken exemplarische Lebens- und Denkentwürfe für eine ganze Epoche. Das Buch macht deutlich, wie sehr die vier das Denken ihrer Zeit geprägt haben und wie sie ihrerseits von dieser geprägt wurden. Obwohl sich der Autor Wittgenstein und vor allem Cassirer näher fühlt als den beiden anderen, verknüpft er bei allen gleichermaßen virtuos und kenntnisreich Person und Werk, erklärt leicht verständlich und gut lesbar Theoriegebäude wie zeitgeschichtlichen Kontext. Dramaturgisch geschickt und in einem genau kalkulierten Wechsel von Geschichten und Rekonstruktionen wird man nach und nach vertrauter mit den Protagonisten. Das Buch bietet genaue Analysen ebenso wie feine Beobachtungen und legt bei allen Widersprüchen auch Parallelen der vier Philosophen offen. Nicht zuletzt sind die Zwanziger Jahre noch immer Vorlage für die Deutung unserer aktuellen Zeit. Damit ist „Zeit der Zauberer“ gleichermaßen inspirierend wie mahnend – ein wunderbares Buch, erhellend und mitreißend erzählt.

 
Zeit der Zauberer

Wolfram Eilenberger

Zeit der Zauberer

Klett-Cotta

25,00 €, E-Book 19,99 €

Nachdem der Erste Weltkrieg jede Gewissheit ins Wanken gebracht hat, beginnt 1919 ein politisch, sozial, kulturell und ideengeschichtlich ungemein dichtes, bewegtes und fruchtbares Jahrzehnt. Nicht nur die erste deutsche Demokratie sortiert sich – auch Walter Benjamin, Ernst Cassirer, Martin Heidegger und Ludwig Wittgenstein machen sich auf, um aus der Katastrophe des Krieges ihre Schlüsse zu ziehen und die Philosophie zu revolutionieren. Wolfram Eilenberger verfolgt Schritt für Schritt die Entstehung der Werke dieser vier Solitäre. „Zeit der Zauberer“ zeigt nicht nur die jeweiligen biografischen und philosophischen Entsprechungen im Leben der vier großen Philosophen vielmehr sieht er in ihnen und ihrem gegensätzlichen Denken exemplarische Lebens- und Denkentwürfe für eine ganze Epoche. Das Buch macht deutlich, wie sehr die vier das Denken ihrer Zeit geprägt haben und wie sie ihrerseits von dieser geprägt wurden. Obwohl sich der Autor Wittgenstein und vor allem Cassirer näher fühlt als den beiden anderen, verknüpft er bei allen gleichermaßen virtuos und kenntnisreich Person und Werk, erklärt leicht verständlich und gut lesbar Theoriegebäude wie zeitgeschichtlichen Kontext. Dramaturgisch geschickt und in einem genau kalkulierten Wechsel von Geschichten und Rekonstruktionen wird man nach und nach vertrauter mit den Protagonisten. Das Buch bietet genaue Analysen ebenso wie feine Beobachtungen und legt bei allen Widersprüchen auch Parallelen der vier Philosophen offen. Nicht zuletzt sind die Zwanziger Jahre noch immer Vorlage für die Deutung unserer aktuellen Zeit. Damit ist „Zeit der Zauberer“ gleichermaßen inspirierend wie mahnend – ein wunderbares Buch, erhellend und mitreißend erzählt.

 
Podkin Einohr

Kieran Larwood

Podkin Einohr. Der magische Dolch

Ravensburger Buchverlag

14,99 €, E-Book 12,99 €

Podkin Einohr ist eine Legende in der Kaninchenwelt. Heldentaten, wie man sie sonst nur von den alten Griechen kennt, soll er vollbracht haben – Flammen sprühten aus seinen Augen und das furchterregende Riesenkaninchen hat er getötet. Aber der fahrende Sänger, der in einer kalten Winternacht an das Tor des Dornhag-Baus klopft, erzählt die Geschichte von Podkin neu und anders.
In seinen jungen Jahren waren nämlich die Anzeichen künftigen Heldentums schwer zu erkennen. Er war der faulste und verwöhnteste Sohn eines Stammesfürsten, den es in der Kaninchenwelt je gegeben hatte. Und dass er später seinem Vater nachfolgen würde und Anführer sein könnte, mochte man nicht unbedingt glauben. Podkin – ein Held? Nein! Doch als die Gorm auftauchen und den magischen Dolch bei Podkins Stamm suchen, um alle Kaninchen zu knechten, muss er beweisen, was in ihm steckt. Er muss den Dolch retten und bald ist er Podkin Einohr.
Eine sehr spannende Geschichte mit Gruselfaktor für Kinder ab 11 Jahren. Auf die Fortsetzung kann man sich freuen.

 
Wo die Schakale heulen

Amos Oz

Wo die Schakale heulen

Suhrkamp Verlag

22,00 €, E-Book 18,99 €

„Liebe Fanatiker. Drei Plädoyers“ ist der eben bei Suhrkamp veröffentlichte, aktuelle Essayband von Amos Oz, in dem er sich mit den ultraorthodoxen und nationalistischen Tendenzen seiner Heimat Israel beschäftigt. Zeitgleich erscheint mit „Wo die Schakale heulen“ das erste Buch von Oz erstmals auf Deutsch. Und diese frühen Erzählungen von 1965 korrespondieren mit den Essays von 2018. Die meisten der Geschichten sind geprägt vom Alltag im Kibbuz, wo Amos Oz damals selber lebte und wo sich die junge israelische Gesellschaft beispielhaft formierte. Sie führen zum denkerischen und schriftstellerischen Ursprung von Amos Oz – in eine Zeit, die von ständiger existenzieller Bedrohung geprägt aber in der von religiösem Fanatismus noch wenig zu spüren war. Viele Motive, die in diesen acht Erzählungen angelegt sind, tauchen in den späteren Werken wieder auf. Religiöse Legenden und persönliche Leidenschaften ebenso wie militärische Auseinandersetzungen. Die Beschäftigung mit der scheinbar ausweglosen Situation in Nahost schwingt schon in den 1960ern immer mit, die Selbstwahrnehmung der Israeli und ihr Verhalten gegenüber Palästinensern und Arabern. Kritisch und selbstbewusst stellt Amos Oz der religiösen und ethnischen Identität eine ausdrücklich kulturelle gegenüber – in der er schon früh die einzige Zukunftschance Israels sieht. Bereits diese erste Prosa ist von beeindruckender Sprachkraft. Wunderbare Naturbeschreibungen, reduzierte Dialoge, mit wenigen Strichen kraftvoll gezeichnete Charaktere und wechselnde Erzählperspektiven lassen in diesen frühen Erzählungen das großartige Gesamtwerk von Amos Oz aufscheinen.

 
Dunkle Zahlen

Matthias Senkel

Dunkle Zahlen

Matthes & Seitz

24,00 €, E-Book 19,99 €

Matthias Senkels zweiter Roman, der für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert war, ist ein schier aberwitziges Erzählwerk. Sprunghaft durch das 20. Jahrhundert oszillierend zeichnet der Autor ein Bild der sowjetischen EDV-Entwicklung von den ersten Schritten bis hinein in nahe Zukunftsszenen. Mittelpunkt ist die Programmierer-Spartakiade 1985 in Moskau, bei der die kubanische Nationalmannschaft spurlos verschwindet und die Übersetzerin sich auf die Suche nach ihren Schützlingen begibt. Doch diese Geschichte ist durchsetzt von Episoden, die in die Zeit von Pushkin, Tolstoi und Gogol zurückreichen, russische Mythen und Legenden ins Alltägliche transferieren, sowie von ersten Großcomputern und diversen Datenanalysen mit unterschiedlichsten Zielsetzungen berichten. Das eigenartige an diesem Werk ist, dass Senkel es schafft, auch den Leser, der kein außerordentliches Interesse an der elektronischen Datenverarbeitung und Computergeschichte aufweist, nicht nur zu unterhalten, sondern gar zu begeistern. Dies hat wohl nicht zuletzt mit der Sprachvirtuosität des Werkes zu tun, die sich den jeweiligen Episodenhandlungen anpasst und unzählige Pointen und sprachliche Spielereien darbietet.
„Dunkle Zahlen“ ist kein Roman, der den Leser mit einer spannungsgeladenen Handlung für sich gewinnen will, sondern ein Werk, das sich durch seine Erzählweise aus der Masse neuer Romane hervorhebt – spielerisch, unterhaltsam, informativ und witzig.

 
Scythe

Michael Köhlmeier

Das Mädchen mit dem Fingerhut

dtv

9,90 €, E-Book 9,99 €

Es ist schon kein ganz neues Buch mehr – im Januar ist es bereits als Taschenbuch erschienen. Aber auch als Buchhändler entdeckt man die Perlen nicht immer gleich für sich… Köhlmeiers „Mädchen mit dem Fingerhut“ ist in verschiedener Hinsicht ein bemerkenswertes Buch: sowohl die Protagonistin als auch der Ort des Geschehens sind unklar gelassen, vage. Man weiß, dass es sich bei dem Mädchen um ein kleines Kind handelt aber konkrete Hinweise auf ihr Alter lassen sich nicht finden. Der Ort wird lediglich dadurch eingegrenzt, dass der Euro als Währung genannt wird. Es ist die Rede von verschiedenen Sprachen, welche das sind, erfährt man nicht. All diese Details lässt Köhlmeier weg und erreicht damit zweierlei: eine Reduktion auf das Wesentliche und eine Verengung der Perspektive auf die kindliche – denn auch das Mädchen weiß nicht, in welchem Land sie unterwegs ist, sie weiß nicht, wie alt sie ist, sie kennt noch nicht einmal ihren eigenen Namen.
Und damit kommen wir zum zweiten Bemerkenswerten an diesem Text: Es ist die tief traurige Geschichte eines Waisenkindes, das nach einsamer Odyssee durch die winterliche Stadt im Kinderheim landet, nur um hier gemeinsam mit einem älteren Jungen und einem kleinen wieder auszubrechen und auf eine neue Odyssee zu gehen. Es ist diese traurige Geschichte, die trotzdem voller – kindlicher – Hoffnung steckt.
Ebenfalls bemerkenswert ist das Ende dieses kurzen Textes – denn hier kommt es zu einem Ereignis, das man wohl als „unerhörte Begebenheit“ bezeichnen muss. Michael Köhlmeier hat hier eine bemerkenswerte Novelle geschrieben.

 
Scythe

Katrine Engberg

Krokodilwächter

Diogenes Verlag

22,00 €, E-Book 18,99 €

Dieses Buch ist der Debütroman der Dänin Katrine Engberg. In ihrem Heimatland wurde sie bekannt mit Arbeiten für Theater und Fernsehen. Ihr Roman ist „ein Thriller, der einen packt und nicht mehr loslässt“, schreibt Berlingske Kopenhagen. Und wirklich!
Die Studentin Julie wird mit Schnittwunden gezeichnet und ermordet. Bei den Ermittlungen stoßen die Kommissare Korner und Werner auf ein Manuskript, in dem ein ähnlicher Mord geschildert wird. Aber wer konnte vom Manuskript wissen? Die Verfasserin, eine ältere Dame, kommt als Täterin kaum in Frage. Dann passiert ein weiterer Mord.

Man kann gespannt sein auf die nächste Ermittlung der Kopenhagener Kommissare!

 
Scythe

Neal Shusterman

Scythe – Die Hüter des Todes

Fischer Sauerländer

19,99 €, E-Book 4,99 €

Im Jahr 2042 hat die Menschheit alle Rätsel der Erde entschlüsselt. Die Menschen sterben nicht mehr an Altersschwäche. Selbst unnatürliche Tode gibt es nicht, weil der Körper komplett repariert werden kann. Für manchen Jugendlichen bedeutet es Fun, aus dem Fenster zu springen und zu testen, wie lange die Wiederherstellung dauert.
Was also tun mit der Überbevölkerung? Die Scythe, eine Gruppe Auserwählter, entscheiden wer sterben muss. Aber nicht alle Hüter halten sich an die strengen Regeln. Auch Citra und Rowan sollen zum Scythe ausgebildet werden, gegen ihren Willen. Und Rowan fühlt sich zu den dunklen Mächten der Zunft hingezogen.

Mit den „Hütern des Todes“ beginnt die spannende Trilogie für junge Leser ab 14 Jahren über den Preis einer scheinbar perfekten Welt.

 
Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt

Peter Stamm

Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt

S.Fischer Verlag

20,00 €, E-Book 16,99 €

Der Schriftsteller Christian begegnet einer etwa zwanzig Jahre jüngeren Frau und erzählt ihr die Geschichte seiner Liebe zu der Schauspielerin Magdalena, die er in seinem einzigen veröffentlichten Buch verarbeitet hat. Soweit die durchaus einfache Konstellation in Peter Stamms neuestem Buch. Allerdings werden die Personen in einem vertrackten Spiegelkabinett angeordnet, in dem sich ihre Erinnerungen, Geschichten und Träume brechen. Am Ende des Buches erinnert sich der Erzähler, wie er in seiner Jugend einem alten Mann bei Glatteis nach Hause half. Da scheint längst klar, dass beide zwei Versionen der gleichen Person sind. Wie bei einem Möbiusband verbindet sich das Ende des Buches mit dem Beginn, verwinden sich Geschichte und Wirklichkeit des Erzählers mit dem Erzählten – auch Magdalena ist ja das Alter Ego der Gesprächspartnerin des Erzählers. Nicht nur wegen des schmalen Umfangs erinnert der Roman an eine Novelle. Die reduzierte, äußerst konzentrierte Sprache schafft Raum für die psychologischen Nuancen der Figuren. Peter Stamm erzählt immer Liebesgeschichten, aber in diesen verhandelt er existentielle Fragen. Wer sind wir? Was macht uns aus? Können wir aus vorgezeichneten Strukturen ausbrechen? Die abgeklärt anmutende Konstruktuion des Romans wird durch Peter Stamms behutsame Sprache ausbalanciert und trotz der leisen Melancholie bleibt die Haltung gegenüber der Welt weniger eine gleichgültige als vielmehr eine gelassene, einvernehmliche.

 
Die Maske

Fuminori Nakamura

Die Maske

Diogenes Verlag

24,00 €, E-Book 20,99 €

Der Kuki-Clan ist mächtig, einflussreich und grausam. Ohne Rücksicht handelt er mit Waffen, zettelt Revolten an, hat seine Hände im Drogengeschäft. Aber eine Tradition dieser alten Familie ist besonders perfide und wird seit Generationen befolgt. Der jüngste Sohn wird gezeugt, um das Böse über die Menschen zu bringen. Nur dazu dienen seine Erziehung und Ausbildung. Nun ist Fumihiro an der Reihe. Ohne Liebe und in ständiger Furcht vor seinem Vater aufgewachsen, hat er aber andere Pläne und widersetzt sich der Tradition. Er liebt das Waisenmädchen Kaori und will sie um jeden Preis vor seinem Vater beschützen.
Der neue Roman von Fuminori Nakamura ist ein Thriller voller Wendungen und spannend bis zur letzten Seite.

 
Jahre später

Angelika Klüssendorf

Jahre später

Kiepenheuer & Witsch

17,00 €, E-Book 14,99 €

In den ersten beiden Romanen der Trilogie war die Lektüre immer wieder schmerzhaft, an vielen Stellen zog sich einem bei den Schilderungen alles zusammen. Eine Kindheit und Jugend geprägt von Angst, von Gewalt und von fehlender Nähe. In „Jahre später“ ist das Mädchen April nun zu einer erwachsenen Frau geworden. Sie hat ihre Dämonen besser im Griff, ihr widerfahren nicht mehr so viele Grausamkeiten – diese Stellen sind weniger geworden. Dennoch hat April immer noch keine richtige Verbindung zum Leben gefunden, sieht sich in vermeintlich normalen Situationen eines Erwachsenenlebens immer wieder von außen, vieles fühlt sich schlicht falsch an.
Die Geschichte ihrer Ehe, die hier erzählt wird, ist denn auch zum einen geprägt von Aprils Schwierigkeiten, Nähe aufzubauen und diese dauerhaft zuzulassen. Mindestens ebenso aber ist sie geprägt von den Unzulänglichkeiten ihres Mannes, der viel verlangt aber selbst nicht viel gibt. Der immer wieder von kurz aufflammender Begeisterung zurück in Lethargie und Missachtung fällt. Und so widerfährt April die eine große Grausamkeit einer über Jahre unerfüllten Ehe, die ein zerstörerisches Ende findet.

 
Jack

Anthony McCarten

Jack

Diogenes Verlag

22,00 €, E-Book 18,99 €

Jack Kerouac avancierte in den 1950er Jahren mit „On The Road“ zu einer Ikone der Beat Generation und prägte zusammen mit Freunden wie Allen Ginsberg und William S. Burroughs nicht nur ein neues Lebensgefühl, sondern auch eine neue Art des Schreibens.
Die Literaturstudentin Jan forscht seit geraumer Zeit zu Kerouac und hat es sich zum Ziel gesetzt seine autorisierte Biographin zu werden. Aus diesem Grund macht sie sich 1968 auf die Suche nach ihrem Idol, welches mittlerweile mit dritter Ehefrau und seiner Mutter zurückgezogen in Florida lebt – oder besser gesagt: dahinvegetiert. Sein ausgesprochenes Ziel: das Ich zu zerstören. Hilfreich scheint ihm dabei: eine geraume Menge Alkohol.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten schafft Jan es das Vertrauen des Autors zu erlangen und nähert sich dem für ihre Forschung wertvollsten Schatz – den unzähligen von Kerouac archivierten Briefen. Aber irgendetwas ist faul an der ganzen Sache. Doch ist es Jack, der Jan etwas verschweigt oder umgekehrt?
McCartens „Jack“ beschäftigt sich mit der Suche nach und dem Spiel mit Identitäten. Spannend beleuchtet wird dabei auch das Verhältnis von Literatur und Leben in Bezug auf Neal Cassady, dem realen Vorbild des Helden in „On The Road“ und langjährigem Freund Kerouacs. McCartens neuer Roman bietet somit gleichzeitig kurzweilige Unterhaltung und lebhafte Informationsvermittlung. Empfehlenswert!

 
Geschichte des verlorenen Kindes

Elena Ferrante

Die Geschichte des verlorenen Kindes

Suhrkamp Verlag

25,00 €, E-Book 21,99 €

Jetzt ist er da, der vierte und abschließende Band der Neapolitanischen Saga um die Freundinnen Lila und Elena. Wir befinden uns in den Siebziger- und Achtzigerjahren. Elena, die Ich-Erzählerin, ist nach dem Scheitern ihrer Ehe nach Neapel zurückgekehrt. Aber im Rione, dem Armenviertel Neapels, muss sie dank ihrer schriftstellerischen Erfolge nicht mehr wohnen. Elena trifft viele Freunde und Bekannte aus Kindertagen wieder. Lila ist mittlerweile eine erfolgreiche Geschäftsfrau. Sie versucht den Rione zu einem besseren Ort zu machen und den Menschen zu helfen. Aber sie hat auch Feinde und gerät mit der Unterwelt Neapels aneinander. Elena hingegen muss erst einmal ihr Leben neu ordnen. Auf keinen Fall will sie sich dabei von Lila bevormunden lassen. Und so bleibt das Verhältnis der beiden kompliziert und ambivalent.
Emotional und überzeugend bringt Elena Ferrante ihre große Geschichte zu Ende.

 
Stellt euch vor

Adam Haslett

Stellt euch vor, ich bin fort

Rowohlt Verlag

22,95 €, E-Book 19,99 €

„Stellt euch vor, ich bin fort“ ist ein Roman über die amerikanische Mittelschicht, für den Adam Haslett für Pulitzer-Preis und National Book Award nominiert war, der stark an Jonathan Franzens „Korrekturen“ erinnert. Im Mittelpunkt stehen John und Margaret, die sich im London der Sechzigerjahre begegnen, und ihre drei Kinder. Über einen Zeitraum von etwa 40 Jahren spürt Haslett dem langsamen Zerbrechen dieser dysfunktionalen Familie bis in seine feinsten psychologischen Verästelungen nach. Im Wechsel erzählen die fünf Familienmitglieder in der Ich-Form, was ihnen widerfährt und wie sie mit ihrer jeweiligen Situation umgehen. Aus den unterschiedlichen Perspektiven entwickeln sich Charaktere mit verschiedensten Konturen. Beeindruckend arbeitet Haslett mit Erzählweisen, jede der Figuren bekommt einen ganz eigenen Ton. Er variiert geschickt Zeiten, kombiniert Gedanken und Rückblenden, kommt seinen Protagonisten mal ganz nah, um dann wieder Distanz zu schaffen. Facettenreich und feinsinnig beschäftigt sich Haslett mit einem sehr privaten Thema – der seelischen Krankheit eines Menschen und wie diese alle Beteiligten prägt. Aber er legt darin auch die Widersprüche einer Gesellschaft frei, deren blindes Glücks- und Erfolgsstreben sie zermürbt und an das Ende aller Illusionen führt. Ein fesselnder und zugleich tiefgründiger Roman, der einen lange nicht loslässt.

 
Drachenwand

Arno Geiger

Unter der Drachenwand

Hanser Verlag

26,00 €, E-Book 19,99 €

Es ist eine ungewöhnliche Perspektive, die uns Arno Geiger in seinem neuen Roman auf den Krieg eröffnet. Denn es wird wenig vom Krieg selbst erzählt, kaum je wird eine tatsächliche Kampfhandlung beschrieben – dennoch ist es eindeutig ein Kriegs-Roman. Denn Veit Kolbe kommt direkt von der Front, schwer verwundet, man könnte sagen übel zugerichtet landet er zur Genesung im kleinen Örtchen Mondsee. Und hier ist es – sieht man von der geradezu bösartigen Quartierfrau ab – beinahe idyllisch. Den Krieg bekommt man hier hauptsächlich durch die Überflüge der feindlichen Bomber und natürlich durch die eine oder andere Entbehrung mit, die der Materialhunger des Krieges nach sich zieht. Und so kann Veit Kolbe die Zeit unter der Drachenwand, trotz Krieg, trotz Verwundung fast schon genießen, ja er verliebt sich sogar.
Für den Leser holt Geiger den Krieg zusätzlich über zahlreiche Briefe mit in den Roman. Briefe von Menschen, die den Personen nahestehen, die in der eigentlichen Rahmen-Handlung vorkommen. Durch diese Briefe wird der Roman mit weiteren Personen bevölkert und deren Schicksale machen den Krieg gewissermaßen spürbar. Und so wird die Außenperspektive vom Inneren des Krieges, wie Veit Kolbe sie einnimmt, durch viele weitere Perspektiven angereichert. Insgesamt entsteht so ein umfangreiches, detailliertes Bild… so dass ich jetzt am Ende dieses kurzen Textes denke: „Den hättest du noch erwähnen müssen und das hätte man noch erwähnen sollen…“

 
Friedrich

Philip Kerr

Friedrich der Große Detektiv

Rowohlt rotfuchs

14,99 €, E-Book 12,99 €

„Emil und die Detektive“ ist das Lieblingsbuch des jungen Friedrich und dessen Autor Emil Kästner nicht nur sein Held, sondern auch ein Freund der Familie. Wie der Protagonist des Kultkinderbuches will auch Friedrich für Gerechtigkeit sorgen und später einmal Detektiv werden. So streifen er und seine Freunde in den Sommerferien durch den Tiergarten, in der Hoffnung einen Diebstahl beobachten zu können oder auf der Suche nach verlorenen Habseligkeiten, um sie der Polizei zu übergeben. Dort gibt ihnen eines Tages der Kommissar einen Geheimauftrag – sie sollen eine verdächtige Person ausspionieren. Dass es sich dabei ausgerechnet um seinen Helden und Freund Erich Kästner handelt, erfahren Friedrich und seine Freunde erst nachdem sie zugesagt haben. Ist der Autor dieser wunderbaren Kinderbücher tatsächlich ein geheimer Spion und hat sie alle hinters Licht geführt? Ist dies auch der Grund, warum seine Werke bei der großen Bücherverbrennung auf dem Scheiterhaufen landeten? Friedrich will es nicht glauben, doch um die Wahrheit herauszufinden, muss er sich an Kästners Fersen heften…

Philip Kerrs Roman ist eine Hommage an Erich Kästner und erzählt nicht nur eine abenteuerliche Detektivgeschichte, sondern auch vom Erstarken der Nationalsozialisten und den daraus resultierenden Auswirkungen auf die Kunstschaffenden im Deutschland der 1930er Jahre. Eine klare Lektüreempfehlung für junge Leser ab 11 Jahren.

 
Griswold

Jennifer Chambliss Bertman

Mr. Griswolds Bücherjagd. Das Spiel beginnt

Mixtvision

14,90 €, E-Book 11,99 €

Emilys Eltern verfolgen den Plan, einmal in jedem der fünfzig US-Bundesstaaten gelebt zu haben. Dem aktuellen Umzug der Familie nach San Francisco kann Emily als einzig Positives abgewinnen, dass es die Heimatstadt von Garrison Griswold ist. Griswold ist nicht nur Verleger, sondern auch der Erfinder von „Griswolds Bücherjagd“ – Emilys liebstes Bücherschatzsuchspiel. Zudem steht gerade die große Ankündigung einer neuen Spielidee des Verlegers bevor. Kurz vor der großen Veröffentlichung wird Griswold jedoch überfallen und landet schwer verletzt im Krankenhaus. Bald finden Emily und ihr Freund James heraus, dass dieser Überfall etwas mit dem kürzlich von ihnen gefundenen Buch zu tun hat. Die einzige Möglichkeit Aufschluss über die ganze Sachlage zu erhalten besteht darin, die geheimen Botschaften und Rätsel dieses Buches zu lösen. Was die Kinder dabei herausfinden, hätten sie zuvor nicht einmal erahnen können…

Der erste Band der „New York Times“-Bestsellertrilogie von Jennifer Chambliss Bertman ist nun auf Deutsch erschienen und bietet eine knifflige, von Rätseln und Codes durchzogene Abenteuergeschichte im sonnigen San Francisco. Empfohlen ist die spannende Bücherjagd, die Lust auf die Fortsetzungen macht, für Bücherfreunde ab 10 Jahren.

 
Kometenjahre

Daniel Schönpflug

Kometenjahre. 1918: Die Welt im Aufbruch

S.Fischer Verlag

20,00 €, E-Book 16,99 €

Daniel Schönpflug, Professor für Geschichte an der FU Berlin, wählt in „Kometenjahre“ keinen streng wissenschaftlichen Weg. Fein komponiert und bildreich erzählt er die ersten Jahre nach dem Kriegsende 1918 anhand persönlicher Szenen. Collageartig reiht er anekdotisches, autobiografisches und zeitgeschichtliches Material seiner Protagonisten aneinander. Daniel Schönpflug hat sich Kronzeugen aus verschiedenen Ländern und Kulturen gesucht und verfolgt exemplarisch deren Entwicklung in den Jahren zwischen 1918 und 1924. Das sind etwa berühmte Personen aus Kunst und Kultur wie Käthe Kollwitz, Walter Gropius, Arnold Schönberg. Oder Gandhi, Ho Chi Minh und Harry S. Truman, die kurze Zeit später die Weltgeschichte prägen werden. Aber es tauchen auch die unbekannten Schicksale eines Kosakenmädchens, eines Freikorps-Soldaten oder eines armenischen Attentäters auf. Schönpflug schafft so ein atmosphärisch dichtes und weit gespanntes Panorama und verbindet Mentalitätsgeschichte, Kulturgeschichte und politische Geschichte. Konsequent aus der Perspektive seiner Kronzeugen erzählt, lässt Schönpflug mit großer Dynamik und Dramatik das Bild einer Zeit entstehen. Einer Zeit voller Hoffnungen, Visionen und widerstreitender Utopien – aber auch deren Brechungen und Enttäuschungen.

 
Wie hoch die Wasser steigen

Anja Kampmann

Wie hoch die Wasser steigen

Hanser Verlag

23,00 €, E-Book 16,99 €

Es ist die Sprache, die zuerst auffällt und die einen in das Roman-Debüt der Leipziger Autorin Anja Kampmann hineinzieht. Stark verdichtet, hoch poetisch. Mit teils einfachen, teils komplexen Bildern werden beim Lesen ad hoc ganze Kosmen von Stimmungen und Assoziationen erzeugt. Einzelne Wörter, Adjektive, die auf den ersten Blick nicht zu passen scheinen, erweisen sich beim genaueren Hinsehen als Bruchstellen, die einen neuen Raum öffnen.
Erzählt wird von Waclaw, der als Wanderarbeiter mal hier mal dort auf Ölbohrplattformen arbeitet. Seit geraumer Zeit ist er dabei eng mit Mátyás verbunden, mit dem er nicht nur ein Zimmer sondern auch viele Erfahrungen teilt. Als sie auf einer Plattform vor der Küste Marokkos Dienst tun, fehlt von Mátyás plötzlich jede Spur – in der stürmischen See wird die Suche nach ihm bald aufgegeben. Waclaw verliert den Boden unter den Füßen. Das Unglück, das seinem Freund zustößt, bringt sein Leben ins Wanken. Er verlässt die Bohrinsel, verlässt Marokko und begibt sich auf eine Art Odyssee – eine Reise an Orte, die mit Mátyás zu tun haben, eine Reise an Orte der Vergangenheit…

 
Patria

Fernando Aramburu

Patria

Rowohlt Verlag

25,00 €, E-Book 19,99 €

Patria, das heißt Heimat. Bittori und Miren, einst beste Freundinnen, sehen ihr Vaterland, ihre Heimat mit verschiedenen Augen. Vor 20 Jahren wurde Bittoris Mann von der ETA ermordet. Und wahrscheinlich hat sich Mirens Sohn mitschuldig gemacht. Für Bittori eine schlimme Befürchtung. Aber sie will endlich wissen, was wirklich passiert ist und sie will wieder hier leben. Als sie nach so langer Zeit im Dorf auftaucht, ist es mit der vermeintlichen Ruhe vorbei. Denn in Mirens Augen war ihr Sohn ein Freiheitskämpfer. Ihr Mann schwieg aus Angst vor Repressalien. Als die ETA die Waffen niederlegte, gab es nach all der Gewalt viele zerstörte Familien, zerbrochene Freundschaften, Menschen die Schuld auf sich geladen hatten.

Aramburu erzählt in seinem großartigen Roman von dreißig Jahren spanischer Geschichte. Von den ersten Seiten an wird man hineingezogen in das Geschehen, emotional berührt vom Schicksal der Figuren.
In Spanien ist das Buch in aller Munde und hat bereits einen großen Leserkreis gefunden. Den wird es hoffentlich auch in Deutschland haben. Es lohnt sich!

 
Bis die Sterne zittern

Johannes Herwig

Bis die Sterne zittern

Gerstenberg Verlag

14,95 €

Leipzig im Sommer 1936 – Harro ist 16 Jahre alt und auf der Suche nach sich selbst. Mit den Veränderungen, die sich seit einigen Jahren in Deutschland vollziehen, kann er sich nicht identifizieren. Als Harro gleich am ersten Ferientag Ärger mit der Hitlerjugend bekommt, weil er deren Fahne nicht gegrüßt hat, eilt der Nachbarsjunge Heinrich ihm zur Hilfe. Durch ihn erhält er Zugang zu einer Gruppe junger Rebellen, die sich schon rein optisch von der breiten Masse unterscheiden – es ist eine jener Jugendcliquen, die heutzutage als „Leipziger Meuten“ bekannt sind. Zusammen mit seinen neuen Freunden versucht er sich im Widerstand gegen die Nazi-Ideologie und im Kampf um Freiheit und Selbstbestimmung. Dass dieser Weg nicht reibungslos vonstattengehen kann, ist natürlich vorprogrammiert.

Was Johannes Herwig hier vorlegt, ist ein bedeutender Beitrag zu einem Aspekt der Leipziger Widerstandsgeschichte, der – im Gegensatz zu den sich 50 Jahre später zutragenden bedeutsamen Demonstrationen der „friedlichen Revolution“ – bisher eher weniger Beachtung fand. Vielleicht weil die Bemühungen der „Leipziger Meuten“ in den 30er-Jahren nicht von Erfolg gekrönt waren. Doch ihr Mut und Ansinnen gegen einen blinden Gehorsam sollten nicht vergessen werden – und genau dazu trägt dieses Buch auf eine zugleich unterhaltsame, lebendige und informative Weise bei. Eine spannende Lektüre – nicht nur für Jugendliche.

 
Die Vegetarierin

Han Kang

Die Vegetarierin

Aufbau Verlag

10,00 €, E-Book 7,99 €

Der Titel dieses soeben als Taschenbuch erschienenen Romans der südkoreanischen Man-Booker-Preisträgerin Han Kang ist etwas trügerisch. Im Koreanischen besitzt er nämlich einen doppelten Sinn und bezeichnet zum einen den Fleischverzicht, zum anderen jedoch auch die buddhistische Entsagung. Diese zweite Lesbarkeit als „Entsagung“ bezeichnet den Roman eigentlich besser. Im Mittelpunkt der Geschichte steht eine vollkommen unscheinbare Frau, die durch den anfänglichen Verzicht auf tierische Nahrungsmittel und schließlich der Entsagung jeglicher Ernährung und dem Wunsch, sich in eine Pflanze zu verwandeln, die Welt um sich herum auf den Kopf stellt. Geschildert wird diese Geschichte in drei Kapiteln, die jeweils eine andere Perspektive einnehmen – die des Mannes, des Schwagers und der Schwester. Thematisiert werden dabei die Spannungen zwischen Individuum und Gesellschaft im südkoreanischen Leben – patriarchalische Machtstrukturen, erotische Begierden, soziale Zwänge und Wünsche nach persönlicher Entfaltung. Klar und nüchtern zeigt sich die Erzählstimme und drängt doch, mit der zur gleichen Zeit rätselhaften und bisweilen verstörenden Stimmung, an vielen Stellen kafkaeske. Ein vielseitiger und ungewöhnlicher Roman, dem es exzellent gelingt, trotz seiner textlichen Straffheit in die Tiefe zu dringen.

 
Alles über Heather

Matthew Weiner

Alles über Heather

Rowohlt Verlag (Hundert Augen)

16,00 €, E-Book 14,99 €

Bereits als Macher der TV-Serie „Mad Men“ hat sich Matthew Weiner als genauer und kühler Beobachter der amerikanischen Gesellschaft gezeigt. In „Alles über Heather“, in seiner reduzierten und schnörkellosen Form eher Novelle als Roman, schildert Weiner zwei völlig unterschiedliche Milieus. Da ist das Ehepaar Breakstone, die Eltern von Heather: Typische Vertreter des New Yorker Establishments, erfolgreich aber auch enttäuscht von der eigenen Mittelmäßigkeit und mit dem ihnen eigenen Phlegma auf der Suche nach Bedeutung. Auf der anderen Seite Bobby Klasky, Sohn einer Drogenabhängigen mit Neigung zu Größenwahn und Gewalt. Als Bobby bei einem Bautrupp unterkommt, welcher das Penthouse über der Wohnung der Breakstones renoviert, führt Weiner die Handlungsstränge aufeinander zu in die Katastrophe. Was beide Seiten eint, ist die Obsession für Haether. Für die einen ist die Tochter Fixpunkt der fragilen Beziehung und die Antwort auf die Leere hinter der Oberfläche des amerikanischen Traums. Für den anderen ist der Teenager ebenfalls das Objekt der Erfüllung eines, wenn auch krankhaften, Traums. Gerade in der Empathielosigkeit, mit der Weiner das schildert wird das Bedrohliche spürbar. „Alles über Heather“ ist mitreißend, präzise, und plausibel erzählt. Ein harter Psychothriller aber auch eine von einer feinen Ironie durchzogene Sozialstudie.

 
Der Tod so kalt

Luca D’Andrea

Der Tod so kalt

Deutsche Verlagsanstalt

14,99 €, E-Book 11,99 €

Wir befinden uns in Südtirol im Jahre 1985. Nach einem schrecklichen Gewitter kehren drei junge Leute nicht in ihr Heimatdorf zurück. Die Bletterbach-Schlucht wurde ihr Grab. Ihre Leichen findet man brutal entstellt. Die Morde werden nicht aufgeklärt und die Dorfbewohner hüllen sich in Schweigen.
Dreißig Jahre später kommt Salinger, ein Dokumentarfilmer, in den Ort. Er möchte das Bergrettungsteam beobachten. Ein tragischer Unglücksfall wirft Salinger aus der Bahn. Doch statt sich auszuruhen, verbeißt er sich in die Bletterbach-Morde.
Die beeindruckende südtiroler Berglandschaft bildet die Kulisse für diesen fesselnden Thriller. D‘Andrea gelingt es, nicht nur durch unerwartete Wendungen, die Spannung bis zur letzten Seite aufrecht zu halten. Auch die Gefühlswelten der Protagonisten werden dem Leser eindringlich nahe gebracht.
Der Roman von Luca D‘Andrea ist nicht nur Lektüre für Bergliebhaber. Vielleicht macht er – trotz der geschilderten Ereignisse – sogar Lust auf die Alpen und die eine oder andere Klamm. Lust auf mehr macht er in jedem Fall und glücklicherweise muss man darauf nicht lange warten: bereits im Februar erscheint der zweite Südtirol-Thriller.

 
Hier kommt keiner durch

Isabel Minhos Martins

Hier kommt keiner durch!

Klett Kinderbuch

14,00 €

Dieses liebevoll gemachte Buch hat im gerade vergangenen Jahr den Deutschen Jugendliteraturpreis in der Kategorie Bilderbuch gewonnen und damit in jüngster Zeit bereits viel Aufmerksamtkeit auf sich gezogen. Da es uns mit seinen witzigen Filzstift-Zeichnungen und der tollen, einzigartigen Idee aber so gut gefällt, möchten auch wir noch einmal gesondert darauf hinweisen.
Am Anfang sind die Seiten noch fast komplett leer, nur ein einzelner Militär mit seinem Hund verliert sich auf der weiten weißen Fläche. Und er hat eine Aufgabe: Er soll die rechte Buchseite von Eindringlingen frei halten. Egal, wer an ihm vorbei will – es wird ihm verwehrt. Und so füllt sich die linke Buchseite mit immer mehr der unterschiedlichsten Leute, bis es ein einziges Gewimmel ist, aus dem sich plötzlich ein Ball löst und auf die andere Seite hüpft…

 

Karl Ove Knausgård

Im Winter

Luchterhand

22,00 €, E-Book 17,99 €

Nach seinem großen autobiographischen Projekt erscheinen jetzt auch die vier Jahreszeiten-Bände von Karl Ove Knausgård in Deutschland. Den Anlass zu diesem Schreibprojekt bildete die vierte Schwangerschaft seiner Frau. Indem Knausgård seiner ungeborenen Tochter die Welt beschreibt, macht er sie sich selbst greifbar und begreiflich. Von August bis Oktober reflektiert der Autor in „Im Herbst“ sowohl über herbstliche Beobachtungen, als auch über allgemeine und alltägliche Phänomene der Welt. Es ist dieser besondere Blick, der es vermag, den inhärenten Zauber der Welt heraufzubeschwören und dem Leser die Tiefe des Banalen wieder zu Bewusstsein zu führen. „Im Winter“ setzt mit den folgenden drei Monaten direkt an den ersten Band an und beschreibt den Schnee, Weihnachten, Silvester und weitere winterliche Phänomene bis zur Geburt der Tochter. Im März 2018 wird der dritte Band folgen, der einen einzigen Frühlingstag mit dem neuesten Familienmitglied umfassen soll.
War Knausgårds autobiographisches Projekt noch von einer ausufernden Textmasse gekennzeichnet, die einiges an Lesezeit abverlangte, zeigt sich in diesen Miniaturen ein entgegengesetzter Weg. Man kann die neuen Bücher entweder am Stück lesen oder sich von den kurzen Reflexionen dazu anregen lassen, hin und wieder einen oder mehrere Texte zu lesen und sich somit von den Büchern durch die einzelnen Jahreszeiten begleiten zu lassen. Egal für welche Lesart man sich entscheidet, ein Blick hinein lohnt sich definitiv.

 

Carmen Korn

Zeiten des Aufbruchs

Kindler Verlag
19,95 €, E-Book 16,99 €

Die Geschichte um Lina, Käthe, Henny und Ida geht weiter. 1949 Hamburg: Deutschland ist in Aufbruchsstimmung. Endlich geht es nach zwei Weltkriegen aufwärts: Lina gründet eine Buchhandlung, Ida hat ihre Berufung gefunden und die Kinder von Henny gehen ihren Weg. Aber die drei Freundinnen wissen immer noch nicht, wohin der Krieg Käthe verschlagen hat, wissen nicht, ob sie noch lebt.
Mitreißend erzählt Carmen Korn im zweiten Teil der Trilogie von der Nachkriegszeit, dem Wirtschaftswunder, Rock’n’Roll und dem Schicksal der vier Frauen und ihrer Familien.

 

Sabrina Janesch

Die goldene Stadt

Rowohlt Verlag
22,95 €, E-Book 19,99 €

„Die goldene Stadt“ ist die Geschichte des deutschstämmigen Ingenieurs, Abenteurers und Hochstaplers Rudolph August Berns und seiner Suche nach dem südamerikanischen Eldorado. Bereits in ihren ersten beiden Romanen „Katzenberge“ und „Ambra“ hat sich Sabrina Janesch auf Reisen begeben und ihr Verhältnis zu Osteuropa beleuchtet. Für die Recherchen zu „Die goldene Stadt“ hat sie sich nun auf den Weg in die Anden gemacht. Auf den Spuren ihres Helden reiste sie nach Machu Picchu – um möglichst genau nachzuvollziehen, was dieser damals empfunden haben könnte. Diese empathische Nähe, die sich durch das gesamte Buch zieht, ist eine der Stärken des neuen Romans von Sabrina Janesch. Anschaulich und mitreißend erzählt sie von Berns Getriebenheit und den Strapazen, die er für sein Ziel auf sich nahm. Manche Schilderung erinnert unwillkürlich an „Aguirre“ und „Fitzcarraldo“. Aber das Buch ist in seinen genauen Beobachtungen und Beschreibungen auch voller Charme und Humor. Natürlich ist „Die goldene Stadt“ mehr als eine Biografie. Sabrina Janesch füllt mit großer Fantasie und erzählerischer Finesse die Lücken der Recherche und ihrer Darstellung des widersprüchlichen Charakter und facettenreichen Lebens von Rudolph August Berns zu folgen, ist ein großes Leseabenteuer.

 

Sabine Bode

Mädchen im Strom

Klett-Cotta
20,00 €, E-Book 15,99 €

Gudrun ist ein wagemutiges und hübsches Mädchen. Gern verdreht sie den Männern den Kopf. Aber ihr Nachname Samuel und die jüdische Herkunft verheißen im Dritten Reich nichts Gutes. Hineingeboren in wohlhabende Verhältnisse erlebt Gudrun eine glückliche Kindheit. Aber als die Nazis an die Macht kommen, muss sie fliehen. Eine Odyssee beginnt, die bis in das Judenghetto von Shanghai führt.
Es ist eine wahre, dramatische, ergreifende Geschichte, die Sabine Bode erzählt ohne dabei schablonenhaft zu werden. Denn die Protagonistin hat auch dunkle Seiten und nutzt alle Chancen. Die sachliche und distanzierte Erzählweise macht es möglich, den schweren Lebensweg Gudruns zu verfolgen.
Berührend sind auch die in die Erzählung eingebundenen Briefe Gudruns und ihrer Freundin Margot, ein Kontakt, der nie abriss.

 

Rick Riordan

Percy Jackson – Diebe im Olymp – Sonderausgabe

Carlsen
10,00 €

Über die 5-teilige Percy-Jackson-Saga muss wohl eigentlich nicht mehr allzu viel gesagt werden. In der abenteuerlichen Jugend-Fantasy-Reihe sind die antiken Mythen nicht einfach nur Geschichten, sondern sie entsprechen der Wirklichkeit. Die antiken griechischen Götter existieren und wie in der Mythologie beschrieben, haben einige der Götter mit Menschen Kinder gezeugt. Percy, der von seiner Mutter aufgezogen wird, ist einer solcher Halbblute und erfährt erst im Jugendalter, dass er der Sohn des Poseidon ist. Im „Camp Halfblood“ lernt er seine Fähigkeiten zu nutzen und zieht gemeinsam mit seinen Halbblutfreunden gegen Giganten, Titanen und diverse andere Wesen der antiken Mythologie in den Kampf, um nicht zuletzt die Menschheit zu retten.
Bei der Serie handelt es sich nicht nur um äußerst spannende Jugendliteratur, sondern es werden den jungen Lesern ab 12 Jahren auch viele Teile des antiken mythologischen Kulturguts auf unterhaltsame Art und Weise vermittelt. Abenteuerliche Unterhaltung mit Lerneffekt. Im Augenblick gibt es die einzelnen Bände im festen Einband als Sonderausgaben für jeweils nur 10 €.

 

Weihnachtliches im Reclam-Verlag

8,80 € – 14,00 €

Der Reclam Verlag hat auch in diesem Jahr eine Reihe von weihnachtlichen Geschenkbüchern herausgegeben. Von Klassikern wie Adalbert Stifter über Erzählbände verschiedener Autoren und Gedichten bis zu Liedern ist alles zu finden, gebunden und schön illustriert.

 
Noll - Halali

Ingrid Noll

Halali

Diogenes
22,00 €, E-Book 18,99 €

Der neue Roman von Ingrid Noll versetzt uns in die 50er Jahre, nach Bonn. Bonn ist Hauptstadt geworden und nun werden Ministerien aus dem Boden gestampft, der Wohnraum ist knapp. Doch das Männerangebot steigt. Das kommt Karin und Holda gerade recht. Die beiden jungen Frauen sind häuslichen Zwängen entkommen und arbeiten im Innenministerium als Sekretärinnen. Sie suchen privates Glück und Geborgenheit, aber auch Abenteuer und Selbstverwirklichung. Und jetzt sind sie auf Männerjagd. Aber was als Spaß begann, wird schnell Ernst, denn Holda und Karin geraten in einen echten Spionagefall.
Ingrid Nolls Zeitreise ist spannend, kreativ und mit ihrem typischen Schuss Humor und Ironie erzählt.

 

Jana Hensel

Keinland

Wallstein
20,00 €, E-Book 15,99 €

Eine Qualität von Literatur ist es, dass sie in der Lage ist, Empathie zu erzeugen. Eine Nähe zu erzeugen, die vorher nicht da war. Eine Sprache zu finden, die als verbindendes Element funktionieren kann. Eine Qualität, die in „Keinland“ auf jeden Fall zum Tragen kommt. Denn die beiden Protagonisten versuchen genau das – sie versuchen sich einander anzunähern. Und die Voraussetzungen scheinen zunächst gut, da zwischen beiden schnell Nähe entsteht. Aber gerade Martin, der als Jude in Frankfurt a.M. aufgewachsen ist, nun aber schon seit geraumer Zeit in Israel lebt, ist immer wieder abweisend gegenüber Nadja. Sie ist in der DDR aufgewachsen, musste dann aber im vereinigten Deutschland groß werden. Somit hätten sie in gewisser Weise beide kein Land, findet Nadja und somit eine Gemeinsamkeit, zumindest eine gemeinsame Basis für Verständnis. Eine Vorstellung, die Martin klar zurückweist, schließlich seien „ihre Leute“ nicht in den Öfen zu Asche verbrannt worden. Dennoch ringen beide um Verständnis füreinander, kommen sich immer wieder näher und entfernen sich wieder weiter voneinander…
Als Leser können wir diese Bewegungen nachvollziehen und uns so in zwei Menschen einfühlen, die – jeder auf die eigene Art – mit sich, ihrer persönlichen Geschichte und mit Geschichte ringen.

 

Marc-Uwe Kling

QualityLand

Ullstein
18,00 €, E-Book 14,99 €

Der Liedermacher und Kabarettist Marc-Uwe Kling ist vielen seit den Känguru-Chroniken ein Begriff. Mit „QualityLand“ liegt uns nun sein erster Roman vor – und dieser gleich in zweifacher Form. Doch zunächst zum Inhalt: „QualityLand“ ist eine Zukunftssatire, die das Leben im digitalen Zeitalter auf die Spitze treibt. QualityPartner weiß, wer am besten zu dir passt und TheShop weiß, was du willst und brauchst – noch bevor du es selber weißt – und schickt dir alles dementsprechend ohne Bestellung sofort per Drohne zu. Autos fahren die Einwohner selbstständig wohin sie wollen, „Ohrwürmer“ übermitteln dem Träger Mails, Nachrichten und Informationen, die sie benötigen. Da alle Daten im Netz sind – ob freiwillig oder nicht – werten Algorithmen diese aus und erstellen das Persönlichkeitsprofil eines jeden Einwohners und stufen sie in ein entsprechendes Level ein. Das System kümmert sich um alles. Alles, was du tun musst, ist „okay“ zu sagen. Doch eine Lieferung von TheShop, mit der der Maschinenverschrotter Peter rein gar nichts anfangen kann, lässt ihn am System zweifeln. Und mit diesem Zweifel wächst sein Aufbegehren gegen das System…
Marc-Uwe Kling beweist wieder einmal, dass er es gekonnt vermag, witzige und leichte Unterhaltung geistreich zu gestalten. Neben unzähligen intertextuellen und interkulturellen Anspielungen, Verweisen und Wortspielen, hat er sich auch zur Form seine Gedanken gemacht. Wie eingangs erwähnt, gibt es das Buch in zwei verschiedenen Ausgaben. Die Handlung beider Versionen ist identisch, jedoch sind die Einschübe in Form von Nachrichten, Werbeanzeigen etc. zwischen den Kapiteln unterschiedlich. Sie sind an den Gedanken des Buches angelehnt, dass in QualityLand jeder seine personalisierten Nachrichten, Werbungen etc. empfängt. Da der Aufwand, einem jeden Leser sein personalisiertes Buch zu schreiben, zu aufwendig gewesen wäre, sollen diese zwei Versionen das Prinzip veranschaulichen. Und keine Sorge: Die im jeweiligen Buch fehlenden Anzeigen können im Internet nachgelesen werden.

P.S. Wer das Känguru vermisst, kann sich auf das ausrangierte pinke QualityPad freuen.

 

Colson Whitehead

Underground Railroad

Hanser
24,00 €, E-Book 17,99 €

Colson Whiteheads „Underground Railroad“, mit den wichtigsten amerikanischen Buchpreisen ausgezeichnet, mischt in guter amerikanischer Erzähltradition historische Wirklichkeit mit Fiktion. Er beschreibt das tatsächlich existierende Netzwerk, das gegen Mitte des 19. Jahrhunderts Sklaven half, in die Freiheit zu entkommen. Und er stellt es als wirkliche unterirdische Eisenbahn dar. Diese hat verborgene unterirdischen Bahnhöfe, Gleise, Nebenstränge, Schaffner und Bahnwärter – eine riesenhafte Ingenieursleistung. Allerdings die Eisenbahn ist nicht zuletzt das Symbol der Moderne, das die Eroberung und Unterwerfung des nordamerikanischen Kontinents erst möglich machte und entlang dieser Zugverbindungen nimmt der Roman narrative Fahrt auf. Coras Flucht ist eine geografische Reise durch die Südstaaten Amerikas von der Plantage in Georgia über South und North Carolina, die letztlich im Norden der USA, in Indiana, endet. Aber es ist auch eine Reise durch die Geschichte der USA. An jeder der „Stationen“ der Railroad, an denen Cora für eine bestimmte Zeit an die Oberfläche gelangt, zeichnet Whitehead ein anderes, oft düsteres und zerrissenes Bild Amerikas. „Underground Railroad“ ist damit aber nicht nur in den USA das Buch der Stunde. Auch für uns europäische Leser ist diese Erzählung über Ausgrenzung, familiäre Tragödien und existenzielle Not hoch aktuell.

 

Edward Berry

Das verschwundene Buch

Sanssouci
15,00 €

Wenn die Geschwister Alba und Diego nicht gerade auf der Suche nach Drachen, die sie in ihrer Enzyklopädie sammeln können, durch Barcelona stromern, sind sie am liebsten bei ihrer Tante Bea im Buchladen. Ebendahin zieht es sie am Erscheinungstag eines neuen Romans, auf den alle Kinder schon sehnsüchtig warten. Schließlich handelt es sich, laut dem berühmten Literaturkritiker Leo Gutenberg, um die schönste Geschichte der Welt. Als sie jedoch bei ihrer Tante im Buchladen ankommen, erwartet sie ein riesen Schreck. Das Buch sowie der Umschlag sind vollkommen leer! Auch kann sich keiner derjenigen, die die Geschichte bereits vorab lesen konnten, mehr an die Geschichte, geschweige denn an den Titel erinnern. Was war geschehen? Auch in anderen Büchern passieren seltsame Dinge. Was hat eine Laserpistole in „Peter Pan“ zu suchen? Und was hat der mysteriöse Medienmogul Mr. Zargo mit all dem zu tun? Zunächst tauchen Alba und Diego mit der Hilfe ihrer Tante, die über geheimnisvolle Zauberkräfte verfügt, in die Geschichte von Peter Pan ein, um diese wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen.
Diese neue Kinderbuchreihe, die sehr liebevoll gestaltet ist, entführt die Leser in das Reich der Literatur und der Phantasie. Steht die Geschichte von Peter Pan im Zentrum des ersten Bandes, so tauchen die Geschwister im zweiten Teil in die Welt der Musketiere von Alexandre Dumas ein. Diese Reihe bietet nicht nur kurzweilige und abenteuerliche Unterhaltung, sondert macht auch Lust, die Klassiker der Kinderliteratur erneut zur Hand zu nehmen.

 

Ingo Schulze

Peter Holtz. Sein glückliches Leben erzählt von ihm selbst

S.Fischer Verlag
22,00 €, E-Book 19,99 €

Neun Jahre nach seinem letzten Roman Adam und Evelyn hat der vor allem für seine Erzählbände geschätzte Ingo Schulze nun einen neuen Roman vorgelegt. Und Peter Holtz reiht sich nahtlos ein in die Reihe der Helden großer Schelmenromane wie Hašeks Schweijk, der Simplicissimus ist nicht zuletzt auch formal Vorbild. Der Roman setzt 1974 ein, als Peter Holtz – wie auch der Autor – zwölf Jahre alt ist und begleitet den Hauptdarsteller bis ins Jahr 1998. Die erstaunliche Naivität, mit der Schulze seinen Narren ausstattet, imprägniert diesen gegenüber allen Schicksalsschlägen und Widersprüchen der Realität. Und sie ermöglicht dem Autor, das Groteske ebenso zu gestalten wie die Reflexionsebene hinter diesem Szenario. Holtz, im Waisenhaus aufwachsend, nimmt den Sozialismus ernster als die Menschen um ihn herum. Ernster, als es Partei und Stasi erlauben – er taugt nicht einmal zum Spitzel. So wie Peter Holtz mit religiösem Ernst an den Sozialismus glaubt, wird er kurz nach 1989 an den Kapitalismus glauben. Wie jeder Schelm gestaltet er sein Leben weniger, als dass es ihm widerfährt. Und das Glück meint es scheinbar gut mit ihm – ohne sein Wollen spielt es ihm immer mehr Geld in die Hände. Beim Versuch, dieses mit Anstand auszugeben, vermehrt es sich nur auf wundersame Weise. Allerdings steht dieses Geld dem Glück des Helden auch im Wege. Im ersten Kapitel kommt der zwölfjährige Peter Holtz noch damit durch, ohne Geld im volkseigenen Ausflugslokal zu speisen. Im letzten wird er aus der Gesellschaft ausgeschlossen, weil er, unter der Berliner Weltzeituhr sitzend, Tausend-DM-Scheine verbrennt. Es ist bemerkenswert, wie der große Erzähler Ingo Schulze in kleinsten Beobachtungen und Beschreibungen Charaktere und Situationen skizziert. Aber vor allem der warmherzige Humor und die spürbare Freude des Autors am Schreiben machen Peter Holtz so lesenswert.

 
José Eduardo Agualusa

Eine allgemeine Theorie des Vergessens

C.H. Beck
19,95 €, E-Book 15,99 €

1974 beendet die Nelkenrevolution in Portugal die dortige Diktatur. Das hat große Auswirkungen auf die Kolonie Angola. Endlich ist die Unabhängigkeit greifbar. Aber die Freiheitsbewegungen bekämpfen sich gegenseitig und ein Bürgerkrieg bricht aus. In diesen Wirren erschießt die Portugiesin Ludovica in Notwehr einen Mann. Sie vergräbt ihn auf der Dachterrasse und mauert sich in ihrer Wohnung ein. Während Ludovica ihr Überleben sichern muss, mit selbst gezogenem Gemüse und gefangenen Tauben, verändert sich die Welt da draußen. In den dreißig Jahren ihrer Einsamkeit kreuzen sich die Wege von Tätern und Opfern in bizarren Verwicklungen. Am Ende treffen alle Beteiligten vor Ludos Mauer aufeinander.
Diese fantastisch anmutende Geschichte wurde nach einer wahren Begebenheit erzählt. Die wirkliche Ludovica führte ein bruchstückhaftes Tagebuch und schrieb auf die Wände ihrer Wohnung. Aus diesen Aufzeichnungen hat José Eduardo Agualusa, einer der wichtigsten Portugiesisch schreibenden Autoren, einen wunderbaren Roman gemacht.
Sven Regener

Wiener Straße

Galiani Berlin
22,00 €, E-Book 18,99 €

Herr Lehmann ist zurück! Nach dem Spin-Off „Magical Mystery“, der Karl Schmidt in den Fokus nahm und Frank Lehman lediglich in Abwesenheit auftreten lässt, gibt es endlich einen neuen Roman von Sven Regener, der Herr Lehmann wieder in den Mittelpunkt rückt. Zeitlich füllt der im Jahr 1980 angesetzte Roman eine Lücke zwischen „Neue Vahr Süd“ und „Herr Lehmann“, in direktem Anschluss an „Der kleine Bruder“. Der WG-Einzug über Erwins Kneipe „Einfall“ bildet den Beginn von „Wiener Straße“, der das bekannte Personal durch weitere bizarre Charaktere ergänzt und gewohnt schräge und witzige Dialoge präsentiert. Die Handlung umspannt nur wenige Tage, gibt dabei jedoch lebendige Einblicke in die Künstler-, Kneipen-, Punk- und Hausbesetzerszene Kreuzbergs Anfang der 1980er Jahre. Mehr muss eigentlich nicht gesagt werden: Ein echter Regener halt!
Benjamin Lacombe

Marie Antoinette. Das geheime Tagebuch einer Königin

Jacoby & Stuart
29,95 €

Die Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken sagt in ihrem Buch „Angezogen“ über Marie Antoinette sinngemäß, dass diese vermittels ihres Putzes – mit ihrer „Modepolitik“ – die Monarchie zum Wackeln und schließlich zum Einstürzen brachte. Indem sie durch ihre Kleidung und ihre aufwändigen Frisuren ihre Lust und damit Individualität zur Schau stellte, nahm sie dem königlichen Körper die transzendente Dimension und somit die Ebene der Repräsentation der gottgewollten Ordnung. Ein Aspekt, der immer wieder in den wunderbaren Bildern von Benjamin Lacombe zu Tage tritt. Lustvoll illustriert er – sich immer wieder auch berühmter Porträts als Vorlage bedienend – eben diese Lust der letzten Königin Frankreichs. Die Lust nicht nur an aufwändigster modischer Kleidung und Toilette, sondern auch an der Lust selbst. Diesen präzisen und opulenten Bildern sind, neben einigen originalen Briefen Maria Theresias, immer wieder fiktive Tagebucheinträge Marie Antoinettes zur Seite gestellt, in denen sich Lacombe dem Innenleben dieser vielgescholtenen wie vielbesungenen schillernden Persönlichkeit nähert.
Marah Woolf

BookLess. Gesponnen aus Gefühlen

Oetinger Taschenbuch
8,99 €

Der Kampf um die Bücher geht weiter. Nachdem in diesem Frühjahr der erste Band der BookLess-Trilogie erschien, geht die bibliophile Abenteuergeschichte nun in die zweite Runde.
Die Enttäuschung über Nathans Verrat setzt Lucy noch stark zu. Dennoch muss sie irgendetwas gegen den geheimnisvollen Bund, der Bücher „ausliest“, um sie vermeintlich vor der Menschheit zu schützen, unternehmen. Schließlich werden alle „ausgelesenen“ Bücher aus dem kollektiven Gedächtnis der Menschheit gelöscht. Das kann Lucy als letzte Nachfahrin des jahrhundertealten Geschlechts der Hüterinnen nicht zulassen. Da sie gegen Nathans Großvater, der der Anführer des Bundes ist, nicht allein ankommen kann, ist sie auf Hilfe angewiesen. Doch ist es richtig ihre Freunde auch noch in Gefahr zu bringen? Und auf welcher Seite steht Nathan wirklich? Und welche besondere Verbindung besteht zwischen den beiden?
Wie bereits im ersten Band häufen sich die Fragen und treiben den Leser gespannt durch die Seiten in Erwartung der dazugehörigen Antworten, die sich peu à peu entfalten. Für jugendliche Leser ab 14 Jahren liefert die BookLess-Reihe ebenso unterhaltsame Lektüre wie für erwachsene Leser, die sich in eine leichte, etwas magisch angehauchte Geschichte fallen lassen möchten. Der große Vorteil: Wer erst jetzt einsteigt, muss nur noch zwei Monate auf das Finale der Trilogie warten.